Der Eulenspiegel Testberichte
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Pro & Kontra
Vorteile
- eigenwillig, spitz, spritzig, geistreich
- Verschont nichts und niemanden
Nachteile / Kritik
- spitzzüngig, eigenwillig
- Könnte bekannter sein
Tests und Erfahrungsberichte
-
Ich lach mich schief :-D
5Pro:
super lustig
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
So, jetzt will ich euch auch mal von meiner liebsten Zeitschrift berichten, die mir dank meinem Abo schon seit fast 5 Jahren, jeden Monat regelmäßig ins Haus flattert. Es handelt sich um das Satiremagazin Eulenspiegel, das auch für 2,50€ an jedem besseren Kiosk zu haben ist.
GESCHICHTE
°°°°°°°°°°°°°°°°°
Falls jemanden die Ursprünge dieses Blattes interessieren, werde ich hier alles, was ich weiß kurz zusammenfassen.
Leider konnte ich nicht besonders viel zu diesem Thema herausfinden, es gibt eine Quelle, die behauptet, dass die Ersterscheinung des Eulenspiegels bereits 1928, also zur Zeit der Weimarer Republik von Otto Nagel gegründet wurde. Dafür verbürge ich mich aber nicht.
Auf der Internet Seite der Zeitschrift unter http://www.eulenspiegel-zeitschrift.de/, wo man natürlich noch jede Menge Zusatzinfos erhalten kann, ist lediglich vermerkt, dass der Eulenspiegel seit über 50 Jahren existiert und in der Zeit von 1946-1954 unter dem Namen „Frischer Wind“ gehandelt wurde. Der Eulenspiegel ist eine Zeitschrift der ehemaligen DDR, die selbst die Wende überlebt hat und ihre Leserschaft nun auch auf den Westen ausgeweitet hat.
Der Sitz des Verlages ist in Berlin. Die Zeitschrift erschien bis 1991 wöchentlich, hab ich aber da noch nicht gelesen, heute erscheint sie monatlich, mit ca. 80 Seiten.
DER NAME
°°°°°°°°°°
Nicht umsonst wurde die Zeitschrift mit dem Namen des schelmenhaften Till Eulenspiegels behaftet, der in der ersten hälfte des 14. Jahrhunderts sein Unwesen in Deutschland, genauer gesagt in Sachsen trieb. Ob die im 16. jahrhundert über ihn niedergeschriebenen Geschichten wirklich wahr sind weiß zwar keiner, aber die Geschichten über ihn trafen in einer Zeit des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels die Leute da, wo sie am verletzlichsten waren, weil sie genau diesen Umbruch und die Unschlüssigkeit der Leute damals unverblümt aufzeigten.
Genau das hat sich ja auch die Zeitschrift zum ziel gesetzt: Missstände aufzeigen und starrköpfige Zeitgenossen da treffen wo es am meisten weh tut, unverblümt über Dinge sprechen, die andere nicht zu sagen wagen und Bilder zu zeichnen, die nicht immer nur Friede-Freude-Eierkuchen darstellen…
Also, welcher Name könnte da wohl treffender sein für eine satirische Zeitschrift???
INHALT
°°°°°°°°
Wie gesagt handelt es sich hier um eine Satire-Zeitschrift, d.h. die Berichte umfassen aktuelle Themen aus allen Gesellschaftsbereichen (Politik, Kultur, Sport), aber eben auf eine witzige Art, die einen selbst zum Nachdenken anregt.
Feste Bestandteile
^^^^^^^^^^^^^
Es gibt einige Sparten in der Zeitschrift, die jeden Monat wieder ein Bestandteil der Zeitschrift sind und somit eine Art Grundgerüst bilden, das wären (in der Reihenfolge, wie sie auch im Heft erscheinen):
o Leserpost: Gleich zu Beginn der Zeitschrift werden die Leserbriefe abgedruckt, die meist auch in einem witzigen Stil gehalten sind und nur immer mit einem Wort oder einem kurzen Satz der Redaktion kommentiert werden . Wenn sich jetzt jemand fragt, warum die Leserbriefe vorne und nicht hinten wie bei den meisten anderen Zeitschriften sind, hier gibt der Eulenspiegel gleich selbst die Lösung: „Der Leser hat das Wort – aber nicht das letzte“
o Modernes Leben: Hier findet der Leser immer ein paar Cartoons von verschiedenen Zeichnern, das Ganze über eine Doppelseite.
o Zeitansagen: Kurze satirische Pressemitteilungen zu aktuellen Themen, ein Beispiel aus dem aktuellen Heft (10/03): „Kein Wunder, dass die Deutschen immer älter werden: Seitdem das Sterbegeld gestrichen werden soll, lohnt sich ja selbst der Tod nicht mehr“ – untermalt ist das Ganze wieder von einigen Cartoons, ebenfalls zu aktuellen Themen.
o Fehl-Anzeiger: das ist eigentlich mein heimlicher Favorit der Zeitung! Auf einer Doppelseite werden kleine Zeitungsausschnitte von witzigen Druckfehlern oder unglücklich gewählten Formulierungen, Verschreibern, vertauschte Fotos etc. gezeigt, z. B.: „Homo-Ehe: Lehmann stellt sich hinter den Papst“ oder „Manche Hotels berechnen zur Messe nur einen geringen Aufschlag, verlangen das Fünffache des üblichen Preises“
o Neues Deutschland: in der Mitte des Heftes befindet sich immer eine Titelseite der Zeitung neues Deutschland, mit dem Untertitel „Organ des Zentralkomitees der sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“, so hätte es kommen können, ein vereintes Deutschland unter der Herrschaft der SED und dazu passende fiktive Berichte, das Ganze natürlich mit Bildern und alles in Zeitungs-schwarz-weiß.
