BMW 7er Testberichte

Bmw-7er
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Abbildung beispielhaft
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Qualität & Verarbeitung:  sehr gut
  • Ausstattung:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Anschaffungskosten:  hoch
  • Haltungskosten:  durchschnittlich

Pro & Kontra

Vorteile

  • Hervorragende Fahreigenschaften,ausgezeichnete Fahrleistungen, sehr guter Federungskomfort, hohe Gesamtqualität
  • exzellenter Langstreckenvernichter
  • Ein BMW eben
  • hervorragende Verarbeitung tolle Fahrdynamik Super Straßenlage Absolut viel Platz Hohe Akzeptansrate bei BMW Fahrern
  • hervorragende Verarbeitung tolle Fahrdynamik Super Straßenlage Absolut viel Platz Hohe Akzeptansrate bei BMW Fahrern

Nachteile / Kritik

  • Hoher Verbrauch, insbesondere im Stadtverkehr,hohe Ersatzteilpreise, teure Reparaturen
  • gefährlich dumme Bedieneskapaden, willkürlich verteilt
  • Teuer und hoher Spritvervrauch
  • hoher Verbrauch hohe Unterhaltungskosten Parkplatzsuche Das wenden auf der Straße
  • hoher Verbrauch hohe Unterhaltungskosten Parkplatzsuche Das wenden auf der Straße

Tests und Erfahrungsberichte

  • Hoffentlich sieht mich hier drin keiner!

    3
    • Fahreigenschaften:  gut
    • Fahrkomfort:  gut
    • Platzangebot:  sehr großzügig
    • Zuverlässigkeit:  sehr gut
    • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
    • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  seit 1 Woche

    Pro:

    exzellenter Langstreckenvernichter

    Kontra:

    gefährlich dumme Bedieneskapaden, willkürlich verteilt

    Empfehlung:

    Ja

    Hallo liebe Yopi-Leser und Fremdlinge, der Over stellt Euch mal wieder ein Auto in einem „richtigen" Erfahrungsbericht vor.

    Und vorweg, für alle Schnellklicker und Leute, die davon überzeugt sind, über ein Auto dürfte man erst nach mindestens 5 Jahren Erfahrung und 100.000 km schreiben... bitte einmal abwerten und weiterklicken, Ihr seid hier falsch.

    Dem Rest möchte ich heute den BMW 740d (D für Diesel) aus der aktuellen Baureihe E65 vorstellen.

    Für die, die keine Romane mögen, hier eine Kurzbewertung:
    • Karosserie:
      + sehr großzügige Platzverhältnisse vorn wie hinten
      + ausreichender Kofferraum
      - undurchsichtige
    • Fahrkomfort:
      + auch mit Sportfahrwerk guter Federungskomfort
      + sehr geringes Geräuschniveau
      + hervorragende Sitze

    • Antrieb:
      + souverän und in jeder Lage kraftvoll
      - leicht verzögertes Ansprechen
      + bestens abgestimmte Automatik
      - jedoch unmögliche Bedienung der Automatik

    • Fahreigenschaften:
      + narrensicheres Fahrverhalten
      - eingeschränkte Handlichkeit ob der schieren Masse
      + brauchbare Wintertauglichkeit
      + idealer Langstreckenvernichter

    • Sicherheit:
      + gute Sicherheitsausstattung
      + sehr standfeste Bremsen mit wenig Fading
      + geringe Seitenwindempfindlichkeit

    • Umwelt:
      + angemessener Verbrauch
      - kein Partikelfilter
      - nur EU3 schadstoffarm

    • Kosten:
      - extrem hoher Anschaffungspreis
      - sehr hoher Wertverlust
      - kräftige Werkstattkosten
      - starker Reifenverschleiß

    Gefahren bin ich dieses Auto im letzten Jahr von Anfang Juli bis Ende August, also fast zwei Monate, insgesamt wurden (bis auf etwa 1.400 km durch andere Mitarbeiter alle von mir selbst), knapp 15.000 km mit dem Auto zurückgelegt.
    Unmittelbar vorher hatte ich den Audi A8 TDI (Bericht zum A8 ist bei mir zu finden), da ich im letzten Jahr Gelegenheit hatte, alle zur Zeit erhältlichen Oberklasse-Diesel zu bewegen, stelle ich die auch nach und nach vor.

    Alright, sehen wir uns das Fahrzeug also zuerst einmal näher an, das ich hier vorstelle. Das Fahrzeug wurde von mir nicht bestellt, sondern in dieser Ausstattung übernommen, also werte ich auch wieder die Nützlichkeit der Sonderausstattung nach meinem subjektiven Schema (++ = ein MUSS, + = macht Sinn, - = nicht nötig, -- = rausgeworfenes Geld):
    • 740d Limousine 76.500,00 EUR
    • BMW Individual 7er - Ausstattung 1, umfaßt: 12.200,00 EUR
      - Metallic Lackierungen carbonschwarz
      - Erweiterte Lederausstattung Individualleder Merino (u.a. Sitze, Sitzlehnenrückwand,
      Türspiegel) in der Farbe caramel, Individual Dekorleisten, Fußmatten Velours mit
      Ledereinfaßband in Individual Polsterfarbe, Lenkradkranz in Individualleder
      Walknappa bicolor
      - Ablagenetz im Beifahrerfußraum
      - beleuchtete Einstiegsleisten mit BMW Individual Schriftzug
      - Volliederausstattung: u.a. belederte Mittelkonsole, Instrumententafel Unterteil (Oberteil in Leder schwarz), Türverkleidung
      komplett (Türbrüstung in Leder schwarz)
      - BMW Individual Leichtmetallräder V-Speiche 152 I inkl. Individualkennzeichnung, vorn 245/40 R20, hinten 275/35 R20
      - Individual Bodenverkleidung und Individual Dachhimmel in Alcantara
    • Sportpaket, umfaßt: 7.000,00 EUR (++)
      - Blinkleuchten weiß, Individual
      - Hochglanz Shadow Line, Individual
      - Sport-Lederlenkrad
      - Sportliche Fahrwerksabstimmung
      - Sportsitze für Fahrer und Beifahrer
    • Adaptives Kurvenlicht 600,00 EUR (+)
    • Aktive Geschwindigkeitsregelung 2.050,00 EUR (+)
    • Alarmanlage 430,00 EUR (--)
    • Automatische Heckklappenbetätigung 520,00 EUR (--)
    • Autotelefon Professional 1.050,00 EUR (--)
    • CD-Halterung 80,00 EUR (+)
    • CD-Wechsler 6-fach 400,00 EUR (++)
    • DVD Wechsler 6-fach 1.000,00 EUR (-)
    • Dynamic Drive 2.600,00 EUR (++)
    • Fondbildschirm 2.700,00 EUR (--)
    • Glasdach, elektrisch mit Schiebe- und Hebefunktion 1.300,00 EUR (++)
    • HiFi System Professional LOGIC7 750,00 EUR (++)
    • Klimaautomatik mit erweitertem Umfang 630,00 EUR (++)
    • Klimakomfort-Verbundverglasung 880,00 EUR (-)
    • Komfortzugang 1.170,00 EUR (--)
    • Navigationssystem Professional inkl. DVD 2.400,00 EUR (++)
    • Park Distance Control (PDC) 750,00 EUR (++)
    • Reifen Druck Control (RDC) 620,00 EUR (+)
    • Scheinwerfer-Waschanlage 260,00 EUR (++)
    • Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer 420,00 EUR (++)
    • Sitzheizung für Fondsitze 420,00 EUR (--)
    • Skisack 330,00 EUR (+)
    • Soft Close Automatik (SCA) für Türen 620,00 EUR (--)
    • Sonnenschutzrollos für Heck- und hintere Seitenscheiben elektrisch 700,00 EUR (+)
    • Sonnenschutzverglasung, Individual 500,00 EUR (--)
    • Spracheingabesystem 400,00 EUR (+)
    • Standheizung mit Fernbedienung 1.050,00 EUR (+)
    • TV-Funktion 1.200,00 EUR (--)
    • Universal-Garagentoröffner 230,00 EUR (++)
    • Xenon-Licht für Abblend- und Fernlichtfunktion 750,00 EUR (++)

    Gesamtpreis ab Werk zzgl. Überführung inkl. 16 % MwSt. 122.510,00 EUR

    Preise Stand 26.01.2004

    Preise und Ausstattung

    Noch mal langsam zum Mitdenken: wir haben allein eine Sonderausstattung im Wert sechsundvierzigtausendundzehn (46.010) Euro in diesem Fahrzeug vor uns. Nur so zum Vergleich noch mal ins Gedächtnis: mein nicht ärmlich ausgestatteter 320d hat ab Werk knapp unter 40.000 Euro gekostet... muß ich noch was sagen?
    Vollends verkehrt wird die Relation, wenn ich zehn Jahre zurück denke: da kaufte meine Ma einen 750iL in Werksvollausstattung, Listenpreis knapp 150.000 Mark (!), dann als Vorführwagen für knapp 115.000 DM. In Euro: 58.798 und paar Zerquetschte. War nix drin? Aber sicher.. der hatte sogar schon hinten einzeln elektrisch einstellbare Sitze und ähnliche Goodies... es fehlte wirklich nicht viel im Vergleich.
    Und, schon mein Standardspruch: selbst in dieser wahrlich fürstlichen Preisklasse gibt es den Rußpartikelfilter mal wieder weder gegen Geld noch gute Worte. Was ist das? Ja, ein Armutszeugnis deutscher Ingenieurskunst.
    Erst jetzt, im April 2005, bekommt der Nachfolger des 740d, der 745d, den Rußpartikelfilter serienmäßig, ein Bericht zum 745d folgt im Juni.
    Sehen wir uns mal an, was so ein Auto haben müßte, wenn man vernünftig (ok, schwer, bei dem Grundpreis) kaufen würde: ein Muß wären folgende Zutaten: Dynamic Drive plus EDC plus Niveauregulierung (oder Sportpaket), Navi, Leder, Schiebedach, erweiterte Klima, Memory für die Sitze (hier beim Sportpaket mit drin), die PDC und Xenon. Wieso muss? Weil den ohne gebraucht niemals einer kauft!
    Nebenbei, mal keine Sorge: auf den Preis gehen mit anderen Modellen und tiefem Griff in die Individualausstattungen mit Sicherheit auch noch mal 40.000 Euro drauf... also, wir reden hier nicht vom teuersten denkbaren Siebener!

