Pro:
schöner Strand, günstige Preise, okay für Kurzaufenthalte
Kontra:
sehr klein – dadurch nicht viele Möglichkeiten und langweilig nach einigen Tagen Aufenthalt, am White Sand Beach etwas zu viel Trubel/Party, in der Saison zu überlaufen
Empfehlung:
Ja
….Sobald wir für einen mehrmonatigen Aufenthalt in Manila angekommen waren, wurden wir von den Philippinos nur so mit Lobgesängen über deren über 7000 Inseln fassende Heimat überhäuft. In einem Punkt waren sich alle einig: Auch wenn wir sonst keinerlei Ausflüge machen würden, einen Besuch auf der Insel Boracay dürften wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.
Boracay ist der ganze Stolz der Philippinos – niemals um Superlative verlegen erfährt der geneigte Besucher, dass der dortige White Sand Beach einer der schönsten Strände der Welt sei, egal, ob der dies verlauten lassende Einheimische selbst schon einmal dort war oder nicht (ganz zu schweigen von anderen schönen Stränden dieser Welt, mit denen er White Sand Beach hätte vergleichen können).
Nun gut, der gestresste Expat entflieht am Wochenende gerne mal dem Moloch Metro Manila und so machten auch wir uns im Juli 2004 auf den Weg nach Boracay – und sei es nur, um die ewigen Fragen, ob wir denn schon dort gewesen sein, endlich bejahen zu können.
Die Insel
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ist relativ klein, aber unter Touristen so wohlbekannt wie Mallorca unter Teutonen. Mit ihrer geringen Groesse von nur 9km Länge bei 1km Weite ist sie nicht sehr zeitaufwendig zu erkunden – und man staunt, wie viel verschiedene Dienstleistungen auf so kleiner Fläche angeboten werden können; aber auch, wie viel Touristen auf so kleiner Fläche in der Hochsaison Platz finden….
Die Gästestruktur ist international, aus geographischen Gründen wir man hier aber vorwiegend asiatische Gäste anfinden – zu unserer Freude sehr viele Koreaner, aber auch viele Bewohner Manilas, ansonsten ein paar Nordamerikaner, Briten, Deutschen, die üblichen Verdächtigen halt.
Boracay liegt in der Provinz Visayas nahe der etwas groesseren Insel Pasay, auf der sich auch die Flughäfen von Kalibo und Caticlan befinden.
Caticlan liegt genau gegenüber von Boracay, weshalb ich auch jedem potentiellen Besucher dringend empfehle, von Manila aus nach Caticlan zu fliegen.
Wer nach Kalibo fliegt, muss erst einmal per Bus über abenteuerliche Serpentinen in nicht minder gefährlichem Tempo 2 Stunden Fahrt nach Caticlan auf sich nehmen.
Von Caticlan aus gelangt man dann per Boot in nur 10minuetiger Überfahrt nach Boracay, meist direkt an den White Sand Beach. Wer seine Unterkunft auf Boracay im Voraus gebucht hat, wird mit einem hoteleigenen Boot abgeholt und direkt bis zum Hotel geschippert. Wer auf eigene Faust anreist, hat von Caticlan aus eine regelmaessige Schiffsverbindung nach Boracay, wo die Schiffe an einem der drei Piers am White Sand Beach anlegen.
Achtung, es gibt in Boracay keine richtigen Anlegestellen (ich frage mich auch, womit die Piers diesen Namen verdient haben) – man steigt in Ufernähe aus dem Schiff und watet die letzten Meter durch das warme Wasser, bedenkt das bei der Kleidungswahl für die An- und Abreise. In Kalibo und Caticlan gibt es genug Verkäufer, die Euch für 100PHP (1€ = 67 PHP, Stand Juli 2004) ein paar billige Flip-Flops verkaufen wollen.