o Kino/Buch: Vorstellung der aktuellen Kinofilme und Kritiken zu Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, diesmal z. B. wird bei Kinofilme „Fluch der Karibik“ vorgestellt, das ganze durchaus Informativ, aber eben auf die etwas spaßige Tour
o Grand Prix: Leser machen Geschichten: hier werden witzige Beiträge, wie Cartoons, Witze, Limericks, Schüttelreime, Berichte etc. von Lesern abgedruckt.
o Super Funzel: im Gegensatz zum Motto des Eulenspiegels, das da lautet „Unbestechlich – aber käuflich“ heißt es hier nun „Unverkäuflich – aber bestechlich“, es handelt sich um „Das Intelligenzblatt für Andersdenkende“ und will sich als unabhängig vom Eulenspiegel (seit 89/90) verstanden wissen ;-) – hier findet man jeden monat ein Aktfoto einer DDR-Schönheit, mit einem witzigen Textchen dazu (nein, nicht so geschmacklos wie in der Bild-Zeitung!), Das Funzel-Rätsel, einen neuen „Polizeibericht“ unter dem Titel „Die Polizei meldet: Rindvieh 30, bitte kommen!“ und andere nette Berichte
o Rätsel: ziemlich schwierige Rätsel, bei denen man auch etwas um die Ecke denken muss
o LMM…Leser machen mit: Jeden Monat wird ein Cartoon ohne Untertitel gezeigt, zu dem die Leser selbst texte erfinden sollen, die 3 besten werden dann in der nächsten Ausgabe veröffentlicht und mit je 15€ prämiert.
o …und Tschüss!: Zum Schluss gibt es immer noch einen netten großen Cartoon, wie auch schon zu Beginn (hab ich glaub ich vergessen zu erwähnen
anderes
^^^^^^^
neben diesen immer wieder kehrenden Teilen, gibt es natürlich zahlreiche größere Berichte und Reportagen zu aktuellen Themen aus allen bereichen des Lebens, diesmal z. B. ein Bericht über Computerviren unter dem Titel „(Sch)Virige Zeiten“, hier werden fiktive Würmer und Viren genannt und deren Schäden und Bekämpfung, z. b. „Das Glühwürmchen – „Was geschieht? – Wie schon der Name besagt: Erst heimlich an ihren Glühwein gehen, und dann… - Schäden? - …die Tastatur voll kotzen. – Was kann man dagegen tun? – Die Glühwürmchen absammeln und in eine leere Flasche stecken. Fest verkorken. Und bei Einbruch der Dämmerung, wenn sie mit dem Finger gegen das Glas schnippen, müssen sie zu leuchten anfangen“.
Ein anderer Bericht, der die Männerwelt etwas mehr ansprechen wird, ist der „Formulator“ Michael Schumacher „Rebellion der Boliden – Das dunkle Geheimnis des Mike Ferraro“…
Was mich auch immer im Fernsehen die letzte Zeit nervt und da bin ich bestimmt nicht die Einzige, sind die Ganzen „Babyshows“, „Wir machen ein Baby“, „Hallo, Baby!“ und wie die so alle heißen, auch das ist Thema eines Berichtes.
Dazwischen gibt es immer wieder bunte Cartoons, nette Karikaturen und ein paar Anzeigen und Werbung, die sich aber noch in Grenzen hält
ZEICHNER
°°°°°°°°°°°°°°
o Mein absoluter Lieblingszeichner ist Arno „Dagobert“ Funke, vielleicht kennt ihn ja der Eine oder andere noch, saß mal im Knast wegen Erpressung, der malt einfach herrlich wirklichkeitsnah, mit einer nur ihm eigenen Komik. Geboren ist er 1950, machte eine lehre als Fotograf und eine als Schilder- und Lichtreklamehesteller, war als Fotograf und Kunstmaler tätig. 1988 erpresste er dann das Berliner Kaufhaus KaDeWe und 1992-94 versuchte er es beim Karstadtkonzern. 1994 wurde er schließlich verhaftet und 9 Jahre weggesperrt. Und wer richtig rechnen kann hat schon festgestellt, das er da zum heutigen Zeitpunkt noch sitzt und versucht sich durch seine Zeichnungen eine neue berufliche Perspektive aufzubauen. Mehr Infos auf seiner Homepage unter http://www.bmp.de/dagobert/
o Wen ich noch sehr gerne mag ist Burkhard Fritsche, er ist 1952 in Mölln geboren, hat ein Kunststudium absolviert und arbeitet seit 1980 als freier Cartoonist. Auch sein Stil gefällt mir besonders gut, die Menschen mit den übergroßen Nasen und die Comic ist direkt aus dem leben gegriffen. Besonders die politische Richtung seiner Cartoons finde ich absolut korrekt ;-)
o Dann wäre da noch Harm Bengen, dessen Werke auch nicht zu verachten sind. Er ist 1955 in Ostfriesland geboren, lehre als Farbenlithograph, dann Grafik-Design-Studium und seit 1986 Hauptberuflich Cartoonist und Illustrator. Er Zeichnet seine Cartoons sehr liebevoll und auf eine Art, die mir durchaus zusagt, nur die Witze selber sind meist recht seicht
o Alle Cartoonisten aufzuzählen wäre recht lang und zu ausführlich, deshalb möchte ich mich auf diese beschränken und nur noch ein paar Namen nennen: Guido Sieber (hässlich gezeichnete Männchen), Fred & Günther, Ralf Alex Fichtner, Henninger, Martin Zak u.a..