    Schock verdaut? Nein? Egal, jetzt sehen wir uns das Auto mal genauer an.

    Karosserie

    Über den aktuellen Siebener ist schon viel gelästert worden. Zu welcher Fraktion zähle ich mich? Zu denen, die ihn NUR häßlich finden.
    Ich hatte zwei Monate täglich die Gelegenheit, mir das Auto "schön zu gucken". Es hat nicht funktioniert.
    Aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters... sieht man die Verkaufszahlen allerdings, dann muss man ernsthaft fragen was der BMW Designchef noch verbrechen muss, bevor er Opfer einer spontanen Attacke eines BMW-Fans wird. Man könnte ihn ja auch hochloben... macht ihn zum Entwicklungschef... schlimmeres kann er da auch für die Marke BMW nicht anstellen.
    Ok, nun wieder sachlich. Sachlich gibt es nichts zu beanstanden, das Auto ist routiniert gefertigt, die Spaltmaße sind gering, auch aus nächster Nähe betrachtet sieht alles bestens aus.
    Bei unserem Testwagen sorgen der automatisch öffnende und schließende Kofferraumdeckel (GOTT, IST DAS DING HÄSSLICH!!!) und sanft von Servos zugezogene Türen für das besondere Flair des Nichts-Tun-Müssen... mir beides so was von entbehrlich, wenn ich die Preise sehe.
    Im Übrigen ist der Siebener zwar groß, aber auch wuchtig. Die Eleganz seiner Vorgänger hat er zugunsten eines gewissen "wenn schon häßlich, dann aber unübersehbar" aufgegeben. Dank PDC vorne und hinten bleibt die absolute Unübersichtlichkeit dieser Karosse aber wohl meist ohne Folgen.

    Der Innenraum

    War ich bereits außen schon schwer enttäuscht... hier fließen dann die Tränen!

    Gab es bislang bei BMW seit Generationen fahrerorientierte Cockpits, die einen typischen Wiedererkennungs- und Wohlfühleffekt schufen... hier ist nichts mehr, wie es war.
    Das Lenkrad steht im direkten Wettstreit mit den ebenso unsäglichen VW-Lenkrädern (nicht, Andreas?), klobig, ohne Pfiff. Und in jedem Dreier bedient sich die Lenkrad-Klaviatur nach 1.000 km ohne Hinsehen... hier fordert mir das nach zwei Monaten noch einen Blick ab.
    Die Instrumente wurden auch kastriert, aus rund wurde annähernd halb rund, das Auge vermißt auf Anhieb die jahrzehntelang analog gewohnte Tankuhr und eine Temperaturanzeige. Ich kann mich nur selbst wiederholen, bei Mercedes frönt man dem gleichen Unsinn... gab es in früheren Jahren jemals Beschwerden wegen Reizüberflutung durch die Analoginstrumente in einem BMW-Cockpit? Nein? Wieso gibt es die dann nicht mehr? Nicht aufregen.....
    Es wird besser. In der Armaturenbrettmitte finden wir unter einer zweiten Hutze einen Monitor. In etwa so verbaut, wie die Tuner sich das nie getraut haben... da gab es schon 1997 Konstruktionen, bei denen der Monitor aus dem Armaturenbrett ausklappte. Soweit, so schlecht... er wird ja auch für jeden Mist gebraucht.. doch auch dazu später mehr.
    Werfen wir einen Blick tiefer. Im aktuellen Testwagen ziert dunkel-glänzendes Holz den Mittelbau des Armaturenbretts... gestalterisch ähnlich nobel wie Ikeaschränke aus den Anfängen der 70ziger Jahre, dazu geben die Klappen ohne vorheriges Öffnen den Sinn ihrer Funktion nicht preis. Nun was soll es auch, ist ja ein Auto, man kann ja erst mal alle Schubladen öffnen, man ist ja schließlich nicht bei den Nachbarn.
    Der Blick senkt sich auf die Mittelkonsole. Wuchtig teilt sie den Innenraum, liegt die Hand auf der Armlehne, sucht sie faßt automatisch Kontakt zum (ich bin bisher gut drumrumgekommen.. aber jetzt muss es sein..) unseligen I-Drive Dreh-/Drücksteller.
    Es ist nicht der erste aktuelle Siebener, in dem ich hier sitze... unaufgeklärte Fahrer lassen jetzt ihren Blick schweifen... Schalthebel... Automatikwählhebel, Du sach mal...

    Mach ich doch! Der war mit den BMW-Designern irgendwo in Finnland zur Kur vermute ich. Wieso? Nun, erstens hat er sich verschämt ans Lenkrad verzogen und ist zu einem Hebelchen degeneriert. Und zweitens müssen diejenigen, die sich das ausgedacht haben, extrem lange Saunabäder ohne Zufuhr jeglicher Feuchtigkeit genossen haben... anders kann ich mir das nicht erklären, wie man in einem BMW auf solche Ideen verfallen kann. Axo, es gibt natürlich auch noch Tasten in den oberen Lenkradspeichen, ziemlich geschickt außerhalb des normalen Griffbereichs montiert, um der Automatik manuell ins Werk zu greifen... lieber lassen!
    Handbremse? Hallo? BMW Hat sich für eine automatische Lösung entschieden... entriegelt wird links per Hebel. Nötig? Ja, ähnlich wie Masern bei schwangeren Frauen.

    Und sonst? Ohne I-Drive geht kaum was... es lassen sich laut BMW Aussagen etwa 700 Menüpunkte aufrufen. Ich hab es nicht nachgezählt, aber ich glaube denen mal. Wie man solch komplexe Dinge bedienbar macht, das können sich die Herrn ja in der Zwischenzeit in Autos aus Ingolstadt oder Dresden (jaha, der Phaeton kommt daher!) ansehen. Hier ist und bleibt es jedenfalls eine Zumutung, selbst verspielte Naturen wie ich werden ab einem bestimmten Punkt nur noch pampig.
    Andere werden schlicht nie in die Möglichkeiten der Bedienung einsteigen. Mein bester Freund ist studierter Tonmeister und in einem Musikstudio bei einer Aufnahme problemlos Herr über 100derte von Reglern. Die Aufgabe, mal gerade einen anderen Sender zu suchen, gab er als Beifahrer schwer genervt nach fünf Minuten auf... ich möchte nicht wissen, wie viel Siebener immer so unterwegs sind, wie die Werkstatt mal was eingestellt hatte.
    Macht man sich die Mühe und steigt in I-Drive ein läßt sich vieles bis ins kleinste konfigurieren.. Wärmeverteilung der Klimaanlage usw.. Komischerweise ging das aber auch im E38 schon weitgehend alles... nur ohne Menus.
    Die im Testwagen verbaute Multimedia-Anlage ist im übrigen tatsächlich, zumindest teilweise eine Empfehlung wert. Die Navi arbeitet lahm, aber sauber. Das Logic7 System dürfte so ziemlich die Spitze der zur Zeit ab Werk verbauten Lösungen in Sachen Lautsprecher darstellen... und ist auch in der Nachrüstung kaum zu toppen, da die Bässe z.B. in den vorderen Schwellern verbaut sind und es weit und breit keinen anderen Platz gibt, ein wenig Membranfläche in den vorderen Teil des Fahrzeugs zu bekommen. Teuer ist das Auto eh, also mitbestellen.
    Die Geschichte DVD-Wechsler und Monitor auch hinten inkl. TV-Empfang möge jeder für sich selbst beurteilen in Sachen Nützlichkeit. Mag der wohlhabende Familienvater dies seinem Nachwuchs auch vielleicht der eigenen Nerven wegen gönnen, mir fehlt bei diesen Preisen schlicht das Verständnis, für das Geld mache ich dann lieber wochenlang Urlaub und stehe auch eine längere Fahrt mit konventioneller Unterhaltung durch. Wieder so etwas, wo ich mich frage, wie es die Generationen vorher überhaupt ohne aushalten konnten... egal, hier wird nicht philosophiert jetzt.
    Das Telefon von BMW ist für diejenigen, die eine TwinCard oder ähnliches besitzen sicher eine gute Lösung, alles andere geht im Siebener nur in der Nachrüstung. Die optionale Sprachsteuerung für Telefon und Navi funktioniert, wohl das positivste, was man drüber sagen kann. Nett, aber so was geht nachgerüstet deutlich preiswerter.

