Pro:
Ein Erlebnis, wie bei einer Zeitreise
Kontra:
Hätte ruhig etwas grösser sein können...
Empfehlung:
Ja
VORGESCHICHTE:
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An einem schulfreien Tag im Mai 2008, entschlossen wir, dass heißt, meine Lebensgefährtin, unsere 11- Jährige und ich (ein Baby haben wir auch noch, aber das durfte nicht mitentscheiden), ins oberösterreichische Mitterkirchen zu fahren, um uns dort zum ersten Mal die "Keltenausstellung" anzusehen.
WO LIEGT MITTERKIRCHEN GENAU??????
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Der Ort Mitterkirchen liegt im wunderschönen Machland und gehört, wie schon erwähnt, zum Bundesland Oberösterreich.
Kommt man mit dem Auto von Deutschland über Linz (Richtung Wien), fährt man bei der Autobahnabfahrt "Enns" ab und dann über "Mauthausen" und "Naarn im Machlande" nach "Mitterkirchen".
Kommt man aus der anderen Richtung, dann wählt man die Autobahnabfahrt "Ybbs" und findet über "Grein" und "Baumgartenberg" zum Ziel.
Mitterkirchen ist auch mit der Bahn zu erreichen, da sich die nächste Bahnstation im Nachbarort "Baumgartenberg" befindet. Von dort sind es allerdings 4 km bis zum Ortsplatz von Mitterkirchen, die man mit einem Taxi, oder dem Bus fahren müßte.
ÖFFNUNGSZEITEN DER KELTENAUSSTELLUNG:
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Das Museum ist vom 15. April bis 31.Oktober täglich (auch an Sonn- und Feiertagen) von 09:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
PREISE:
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Erwachsene.............................................................5 Euro
Gruppe Erwachsene (ab 20 Personen)...................4,50 Euro
Familienkarte (Eltern mit Kindern bis 15 Jahre)..........10 Euro
Schüler, Studenten...................................................3 Euro
Schülergruppen (ab 20 Personen)..........................2,50 Euro
Die angeführten Eintrittspreise beeinhalten normalerweise eine Führung mit einem Filmbeitrag über die Geschichte und Enstehung des Erlebnismuseums.
In unserem Fall, da zu wenige Besucher vor Ort waren, wurde leider keine Führung angeboten, aber wir konnten uns zumindest den Film im Informationshaus ansehen und hatten wahrscheinlich mehr Ruhe dabei, als bei einer Führung.
ENTSTEHUNG DES KELTENDORFES:
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Nach den archäologischen Grabungen, die in den Jahren von 1980 bis 1990 gemacht wurden und dabei für die internationale Fachwelt bedeutende Funde erbracht haben, entstand die Idee, dieses Freilichtmuseum zu errichten.
Nach langen und intensiven Verhandlungen mit den Landesparteien und mit dem Kulturreferat des Landes Oberösterreich wurde im Dezember 1989 mit dem Bau der Zufahrtsstrasse und dem Parkplatz begonnen.
Dies war der Beginn der Entstehung des Freilichtmuseums.
Am 7.März 1990 war dann der eigentliche Baubeginn.
An diesem Tag begann man mit dem Bau eines Hügelgrabes und auch mit der Errichtung des ersten hallstattzeitlichen Gehöftes.
Die genauen Detailpläne lieferte der Archäologe "Manfred Pertlwieser", von dem auch die Gesamtkonzeption stammt.
Um Geld zu sparen, hat sich die Gemeinde dafür entschieden, bezüglich Bauausführung selbst "Hand" anzulegen.
Eine andere Lösung wäre wegen der kostspieligen Einmaligkeit des Vorhabens wohl auch kaum möglich gewesen.
Es wurde schlussendlich überwiegend mit rumänischen Flüchtlingen, die als Zimmerer eingesetzt wurden, gearbeitet.
Durchschnittlich waren etwa 6 Personen gleichzeitig auf der Baustelle.
Der Einsatz der rumänischen Flüchtlinge erwies sich als sehr vorteilhaft, weil diese in Ihrer ehemaligen Heimat noch unter relativ einfachen Voraussetzungen gearbeitet haben, denn soweit nur irgendwie möglich, wurden beim Bau der Museumshäuser ausschließlich der urgeschichtlichen Zeit entsprechende Materialien und einfache Handwerkzeuge verwendet.
Die Zielsetzung war, weder Schrauben noch Nägel oder andere technische Hilfsmittel zu verwenden.
So erfolgten sämtliche Holzverbindungen durch "Einzapfen" (mit Keilen) und durch handgehackte Holzdübel. Etwa an die 600 Stück davon waren für Wand- und Dachkonstruktion eines mittelgroßen Gebäudes nötig.