AUTOREN
°°°°°°°°°°°°°
Hier habe ich jetzt keine speziellen Vorlieben, was die Autoren der Berichte angeht, und auch die Namen werden wohl kaum einem was sagen, daher nur soviel, die meisten Berichte sind wirklich unterhaltsam geschrieben und nur selten bin ich geneigt bei der Hälfte des Textes abzubrechen mit dem Lesen, weil mich die Story nicht überzeugt oder einfach der Witz fehlt, wobei mir hier jetzt aber kein spezieller Autor negativ aufgefallen wäre.
FAZIT
°°°°°°°°
Wie ich bereits am Anfang meines Berichtes erwähnt habe, lese ich den „Eulenspiegel“ bereits seit 1998 regelmäßig und bin daher durchaus von dessen Qualität überzeugt. Sonst würde ich ihn ja nicht weiter abonnieren... Ich finde es immer wieder interessanter aktuelle Ereignisse auf eine etwas lockerere, witzigere Art zu lesen und mich damit auseinander zu setzen, als stumpfsinnige Reportagen wie im Focus oder im Stern zu lesen, bei denen man praktisch die Meinung des Autors aufgedrängt bekommt ohne sich ein eigenes Bild machen zu müssen. Die Cartoons sind immer wieder lustig und gut zum anschauen, vor allem, wenn man mal nicht so viel Zeit zum Lesen hat, in der S-Bahn oder im Bus, einfach mal kurz für Zwischendurch. Das Einzige, was ich nicht in der Öffentlichkeit anschauen darf sind die Fehlanzeiger, weil ich mir da manchmal nicht das Lachen verkneifen kann und die Leute doch etwas komisch schauen, wenn jemand plötzlich in der S-Bahn etc. lauthals loslacht ;-)
Schon wenn das Heftchen mit dem bunten Titelbild im Briefkasten liegt freue ich mich aufs Lesen, das gesamte Erscheinungsbild ist sehr angenehm, weil das ganze Heft schön bunt und freundlich ist, nicht in den trüben Farben anderer Magazine, die eher die Stimmung des Lesers senken durch ihre Negativ-Berichterstattung und die triste Farbgebung. Hier wird einem zwar auch nichts vorgegaukelt, aber selbst heikle Themen werden dem leser mit Witz und Charm präsentiert, so dass sie zwar weniger schlimm erscheinen, aber angenehmer zu lesen sind und den Weg für eigene Interpretationen offen lassen.
Den Preis von 2,50€, im Abonnement übrigens 25,50€ für 12 Ausgaben, finde ich durchaus angemessen für ein über 80 Seiten starkes Heft, bei dem, wenn man es genau sieht zwar ca. ¼ Werbung sind, diese aber zumeist nur einen schmalen Streifen vom Rand einnehmen, so dass das kaum auffällt (ehrlich gesagt ist mir die Menge der Werbung auch erst jetzt aufgefallen, wo ich sie extra für diesen Beitrag gezählt habe und auf ca. 24 Seiten gekommen bin, wenn man sie zu vollen Seiten zusammen setzen würde).
Alles in allem kann ich ihn (auch als Wessi) nur empfehlen und jedem raten sich mal ein Exemplar zum Reinlesen am Kiosk zu holen.
Danke an alle, fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren!!!!
Schönen Gruß vom Wuschel!!! weiterlesen schließen -
-
EULENSPIEGEL: GESAMTDEUTSCHE SATIRE made im OSTEN
Pro:
eigenwillig, spitz, spritzig, geistreich
Kontra:
spitzzüngig, eigenwillig
Empfehlung:
Ja
Wer kennt ihn nicht, Till Eulenspiegel, das kluge Kerlchen, das mit seinem verschmitzten Humor es immer wieder schaffte, die Reichen, Mächtigen, Herrschenden auf den Arm zu nehmen und zu veräppeln, - wenn es ihn nicht gegeben haben sollte, dann war er jedenfalls eine gute Erzählfigur, so wie der liebe edle Winnetou sicherlich der beste Indianer aller Zeiten.
Egal wie man es betrachtet, ein Eulenspiegel kann nie etwas sein für konservative, gestrenge oder scheinheilige Personen. Er ist qua Natur sozial, liberal, nach Freiheit suchend, diese anstrebend und auslebend.
Mit diesem Namen jedenfalls verbindet der etwas intelligentere Bildungsbürger Witz, Humor, Cleverness und, jedenfalls wenn es aus der alten DDR kommt, auch das Wort Satire.
Was dem Westdeutschen sein harmloser Till war, ein Beispiel der berühmte Bajazz mit der Laterne des Mainzer Karnevals und seiner Fernsehsendungen, eben der typische, schelmische West-Till, das war lange, gute Jahre der DDR-Kultur der Eulenspiegel des Ostens.
Wer ihn nicht kannte oder nicht kennt, der kann ja weiter lesen.
Für mich war der Eulenspiegel, Satire-Magazin der alten, harten DDR, eine Offenbarung, ein echtes Wunder tillschen Ausmaßes, - wie die Jungs, die ihn redaktierten und herausgaben es schafften weiß ich nicht, jedenfalls, der Till des Ostens war ein klasse Machwerk, eines, wie es ein entsprechendes, gleichwertiges im Westen zu keiner Zeit gab, jedenfalls ist mir kein solches, jedenfalls keines dieser Qualität und dieses Niveaus jemals aufgefallen, und ich habe wirklich viel gelesen, behaupten jedenfalls andere.
Unvergessen ist so z.B. noch für mich eine der ersten Ausgaben zur Widervereinigung, da gab es eine Karikatur Mit einem dicken sommerlich bekleideten Ossi, wohl im Ausland auf Urlaub, der mit Bündeln Westgeldscheinen um sich schmiss, und auf der Brust, mit Reichsadler, stehen hatte Fritze Müller oder Meier, Germany, - typische Karikatur des negativen Teils der neuen Bundesbürger, der meinte mit der Widervereinigung und dem Westgeld gehöre ihm die Welt und er könne so richtig auf den Putz hauen, - da er ja jetzt auch West-Deutscher sei.