White Sand Beach
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Der wohl bekannteste Spot der Insel ist der White Sand Beach – seinen Namen hat er nicht zufällig, man findet hier einen kilometerlangen feinen weißen Sandstrand vor, der mit Palmen gesäumt ist. Das Wasser ist sehr klar und auch schön warm, dabei sehr flach. Leider findet man Palmen nicht an der gesamten Breite vor, so dass Schattenplätze rar sind, aber doch ob der klimatischen Bedingungen so sehr benötigt werden. Leider findet man auch keine Sonnenschirme vor, so dass sich lange Sonnenbäder nicht wirklich empfehlen, dazu ist der Äquator nicht weit genug entfernt, die Sonne knallt selbst in der Regenzeit, als wir auf Boracay waren, trotz Wolkendecke zu sehr.
Boracay reduziert sich quasi auf den White Sand Beach, hier spielt sich das Leben ab. In der Tat ist der Strand hier am schönsten, wovon wir uns auf einer Inselumrundung per Boot überzeugen konnten, aber wer Robinson-Feeling bevorzugt, ist hier definitiv fehl am Platze.
Parallel zum White Sand Beach verläuft der White Beach Path, die Bezeichnung Strasse, Strandpromenade o. ä. wäre auch übertrieben gewesen, es handelt sich hier in der Tat nur um einen sandigen Pfad, der in der Regel maximal mit Flip Flops beschritten wird, alles andere wäre gnadenlos overdressed. Der White Sand Path ist mit dem gesäumt, was das Touristenherz begehrt: Restaurants, Bars, Shops, ein kleine Ansammlung verschiedener Geschäfte, die sich D’Mall nennt, was sich weitaus imposanter anhört, als es ist. Just hier findet man auch eine winzige Bankfiliale und einen Geldautomaten, aber der nimmt nur Karten der Mastercard-Gruppe an, VISA-Besitzer haben hier im wahrsten Sinne des Wortes schlechte Karten. Ferner gibt es Internet-Cafés, Reisebüros, Tourist Offices, Tauchbasen, Ärzte, kurzum alles, was man brauchen könnte.
Unterkunft
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Am White Sand Beach reihen sich die Hotels aneinander. Grosse Bettenburgen mit vielen Sternen findet man hier nicht, es ist alles etwas einfacher, rustikaler. Sehr bekannt ist das „Waling-Waling Beach Hotel“ (http://www.waling.com/index1.htm#1) gegenüber des berühmten Willy’s Rock am nördlichen Ende des White Sand Beach, empfehlenswert ist auch „Willy’s Beach Resort“ direkt daneben, wo wir gewohnt haben.
Die Preise variieren natürlich je nach Hotel und Reisezeit. Im Waling-waling sind die Preise in der Hochsaison mit mind. 100 US-$ für ein Standardzimmer für örtliche Verhältnisse sehr hoch, in der Nebensaison, bei Buchung über ein Reisebüro oder mit Verhandlungsgeschick aber deutlich billiger zu bekommen. Auch unsere Unterkunft hat offizielle Raten um die 100 US-$, aber wir haben durch die Buchung über ein Reisebüro in Manila für 2 Übernachtungen mit Frühstück, Flüge und Transfer nur ca. 120 Euro pro Person bezahlt und haben sogar noch ein gratis Mittagessen erhalten.
Gastronomie
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Da die einheimische Küche leider überhaupt nicht empfehlenswert ist war ich umso erfreuter, am White Sand Beach quasi nur internationale Küche vorzufinden: Mexikanisch, Indisch, Chinesisch, Koreanisch, Französisch, Italienisch, ja sogar Deutsch! Die Auswahl an Restaurants ist wirklich riesig, alle sind ebenso wie die Hotels etwas einfacher und rustikaler und befinden sich unter freiem Himmel und im Sand – das hat den Nachteil, dass man gratis zum Essen auch noch etliche Bisse von Sandflöhen bekommt, die weitaus lästiger sind als Mückenstiche. Manche Etablissements stellen Räucherschnecken unter die Tische, aber leider nicht alle, weshalb man seine Fuesse mit Öl einreiben sollte, dann können sich die Biester nämlich nicht einsaugen bzw. beißen. Insektenschutzmittel helfen leider nicht so zuverlässig.
Das Essen war in allen von uns getesteten Restaurants sehr gut, frisch und für die Philippinen üblich sehr preiswert, jedenfalls für uns Wessis.
