Die Kastellanin (gebundene Ausgabe) / Iny Lorentz Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Fortsetzung, Story, Schreibstil etc
- wieder ein spannendes Buch der Autorin Iny Lorentz
- Erzählweise, Spannung
- Wunderbare Weiterführung der Wanderhure
Nachteile / Kritik
- Grundfesten der Handlung lehnen stark an Teil 1 an
- man sollte den ersten Teil "Die Wanderhure" gelesen haben
- eher flache Geschichte
- Leider weniger spannend
Tests und Erfahrungsberichte
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Lebt er oder lebt er nicht?
13.03.2006, 18:32 Uhr von
Doro1975
So, die Reha ist vorbei und ich habe schon brav alles nachgelesen. Gegenlesungen sind normal auch...3Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Hallo, heute möchte ich euch mal wieder ein Buch vorstellen. Vor einiger Zeit habe ich euch ja schon über den Roman "Die Wanderhure" berichtet und heute möchte ich mich dem zweiten Teil der Geschichte von Marie und Michel kümmern. Das Buch heißt "Die Kastellarin" und ist natürlich auch von Iny Lorentz geschrieben worden.
Der Roman "Die Wanderhure" hat mir ja damals richitg gut gefallen, daher wollte ich auch den Nachfolger auf jeden Fall lesen. Ob er mich genauso begeistert hat, erfahrt ihr nun durch meinen Bericht.
DIE AUTORIN:
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Ich habe auf verschiedenen Seiten versucht mehr von der Autorin zu erfahren, aber im großen und ganzen findet man eigentlich immer das selbe. Darum hier die kurze Zusammenfassung, die sich im Buch findet ( zum Text in "Die Wanderhure" hat sich nichts Wesentliches verändert).
Iny Lorentz wurde in Köln geboren und hat in verschiedenen Berufen gearbeitet. Inzwischen arbeitet sie als Programmiererin in einer Münchner Versicherung.
Seit den frühen achtziger Jahren hat sie mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht. Ihre Romane "Die Kastratin" und "Die Goldhändlerin" waren große Erfolge.
Weitere Bücher dieses Autorin:
Paul und Stuppel (1986)
Medicopter 117, Jedes Leben zählt (1999)
Irrwege und neues Glück, Forsthaus Falkenau (1999)
Streifzüge durchs Revier, Forsthaus Falkenau (2002)
Die Kastratin (2003)
Die Golghändlerin (2003)
Die Wanderhure (2004)
Die Tatarin (2004)
Die Kastellarin (2005)
DER VORGÄNGER - DIE WANDERHURE
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Da der Roman "Die Kastellanin" auf seinen Vorgänger aufbaut, hier die kurze Inhaltsangabe der bisherigen Ereignisse:
Als im Jahre 1410 Graf Ruppert um die Hand der jungen Kaufmannstochter Marie anhält, ist das Mädchen gerademal 17 Jahre alt. Ihr Vater ist ein sehr reicher Kaufmann, der aber von den Bürgern von Konstanz nicht anerkannt wird. Er gibt Marie dem adligen Herren zur Frau. Aber in der Nacht vor der Hochzeit treibt Ruppert ein böses, intrigantes Spiel, auf Grund dessen Marie ins Gefängnis geworfen wird. Ihr wird vorgeworfen sich als Hure etwas Geld nebenbei verdient zu haben. Darauf steht die Verbannung aus der Stadt, aber nicht ohne vorher eine gehörige Tracht Prügel bekommen zu haben. Aber da die Jungfräulichkeit nachgeprüft wird, vergehen sich die Verschwörer auch noch an der jungen Frau. Das Urteil steht fest. Nachdem Marie aus der Stadt vertrieben wurde, kommt ihr Vater auf "mysteriöse" Weise ums Leben und der gesamte Besitz fällt dem ehemaligem Bräutigam zu.
In den ersten Tagen der Verbannung hofft Marie noch darauf, das ihr Vater ihr zur Hilfe kommt, sie ahnt ja nichts von seinem schlimmen Ende. Sie trifft auf die Wanderhure Hiltrud, die sich ihrer annimmt und von da an sind die beiden Frauen unzertrennlich. Die Jahre vergehen und Marie wächst zu einer wunderschönen Frau heran, die unter den reichen Freiern äußerst beliebt ist. Aber sie hat die ganze Zeit nur eins im Sinn. Sie will Rache.