Der Eulenspiegel überlebte alle Stürme der Wende, er überlebte, aber er passte sich auch im neuen System nicht an, er blieb bissig, satirisch, sezierend-genau das ausdrückend, was andere allenfalls denken, mal rechts, mal links ein Hieb, selbst bösartig-bissig da, wo man scheinbar lieb ist, aber, das muss wirklich anerkannt werden, nie echt unsachlich, unkorrekt oder gemein-gehässig. Stets in der reichen, starken Tradition, des vielleicht machtlosen, aber geistig überlegenen Narren, der klug genug ist die Mächtigen mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, bis aus Blut zu reizen, jedoch nie zu sehr, nie so, dass ein humorvoller Mensch ihm jeweils jemals böse sein könnte.
Wie überrascht war ich da jetzt, nach wieder ein paar Jahren, als ich in einem Einkaufszentrum den aktuellen Eulenspiegel- das Satiremagazin – vorfand.
Sicher könnt Ihr Euch denken: Gleich geschaut, Titelseite wie immer einzigartig (mehrsinnig) scharf, wie gewohnt, sofort Preis gesucht, 2,50 €, gekauft und mitgenommen.
Nachteil, wenn es einer ist, des Eulenspiegel war schon immer, und ist noch heute, dass man sich wirklich darauf konzentrieren muss, aufmerksam sehen und lesen muss, wer das nicht tut, den bestraft das Leben, oder auch: der bekommt eben nur die Hälfte der Gags, Ideen und Pointen mit.
Schon der erste Slogan ist aufreizend klug: „Unbestechlich, aber käuflich!“ steht da, Nummer 02/02 hat als Titelstory einen Bericht über die Intelligenz einer Neudeutschen Frauenrasse namens „Luder“, und bildet drei typische Vertreterinnen gleich ab, begleitet mit den Textzeilen „vom Tuten keine Ahnung“ (was an Blasen denken lässt), und „mündlich befriedigend“, - neben dem Logo, genauer hinschauend dem den blanken Arsch zuwendenden Eulenspiegel, der auf eine verkehrt herum liegenden Krone sitzt, gibt es noch eine Ankündigung Bravo-Poster der (Scherz-) Kategorie Bravo Senior mit der Berühmtesten Rentner-Band der Welt, den Rollenden Steinen im Grauer Alttiger-Look.
Selbst das Editorial des Chefredakteurs ist provozierender Weise mit xxx – das soll heißen drei Kreuzen unterzeichnet.
Ob lang oder kurz, jeder Beitrag sprüht vor geistreichem Inhalt, Satire oder Ironie, oft eine unverhohlene Provokation für Leser oder betroffenen Bestrochenen. Unter Modernes Leben finden wir z.B. alte Standardthemen des Karikatur, hier den Eskimo im Iglu der keinen Staubsauger braucht, weil er schon Strom angeschlossen und verkabelt ist, - hat wahrscheinlich schon einem, den Vorruheständler, den seine Frau daran erinnert, dass er zu Hause dennoch etwas (im Bett) tun könne. Unter Zeit im Bild geht es um den modernisierten Bundesadler, die Rort-Grüne Regierung färbt ihn neu ein, Ergebnis: er trägt Stahlhelm und fröhlich-bunte Tarnfarben, - etwas weiter zwei Hälften eines Vater-Sohn-Bildes, - USA-Vater lehrt kleinen Sohn mit Knarre zielen, andere Hälfte Turbanträger-Vater tut das gleiche mit seinem kleinen Sohn, - wie sich die Bilder gleichen, da gibt es eine (satirisch-ironische Aktion „Helft Schröder“, für Leute im Vollbesitz ihrer geistig-patriotischenKräfte, eine weitere, schöne Karikatur befasst sich mit Berliner Flughafenpolizei und Kanzlerkandidat Stoiber: gehört Bayern zu EU, oder braucht er `ne Greencard, etwas weiter sehen wir black auf white die Köpfe der bisherigen Geldschein-Motive, Text dazu: Immer mehr Leute ohne Job, - das ist Humor und Satire von geistreich-feinsten.
Etwas weiter geht es um die neue, rot-rote Berliner Stadtregierung, Orgelmann Wowereit mit Äffchen Gisi, ist doch klar, dass bei der Pleite der Stadt die SPD die PDS braucht, die haben noch mehr Erfahrung mit der Verwaltung des Mangels als die SPD-ler.Grauenvolles eröffnet eine Sammlung von Stilblüten und Berichten heutiger Deutscher Schüler, Motiv dazu: Lehrer an Tafel 1 x 1, Schüler – im Stile Kohls, das sage ich nicht, Ehrenwort.
Ein paar Seitenhiebe gehen an Harald Schmidt und seine Show, andere Karikatur Frauchen mit polnischem Hütehund, Uniformierter fragt ob Hund denn überhaupt Arbeitserlaubnis habe.
Unter „Unser Allerbester, der Grußaugust von Belvedere, wird, ganzseitige ordentliche Karikatur der Person des Bundespräsidenten, dieser vorgestellt und zerlegt.
Einzigartig auch eine Karikatur mit Hitler, Göbbels und Göring, Himmler, Adresse Hölle, Bereich A (Kriegsverbrecher) , Hitler regt sich auf: Sauerei, Dieser Schlappsack Scharping, nicht gedient und steht schon in Afghanistan! Es folgt der Bericht: Deutschland sei Dank: Afghanistan wird zivilisiert, Ironie hoffentlich erkennbar.