    Platzverhältnisse

    Auf den Sitzen gibt es großzügigen Platz für vier Erwachsene jedweder Statur. Wenn hinten die Beine bequem übereinander geschlagen werden sollen, darf es kein Diesel sein, die L-Varianten mit verlängertem Radstand sind nur für die Benziner zu haben.
    Wie gesagt, vier Personen reisen fürstlich, der Kofferraum ist mit 500 Litern völlig ausreichend. (Ja, ich weiß auch, das ein VW Jetta von 1981 auch soviel hatte... ich sage ja, AUSREICHEND).
    Wie so oft bei BMW macht es dann nicht der schiere Platz sondern die geschickte Lösung. Zwar gibt es keine Regenschirme in den Türen wie bei anderen Konzernautos aus England, aber Fächer für Kleinigkeiten sind in Hülle und Fülle vorhanden.

    Die Sitze

    Meine einzige Anforderung bei der Frage, was für einen Siebener ich denn wollte, war (neben Diesel) das ich einen MIT Sportsitzen wollte.
    Grund dafür waren etwa 600km in einem mit Komfortsitzen ausgestatteten 760iL, die mir diese gründlich verlitten haben.
    Also, hier meine Begegnung mit den Sportsitzen. Urteil? Glatt 1. Nicht 1+, das verspielen sie durch den völlig verrückterweise an der Innenseite der Mittelkonsole angebrachte Sitzverstellung. Ansonsten gibt es nichts zu kritteln, jedwede Statur sollte eine passende Sitzposition finden, alles Sinnvolle ist verstellbar, Seitenhalt perfekt, Komfort perfekt; neben den Sportsitzen im A8 für mich das derzeitige Optimum.
    Und hinten? Nicht so supergut wie vorne, aber ebenfalls wirkliche Oberklasse, ohne aber z.B. an die Phaeton Lounge ranzureichen, die allerdings auch konsequent auf vier Personen ausgelegt war (in dem, den ich gefahren bin, es gibt auch Fünfsitzer).

    Verarbeitung – Material - Haptik

    Hier reißt die sündteure Individuallederausstattung einiges raus. Das Leder fühlt sich nicht nur handschuhweich an, es riecht auch nach Natur. Die Verarbeitung genügt kritischsten Blicken, wo das Armaturenbrett einen unwürdigen Eindruck macht, so wird vieles durch die Haptik des verwendeten Materials wieder ausgeglichen.
    Und wir denken noch mal zurück: der Spaß kostet in dieser Form mindestens 12.200 Euronen Aufpreis.
    Aber die spürt man wenigstens mal, wenn ich auch ehrlich zugeben muss, das selbst die steuerfreie Million bei Jauch mich nicht dazu brächte, in den Innenraum solche Summen zu investieren. Wer das nötige Kleingeld hat... bitte, hier bietet sich ein wunderbares Feld, es loszuwerden.

    Die Technik

    Triebwerk

    Huch... schreibt der Kerl sonst nicht immer Motor?

    Ja, sonst.

    Triebwerk stimmt einfach. Von den Papierwerten her unterscheidet sich der 740d nicht allzu sehr von den Gefährten dieser Klasse, dem A8 TDI und dem S400CDI.

    Geboten werden aus 3.901ccm 258 PS bei 4.000 U/min.

    Die durchschlagende Wirkung des Triebwerks stellen aber stramme 600Nm bei 1.900 U/min sicher. Diese Werte werden mit allen Registern heutiger Dieseltechnik erreicht, von CommonRail der 2. Generation über Turbolader mit variabler Turbinenschaufelgeometrie bis hin zum 4-Ventilkopf für jeden Zylinder ist alles versammelt, was heute technisch machbar ist.
    Der obligatorische Blick auf den Motor enthüllt nichts, wie üblich wird eine weite Plastiklandschaft von Verkleidungen geboten, der eigentliche Motor bleibt verborgen. Zur regelmäßigen Wartung erforderliche Dinge liegen aber gut zur Hand, auch die Motorhaube läßt sich noch mit sauberen Fingern öffnen... da hat im übrigen Audi wohl nur noch den Mann im Blaumann bei dieser Tätigkeit im Auge, beim A8 jedenfalls ist diese Tätigkeit wie vor 20 Jahren nur durch Suchen in der Ritze zu erledigen.
    Beim Siebener gibt es beim Getriebe keine wirkliche Auswahl, es ist in allen Versionen eine Sechsgang-Wandlerautomatik verbaut, im übrigen die erste dieser Bauart im PKW. Bis auf die Hinterachsübersetzung vertraut BMW auch auf durchgehend gleiche Übersetzungen der einzelnen Gangstufen in den einzelnen Gängen. Hier beim 740d paßt das wunderbar... der Fahrer eines 730i wird aber auf Dauer neue Flüche lernen.

    Fahrwerk(murks)

    Wie jetzt? Ok, 'tschuldigung, in unserem Sportpaketauto mit DynamicDrive ist ja soweit alles paletti.
    Wieso schreibt der dann Murks? Ganz einfach, weil der Siebener ein Kind des ESP ist. Was heißt das? Die serienmäßige Abstimmung ist auf Teufel komm raus auf Fahrdynamik ausgelegt (macht ja auch saumäßigen Spaß), das bedeutet, das der Siebener ohne Elektronik eine gaaaaaanz üble Heckschleuder ist. Und?
    Das allein wäre noch nicht so schlimm. Jetzt waren die Herren aber so schlau, und haben diese absolute Kurvengierigkeit mit einer extrem weichen Grundabstimmung gepaart. Heißt: kommt die Fuhre einmal wirklich aus der Bahn, bedarf es einer extrem kundigen Hand, um die Kiste überhaupt wieder in den Griff zu bekommen.
    Die Auto, Motor und Sport hat dieser ganz speziellen Siebener-Problematik mal einen ganzen Artikel gewidmet, das ging soweit, das bei Autos ohne DynamicDrive nach dem Test Stabilisatoren aus ihren Halterungen gesprungen waren.

    Wieso machen die denn so was?

    Nun... weil eben die Gläubigkeit an die Elektronik hoch ist. Ich möchte nicht wissen, wie viele Autos schon bei 180 km/h wegen eines defekten ESP Sensors von der Autobahn geflogen sind (kann nicht passieren? Kann! Weil es passieren kann, das ein fehlendes Sensorsignal als Schleudern interpretiert wird und dann "mal eben" z.B. das linke Hinterrad alleine abgebremst wird... mit solchen Spielen kann man lustige Abgänge machen).
    Ziel der BMW Entwickler war es aber, das der Siebener extrem handlich sein sollte. Ist er auch. Die Frage ist nur, ob ausgerechnet der typische Siebener Kunde extrem scharf auf superscharfes Handling sein soll... ich glaub mal eher nicht.. Dieser Kunde wird eher Komfort mögen.
    Die Grundkonstruktion des Fahrwerks besteht im übrigen komplett aus Leichtmetall. Und gehorcht dem Stand der Technik, Mehrlenkerachsen vorne wie hinten.
    Dazu gibt es vorne wie hinten innenbelüftete Scheiben in angemessener Größe.
    Immerhin müssen rund 2.150kg Lebendgewicht gebändigt werden.
    Die Gewichtsverteilung ist trotz des schweren Diesels recht ausgewogen, 52% lasten auf der Vorderachse, 48% auf der Hinterhand, das sorgt auch im Winter für entschlossene Traktion.

    Fahren wir endlich!

