Pro:
250km Pisten, gutes Preis- Leistungsverhältnis, von München aus gut zu erreichen
Kontra:
schneesicher, teilweise veraltete Liftanlagen
Empfehlung:
Ja
Einen Skitag hatten wir schon seit längerer Zeit geplant, aber entweder wegen Zeitmangels oder Schneemangels hatten wir diesen immer wieder verschoben. Gestern war es dann endlich soweit, insgesamt waren wir zwei Snowboarder und drei Skifahrer(innen). Als Skigebiet hatten wir das Brixental auserkoren, weil es von München her das erste Größere ist und zudem ohne Vignette erreichbar ist, also ohne den österreichischen Wegelagerern in die Hände zu fallen.
Die Anreise gestaltet sich auch dementsprechend einfach, bis nach Kufstein Süd kann man die Autobahn benutzen und von dort aus geht es die letzten Kilometer auf der parallel zur Autobahn verlaufenden Landstraße weiter. Im Brixental selbst hat man dann die Qual der Wahl, denn hier gibt es zahlreiche Ortschaften, von denen aus man auf die Gipfel kommt. Wir hatten uns für Itter entschieden, weil dort relativ wenig Betrieb herrscht.
Die Gondel von Itter aus ist zwar nicht mehr so ganz modern, doch dafür mussten wir weder an dem Kartenhäuschen, noch an der Gondel selbst anstellen. Für Anfänger, die blaue Pisten bevorzugen würde ich aber eher einen anderen Ausgangsort empfehlen (Elmau oder Brixen), weil die Pisten auf der hohen Salve schon etwas anspruchsvoller sind.
Auf der hohen Salve dann angekommen hatten wir zunächst einmal mit dem Wetter zu kämpfen. Bei leichtem Schneefall war die Sicht alles andere als gut, aber zumindest waren die Konturen noch zu erkennen. Unser größtes Problem bestand darin, zu sehen, wo sich überhaupt die Pisten befanden.
Anfangs taten wir uns auch noch etwas schwer mit der Pistenbeschaffenheit, denn der Untergrund war sehr harsch bis vereist. Durch den Schneefall lag darauf eine zwischen zehn und zwanzig Zentimeter hohe, sehr weiche Neuschneedecke. Die Schwierigkeit bestand nun darin, dass man teilweise im Tiefschnee unterwegs war, aber im nächsten Moment wieder auf einer Eisplatte wegrutschte.
Der Kraftaufwand war zwar enorm, aber die teils noch jungfräulichen Neuschneepisten entschädigten für vieles. Das Gefühl, wenn der Schwung butterweich abgefangen und man dabei buchstäblich in die nächste Drehung hinein katapultiert wird ist unbeschreiblich. Wenn der lockere Schnee aufgewirbelt wird, lässt dies ein jedes Skifahrer- oder Snowboarderherz höher schlagen. Jeder der mit solchen Pistenverhältnissen zurechtkommt wird eine wahre Freude daran haben. Für Anfänger sind diese Verhältnisse natürlich alles andere als geeignet, aber auch für sie gibt es genügend gut präparierte Pisten auf den anderen Bergen.
Um aber wieder auf die trockenen Tatsachen zurück zu kehren muss ich auch sagen, dass ich von den Liftanlagen begeistert war. Wir mussten nicht einmal einen Schlepplift bemühen. Auch wenn einige der Sessel schon etwas älter sind boten sie aber immer die notwendige Ruhepause. Vor allem in Richtung Zinsberg und Eiberg sind die Sessellifte etwas moderner, wobei aber auch die neueren Sessel nur sehr selten mit einer Haube ausgestattet sind. Gerade bei einem Wetter, wie wir es hatten vermisst man diese schon etwas.
Anstehen mussten wir an den Liften kaum bis gar nicht, am Wochenende bei schönerem Wetter wird man hier aber nicht ganz so gut durchkommen, weil es zu den von Münchnern bevorzugten Gebieten gehört. Meine Kollegin, die schon öfters hier war meinte aber, es könnten selbst dann höchstens mal zu fünf Minuten Wartezeit kommen.
Die Pisten sind überwiegend für den fortgeschrittenen Fahrer, aber es sind auch genügend Pisten für Anfänger vorhanden. Diese waren aber selbst unter der Woche sehr voll und am Wochenende möchte ich hier ehrlich gesagt nicht unterwegs sein. Vereinzelt sind auch schwarze Pisten zu finden, diese sind aber teilweise nicht präpariert und entsprechend anspruchsvoll. Trotzdem schreckt es auch Anfänger nicht ab, diese zu befahren. Sie hängen dann dort fest und stellen nicht nur für sich selbst sondern auch für andere ein Risiko dar. Ich frage mich dann immer wieder, warum tun die sich das an, wenn es doch genügend für sie geeignetere Pisten gibt.