Fast genial ist auch das BRAVO SENIOR - POSTER mit Keith Richards und Truppe als Rollstuhl-Rentnerband von jugendlichen Nackedei-Frauen auf die Bühne, zum Konzert geschoben.
Auch Juhnke und Wussow haben es dem Eulenspiegel angetan: Schicker Bericht über Wussow und neue Liebe seines Lebens, aber auch Karikatur: Doktoren Juhnke und Wussow hören sich ab und diagnostizieren: Juhnke über Wussow: armes Schwein, Wussow über Juhnke: Armer Irrer!
Ein Bericht Brust oder Keule rechnet ab mit Plastischer Chirurgie, und noch manches, vieles mehr, Karikaturen, spitze-spritzige Texte.
Die Bösartigkeit, aber auch die Treffsicherheit und Effektivität der Satire des bösen östlichen Eulenspiegels ist auch in der heutigen Post-DDR-Zeit ungemindert, wirklich ungebrochen, dasist wirklich klassische Satire vom Feinsten, - in Wort und Bild, - hier fühlt man des Öfteren deutlich was es heißt, dass Bilder mehr als Hunderte Worte sagen können, wenn vorsätzlich gemein ausgewählt.
Ein wahres Feuerwerk an Ideen und grimmigem Humor, so etwas kommt woanders nie und niemals so vor, das Blatt ist wirklich einzigartig.
Dabei geht es nicht darum, ob man den Eulenspiegel lieben oder ihm Recht geben soll, man kann ja auch gut gegen ihn sein, ihn zu scharf, zu aggressiv finden, - das ändert jedoch nichts an der Einzigartigkeit seiner Rolle in der Kulturwelt dieser und der untergegangenen Deutschen Staatlichkeit von BRD und DDR.
Wer konservativer ist und weniger Toleranz bereit ist walten zu lassen, der sollte davon die Finger hübsch lassen! Wie jeder Eulenspiegel ist er am Besten zu genießen, wenn man ihn als nur im Traumlande lebend versteht. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
anonym, 15.06.2002, 14:01 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Boah, so viel aufgesetzte DDR-Nostalgie zerstört fast den Bericht, aber Gott sei Dank nur fast. Gruß, nosianai
-
-
-
MaxxMasters, 14.02.2002, 18:17 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
war doch das ddr-satire-magatin, gibt es das überhaupt noch?
-
-
Eimerweise Häme und Spott für Öffenlichkeits-Geile
Pro:
Verschont nichts und niemanden
Kontra:
Könnte bekannter sein
Empfehlung:
Ja
Diese Satirezeitschrift hat es mir echt angetan.
Vor einigen Monaten gaffte mich Angela Merkel
verunstaltet von der Titelseite derselben an. Ja, ich
weiß, verunstaltet sieht sie auch so schon aus.
Der hat Zeichner sich alle Mühe gegeben, das
Ergebnis noch krasser ausfallen zu lassen. Und es
ist ihm gelungen.
Das war im Ostseebad Koserow in einem
Zeitschriftenladen. Nach dem Lesen hatte ich Nacken-
beschwerden vom vielen heftigen Nicken beim Lesen.
Aussprüche und Verhaltensweisen von Politikern und
anderen Motten, die ans Licht streben, werden satirisch
auf das Heftigste aufs Korn genommen. Die Personen
des Öffentlichen Lebens kommen alles in allem noch gut
weg, wenn man bedenkt, dass die lichtgeilen geflügelten
Insekten idealerweise mit der Fliegenklatsche um die Ecke
gebracht werden. Zum Vergleich wäre doch schlecht vorstellbar,
dass Angela Merkel nach gewohnt "inhaltsreicher" Ansprache
erst mal eine Tracht Prügel mit dem Baseballschläger bekommt.
Aber nicht nur die Merkel bekommt ihr Fett weg. Alle, ausnahmslos
alle, die irgendwie öffentlich besonders auffällig sind, werden einer
genaueren satirischen Betrachtungsweise unterzogen. Egal, ob Ossi
oder Wessi, Fußballer, Politiker oder Showstar - Dran kommen sie alle.
Und das ist gut so.
In einem Bericht über den Eulenspiegel (aus dem Jahre 2000) las ich,
dass die Redakteure viel zu angepasst und nur scheinbar kritisch seien.
Aus 2000 ist mir die monatlich erscheinende Satirehetze zwar nicht bekannt;
kann aber versichern, dass eine Speikobra vergleichsweise harmlos gegen
Spott und Häme des Jahres 2003 ist, die der Eulenspiegel über seine
Schreibopfer gleich kübelweise ausgießt.
Beispiele gefällig? In der neuesten Ausgabe muss sich die Bundesrepublik ihrem
Zustand nach mit einem Wartezimmer vergleichen lassen. So warten
sie laut Eulenspiegel darauf, dass es Weihnachten wird, die Sparkasse ihren
Disporahmen erhöht, oder dass der Kanzler vor das Volk tritt und sagt: "Meine
Damen und Herren, Sie haben sich nun lange genug von meiner Unfähigkeit
überzeugen können, ich trete zurück!"
Den Vogel schoss eine Zeichnung aus der letzten Ausgabe ab, übrigens vom
als "Dagobert" bestens bekannten Arno Funke. Dort steht sie, besser gesagt kniet
sie ganz in Lewinski-Manier vor Herrn George "Dabbelju" Bush und wischt sich
mit einem Tuch das Gesäuge vom Mund. Der mit zufrieden verklärtem Gesichts-
ausdruck Zigarrenwolken blasende George Dabbelju lässt keinen Zweifel darüber
aufkommen, dass soeben etwas von höchst devoter Natur passiert sein muss.
Am meisten beeindruckt hat mich die praktische Betrachtungsweise der
Durchführung von Foltererlaubnis bei Verhören in der vorletzten Ausgabe.