    Wir haben unseren Schlüsselersatz in das dafür vorgesehene Löchlein gestopft und betätigen den Startknopf.
    Musik ist an, ahja... minimale Vibrationen und eine bei 650 U/min ausharrende Nadel des Drehzahlmessers künden davon, daß wir den Diesel geweckt haben. Radio ganz leise... oha... es murmelt vorn, aber es dieselt nicht. Schön!
    Wir fummeln uns aus der Lücke (Stammleser erinnern sich, die engen Lücken auf den Geländen, wo man solch Autos übernimmt, sind traditionell Prüfparcours für Ausparkkunst) und fluchen dabei bereits gekonnt, laut und mehrfach wegen des Wählhebels der Automatik, der den schnellen Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsfahrt unmöglich macht... lieber warten, und vorsichtig die Bremse los, als den Nebenmann verkürzen.
    Geschafft, die Fuhre rollt.
    Meine bessere Hälfte war derweil in der Innenstadt, auch Münchner Geschäfte wollen gesponsert sein, die fünf Minuten, die sie braucht, um mir sagen zu können, wo sie denn gerade ist, reichen mir, um die Navi soweit im Griff zu haben, mich dahin zu leiten, wo es denn hingehen soll. Also ab in die Stadt, in München nimmt den Siebener irgendwie niemand wahr, so soll das sein.
    Meine bessere Hälfte hat brav dafür gesorgt, das wir die 500 Liter Kofferraum auch mit zwei Leuten für einen Wochenendtrip nutzen können, die Sonne scheint, die Klimaanlage kühlt, die Beine von... halt! Fahren, ok.
    Nebenbei, beim Anblick des aus seinen Doppelscheinwerfern traurig blickenden 740d hat sie zuerst: "Mit DEM fahren wir aber nicht zum Gardasee gesagt!!!" (ich hab noch ein paar mehr Ausrufezeichen mitschwingen hören). Innen war sie aber versöhnt, hinter der Münchner Stadtgrenze hatte sie dann ihren Sitz auch passend und das Klima angenehm geregelt.
    Freitagnachmittag im Sommer an den Gardasee... der geneigte Leser errät leicht, daß diese Tour eher von gemütlicher Ruhe und Entdeckerlust der Reisenden geprägt war. O-Ton Beifahrersitz, im Stop-and-go Verkehr: "Kannst Du nicht mal zwei Minuten stehen bleiben? Ich würde das gerne mal am Stück sehen!". Was sehen? Was redet die da? Achso, der Effekt ist einfach: Fernsehen gibt es vorne nur im Stand, ab satter Schrittgeschwindigkeit wird auf Navi umgeschaltet. Nebenwirkungen? Fräulein Doktor hat eine zeitlang hinten gesessen. Bis dann "mir wird hier bestimmt schlecht" die Ankündigung für "ich will wieder nach vorne" bot.
    Lohn der Rollerei war ein Verbrauch von knapp 8.2 Litern, irgendwie war ich mir selbst am Ziel nicht sicher, ob der Drehzahlmesser auf der Strecke je mehr als 2.000 U/min angezeigt hatte.
    Die beiden darauf folgenden Tage wurde der 740d bis auf einige kurzweilige Spurtspiele (nein liebe Alfisti, ein 156, auch als V6, reicht nicht, um einen Teutonendiesel einen Berg hoch zu überholen!) artgerecht gehalten, im dichten Wochenendtouriverkehr nicht anders machbar.
    Am Ende standen sonntags nachts 950km mehr auf der Uhr, von denen die allermeisten entspannt vergingen. Verbrauch beim zügigen Gleiten mit bis zu 220 km/h auf der Autobahn 9.5l.
    Erstes Zwischenfazit: extrem guter Reisegleiter, völlig souverän, ohne Hektik zügig zu fahren.
    Die Woche beginnt allein im Auto und ohne ("siehst Du den LKW?" "Ja, Geliebte" "SIEHST DU DEN LKW AUCH???" "Jaha, Schatz" "SIEHST DU EIGENTLICH, DASS DER RAUSFÄHRT????" "....." und dreht das Radio lauter, während er weiter gemütlich mit Tacho 90 dem LKW folgt, der sich schon eine Minute vorher blinkend bemerkbar machte...) Beifahrer. Mit anderen Worten: schaun wa mal, wasser kann!
    Bis zur Autobahn trau ich ihm Betriebstemperatur zu (12 km), danach sieht er den ersten digitalen Tag. Ergebnis? Faszinierende Perspektiven tun sich auf. Tritt einem der Phaeton V10 brutal ins Kreuz, braucht der A8 TDI einen Gedenkwimpernschlag, um loszudrücken, hängt einen der 400 CDI ans große Gummiband... der BMW Großdiesel drückt einfach los. Ohne Ansatz, ohne Gedenksekunde. Er schiebt satt aus dem Keller, wird in der Mitte gnadenlos und dreht für Dieselverhältnisse sogar munter raus.
    Die Automatik? Spielt unauffällig mit, die Eigenschaltversuche gebe ich bald auf.
    In Sachen Triebstrang haben wir also einen echten Traum unterm Hintern.
    Was sagt der Verbrauch? Ohne jede Gnade digital bewegt (dazu gehören aber für mich Autobahnbaustellen auf der rechten Spur hinter den Lkws, mein Punktekonto bleibt jungfräulich) drücke ich ihm knapp 13 Liter Diesel durch die Düsen. Im Schnitt ergeben sich bei mir knappe 11 Liter, über alle Tankstops gemittelt 10.8l. Wobei man fairerweise dazu sagen muss, daß wir nicht nur in Italien sondern in der Zeit auch in Südfrankreich waren, also mal locker rund 3.500 km ruhiges Gleiten angesagt war.

    Und das Fahrverhalten?

    Tja... zwei Seelen, ach, wohnen in seiner Brust.

    Da ist die Gleiterseele, die auf der Autobahn alles wegbügelt und auch Landstraßen letzter Ordnung erträglich macht... aber wehe, man tritt dem Dickschiff auf den Schwanz. Mit ESP wird zwar dank Sportpaket schon mehr Action als ohne geboten... trotzdem bleibt das Auto immer meilenweit weg vom Grenzbereich, es gelingt nie, den 20" Schlappen auch nur ein ansatzweises Geräusch zu entlocken.
    Was ist das? Das ist narrensicher, jeder Depp könnte das Auto ohne nasse Hände mit Vollgas durchs Gebirge bewegen... die Elektronik wird's schon richten.
    Und was ist das noch? Laaaaaangweilig! Also, ESP aus (per Knopf geht das nicht, böse Menschen wissen aber, welche Sicherung man zieht... also GANZ aus!) und ab dafür! Ich habe das Auto mit zu einem Sicherheitstraining gehabt und ihn zur Vorführung gebraucht.
    Was jetzt kommt, gilt nur MIT Sportfahrwerk: Handling exzellent, Beherrschbarkeit bestens, Aufstellen gleich null, Lenkbarkeit nur mit Gas (Skidpad) 100%. Aber: nicht stationär auf der Kreisbahn sondern in Wechselkurven auf dem Ring bewegt kommt eine üble Neigung zum Aufstellen und zum Konterschwung in die Fuhre, zwar anders als beim Serienfahrwerk beherrschbar, aber trotzdem etwas tückisch.
    Fazit: für den Normalfahrer sicher wunderbar, für sportlich ambitionierte Menschen bitte ich dringend, sich die Wahl der Fahrzeugklasse noch mal zu überlegen. Auch der Siebener ist ein satter Zweitonner, kein Sportler. Auch wenn es sich so anfühlt, manchmal.

    Komfort

    Nun ja. Er ist keine S-Klasse, er ist kein Phaeton, er ist kein A8. Er ist eben ein BMW. Heißt: man bekommt schon mit, worüber man fährt.

    Man ist dem Geschehen beleibe nicht so entrückt, wie in einer S-Klasse oder einem Phaeton. Aber man ist auch nicht Opfer der Luftfederung wie im Audi. Mit Sportfahrwerk ist der Komfort einfach vernünftig. Wer eine Sänfte wünscht, das geht mit anderen Fahrwerken auch beim Siebener. Aber das ist dann eine tückische Sänfte... wer so was mag, soll doch Mercedes kaufen.
    Zu hören gibt es vom Auto selbst nur wenig, bei über 200 km/h läßt es sich ohne die Stimme zu erheben reden.

    Kosten

    Die dunkle Seite der Geschichte. Als wäre das Herkunftsland Modor, so verbreiten alle Informationen aus diesem Kapitel Angst und Schrecken. Beispiele gefällig? Versicherungstypklassen: Haftpflicht 23, Teilkasko alt/neu 39/29, Vollkasko alt/neu 33/30. Bedenkt man, das nach der neuen Regelung bei 30 die höchste Klasse erreicht ist, möge sich jeder selbst ein Bild machen.
    Dazu kommen Euro3 zu versteuernde 3900 ccm, von denen je angefangene 100 ccm 16.05 € an den Fiskus zu bezahlen sind, macht jährlich schlappe 625,95 €.
    Gehen wir in dieser Klasse dazu noch von einem sehr deutlichen Wertverlust aus, nehmen zwar nicht astronomische, aber doch deutlich spürbare Werkstattkosten dazu (kleine Inspektion etwa 250-300 €, große etwa 450-600 €, Intervalle variabel je nach Fahrweise), vergrößert durch extreme Kosten für Bereifung (einer der montierten Hinterreifen allein 340 Euro), dann merken wir so langsam: wir sind in der Luxusklasse und mit dem Diesel lassen wir uns das Sparen mal richtig was kosten!

    Fazit

    Oha, da wird es schwer.

    Ich geb ihm mal fünf Sterne.

    ;) Das glaubt Ihr doch alle nicht, na gut, ich auch nicht.

    Ein Stern weg wegen des Designs, außen und innen.

    Ok, vier Sterne, das ist fair!

    Meint Ihr?

    Ich nicht. Ich sehe mir die Preise an, weiß, daß das Serienfahrwerk nur Müll ist... also, ich ziehe noch einen Stern ab wegen Preispolitik und Fahrwerksmängeln.

    Drei Sterne.

    Hm.... das Auto fährt sich wie ein Traum, der Motor ist der einzige mir bekannte Diesel, der am Gas(fuß) hängt wie ein hungriger Säugling an der Flasche, die Sitze sind fantastisch... und... gut jetzt!

    Drei Sterne, soll keiner sagen, ich hätte die BMW Brille auf.