Wieder einige Jahre später kehrt sie wieder in ihre Heimatstadt zurück und erhält eine einmalige Chance ihr Ziel zu erreichen.
Diese Chance nutzt sie auch, sie rächt sich an ihren Peinigern und findet auch die große Liebe ihres Lebens. Michel! Ihren alten Jugendfreund, der es inzwischen weit gebracht hat. Zusammen mit ihm bricht Marie auf in ein neues Leben.
Mehr möchte ich euch aber auch jetzt nicht zu diesem Buch verraten, denn es sind sicher einige da, die es noch lesen möchten.
DAS BUCH:
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Die vorherrschende Farbe dieses Buches ist eindeutig grün. Über das ganze Cover sieht man der fließenden grünen Stoff eines grünen, langen Kleides. Die Frau, die es trägt sitzt anscheinend, aber genau kann man das nicht sagen. Die Frau sieht man aber auch nur bis kurz oberhalb der Brust. Außerdem sind nur nach die Hände der Gestalt zu sehen, mit denen sie ein weiß, goldenes Buch hält.
Es handelt sich hier um ein Taschenbuch mit 589 Seiten. Unterteilt sind sie in drei große Kapitel, daie aber ebenfalls einzelne Unterkapitel haben.
Das Buch wurde vom Knaur Taschenbuch Verlag herausgebracht und von Iny Lorentz geschrieben.
Der Preis liegt bei 8,95 Euro.
ISBN-13: 978-3-426-63170-6
ISBN-10: 3-426-63170-9
DIE STORY:
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Wir befinden uns inzwischen im Deutschland um ca. 1425. Es ist die Zeit da Deutschland sich im Krieg befindet. Im Krieg mit den Hussiten, tschechischen Wiederstandskämpfern, die das Joch von Sigismund endlich abwerfen wollen.
Aber Marie und Michel leben ruhig und zufrieden in Rheinsobern, dort wurde Michel auf Grund seiner Tapferkeit , von Pfalzgraf Ludwig zum Vogt ernannt. Aber auch an ihnen geht der Kelch der Krieges nicht vorüber. Michel wird einberufen. Er schließt sich mit seinen Männern dem Kaiser an und wird von diesem, kurze Zeit später zum Reichsritter ernannt. Damit zieht er sich natürlich den Zorn der anderen Ritter zu, da er jetzt vom Stand her über ihnen steht und das als Sohn eines Wirtes!
Durch die Hinterlist von Falko von Hettenheim wird Michel schwer verwundet und im Feindesland zurückgelassen.
Zur selben Zeit sitzt Marie zu Hause in Rheinsobern und versucht alle Aufgaben gut zu erledigen. Aber sie wird von bösen Träumen geplagt, in denen sie Michel schwer verwundet am Boden liegen sieht. Die einzige Freundin ist Hiltrud, die inzwischen mit ihrem Mann einen Freibauernhof bewirtschaftet, der nahe an Maries Haus liegt. Aber einen Lichtblick gibt es für Marie. Sie ist schwanger, nach jahrelangen Versuchen endlich schwanger.
Als eines Tages die Familie eines ihr unbekannten Ritters vor der Türe steht, macht sich Marie erstmal noch keine Sorgen. Aber dann kommt raus, dass Ritter Manfred, Michels Nachfolger in Rheinsobern ist. Von ihm erfährt Marie auch von Michels angeblichem Tod.
Als Witwe ist sie nun auf Verdeih und Verderb den neuen Herren der Burg ausgeliefert. Selbst Pfalzgraf Ludwig will sie nur neu verheiraten um an das Erbe ihres Kindes zu kommen.
Nach der Geburt fasst Marie einen folgenschweren Entschluss. Sie flieht mit ihrer Tochter und dem Sohn ihrer besten Freundin Hiltrud und macht sich auf die Suche nach ihrem geliebten Mann. Sie schließt sich als fahrende Händlerin dem Heer an. Aber als Marketenderin ist sie quasi Freiwild für die "feinen" Herren. Wird Marie ihren geliebten Michel finden? Lebt er überhaupt noch oder ist das alles nur ihr Wunschdenken? Wird sie sich an dem verhassten Ritter Falco von Hettenheim rächen können? Warum meldet sich Michel nicht bei seiner Frau, falls er wirklich noch lebt? Viele Fragen, die alle im Verlauf der Buches beantwortet werden. Aber mehr wird nicht verraten, da heißt es schon selber lesen.