Von Vergewaltigungsandrohungen durch einen stattlichen Neger oder
Schläge mit der Siebenschwänzigen, zur Herbeiführung des Erinnerungsvermögens
des Verhörten, war dort die Rede. Empfohlen von einem der fähigsten Deutschen Amtsaussitzer, Roland Koch.
Ein Leser sah eine Ausgabe später in der Politik praktische Anwendungsmöglichkeiten.
So könnte man Wetten darauf abschließen, nach wievielen Schlägen mit der
Siebenschwänzigen Helmut Kohl die - vergessenen, verschwiegenen, ehrenwerten -
Spender preisgibt. Und der Eulenspiegel fragt sich im Essay, wo man denn die vielen
Neger für die Vergewaltigungen herkriegen solle.
Der Eulenspiegel hat Schulheftformat und Format obendrein. Haut alles und jeden in
Pfanne. Ist unbestechlich, jedoch käuflich.
Stückpreis € 2,50
Jahresabo 25,50
Verlagsadresse:
Redaktion EULENSPIEGEL, Gubener Str. 47, 10243 Berlin
Fax 030 29 34 63 21 weiterlesen schließen -
Was bedeuten denn nun die Supermarktcodes ????
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Zeitschriften mit durchgängig satirischem Inhalt gibt es relativ wenig.
Auf dem ersten Blick fallen mir da solche Zeitschriften wie „Titanic“ oder aber der ostdeutsche „Eulenspiegel“ ein.
Nach langer Zeit habe ich mir nun wieder einen „Eulenspiegel“ gekauft und möchte hier nun einiges darüber mitteilen.
Ja Ja, der „Eulenspiegel“ ist schon ein ziemlich altes Satiremagazin.
Im Jahre 1946 erschien die erste Ausgabe des „Frischen Wind“ in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone.
Im Jahre 1954 wurde aus dem „Frischen Wind“ der Eulenspiegel und bereits nach kurzer Zeit nannten die Leser in der DDR ihren „Eulenspiegel“ kurz und liebevoll „Eule“.
In der DDR machte sich der „Eulenspiegel“ oft mit sehr versteckten Mitteln über die Regierung der DDR, den Mangel bei Versorgung und Dienstleistung lustig.
Oftmals musste man zwischen den Zeilen lesen und entdeckte ein gehöriges Maß an Kritik an einzelnen Umständen.
Natürlich war der „Eulenspiegel“ deshalb bei den vielen treuen Lesern in der DDR äußerst beliebt.
Es kam sogar soweit das Exemplare der damals wöchentlich erscheinen Zeitschrift unter der Hand verkauft worden sind.
Nun kam im Jahre 1989 die Wende und 1990 die Deutsche Mark in den Ostteil Deutschlands.
Viele Zeitschriften gaben auf und auch der „Eulenspiegel“ hatte gehörig zu kämpfen.
Es wurde eine Eulenspiegel GmbH. mit Sitz in Berlin gegründet und der Eulenspiegel erschien nun monatlich.
Derzeit kostet das ca. 60 Seiten starke Satiremagazin 2,50 Euro und auch beim Kauf der letzten Ausgabe musste ich wieder lächeln über den Witz der immer noch aktuell und volksnah ist.
Der „Eulenspiegel“ mit dem Untertitel „Unbestechlich aber käuflich!“ bietet immer noch jede Menge Charme.
Immer wieder gerne lese ich im „Eulenspiegel“ Artikel über politische Themen.
Hier machen sich die Autoren oft über zweifelhafte Aussagen unserer Politiker lustig.
Gerne wird hier die „ostdeutsche Powerfrau Angie – Angela Merkel“ auf den Arm genommen.
Mal suchen die Karikaturisten eine neue Frisur für Frau Merkel und zeichnen Angela Merkel mit den unterschiedlichsten Perücken. Natürlich macht Frau Merkel zu jeder neuen Frisur ein anderes , kritisches Gesicht.
Die Zeichner wissen natürlich auch dass unsere Frau Merkel ein CDU Arbeitstier ist.
Dargestellt wird jetzt unsere Angie energisch und mit blutunterlaufenen Augen.
Aber auch der etwas hölzern wirkende Edmund Stoiber mit gewissen Sprachschwierigkeiten bekommt in der „Eule“ sein Fett weg.
Daneben gibt es aber auch einiges über das von uns allen erlebte tägliche Leben zu sehen.
Haben wir uns nicht schon immer gewundert was die Durchsagecodes in den Kaufhäusern und Supermärkten bedeuten?
Auch hier wissen die Karikaturisten des „Eulenspiegel“ Rat und wir sehen in einer Zeichnung einen Mann (vermutlich der Kaufhauschef) vor einer Monitorwand sitzen.
Ins Mikrofon ruft er nun „ Frau Müller: 61 bitte….“
Was bedeutet die 61???
Die Zeichner haben nun neben der Monitorwand eine Übersicht der jeweiligen Codes gemalt.
Hier liest der Betrachter folgendes:
11 – Sie sind entlassen
17 – 5 Minuten Mittagspause
21 – Aufwachen
28 – Ihr Gehalt wir gekürzt
31 – Jagen Sie den Kunden weg!
32 - Verlassen Sie schnell die Kasse!
61 – Sofort nackt in mein Büro !
67 – Wie wär`s heute Abend?
Ach was habe ich gelacht. Jedes Mal wenn ich jetzt im Kaufhaus stehe und einen solchen Code höre muss ich an diese lustige Zeichnung denken. Einfach Köstlich.
Aber auch die stille griechische Schlagergöttin Nana Mouskouri bekommt in der „Eule“ einen deftigen Scherz zu spüren.
Wir sehen eine junge bebrillte Frau Nackt in einem blühenden Baum stehen.