    Soderle. Und wie immer an dieser Stelle sind mir Kommentare, Kritik und Wünsche, was Ihr im Bericht vermißt, sehr willkommen!


    Ab dem 17.10.2004 wird meine Website www.autotestnet.de online sein, dort gibt es die Tests noch einmal, da aber ausführlich bebildert.


    ================= Bei Verschmelzung identischer Produkte angehängt: ==========================


    Hallo liebe Yopi-Leser und Fremdlinge!

    Dieser Erfahrungsbericht stellt Euch den BMW 745d vor, den Nachfolger des bereits von mir vorgestellten 740d.

    Und vorweg, für alle Schnellklicker und Leute, die davon überzeugt sind, über ein Auto dürfte man erst nach mindestens 5 Jahren Erfahrung und 100.000 km schreiben... bitte einmal abwerten und weiterklicken, Ihr seid hier falsch.

    Für die, die keine Romane mögen, hier eine Kurzbewertung:
    • Karosserie:
      + großzügiges Raumangebot vorn wie hinten
      + ausreichender Kofferraum
      - undurchsichtige Bedienung, nur marginal verbessert
      + in Testkonfiguration extrem gute Materialanmutung

    • Fahrkomfort:
      - bei Langsamfahrt eingeschränkter Federungskomfort
      + bei hohem Tempo sehr guter Federungskomfort
      + extrem geringes Geräuschniveau
      + gute Sitze vorn wie hinten

    • Antrieb:
      ++ auch aus tiefstem Drehzahlkeller gnadenloser Antritt
      ++ erster Diesel mit V8-Brabbeln
      + bestens abgestimmte Automatik
      - Automatikwählhebel eine unverschämte Fehlkonstruktion

    • Fahreigenschaften:
      + sehr sicheres Fahrverhalten
      - eingeschränkte Handlichkeit ob der schieren Masse
      + brauchbare Wintertauglichkeit
      ++ idealer Langstreckenvernichter

    • Sicherheit:
      + sehr gute Sicherheitsausstattung
      + sehr standfeste Bremsen ohne Fading
      + geringe Seitenwindempfindlichkeit
      + sehr gutes Licht

    • Umwelt:
      + geringer Verbrauch
      + serienmäßiger Partikelfilter
      + EU4 schadstoffarm

    • Kosten:
      -- extrem hoher Anschaffungspreis
      -- extrem hoher Wertverlust
      - kräftige Werkstattkosten
      - starker Reifenverschleiß

    Das hier beschriebene Fahrzeug stand mir vom 01.04.2005 bis zum 03.06.2005 zur Verfügung, insgesamt hat er 6.250 km in meiner Hand zurückgelegt.

    Der 745d von außen

    Der 745d gehört der überarbeiteten Siebener-Generation an.
    Mit einer Handvoll kleiner Maßnahmen hat sich der Charakter des Fahrzeugs doch schon erheblich zu seinem Gunsten verändert.
    Von vorn betrachtet haben die Hauptscheinwerfer ihre „Tränensäcke“ verloren, dazu gibt es jetzt ein „Lächeln“ durch die V-förmigen Lufteinlässe in der Frontmaske.
    Seitlich wurde nicht viel getan, es gibt lediglich eine neue Schwellerabdeckung, die das Bild jetzt harmonischer macht.
    Den deutlichsten Fortschritt im Design gab es beim Heck.
    So wurden nicht nur die Rückleuchten neu und harmonischer gezeichnet, eine Chromleiste als verbindendes Element zwischen den Heckleuchten nimmt dem Heck seine Schwere.
    Im Ergebnis ist aus dem Siebener zwar immer noch keine Designikone geworden, die Disharmonie und Schwere des Vorgängers ist aber stark abgemildert.
    Es bleibt immer noch eine Art „Panzerspähwagen“, allerdings kann man ihn jetzt ohne Maske fahren.
    In so manchem Leserbrief der Fachzeitschriften beschwerten sich Leser über die zu große Familienähnlichkeit zu kleineren BMW-Modellen.
    Das kann ich nicht nachvollziehen, für mich ist das Facelift in erster Linie eine Entschlackung des vorher ultra-klobigen und an mancher Stelle schlicht hilflosen Designs.
    Beim 745d gehören immerhin 18“ LM-Räder zum serienmäßigen Lieferumfang, die kleineren Modelle müssen mit 17“ Rädern auskommen, die dazu noch mit Radkappen versehen sind, so was sollte in dieser Fahrzeugklasse verboten sein.
    Der hier vorgestellte Testwagen steht auf einem 20“ Radsatz, der der Seitenansicht viel von seiner Plumpheit nimmt. Im Zubehör sind noch größere Räder erhältlich, dann kostet ein Radsatz aber den Gegenwert eines Kleinwagens.

    Der Innenraum

    Das hier vorgestellte Fahrzeug hat mit einem 745d in Basiskonfiguration nicht mehr viel gemein.
    Doch bevor ich schildere, was hier alles geboten wird, kurz den Vergleich zum Vorgänger.
    Der zeichnete sich durch regelrecht gefährliche Bedienmucken aus, war der erste BMW der den unseligen IDrive-Controler auf die Straße brachte und hatte echtes Verbesserungspotential für eine tiefgreifende Überarbeitung.
    Und was macht BMW, packen sie das Übel an der Wurzel?
    Mitnichten.
    IDrive wurde zwar entschlackt, der Controler bekam ein Ledermützchen, das Radio einen separaten Lautstärkeregler, die Steuerung der Klimaautomatik wurde vereinfacht.
    Aber:
    Die elektrische Sitzverstellung ist immer noch bescheuerterweise an der Mittelkonsole angesiedelt, der jämmerliche Automatikwählhebel blieb in seiner ganzen Unsinnigkeit erhalten, die Lenkstockhebel bleiben überfrachtet, die Instrumente bleiben gewohnt karg und eher einem Lada als einem BMW angemessen.

    So gelungen das Facelift außen ausgefallen ist, innen fehlt die nötige Konsequenz, der Siebener ist weiterhin die größte Bedienkatastrophe der automobilen Oberklasse.

    Und jetzt die Versöhnung.
    Der Testwagen zeigt eine Ausstattung, die BMW „Individual Komposition mit maritimem Charakter“ nennt.
    Schon die Lackierung in der Individualfarbe nachtblau-Metallic sieht edel aus, innen wird die Idee des „maritimen Charakters“ aber erst wirklich spürbar.
    Das Leder in handschuhweicher „Merino“-Qualität in der Farbe champagner macht schon einen extrem edlen Eindruck, den Kick verleiht aber das Mahagoniholz, das konsequent wie beim Bau edler Schiffe eingesetzt wurde. Im Ergebnis schafft diese Kombination ein ganz eigene Atmosphäre im Inneren des hier vorgestellten 745d, der Unterschied von einem Basis-Siebener zum hier vorgestellten ist ein regelrechter Quantensprung.
    Die kompletten Preise gibt es zwar erst zum Schluß, es sei nur mal eine Zahl genannt: das edle Vergnügen kostet die Kleinigkeit von 35.210,- Euro. Fragen?

    Platzverhältnisse

    Hier krankt der Testwagen ein klein wenig an seinen üppigen Sonderausstattungen.
    Die vorne Sitzenden sind davon nicht betroffen und genießen die gewohnt generöse Siebener Bewegungsfreiheit.
    Im Fond sieht das etwas anders aus, in die Rücklehnen der Vordersitzen sind große Monitore eingearbeitet, die aber auch ein paar Zentimeter Fußraum kosten, da deren Konsole bis an die Unterkante der Sitze reichen.
    Dazu kommen zwei ausklappbare Tische für die Rücksitzpassagiere, deren Unterbringung auch ein paar Zentimeter kostet.
    Da es den Diesel nicht mit langem Radstand gibt, bleibt beim hier vorgestellten Fahrzeug der Eindruck, von der Ausstattungsfülle ein wenig erdrückt zu werden.
    Ansonsten ist der Platz aber geblieben, was er immer war: gut ausreichend für vier Personen und mit 500 Liter Kofferraumvolumen auch für mehr als einen Wochenendtrip geeignet.

    Die Sitze

    Die Übernahme des hier vorgestellten Fahrzeugs wäre fast an einem Punkt gescheitert: keine Sportsitze!
    Zwar hat der Testwagen das Sportpaket, aber es sind die (gegenüber den Sportsitzen nochmals aufpreispflichtigen!) Komfortsitze eingebaut.
    Die lassen sich zwar in jede nur denkbare Richtung (unter anderem Lehnenbreite, Sitzkissenlänge und der Neigung des oberen Lehnenteils) verstellen, sind beheizt, belüftet und massieren auf Knopfdruck den Rücken des Fahrers... aber sie bieten mir persönlich nicht genug Seitenhalt.
    Die Fondsitze sind ebenso ausgerüstet, einzeln verstellbar und sicher alles andere als eine zweite Klasse.
    Der Sitzspaß im Testwagen repräsentiert einen Aufpreis von 7.220,- Euro. Fragen??