LESEPROBE:
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Als sie am Feuer saß, wurde ihr nach und nach bewusst, wie naiv sie gewesen war, als sie diese Reise angetreten hatte. Sie hatte wirklich geglaubt, sie müsse nur unbekannt nach Nürnberg oder zu einem der anderes Sammelpunkte des kaiserlichen Heerbanns gelangen, um jemanden zu finden, der ihr den Weg zu Michel weisen konnte. Doch langsam schälte sich heraus, dass die Hintergründe seines Verschwindens verworrener waren, als sie es sich hatte vorstellen können. Wahrscheinlich würde sie noch monatelang als Marketenderin mit dem Heer ziehen müssen, bis sie die Wahrheit herausgefunden hatte.....
.........Marie, die ihn nicht hatte kommen sehen, sah erschrocken auf. Sein Blick verriet ihr, dass er sie erkannt hatte und sich nun holen wollte, was ihm in Rheinsobern versagt geblieben war. Um Hilfe zu rufen hatte keinen Sinn, denn niemand würde es wagen, sich einem Ritter entgegenzustellen, der eine Marketenderin in die Büsche schleppte. So ließ sie sich einfach zusammenfallen und machte sich schwer. Falko riss sie hoch und fluchte unflätig, weil er ihr ganzes Gewicht halten musste. Mit einem raschen Griff packte er sie unter den Achseln und schleifte sie auf das dichte Buschwerk am Pegnitzufer zu. Maries rechte Hand schlüpfte durch den verdeckten Schlitz ihres Rockes und tastete nach dem kleinen scharfen Messer, das sie aufgrund früherer Erfahrungen am Oberschenkel trug. Gerade als der Mann sie zu Boden stoßen und sich auf sie zu werfen wollte, zog sie es und setzte die Klinge auf seinen Hosenlatz. Falko bemerkte es erst, als die Spitze sich durch den Stoff gebohrt hatte und seine empfindlichsten Teile bedrohte.....
MEINE MEINUNG:
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Es handelt sich hier um einen Roman, den ich eigentlich recht gerne gelesen habe. Obwohl ich auch segen muss, das er bei weitem nicht an seinen Vorgänger herankommt. Wie ich zu dieser Meinung komme, werde ich euch nun mal im Einzelnen erläutern.
Das Buch ist leicht und flüssig zu lesen, da der Schreibstil der Autorin sehr flüssig und leicht verständlich ist. Sie schreibt recht ausschmückend, was zwar in einigen Passagen notwendig, in Andern dagegen eher etwas nervig ist. Die Beschreibungen der Gegenden und Umstände sind gut und ausführlich, allerdings lassen die Charaktere diesmal ein wenig zu wünschen übrig. Man bekommt irgendwie nur einen oberflächlichen Eindruck von den Personen, so das man sich immer als Außenstehender vorkommt und nicht richtig in die Geschichte hereingezogen wird. Durch die relativ kurzen Kapitel kann man dieses Buch auch mal gut aus der Hand legen und findet trotzdem immer wieder einen guten Einstieg.
Der historische Hintergrund wird uns aber wiedermal richtig gut nahegebracht. Die Zeit der Hussitenkriege wird sehr genau beleuchtet und die Lebensumstände dieser Zeit gut wiedergegeben. Die Autorin hält uns vor allem die Standesunterschiede vor Augen, welche hauptsächlich an der meisten Problemen mit Schuld hatten. Andererseits zeigt sie uns auch das es überall eben solche und solche gibt. Man sollte keinen seines Namens oder seiner Herkunft wegen vorverurteilen.
Am schlimmsten sind in diesem Buch die adligen Ritter. Sie bilden sich so viel auf ihre Herkunft ein, das sie überhaupt nicht sehen wollen, dass "normale" Menschen auch großartige Leistungen vollbringen können.