Natürlich ist das nicht die Nana Mouskouri, trotzdem lese ich sinngemäß dass die griechische Nachtigall (alleine schon diese Bezeichnung) Nana Mouskouri in diesem Jahr auf dem traditionellen Baumblütenfest in Werder zu Gast war.
Weiter: Die eher als zurückhaltend bekannte Interpretin und Kennerin griechischer Weine hatte sich nach dem Genuss von drei Gläsern des berühmten Obstweines ihrer Kleidung entledigt und stieg mit Begeisterung ihrer Fans in den blühenden Baum.
Dabei gab die Mouskouri von sich: Griechischen Wein kannste vergessen …Hält bloß auf….
Einfach herrlich dieser Artikel und mehrmals musste ich mir dann noch die abgebildete Mouskouri anschauen.
Ach wenn die liebe Nana Mouskouri wüsste wie sie hier veralbert worden ist.
Nun gut, anhand dieser beiden kleinen Beispiele wollte ich kurz den Witz vorstellen der im „Eulenspiegel“ zu Hause ist.
In den letzten Jahren hat der „Eulenspiegel“ auch den berüchtigten Karstadt Kaufhausexpresser Arno Funke gewinnen können.
Dieser malt nun für den „Eulenspiegel“.
Seine Zeichnungen kennzeichnet Arno Funke mit dem Titel: Arno „Dagobert“ Funke.
Sehenswert sind seine Zeichnungen aber auch.
So malte Arno Funke in der Mai Ausgabe anlässlich der Fußball WM das deutsche Vizeweltmeister Team.
Hier wird auch gewitzelt was das Zeug hält. Rudi Völler mit seinen langen Haaren wird so genötigt Lockenwickler zu tragen und bei Christian Ziege wird das etwas pockennarbige Gesicht zum Besten gegeben. Den Oberkörper von Christian Ziege ziert ein Tattoo auf dem zwei Ziegen „rammeln“.
Insgesamt bietet der „Eulenspiegel“ viel Lesespaß und es macht Spaß die Zeitschrift durchzublättern.
Aber es gibt noch einige positive Aspekte zum „Eulenspiegel“ anzumerken.
Hier nenne ich das Verhalten mit dem um neue Kunden geworben wird.
Jeder zukünftige oder nur erst einmal interessierte Leser kann sich unter der Internetadresse www.eulenspiegel-zeitschrift.de gratis ein Probeexemplar bestellen.
Ein dreimonatiges Probeabonnement kostet 5 Euro und besonders löblich ist das nach Lieferung des dritten Heftes dieses Kurzabo ohne Wenn und Aber endet.
Manchmal erleben wir doch immer wieder Zeitschriften Verlage die händeringend darauf hoffen dass der neue Leser die Kündigung vergisst.
Hier bleibt der Eulenspiegel Verlag jedenfalls sehr ehrlich.
Ich kann nun jedem Leser meiner Meinung raten mal ein Probeexemplar zu bestellen.
Ihr werdet sehen das Heft strotzt gerade zu vor Witz und manchmal auch vor sehr deftigen Humor.
Lesenswert und dafür gibt es 5 Sterne!!!! weiterlesen schließen -
Eulenspiegel - Lehrbuch für angewandte Humoristik
02.09.2002, 16:49 Uhr von
aroza
"Aus der Vergangenheit nehmen wir das Feuer mit in die Zukunft - nicht die Asche!" - ein ganz aus...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Einen wunderschönen guten Morgen liebe Yopis, heute habe ich mich einmal wieder entschieden, ein Erzeugnis der Printmedien etwas genauer zu betrachten. Und zwar soll es diesmal um den „Eulenspiegel“, einem Satiremagazin aus dem Osten Berlins gehen.
- - - - - - -
Zur Geschichte
- - - - - - -
Das Monatsmagazin für Satire und Humor, erscheint seit 1946 im Eulenspiegelverlag (bis 1991 als Wochenzeitung). Der Verlag wurde meines Wissens kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und bündelte geradezu monopolistisch das künstlerisch –satirische Schrifttum in der DDR. Zuweilen erschienen die Publikationen des Eulenspiegelverlages geradezu ketzerisch kritisch, geradezu systemumstürzlerisch bissig, zuweilen jedoch auch ein wenig vordergründig propagandistisch gefärbt. Ob sich der Eulenspiegel (Verlag) zu der Zeit als wirklich systemkritisch verstehen sollte, oder eben doch eher systemstabilisierend (weil Unmut kanalisiernd), möchte ich an dieser Stelle dahin gestellt lassen, zum einen bin ich zu jung, um das gesamte Wirken des Verlages allumfassend beurteilen zu können, zum anderen denke ich, dass das eine Aufgabe derer sein sollte, die mit dem Eulenspiegel mehr als nur nach-wende-konsumierend zu tun hatten. Auf jeden Fall überlebte der Eulenspiegel-Verlag und damit auch sein Satiremagazin „Eulenspiegel“, das in der DDR noch als Wochenblatt stets vergriffen war, die Wirren des wirtschaftlichen Umbruches seit 1990 und der fehlenden Marketingstrategien und –wege relativ unbeschadet. Ich habe ja mal gehört, dass da ein ordentlicher Betrag von der SED, die ja ihr Geld noch in wohlgesonnen Kreisen verteilen musste, bevor es durch die Bundesrepublik abgezogen wurde, über eine Kulturstiftung als Aufbauhilfe zum Eulenspiegelverlag geflossen sei. Egal wie, den Eulenspiegel gibt’s noch und es lohnt sich durchaus, einmal einen Blick in das Heft zu werfen.