    Verarbeitung – Material - Haptik

    Nun ja.
    Hätte ich den Preis jetzt nicht im Kopf (noch mal zur Erinnerung: 35.210,- Euro), ich würde nur noch schwärmen.
    Die Verarbeitung ist nahezu perfekt, ob Leder oder Holz, alles ist vom Besten.
    Bleiben wir im Bereich des „Vernünftigen“, nimmt normales Leder und gibt sich mit dem serienmäßigen Holz zufrieden, dann ist der Siebener zwar immer noch keine billige Kiste im Stil des neuen Dreiers, aber doch wieder weit weg, in seiner Klasse Maßstäbe zu setzen.
    Benchmark in dieser Klasse bleibt für mich der VW Phaeton, dann folgt der Audi A8, erst auf dem dritten Rang folgt der Siebener in Normalausstattung.

    Die Technik

    Triebwerk

    Den Begriff habe ich bereits beim Vorgänger genommen, um das Kapitel über die Technik zu beginnen.
    Basierend auf dem bereits gnadenlos guten Vorgänger hat der neue Motor noch einmal in allen Bereichen hinzu gewonnen.
    Ob Drehmoment (statt 600 Nm gibt es jetzt stramme 700 Nm, die auch noch früher anliegen) oder Leistung (statt 258 gibt es jetzt glatte 300 PS), aus dem sahnigen 4.0 Liter Motor ist ein 4.5 Liter Aggregat aus der Doppelrahmstufe entstanden.
    Dabei gibt es nicht allein mehr Hubraum, neben innermotorischen Maßnahmen kommt auch eine neue CommonRail Einspritzung der 3. Generation in Verbindung mit Piezo Einspritzdüsen neuester Bauart zum Einsatz.
    Endlich gibt es auch serienmäßig den Rußpartikelfilter, lange genug hat es gedauert.

    Triebstrang

    Wie gewohnt gibt es eine sechsstufige Automatik im Siebener, die nur leicht überarbeitet wurde.
    Gäbe es nicht die 7-G-Tronic-Automatik bei Mercedes, man hätte keine Kritikpunkte.
    So bleibt das BMW-Getriebe nur zweite Wahl, obwohl bei der Abstimmung der Elektronik deutliche Fortschritte zu bemerken sind. Aber immer noch bleibt die Automatik zu lange im Sportmodus, auch wenn schon lange wieder ruhiges Mitschwimmen im Verkehr angesagt ist.
    Der Rest des Triebstrangs bleibt auf altem Standard, eine Sperre an der Hinterachse sucht man weiter vergeblich.

    Das Fahrwerk

    Hatte ich dieses Kapitel beim Vorgänger noch mit „Fahrwerk(murks)“ überschrieben, hat BMW da aus der heftigen Kritik dazu gelernt.
    War es beim Vorgänger noch eine halbe Wissenschaft, aus den diversen angebotenen Fahrwerksextras etwas Passendes zusammen zu bekommen, ist die Entscheidung jetzt erheblich einfacher.
    Es gibt drei Alternativen: Basis, Fahrwerk mit „Adaptive Drive“ (inklusive DynamicDrive Wankverhinderer) und das Sportfahrwerk aus dem Sportpaket.
    Im Gegensatz zur auto, motor und sport, die das Sportpaket überteuert finden, kann ich es nur klar empfehlen.
    Rechnet man nämlich korrekt und betrachtet den gesamten Umfang und nicht nur das Fahrwerk, sondern bezieht auch die einzeln nicht erhältlichen Sportsitze, Leder und die größeren Räder in die Rechnung mit ein, dann stellt man fest, daß dieses Paket im Verhältnis günstig (bitte: nicht die absolute Summe, das Verhältnis!) und nicht etwa teuer ist. Bitte demnächst Rechnen und nicht polemisieren, liebe ams Redakteure!

    Kurz zusammengefaßt: BMW hat den Murks ausgemerzt, auch ein serienmäßiger Siebener ist heute ein sicher liegendes Auto, die extreme Übersteuertendenz mit dem Serienfahrwerk und abgeschaltetem ESP (bei BMW DSC genannt) ist Geschichte.

    Fahren wir

    Beim ersten Kontakt zu diesem Auto habe ich mich zunächst mal eine halbe Stunde mit den diversen Elektronik-Goodies beschäftigt, die der Testwagen mitbringt, doch dazu später mehr.
    Zunächst mal ist alles, wie ich es auch schon aus dem Vorgänger gewohnt war.
    Schlüsselersatz (liebe BMW-Produktmanager: leiht Euch mal einen aktuellen Passat, laßt das Auto da und seht Euch nur mal den Schlüsselersatz an, damit Ihr in Zukunft wißt, wie man so etwas haptisch und funktionell besser gestaltet) in das Fach fummeln, Startknopf drücken, staunen (läuft er jetzt oder nicht?) und fluchen (der unsägliche Wählhebel der Automatik sorgt dafür).
    Sanftes Murmeln dringt aus dem Motorabteil, Dieselklänge sind auch mit sensiblen Ohren nicht herauszufiltern.
    Beim Ausparken empfindet man ein spontane Liebe zur Parkdistanzkontrolle, ohne die ist der Siebener kaum ohne teure Schäden zu rangieren.
    Ab in den Verkehr, wie immer bei BMW habe ich das Auto in München übernommen, auf dem Programm steht die Fahrt ins heimische Köln.
    Durch die Stadt bewegt man den gut 2.2 Tonnen schweren Brocken mühelos, der V8-Diesel hat seinen Gedenkwimpernschlag komplett abgelegt und drückt jetzt ohne jede Verzögerung los.
    Dabei ist man mit niedrigsten Drehzahlen unterwegs, 60 in der Stadt lassen den Drehzahlmesser bei knapp über 1.000 U/min verharren.
    Kurze Zwischenspurts sollte man tunlichst ohne Vollgas einleiten, ansonsten wird spontan zurückgeschaltet und es gibt viel zuviel Schub.
    Also, sanftes Gasgeben ist angesagt, auch dieses wird mit sofort mit Druck beantwortet und nebenbei von einem geradezu süchtig machenden Klang garniert.
    Bitte?
    Ja, BMW hat es geschafft, dem Großdiesel echten V8-Klang zu entlocken, vom gemütlichen Gebrabbel bis hin zum Hämmern ist alles dabei. Gnadenlos gut!
    Ab auf die Autobahn.
    Der rechte Fuß legt das elektronische Gaspedal in die Auslegware, die Insassen werden in die Sitze gepreßt, 700 Nm schlagen gnadenlos zu und die Tachonadel bekommt einen sehr netten Schwung nach oben.
    Normale Geschwindigkeiten werden ansatzlos und ohne jede Mühe realisiert, subjektiv betrachtet kann auch ein 445 PS starker 760i nicht mehr Druck bieten.
    Legt man es drauf an, pustet der dicke Diesel den Siebener in 6.8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, gefühlsmäßig konnte das der Testwagen noch besser.
    Und es bleibt noch reichlich Luft für die Tuningbranche, dem Motor sind mit Sicherheit auch noch reichlich PS mehr zu entlocken.
    War der 740d schon ein wunderbarer Langstreckenvernichter, kann der 745d das ganze noch toppen, jetzt gibt es auch deutlich mehr „Qualm“ als beim Phaeton V10 TDI, der nur 50 Nm mehr Drehmoment hat, dafür aber locker 300 kg Mehrgewicht zu bewegen hat.
    Die gut 700km Reichweite beim zügigen Gleiten auf der Autobahn sind auch schon reichlich bemessen, aber auch ein leergefahrener Tank begegnet meist noch einem frischen Fahrer.
    Der automobile Alltag findet naturgemäß nicht nur auf der Autobahn statt, auf Landstraßen kaschiert der 745d geschickt seine Gewichtsklasse und zeigt Ansätze von Sportlichkeit, die man dem Trumm gar nicht zutrauen würde.
    Dazu paßt auch die exzellente Bremse, die egal ob kalt oder heiß jederzeit gut dosierbar zubeißt.
    Die kleinen Ärgernisse des täglichen Umgangs sind dem Siebener aber leider auch erhalten geblieben.
    Es gibt immer noch keinen Platz für eine Wasserflasche im Innenraum, die Schalttasten im Lenkrad sind immer noch an der falschen Stelle (liebste Produktmanager: fahrt mal ALPINA, wenn Ihr sehen wollt, wie man so was wirklich macht!), der Gurtverlauf ist für schmale Hemden wie mich nicht optimal, die Außenspiegel dürften ruhig noch näher ranklappen, der Automatikwählhebel bleibt Müll, genauso wie der IDrive-Controler.

    Das Fahrverhalten

    Wurden mit dem Vorgänger 740d noch quasi zwei Autos verkauft, ein Reisegleiter und ein sportlich angehauchter Brocken, hat sich das geändert.
    Natürlich ist eine 2.2 Tonnen schwere Luxuslimousine kein Sportwagen und kein Kurvenräuber.
    Aber der Siebener ist immer exzellent beherrschbar, es gibt keine unbotmäßigen Einmischungen der Elektronik mehr wie es früher die Regel war, die Systeme sind viel harmonischer abgestimmt.
    Auch abgeschaltet, ohne die elektronischen Helferlein bleibt der 745d sauber beherrschbar, die Konterneigung nach schnellem Einlenken ist weitgehend verschwunden.
    Auch den 745d habe ich über den Ring bewegt, nicht ganz sein natürliches Revier, aber doch mit viel Spaß zu erledigen. Es gibt also eine wirklich spürbare Verbesserung des Fahrverhaltens, die BMW Testingenieure haben gute Arbeit geleistet.