Bei Michel und Marie ist das ganz anders. Sie kommen beide aus einem bürgerlichen Haus und haben sie ihre gesellschaftliche Stellung verdient. Sie haben keinerlei Berührungsängste und sehen zuerst den Menschen. daher sind beides auch sehr sympatische Figuren, deren Schicksal einem am Herzen liegt und für die man nur alles Gute hoffen kann.
Die Spannung in diesem Buch würde ich als normal bezeichnen. Sie hat nicht mit Brutalität oder Verbrechen zu tuen, sondern entsteht rein durch die Fragen und Hoffnungen um Marie und Michel. Werden sie sich wieder finden? Wie übersteht Marie die Zeit als Marketenderin? Wir der Schurke Falko von Hettenheim seine gerecht Strafe erhalten oder behält er doch die Überhand? Alles in allem ist der Spannungsbogen so recht gut gelungen, auch wenn es zwischendurch einige Durchhänger gibt.
Die Story schlisst übergangslos an das Buch "Die Wanderhure" an, so das es schon besser wäre, wenn man dieses Buch vorher gelesen hätte. Es ist zwar nicht zwingend notwendig, aber schon von Vorteil, da man so einige Handlungen von Marie besser verstehen kann.
Ich habe ja schon oben gesagt, dass dieses Buch nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht. Dies kommt hauptsächlich daher, das sich die Geschehen sehr ähneln. Marie zieht durch die Welt, tut sich mit anderen Frauen zusammen und will sich an einem Bösewicht rächen. Alles Parallelen zum ersten Teil. Nur die Umstände sind etwas anders, aber trotzdem recht durchschaubar. Eigentlich schade, den historischen Hintergrund finde ich sehr interessant.
Faszinierend finde ich die Machtverhältnisse von damals. Sigismund ist zwar der Kaiser,aber vollkommen abhängig von seinen Grafen und Rittern. Anstatt dem Kaiser selbst zur Hilfe zu kommen, schicken die Herren Grafen nur ihre untergebenen und bleiben selbst im sicheren Heim sitzen. Jeder denkt nur an seine eigene Macht, will sich selbst taktische Vorteile schaffen oder den Kaiser zu Zugeständnissen zwingen. An diesem Egoismus wäre der Krieg auch damals beinahe verloren gegangen. Gäbe es da nicht auch noch mutige und aufrichtige Männer.
Aber eine Sache ist vollkommen anders, im Gegensatz zum ersten Buch. Diesmal laufen Zwie Handlungsstränge parallel zueinander ab. Einmal die Reise von Marie und einmal das Geschehen um Michel. Da muss man schon ganz schön aufpassen um mit den Gedanken immer am richtigen Ort zu sein.
MEIN FAZIT:
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Mein Fazit fällt diesmal eher durchwachsen aus. Leider kann dieser Roman handlungs- und Storymäßig nicht ganz an das erste Buch anschließen. Es handelt sich um ein nettes, kurzweiliges Buch, das gut recherchiert scheint und die damalige Zeit gut rüberbringt. Allerdings hat es auch einige Längen und konnte mich nicht wirklich in seinen Bann ziehen.
Daher bekommt es von mir auch nur eine mittelmäße Bewertung. 3 Sterne und eine vorsichtige Kaufempfehlung. Wer sich für die damalige Zeit interessiert und mehr über sie wissen möcht, kann mit diesem Buch bestimmt nicht viel falsch machen. Wer aber eine mitreißende Story, viel Spannung und lebendige Charaktere haben möchte, sollte besser die Finger von diesem Buch lassen.
Ich habe dieses Buch gerne gelesen, aber einmal reicht auch vollkommen.
So, ich hoffe ich konnte euch diesen Roman ein wenig näher bringen und freue mich auf eure Bewertungen und Kommentare.
Eure Doro1975 für Yopi und Ciao ! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 29.11.2006, 23:54 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Liebe Grüße Edith und Claus
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feldhase, 03.10.2006, 16:55 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sh !! Ein ausführlicher, aussagekräftiger Bericht. Die Autorin ist in Wirklichkeit ein Autorenpaar (Mann + Frau), aber das ist wohl nicht so bekannt :-) sh + lG vom Feldhasen
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