Wer ein Liebhaber von Fisch und Meeresfrüchten ist, wird sich am White Sand Beach im Paradies glauben: In vielen Restaurants wird der tägliche Fang exponiert, man sucht sich den Fisch aus, den man am appetitlichsten findet, zahlt i. d. R. nach Gewicht und bekommt ihn so zubereitet, wie man mag: gegrillt, gedünstet, mit oder ohne Sauce usw. Die Auswahl ist herrlich, es gibt etwas exotischere Fische wie z.B. Snapper, frische Austern, Hummer, Krebse, natürlich große Prawns, und und und.
Empfehlen kann ich den „Gasthof“ – ja, so heißt das Restaurant wirklich, sieht aber nicht so aus, wie man ob des Namens befürchten könnte und das Angebot an deutschen Speisen beschränkt sich auch auf übrigens aeusserst leckeren Bratwürsten. Hier gibt es täglich ein frisches Angebot an verschiedenen Meeresbewohnern, wobei uns das Personal auch immer ganz ehrlich gesagt hat, was nicht ganz so gut ist und wir dadurch besser nicht nehmen sollten.
Wir waren an zwei Abenden dort, zu 7. Am ersten Abend beschränkte sich unser Essen noch auf eher bescheidene Speisen wie verschiedene Fische, aber auch Krebse, Prawns und Austern. Dazu gab es Reis und jede Menge frische Fruchtcocktails, Bier und eine Flasche koreanischen Soju (Schnaps) – bezahlt haben wir zusammen für all das nur 4.200 PHP (= ca. 62 Euro) und waren so proppevoll, dass noch nicht einmal alles gegessen wurde.
Am nächsten Abend wurden wir dann schon etwas dekadenter und bestellten noch dazu einen großen Hummer (und ich eine Bratwurst), was ja bekanntlich ein nicht ganz billiges Vergnügen ist. An diesem Abend bezahlten wir wieder nur knapp 8.000 PHP, also ungefähr 120 Euro, d.h. ca. 17 Euro pro Kopf. Wie gesagt, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in den Restaurants wirklich hervorragend, hier wird jeder nach seinem Gusto für relativ wenig Geld satt und glücklich.
Nightlife
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Wer hätte das gedacht, aber auf Boracay gibt es ein ziemlich ausgeprägtes Nightlife. Wir waren in der ruhigen Nebensaison, in der Regenzeit, auf der Insel aber selbst dann kann man sich leicht die Nächte um die Ohren schlagen.
Entlang des White Sand Beach befinden sich mehrere Lounges/Clubs, zum Teil direkt nebeneinander, so dass sie sich allabendlich einen netten Dezibel-Krieg leisten. Aber auch entlang des White Beach Path findet man einige Lounges, in denen man sich gemütlich auf Sitzkissen niederlässt und den Künsten des DJs bei einem leckeren Cocktail lauscht, und natürlich auch Bars, sogar 1-2 etwas schickere aber auch die Hippie-Vertretung findet man hier, zum Beispiel in der Bom-Bom-Bar, wo 3 einheimische Alt-Hippies (schon mal einen Philippino mit Rasta gesehen? Hier ist die Gelegenheit dazu!) Songs aus den 60er Jahren zu einem Revival verhelfen. Den Gästen werden Bongos und Rasseln gereicht und man kann nicht nur das konsumieren, was auf der Karte steht – man kann sein Bewusstsein auch mit anderen Mitteln erweitern – insgesamt ein sehr psychedelischer Laden.
Auch hier gilt wieder, dass man nicht tief in die Tasche greifen muss. Das einheimische überraschend gute Bier San Miguel kostet selten mehr als 1 Euro, auch Cocktails sind relativ günstig und qualitativ gut.
Sport
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Damit das viele gute Essen nicht all zu große Spuren hinterlässt, kann man sich auf Boracay auch sportlich betätigen.
Was sich auf einer Insel natürlich anbietet, ist Wassersport. Es gibt zahlreiche Tauchbasen, die wir aufgrund unseres zu kurzen Aufenthaltes und der Abreise per Flugzeug leider nicht ausprobieren konnten, aber die Preise für einen Tauchgang lagen in der Regel bei 20 $, was sehr fair ist.