    Komfort

    Auch hier finden wir den schon guten Vorgänger noch verbessert.
    Trotz der Extrembereifung rollt der 745d leise ab, unziemliche Poltergeräusche über kleine Unebenheiten wie Kanaldeckel gibt es nicht mehr.
    Erhalten geblieben ist die typische Hochgeschwindigkeitsauslegung.
    Heißt: langsam gefahren wirkt der 745d ein wenig steifbeinig, mit zunehmendem Tempo
    wird der Federungskomfort immer geschmeidiger.
    Jedenfalls ist die Stahlfederung des Siebener den Luftfederungen der Mitbewerber nicht
    unterlegen.
    Genauso gut ist der Geräuschkomfort.
    Auch im Bereich der Höchstgeschwindigkeit herrscht angenehme Ruhe, es gibt weder störende Windgeräusche noch stört das Motorgeräusch.
    Das ist sowieso ein wohlkomponierter Klang und bewußt nicht zu sehr gedämpft, das Ergebnis ergibt jedenfalls einen sehr hohen Wohlfühlfaktor.
    Dazu passen auch Heizung und Belüftung. Nicht so gut gemacht wie im Anti-Zugluft optimierten VW Phaeton wird doch eine wirkungsvoll und dezent arbeitende Anlage geboten.
    Wobei es aus meiner Sicht eine schlichte Unverschämtheit ist, beim Siebener für die Vierzonen-Klimaautomatik noch einen Aufpreis zu verlangen.

    Licht & Sicht

    Seit dem Facelift haben alle Siebener serienmäßig Bi-Xenonscheinwerfer.
    Beim Testwagen kommt noch das aufpreispflichtige adaptive Kurvenlicht dazu, das Ergebnis kann wirklich überzeugen.
    Hatten BMW in früheren Zeiten meist ein hervorragendes Fernlicht und bestenfalls durchschnittliches Abblendlicht, so kann man heute nur noch Lob aussprechen.
    Saubere Hell-/Dunkelgrenzen, nur minimales Streulicht, hervorragende Reichweite, es bleibt kein Wunsch mehr offen.
    Auch gut gelungen ist die Leuchtkraft der Nebelscheinwerfer, deren Breitenwirkung man bei dichtem Nebel nicht missen möchte.
    Auf gewohnt hohem BMW-Standard arbeiten die Scheibenwischer, auch bei 200 km/h wird Sprühnebel sauber weggewischt, der Regensensor reagiert überzeugend schnell, die Gicht eines LKW ist sofort weggewischt, noch bevor die eigene Hand zum Hebel zuckt.

    Anhängerbetrieb

    Wie die Zufälle halt manchmal so spielen, fiel die Zeit mit dem 745d gerade mit einem meiner häufigen Umzüge zusammen.
    So konnte ich den 745d mit einem knapp 1.8 Tonnen schweren Anhänger erleben, auf einer Strecke mit Autobahn, winkligen Landsträßchen und Stadtverkehr.
    2.300 kg darf der 745d maximal ziehen, mit den 1.8 Tonnen am Haken hatte der Diesel demgemäß wenig Mühe.
    Aber nicht nur der Motor überzeugt bei Gespannfahrt, das ganze Auto kann überzeugen. Auch übles Spurrinnengeläuf auf der rechten Spur der A3 bringen keine Unruhe ins Fahrwerk, Talbrücken mit üblem Seitenwind werden ohne feuchte Hände passiert.
    Soll es kein großer Geländewagen (neudeutsch: SUV) sein, ist der Siebener ein guter Kandidat, auch schwere Anhänger ohne Streß zu bewegen.
    Selbst der Verbrauch ist noch sehr zivil, mit 1.8 Tonnen am Haken und einer manchmal Vollgas fordernden Strecke blieb es bei 13 Litern auf 100 km.

    Kommunikation

    Bevor ich da in die einzelnen Punkte einsteige nur soviel: die hier verbauten Sonderausstattungen repräsentieren einen Gegenwert von 31.190,- Euro. Fragen???

    Bereits im Serientrimm ab Werk bringt der 745d schon ein Radio und ein Hifilautsprechersystem mit.
    Woher also dieser prohibitive Aufpreis?
    Zunächst mal die sinnvollen bzw. unverzichtbaren Optionen.
    Absolut unverzichtbar ist das Navigationssystem (Aufpreis 2.450,- Euro), ohne das ein Siebener als Gebrauchtwagen nie mehr verkaufbar sein wird.
    Da gibt es auch einen großen Fortschritt, das aktuelle System ist auf dem Stand der Technik, mit DVD-Laufwerk und Europakarte, dazu einem schnelleren Rechner eine 100% Empfehlung wert.
    Als Wermutstropfen bleibt die manchmal hakelige Menüführung des IDrive-Prinzips, dafür gibt es gute Routenberechnungen, eine sehr gute Kartendarstellung ohne 3D-Chi-Chi und eine sinnvolle Verknüpfung mit Zusatzfunktionen.
    Ein Beispiel: ein Hotel in der Nähe des Zielort sucht man innerhalb von Sekunden, auf dem Bildschirm zeigt sich die Hotelinfo, ein Druck weiter und das Telefon stellt eine Verbindung her.
    Das Telefon selbst findet nicht meine uneingeschränkte Zustimmung, für den Preis erwartet man einfach mehr. Mehr Luxus, mehr Qualität. Und den Zweithörer im Fond halte ich für eine absolut überflüssige Investition... Fondpassagiere bringen mit Sicherheit eher ein Handy mit als ihre Karte fürs Auto zu opfern.
    Eine dicke Empfehlung verdient dafür das Logic7 Soundsystem. Die 750,- Euro sind gut investiert, außer der untersten Oktave gibt es eine harmonische und saubere Wiedergabe auch von komplexem Ausgangsmaterial.
    Und nicht ärgern: aber MP3-Wiedergabe gibt es nicht im Siebener.
    Den CD-Wechsler sehe ich als unverzichtbar, 410,- gut investierte Euro. Nur doof untergebracht im Kofferraum.
    Auf den gesamten ultrateuren Rest im Auto kann ich prima verzichten.
    TV-Empfang im Auto? Für wen, bitte? Für den Chauffeur beim Warten? Albern. Für Kinder, am besten noch mit dem 2.700,- Euro teuren Fondmonitor? Da verläßt mich mein Humor.
    Ebenso verzichtbar ist mir der DVD-Wechsler, 1.000,- überflüssige Euro.
    Aber es wird besser!
    Für den Horrorpreis von 20.400,- Euro bietet BMW eine Multimediaanlage für die Fondsitze.
    Dazu gehören zwei große (und furchtbar klobig montierte!) Monitore rechts und links im Fond, auf denen alle eine Menge Funktionen dargestellt werden können.
    Ob Fernsehbild oder DVD-Wiedergabe, die Bilder einer Spielekonsole oder die Software des eingebauten PCs (inklusive Internetzugang, E-Mail usw.), der Car-PC bietet eine Menge.
    Aber zu welchem Preis!
    Mir ist jedenfalls niemand bekannt, der angesichts dieser Preise ernsthaft in Betracht ziehen würde, dieses Equipment auch zu ordern.

    Preis und Anschaffung

    Kommen wir zu den unerfreulichen Kapiteln des heutigen Erfahrungsberichts.
    Wie fast immer habe ich den 745d nicht selbst bestellt, sondern in dieser Ausstattung übernommen, also werte ich auch wieder die Nützlichkeit der Sonderausstattung nach meinem subjektiven Schema (++ = ein MUSS, + = macht Sinn, - = nicht nötig, -- = rausgeworfenes Geld):

    BMW 745d Limousine Grundpreis 79.000,-

      Außen:
    • Glasdach, elektrisch mit Schiebe- und Hebefunktion 1.300,- (++)
    • Klimakomfort-Verbundverglasung 880,- (-)
    • Sonnenschutzverglasung, Individual 500,- (--)

      Funktionsausstattung:
    • Adaptives Kurvenlicht 600,- (+)
    • Aktive Geschwindigkeitsregelung 2.050,- (+)
    • Alarmanlage 430,- (--)
    • Anhängerkupplung 950,- (+)
    • Automatische Heckklappenbetätigung 520,- (--)
    • Komfortzugang 1.170,- (--)
    • Kühlbox, in Mittelarmlehne hinten 1.400,- (-)
    • Park Distance Control (PDC) 750,- (++)
    • Soft Close Automatik (SCA) für Türen 620,- (--)
    • Universal-Garagentoröffner 230,- (++)

      Klimatisierung:
    • Klimaautomatik mit erweitertem Umfang 630,- (++)
    • Standheizung/Standlüftung mit Fernbedienung 1.050,- (+)

      Kommunikation:
    • Autotelefon Professional 1.050,- (--)
    • Zweithörer im Fond für BMW Telefon mit schnurlosem Hörer 750,- (--)
    • CD-Halterung 80,- (+)
    • CD-Wechsler 6-fach 410,- (++)
    • DVD Wechsler 6-fach 1.000,- (-)
    • Fondbildschirm 2.700,- (--)
    • HiFi System Professional LOGIC7 750,- (++)
    • Navigationssystem Professional inkl. DVD 2.450,- (++)
    • Spracheingabesystem 400,- (+)
    • TV-Funktion analoger und digitaler Empfang 1.200,- (--)
    • BMW Individual Rear Seat Infotainment Online, umfaßt: 20.400,- (--)
      - 2 Monitore 9,5“, integriert in die Rückenlehnen der Vordersitze, Car Infotainment
      Computer im Gepäckraum.
      - Funktionen: Control-Center Funktionen (Entertainment, Klima, Navigation, Kommunikation, DVD und TV), Internet, E-Mail. Inklusive Funktastatur.
      Die Funktionen sind getrennt über beide Fondmonitore gleichzeitig anwendbar.

