Pro:
es gibt ein Gratisschnapsgläschen...
Kontra:
keine Wirkung außer ein hoher Alkoholgehalt, wenn dann nur Placeboeffekt
Empfehlung:
Nein
Klosterfrau Melissengeist, jeder kennt das "Medikament", jeder hat eine Großmutter die darauf schwört und niemand weiß so wirklich warum er so toll hilft.
Klosterfrau Melissengeist wird als Arzneimittel gegen Bauchschmerzen, Schlafstörungen... ach gegen eigentlich alles verkauft. Man kann ihn einreiben oder auch trinken (wobei meine Oma sowie auch sämtliche andere Patienten auf die tolle Wirkung des Trinkens schwören). Bald sah ich auch dass die ersten Jugendlichen sich in einer Drogerie eine riesige Flasche Klosterfrau Melissengeist besorgten, sie sahen allerdings nicht aus als wollten sie ihrer alten Verwandschaft dadurch einen Gefallen tun. Ich wurde also stutzig und schaute mir das Produkt mal genauer an.
Was ist Klosterfrau Melissengeist überhaupt? "Nüchtern" betrachtet ist es nichts weiter als ein Kräuterschnaps mit umwerfenden 79%. Zumindest konnte ich nun verstehen weshalb es so gut gegen Schlafstörungen wirkte und warum die Jugend auf das Zeug schwört. Aber wie schmeckt Klosterfrau Melissengeist überhaupt? Was steckt genau dahinter? Ist es wirklich ein Medikament oder eher ein Alibi für trinkfreudige Hausfrauen und Senioren? "Probieren geht über studieren" dachte ich mir und besorgte mir eine kleine Flasche des "Arzneimittels". Ein ellenlanger Zettel lag bei, der mir unter anderem erklärte das ich nach Einnahme des Medikaments kein Auto mehr fahren dürfte und sich Schwangere von dem Zeug fernhalten sollen. Naja, schwanger kann ich nicht werden und Auto musste ich auch nicht fahren, also mal probiert, netterweise ist ein geeichtes Plastik-Schnapsglässchen gleich mit in der Verpackung drin.
Und wie schmeckt es? Ehrlich gesagt grauenhaft. Es ist eben drin was draufsteht, ein Melissengeist. Der hat einen extremen Eigengeschmack (nach seltsamen, undefinierbaren Kräutern), ist recht bitter und man schmeckt den hohen Alkoholgehalt raus. Die Wirkung als Arzneimittel blieb mir bisher verborgen, selbst in der Anleitung steht mehr oder weniger dass es sich hierbei "nur" um ein Kräuterdestilat handelt. Die Wirkung ist daher ähnlich gut oder schlecht wie ein Schnäpschen nach dem Essen. Die Wirkung als Arzneimittel - auf die ja viele Leute schwören - ist meiner Meinung nach eher auf den Placeboeffekt zurück zu führen, vermutlich auch auf den Alkoholgehalt. Ich persönlich kann nicht sagen dass ich mich nach dem Klosterfrau Melissengeist gesünder gefühlt hätte - naja, zumindest konnte ich sehr schnell und gut einschlafen aufgrund der guten Wirkung, musste auch ein wenig schmunzeln bei der Abfrage von Ciao "Dauer der Anwendung".
Wer also braucht Klosterfrau Melissengeist überhaupt? Leute, die fest an die Wirkung glauben... ich hab früher an den Weihnachtsmann geglaubt, meine Oma an die Wirkung von Klosterfrau Melissengeist, also jedem das seine. Wenn es wirkt ist es wohl eher der Placeboeffekt, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Ansonsten brauchbar ist Klosterfrau Melissengeist wohl nur für Leute, die einen richtigen Rausch haben wollen. Daher ist das Zeug wohl auch immer beliebter bei der Jugend (unter 16 bekommt man kein Bier mit 5%, eine Flasche Klosterfrau aber problemlos). Es schmeckt grauenhaft, aber ich habe herausgefunden, das es sogar regelrecht Cocktails mit Klosterfrau gibt, um die Brühe halbwegs bekömmlich zu machen. Für mich ist das nichts, wenn ich Alkohol trinke möchte ich auch einen guten Geschmack haben. Wer es unbedingt möglichst schnell und hart braucht, bitteschön, der ist mit Klosterfrau Melissengeist gut beraten - und Sorgen um die Nebenwirkungen des "Medikamentes" muss sich niemand machen, die einzige Nebenwirkung ist ein Kater oder im schlimmeren Fall eine Alkoholvergiftung.
NACHWORT:
Falls das irgendwelche Jugendlichen/Kinder unter 18 lesen: Dies ist keinesfalls die Empfehlung euch zukünftig mit Klosterfrau Melissengeist auf Parties zu betrinken. 79% kann bei irgendwelchen Trinkspielen oder "Wettkämpfen" wirklich sehr böse enden, der Wodka den man in dem Alter als das Umhaugetränk schlechthin betrachtet hat meist nichtmal halb so viel Alkohol, und schon daran sind manche aufgrund einer Alkoholvergiftung gestorben. Also Finger weg, es schmeckt sowieso nicht.
Dieser Bericht erschien von mir bereits in einer weniger ausführlichen Variante auf einer anderen Meinungsplattform. weiterlesen schließen
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