- - - - - - -
Zum Inhalt
- - - - - - -
Exemplarisch möchte ich an dieser Stelle einmal das Heft 03/2002 herausgreifen, was also seines Zeichen quasi das aktuelle ist. Neben einer kleinen Programmvorschau wird das Titelblatt von einer Karikatur von Burkhard Fritsche dominiert. Inhalt: Zwei Skinheads verprügeln einen Farbigen, daneben steht der offensichtliche Anführer und belehrt den Verprügelten: „Anzeige zwecklos, Kanake, alles V-Leute!!“ Angesichts der Pannen um das NPD-Verbots-Verfahren ein erfrischender Seitenhieb auf den Dilettantismus der verantwortlichen Behörden und Politiker. Mein Eindruck: Gelungen!
Auf der Seite 3 geht es mit der angeblichen Kolumne des Chefredakteurs (unterschreibt immer mit XXX) weiter. Zumeist ist diese allemal besser als das, was man sonst zuweilen als Kolumne in den verschiedensten Gazetten geboten bekommt.
Die Leserzuschriften gibt’s auf den Seiten 4 und 5, wobei die Leserinnen und Leser zuweilen auch nicht die Hellsten zu sein scheinen. Größtenteils ist man anscheinend bestrebt, seinen Namen in der Zeitung zu lesen. Abgesehen von den Karikaturen, die sich zuweilen hierher verirren, kann man diesen Teil größtenteils vergessen. Ach ja, teilweise sind die Kommentare der Redaktion (oder der studentischen Hilfskraft?) unter den jeweiligen Zuschriften nicht unwitzig.
In dieser Ausgabe gibt’s auf den Seiten 6 und 7 „Modernes Leben“ – Karrikaturen aus dem Alltag. Die Zeitansagen auf Seite 8 bis 13 sind Pflicht – da werden aktuelle Ereignisse kurz und zumeist auch treffend auf die Schippe genommen. Beispiel: „Wer nicht lesen kann, muß schreiben – Wie sich jetzt herausstellt, haben skandinavische Schüler ihre Lesekompetenz durch nicht synchronisierte Spielfilme erworben. Das ginge natürlich auch in Deutschland. Einziges Problem: Wer soll die Untertitel in korrektem Deutsch abfassen?“
Auf der Seite 14 beginnt die erste „Reportage“: Die Eulenspiegel-Wahlprognose Sachsen-Anhalt: Wenn was kommt, dann kommt es schlimmer. Bild: Gerhard Schröder als Heiland bei der Rettung des Waggonbauwerkes Halle Ammendorf. Im Text bekommen sowohl Landesregierung, als auch FDP, CDU, die Stadt Magdeburg und sogar die PDS ihren Teil ab. Auf Seite 17 weiter mit dem Thema Politik: „Warum brannte Sprengs Ehebett?“ – Edmund Stoiber muss an dieser Stelle Federn lassen. Letzter Teil Politik: Seiten 18 und 19: „Trankappenbomerjacken – Otto Schilys größter, ja tiefster Fall“.
Auf Seite 20 wird (einmal mehr) Guido Knopp mit der engen Auswahl seiner Themen aufs Korn genommen: Hitlers Knopp.
Bemerkenswert erscheinen mir auf den Seiten 24 und 25 zum Kulturbeutel und zum Buch auf Seite 44. Hier ist das einzig auch vordergründig ernsthafte am Eulenspiegel geballt. Besprechungen von Büchern und CDs. Eine gute Alternative zum jeweilugen Part in der FAZ – ohne dem Eulenspiegel jetzt Unrecht tun zu wollen.
Als interaktives Element sei an dieser Stelle noch der „Grand Prix de Eulovision“ und „LWM“ genannt. Hier gibt’s Kunstwerke aus den Reihen der Arbeiterklasse, vielleciht auch aus anderen.
- - - - - - -
Zur Preis
- - - - - - -
Der Eulenspiegel kostet 2,50 € bzw. 5,00 Schweizer Franken. Im Abonnement beträgt der Preis für Studenten halbjährlich 10,00 € für Studenten und 12,75 € für alle anderen, außerhalb von Deutschland 16,50 €. Im Vergleich mit anderen Satirezeitungen ist der Eulenspiegel damit in meinen Augen relativ preiswert. Und wer es noch preiswerter haben möchte, der schaut einfach einmal auf der Internetseite unter http://www.eulenspiegel-zeitschrift.de vorbei.
- - - - - - -
Zum Abschluss
- - - - - - -
Ansich lohnt sich der Eulenspiegel wirklich. Es ist eine Bereicherung, gerade wenn im Fernsehen das übliche Programm läuft oder die Fische im Aquarium schon gefüttert sind. Außerdem lohnt sich das Ausweniglernen des einen oder anderen Spruches, wenn man mal Freunde, Kollegen, Bekannte, Passanten und Verwandte beeindrucken will – vorausgesetzt, die haben die „Eule“ nicht selber schon verschlungen. Das wäre schon ganz schön haarig.
Einen kleinen Minuspunkt gibt es für die Parteilichkeit, denn über die Unzulänglichkeiten einer im Osten recht starken Partei traut man sich anscheinend (aufgrund einer Spende vor ein paar Jahren?) nicht wirklich zu berichten. Schade, schade! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
-
Amokforever, 11.02.2003, 23:33 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
danke ist hier mein erster gelesener Kommentar, der für mich aufschlussreich war
-
-
Maeuschen21, 23.03.2002, 12:56 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
oh je da kommen alte schulerinnerung hoch ;o) VLG und ein schönes WE Mandy
-
Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
¹ Alle Preisangaben inkl. MwSt. und ggf. zzgl. Versand. Zwischenzeitl. Änderung der Preise, Lieferzeiten & Lieferkosten sind in Einzelfällen möglich. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.
Bewerten / Kommentar schreiben