Für die Verpflegung ist übrigens auch bestens gesorgt, es gibt im kompletten Skigebiet genügend Hütten, die Speisen und Getränke anbieten. Allerdings sind diese vor allem zur Mittagszeit sehr voll und ich würde empfehlen, einfach etwas früher oder später zu speisen.
Ein ganz besonderes Erlebnis, wie ich es bisher noch nicht erlebt hatte, war aber die Hütte in der wir zu Mittag gegessen haben. Im „Almfried“, so heißt die Hütte geht es im wahrsten Sinne des Wortes noch urgemütlich zu. Es handelt sich hierbei um einen kleinen Familienbetrieb. Allerdings muss man das auch mögen, denn es gibt hier weder laute Musik noch Alkohol. Aber speisen und alkoholfrei trinken kann man hier vorzüglich.
Es ist auch keine Hütte mit großem Speisesaal, denn wenn man sich durch die Eingangstür begibt gibt es nur einen kleinen Vorraum und danach befindet man sich schon in der Küche. Dort gibt es nur zwei kleine Tische, die für kleinere Gruppen wie uns gerade noch genug Platz bieten. Die Küche besteht auch nicht aus einem hochmodernen Elektro-Herd, sondern einem alten, holzbetriebenen Herd, der wohl bereits seit zig Jahren seinen Dienst tut. Man fühlt sich um einige Jahre in der Zeit zurück versetzt, fast so wie bei Heidi in der Hütte vom Almöhi.
Zudem wird man hier nicht mit Zigarettengestank belästigt, weil nicht geraucht werden darf. Statt dessen kann man den Geruch von frisch gebratenem Speck, Eiern und Käse genießen. Geschmeckt hat es zudem auch noch hervorragend, ich hatte die Eier mit Speck und ein Glas Kuhmilch (sehr lecker), meine Kollegen den Kaiserschmarren, der auch sehr gut aussah. Preislich war es im Vergleich zu den sonstigen Hütten auch noch recht günstig.
Zurück auf der Piste mussten wir uns dann so langsam auf den Rückweg machen, denn um wieder an unseren Ausgangsort zu gelangen waren noch mehrere Abfahrten und Liftfahrten notwendig. Daran sollte man rechtzeitig denken, weil man durch die Größe des Skigebietes recht schnell die Zeit vergisst und den Rückweg leicht unterschätzt.
Zur Talabfahrt nach Itter wäre noch zu erwähnen, das diese für Snowboarder absolut ungeeignet ist. Unsere Beiden haben hier geflucht wie die Rohrspatzen, weil sie ihre Bretter auf den Ziehwegen mehrfach abschnallen mussten. Auch Skifahrer sollten schon sicher unterwegs sein, weil sie sonst auf den doch recht harten und stellenweise sehr engen Kunstschneepisten überfordert sind.
In anbetracht der Größe des Skigebietes halte ich auch die Preise für Liftkarten angemessen. Der Tagesskipass kostet 30€, also auch nicht mehr als die kleineren Skigebiete in der näheren Umgebung verlangen. Zudem gibt es auch Karten für Spätaufsteher, die sich erst um elf, zwölf oder noch später auf die Pisten begeben und dann entsprechend weniger bezahlen müssen. Ein ganz besonderes Schmankerl, über das vor allem meine Kollegin sehr erfreut war, Mittwochs ist hier Ladies-Tag und Frauen bezahlen nur den Kindertarif von 18€ für die Tageskarte.
Etwas genervt war ich jedoch darüber, dass der Kartenleser meine KeyCard mit einem Lesefehler abgelehnt hat. Die SwatchAccess der Anderen hat er jedoch anstandslos genommen. Ich musste dann eben an jedem Lift mit der Pappkarte hantieren, also Handschuhe ausziehen, Karte suchen, einstecken und wieder weg packen. Wie geschrieben, etwas nervig halt aber jetzt nicht gerade der Weltuntergang und die ansonsten gute Stimmung wurde dadurch nicht getrübt.
Letztendlich bleibt mir noch zu sagen, dass das Brixental für jeden geeignet ist. Anfänger werden jedoch nur einen Teil nutzen können, der aber durchaus auch ausreichend ist. Aprés-Freunde werden spätestens im nahe gelegenen Kitzbühel ihre Erfüllung finden. Hier werde ich auch gerne wieder hinfahren, denn der Gesamteindruck war äußerst positiv. Durch die über 250 Kilometer Pisten ist es auch für einen Aufenthalt über mehrere Tage geeignet. Allerdings ist auch zu bedenken, dass das Skigebiet nicht sehr hoch liegt und nicht als schneesicher bezeichnet werden kann. Vorher würde ich auf jeden Fall das Internet konsultieren, um mich über die Lage zu informieren. weiterlesen schließen
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