Die in unterschiedlicher Technik gedeckten Stroh- und Schilfdächer sind mit Hasel- und Weidenruten und gespaltenen Fichtenzweigen gebunden.
Im Herbst 1990 wurden zwei Häuser mit Stroh bzw. Schilf gedeckt. Weitere zwei Häuser folgten dann im März und April 1991.
Genauso authentisch wurden die Wände und Böden der Häuser aus Lehm gefertigt.
Die Gebäude wurden mit altem, handgehacktem Holz aufgebaut. Dafür wurden rund 20 alte Holzstadeln aus der Umgebung zum billigsten Brennholz-Preis angekauft.
Die Tische und Bänke wurden ebenfalls nach der uralten Handwerkstradition hergestellt (hauptsächlich von den Donauwerkstätten Mauthausen).
Eine erste Teileröffnung des Museums fand am 05. Mai 1991 statt. Nach dem großen Besucheransturm des ersten Jahres wurde das Museum immer wieder in kleinen Schritten erweitert.
Jedes Jahr kamen einige weitere Objekte dazu und heute präsentieren sich dem Besucher über 20 Objekte.
RUNDGANG DURCH DIE AUSGRABUNGEN:
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1.) Das Informationshaus:
Hier sieht der Besucher Schaubilder über den Verlauf der Grabungen der Jahre 1981bis 1990. Ein Videofilm bietet Grundsatzinformationen über die Hallstattzeit und die archäologischen Grabungen.
2.) Der Ackerbau:
Ein angelegter Urgetreideacker gibt Aufschluß auf den damaligen Ackerbau.
Diverse Schaukästen informieren über verschiedene Urgetreidesorten.
3.) Eingangskassa und Souvenirladen:
Hier können unter anderem Fachbücher und auch diverse Schmuckstücke gekauft werden.
4.) Die Keramikbrennöfen:
Hier bekommt man einen Eindruck über das Brennen von Tongefäßen. Zwischen den Brennöfen und dem Brotbackhaus wurden einige Sorten von Ur-Kräutern und Färbepflanzen angebaut.
5.) Die Töpferwerkstatt:
Hier werden Kurse für urzeitliches Töpfern veranstaltet, aber auch die war an unserem Besuchstag ausser Betrieb.
6.) Die Lehmgrube:
Der Materialvorrat für das Töpfern wird hier gelagert, ansonsten gibt es nichts dort zu besichtigen.
7.) Das Backhaus:
Hier kann man sein eigenes Fladenbrot backen und wie auch bei der möglichen Aktivität vorher, war dies an diesem Tag nicht in Betrieb und wir konnten auch dieses Zusatzangebot nicht nutzen, denn nur am Dienstagvormittag duftet Fladenbrot aus dem urzeitlichen Brotbackhaus.
8.) Das Sommerhaus:
Dieses Haus besteht aus einem Wohn-Schlafraum mit einem überdachten Vorbau, einem Grubenspeicher und einer offenen Feuerstelle. Es gibt auch einen Steigbaum in das "Obergeschoss".
9.) Die Webhütte:
In dieser Hütte befinden sich ein Nachbau zweier Webstühle und einige angefertigte Kleidungsstücke. Außerdem kann der Besucher auf Schildern lesen, wie die Stoffe damals gefärbt und verarbeitet wurden.
10.) Der Speicher:
Dieser wurde auf angeschwärzten Pfählen errichtet und erfüllt mehrere Anforderungen:
---Schutz vor Hochwasser und Nagetieren
---Trocknung und Aufbewahrung der Ernte und Schutz von Kleintieren (z.B.: Hühner, Gänse,...)
---Aufbewahrung von, bzw. Unterstand für Brennholz, Material und Werkzeug
11.) Der Dorfplatz mit Kultbaum:
Dieser diente damals als Versammlungsort, Richtplatz und war sozusagen eine Kultstätte.
12.) Der Brunnen
13.) Das Winterhaus:
Dieses Haus ist in Blockbauweise angefertigt und das Stallgebäude schließt direkt durch einen kleinen Türe daran an. Der Stall dient als eine Art "Heizraum", da die Kühe mit ihrer Körperwärme nicht nur sich selbst, sondern auch das benachbarte Haus mit wohliger Wärme versorgten.
Aus heutiger Sicht wäre mir der Geruch der Tiere zu unangenehm, aber hätte ich damals die Wahl gehabt, entweder zu erfrieren, oder etwas Gestank und Gebrüll zu akzeptieren, hätte ich mich natürlich auch für Zweiteres entschieden.
14.) Das Herrenhaus:
Dieses Gebäude hat eine, für damalige Zeiten, besondere Ausstattung.
Es besteht aus zwei Räumen, wobei der erste der Ess- und Kochbereich war und der zweite als Schlaf- und Kinderzimmer diente..