Wer nicht tauchen kann oder will, kann aber rund um Boracay auch sehr gut Schnorcheln. Wir haben so herrliche Riffe sehen können, sind inmitten von Fischschwärmen geschwommen und das Wasser war so klar, dass man vom Boot aus ganz klar die Riffe erkennen konnte – herrlich. Wen man schnorchelt, kommt ganz schnell ein kleines Boot an mit einem Wasserbeamten, der eine Schnorchelgebühr von 20 PHP pro Kopf kassiert, man sollte also auf jeden Fall Kleingeld bei sich haben. Hoffentlich wird die Steuer auch wirklich zur Erhaltung der Riffe verwendet.
Am White Sand Beach kann man überall JetSkis mieten, nach einer kurzen Verhandlung haben wir für 30 Minuten 1200 PHP bezahlt. Man darf löblicherweise nur sehr weit draußen mit den Dingern rasen, man wird vom Vermieter mit einem JetSki aufs offene Meer gefahren, wo man auf seinen JetSki umsteigt, nach Ablauf der Zeit wird man auch wieder ans Ufer gebracht. Dadurch wird das Unfallrisiko natürlich sehr gemindert.
Aber auch zum Surfen bietet sich Boracay an, besonders an der windigen Ostküste der Insel, wo auch jährlich der Boracay International Funboard Cup stattfindet. Hier, am Bulabog Beach, befindet sich auch ein Neil Pryde Test Center.
Wem der Wassersport weniger zusagt, kann sein Glueck auf dem Ruecken der Pferde suchen – es gibt einen Stall, von wo aus Ausritte am Strand angeboten werden. Bekannte haben dies unternommen und waren begeistert.
Was aufgrund der Inselgroesse schier unglaublich ist, ist die Präsenz eines 19-Loch Golfplatzes, der Bluewater Golf Course. Die Preise hier sind jedoch etwas gesalzen, Freunde haben für eine Stunde inkl. Cart 100Us-$ pro Kopf bezahlt – in Manila und Umgebung zahlt man pro Tag nur einen Bruchteil davon.
Ausfluege
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Auf so einer kleinen Insel gibt es nicht viel zu sehen und kulturell wird einem gar nichts geboten. Wer nach Boracay kommt, will einen Strandurlaub verbringen, eventuell Wassersport betreiben und wer zum Jet-Set Manilas gehört, will in der Hauptsaison sehen und gesehen werden.
Die Ansprüche auf vielfältige Erkundungstouren sollte der Besucher also zurückschrauben. Das einzige eventuell lohnende Ziel ist das Mt Luho View Deck an der Ostküste, von wo aus man einen schönen Blick haben soll, ansonsten bieten sich höchstens die einzelnen Strände als Ausflugsziele an.
Wir haben eine Inselumrundung per Boot unternommen – zu Dritt mieteten wir ein Boot mit 2 Mann Besatzung, was uns, wenn ich mich recht erinnere, 1200 PHP gekostet hat, dafür waren wir aber auch mehrere Stunden unterwegs, inklusive Schnorchelstopps. Wir haben einige einsame Buchten gesehen, wo der Sand aber nicht so schön weiß war wie am White Sand Beach, ansonsten gab es viele Felsformationen zu bestaunen. Nicht schlecht, aber wer diesen Ausflug nicht macht, hat ehrlich gesagt auch nicht viel verpasst.
Fazit
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Boracay ist ganz klar ein ideales Reiseziel für Strandgänger und Urlauber, die Wert auf Nightlife legen, bzw. fernab des White Sand Beach werden geneigte Urlauber auch einen sehr ruhigen, gar einsamen Strandurlaub verleben können.
Trotz relativ zahlreicher Aktivitäten, denen man auf Boracay frönen kann, wird einem nach einigen Tagen doch etwas langweilig werden.
Empfehlenswert ist Boracay sicher, aber für maximal eine Woche Aufenthalt, mehr nur für Strandfetischisten.
Aber ein Must-see, einer der schönsten Strände der Welt? Sicher, der White Sand Beach ist schon schön, wenngleich mir der Schatten fehlt. Wie gesagt, Sonnenanbeter kommen hier voll auf ihre Kosten, aber da mir die Insel für einen längeren Aufenthalt nicht reichen würde, führt das zu einem Stern Abzug. weiterlesen schließen
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