      Innen:
    • Dachhimmel Alcantara (anthrazit), Individual 1.400,- (+)
    • Sonnenschutzrollos für Heck- und hintere Seitenscheiben elektrisch 750,- (+)

      Pakete:
    • Sportpaket, umfaßt: 8.150,- (++)
      - DynamicDrive (Wankausgleich)
      - Sitzverstellung elektrisch mit Memory
      - Edelholzausführung Vavona grau matt und Polsterung Leder “Pearl“
      - Leichtmetallräder V-Speiche 126 mit Mischbereifung
      - Hochglanz Shadow Line, Individual
      - Sport-Lederlenkrad
      - Sportliche Fahrwerksabstimmung
      - Sportsitze für Fahrer und Beifahrer
    • BMW Individual Komposition mit maritimem Charakter 1 12.920,- (+)
      - Außen: Lackierung nachtblau metallic, BMW Individual Leichtmetallräder V-Speiche 152 I
      - Innen: Vollederausstattung: Individualleder Merino Champagner u.a. für Sitze, Sitzlehnenrückwand, Türspiegel, belederte Mittelkonsole, Instrumententafel Unterteil (Oberteil in Leder schwarz), Türverkleidung komplett (Türbrüstung in Leder schwarz) Interieurleisten in Mahagoni Maritim, Lederlenkrad mit Holzringintarsie, Ablagetasche im Beifahrerfußraum, Veloursfußmatten Anthrazit mit gestickter Kompaßrose, beleuchtete Einstiegsleisten mit BMW Individual Schriftzug und Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer
    • BMW Individual Multifunktionale Mittelkonsole – Variante 2 4.770,- (--)
      - Zwei aus der Mittelkonsole ausschwenkbare Tische.
      - Inklusive BMW Individual Leseleuchten im Fond

      Sitze:
    • Aktivsitze vorn 750,- (--)
    • Aktive Sitzbelüftung vorn 1.300,- (--)
    • Aktive Sitzbelüftung hinten 750,- (--)
    • Komfortsitze vorn 1.100,- (--)
    • Komfortsitze im Fond 2.900,- (--)
    • Sitzheizung für Fondsitze 420,- (--)

    Gesamtpreis ab Werk zzgl. Überführung inkl. 16 % MwSt. 158.480,-

    Alle Preise in Euro, Stand 05.06.2006

    Und jetzt noch mal zum mitdenken.
    79.000,- Euro für das Auto.
    79.480,- Euro für Extras.

    Nette Zahlen, oder?
    Ok, das muß auch eigentlich alles nicht sein.
    Wirkliche Muß-Zutaten sind nicht so abgehoben.
    Um das Auto hinterher verkaufbar zu machen, gehören in dieser Preisklasse Metallic-Lack, Leder, das Adaptive Drive System, Navigation und Schiebedach dazu.
    Ich persönlich würde allein der Sitze wegen das Sportpaket wählen.
    So ausgestattet wird ein 745d irgendwas in der 90.000 Region kosten, absolut betrachtet sicher immer noch jenseits dessen, was der Normalbürger je für ein Auto ausgeben kann, im Umfeld seiner Klasse betrachtet ist der 745d jedenfalls seinen Preis wert.

    Kosten

    Bevor wir da zum wirklich bösen Ende kommen, noch ein erfreulicher Punkt. Der Verbrauch.
    Friedlich gerollt, mit gestreicheltem Gas und Mitschwimmen im Verkehr ohne Ambition kommt das Dickschiff mit rund 8 Litern auf 100 km aus. Im Zügig absolvierten Alltag ist eine 10 vor dem Komma drin, engagierter bewegt kommen rund 12 Liter auf die Rechnung. Und wie bei starken Autos üblich, gibt es auch hier einen Expreßzuschlag. Der hält sich zwar in Grenzen, auch bei Dauervollgas und dann mit 250 km/h unterwegs laufen nicht mehr als 15 Liter auf 100 km durch die CommonRail Einspritzung.

    Und jetzt wird es böse, starten wir bei den Versicherungstypklassen: Haftpflicht brave 23, Teilkasko schon schmerzhafte 29, Vollkasko höchstmögliche 30.
    Die Steuerbelastung ist mit 694,80 Euro trotz Euro 4 Einstufung noch heftig. Einen Bonus für den Rußpartikelfilter gibt es jedenfalls nicht.
    Die irre Ausstattung des Testwagens wird auch für einen ebenso irren Wertverlust sorgen, kein Zweitkäufer bezahlt diese Menge an Extras wirklich.
    Die Werkstattkosten liegen auf dem Niveau des Vorgängers 740d, also wird eine kleine Inspektion etwa 250-300 € kosten, eine große etwa 450-600 €, die Intervalle selbst sind variabel je nach Fahrweise.
    Rechnen wir jetzt noch die Reifenkosten (ein Hinterreifen rund 350 Euro, nach 7.000 km blank) dazu, dann merken wir wieder, daß wir kostenmäßig am oberen Ende der Oberklasse angekommen sind.

    Fazit

    Diesmal fällt mir das Fazit ein wenig leichter als noch beim 740d.

    Einen der absoluten Hauptkritikpunkte beim Vorgänger war das kriminelle Fahrwerk, hier hat BMW nachgebessert.

    Was bleibt also an Kritik?

    In erster Linie bleibt die schlechte Bedienbarkeit. Da wurde zwar marginal verbessert, wirkliche Fortschritte gibt es nicht.

    Aber genau das ist mir genug, dem 745d den fünften Stern vorzuenthalten.

    Ein weiterer Punkt ist die prohibitive Aufpreispolitik, da aber die Serienausstattung schon deutlich verbessert wurde und niemand gezwungen wird, Unsummen in wenig brauchbare Dinge zu investieren ist das kein Grund, noch einen Stern abzuziehen.

    Wer also mit dem immer noch etwas plumpen Design leben kann, wer sich an die Bedienung gewöhnen mag, der bekommt ein wirklich rundum verbessertes Dieselgeschoß.


    Soderle. Und wie immer an dieser Stelle sind mir Kommentare, Kritik und Wünsche, was Ihr im Bericht vermißt, sehr willkommen!


    Seit Oktober letzten Jahres gibt es meine private Website www.autotestnet.de online, dort gibt es die meisten meiner Testberichte noch einmal, da aber ausführlich bebildert.

    Kommentare & Bewertungen

    • jens811983

      jens811983, 04.05.2005, 12:57 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      da kann ich dir nur zustimmen. Sehr guter und asuführlicher Bericht, der alles beleuchtet. mfg Jens

    • plötzlichpapa

      plötzlichpapa, 04.05.2005, 12:38 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      das haben andere vor mir getan ;-) Ich fand den Ausdruck "Kilometerfresser" klasse. Ich denke, dass trifft diese Art von Autos sehr genau.

    • TOMM28

      TOMM28, 15.04.2005, 01:02 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      da hat sich jemand die finger wund geschrieben... toller bericht!

    • infoload

      infoload, 15.04.2005, 00:39 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      ein Bericht der Superlative. Super exate Ausführung in allen Bereichen. Wer da noch sagt der Bericht hilft ihm nicht, dem ist nicht zu helfen. LG infoload

  • BMW 740d

    3
    • Fahreigenschaften:  sehr gut
    • Fahrkomfort:  sehr gut
    • Platzangebot:  großzügig
    • Zuverlässigkeit:  gut
    • Besitzen Sie das Produkt?:  ja
    • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  seit 1 Woche

    Pro:

    -

    Kontra:

    -

    Empfehlung:

    Ja

    Ich fahre seit ein paar Wochen einen neuen BMW 740d. Was soll man sagen: Vergessen Sie alles was an Negativem in der Presse zu lesen war.

    1. O.k., die Bedienung i-Drive ist etwas gewöhnungsbedürftig. Wer mal mit dem PC zu tun hatte begreift es nach ein paar Versuchen, hat man es mal begriffen, kann man fats alles blind bedienen dank der fühlbaren Sensorik des Dreh-/Drückknopfes. Nicht zu vergessen: Wer viele Extras möchte, muß gezwungenermaßen auch viel bedienen.

    2. Die Form/das Aussehen des neuen Modells ist Geschmackssache. Mir ist der Wagen auch ein wenig zu kantig geraten, aber na ja. ABER: Wer ihn einmal fährt (und große Wagen gewöhnt ist) stellt zu seinem