Besonders nett fanden wir hier eine kleine Babywiege mit Stroh, die an der Decke befestigt war. Unser Baby durfte darin einmal testsitzen und verzog dabei keine Miene.
Mit den modernen Windeln piekst halt das Stroh am Popo auch nicht so....
15.) Der Wassergraben:
Nach damaligem Glauben, trennte dieser Graben das Reich der Lebenden vom Reich der Toten.
Nach heutigem Glauben fuhren wir ohne zu zögern mit dem Kinderwagerl über die Verbindungsbrücke um in.........
16.) Das Hügelgrab (.......zu gelangen.):
In diesem Nachbau eines Fürstinnengrabes befindet sich ein 2700 Jahre altes Originalskelett.
Beigefügt wurden der Toten auch ein Prunkwagen und einige andere prachtvolle Grabbeigaben (Ketten, Broschen, Ohrringe, Haarschmuck,....).
17.) Die Museumswerkstätte:
Hier kann man gegen Voranmeldung auch einfache Handwerkstechniken ausprobieren.
Zum Beispiel: Töpfern, Spinnen, Metallverarbeiten,
Brettchenweben und Bauen von Holzblockhütten.
18.) Das Versammlungshaus und die Jausenstation:
Hier kann man verschiedene keltische Mahlzeiten kosten, oder so wie wir eine deftige "Brettljausn essen".
MEIN PERSÖNLICHER FAVORIT DIESER AUSSTELLUNG:
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Der Einbaum:
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Der "Mitterkirchner Einbaum" wurde in mühevoller Handarbeit nach genauer überlieferter Technik hergestellt.
Das Wasserfahrzeug wurde in ungefähr 400 Stunden aus einem einzigen Stück Stamm einer Schwarzpappel geschnitzt.
Es ist geschichtlich belegt, dass man Einbäume bereits vor rund 3.000 Jahren im Donauraum einsetzte.
Da es erlaubt ist, sich in den Einbaum zu setzen, haben wir dies natürlich auch gemacht und ich muss Euch sagen, dass der Eindruck einfach gigantisch war. Es kam ein Gefühl hoch als wären wir hoch zu Wasser und vor uns das ganze Boot voll mit Menschen, die mit uns paddeln. EINFACH TOLL !!!!!!
Der Blick von einem Ende zum anderen erinnert ein bißchen an die alten Zeichentrickfilme von "Wickie und die starken Männer", denn man fühlt sich wie der Wickingerhäuptling, der das ganze Boot überblicken kann.
GESCHICHTE DER KELTEN
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"Kelten" ist hauptsächlich ein Sammelname für die keltische Sprache sprechende Völkergruppen in Europa.
Die Stammesbildung der Kelten dürfte sich in der späten Bronzezeit vollzogen haben. Als keltisch geprägt werden die späte Hallstatt- und die La-Tène-Kultur angesehen, aber auch außerhalb dieser Kulturen gab es keltische Volksgruppen.
Als Ausgangspunkt der Kelten gilt das südwestliche Mitteleuropa, wo ihre Existenz seit dem 7./6. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar ist. Von dort breiteten sie sich über Frankreich auf die Britischen Inseln bis auf die Iberische Halbinsel aus. Sie drangen dann weiter nach Obertalien ein und konnten von den Römern (von diesen wurden die Kelten übrigens "Gallier" genannt) erst im 3./2. Jahrhundert v. Chr. endgültig besiegt werden.
(Scheinbar muss den Galliern der Zaubertrank ausgegangen sein, da Obelix mit Miraculix gerade in Mitterkirchen auf Urlaub war....)
Der Rückgang der keltischen Macht begann im südlichen Mitteleuropa und im transalpinen Gallien.
Unter dem ständigen Druck der römischen Eroberungen in Britannien, wanderten die Kelten im 5./6. Jahrhundert n. Chr. aus und zogen in die heutige Bretagne.
Gleichzeitig gingen vom keltischen Irland Eroberungen in Wales und Schottland aus.
TIPP / FAZIT:
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Ich rate Euch, nicht ausschließlich wegen dieses Freilichtmuseums die weite Reise auf Euch zu nehmen, denn dafür ist es nicht groß genug und Ihr hättet es in circa einer bis zwei Stunden (wenn man alle Informationsschilder liest) durch.
Wenn Ihr aber auf der Durchreise seit, oder in der Nähe wohnt, dann lohnt sich ein kurzer Abstecher dort hin sehr wohl.
Es gibt für Kinder zwar diverse Dinge im keltischen Stil zum Zusammenbauen, aber auch diese Station hat man in etwa einer halben Stunde erledigt. (zum Beispiel: Hocker, Stuhl, Truhe oder kleine Holzblockhütten)
Vielleicht wäre das ganze Museum noch etwas interessanter für uns gewesen, wenn auch wirklich alle Workshops offen gehabt hätten. weiterlesen schließen
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