Pro:
gut geeignet für Anfänger und Profis, tolle Organisation, Kinderbetreuung, Ausrüstungsverleih
Kontra:
Preise
Empfehlung:
Ja
Da ja gerade wieder Wintersportzeit ist, will ich mal noch aus meinem Erfahrungsschatz über ein recht gutes Skigebiet berichten.
Mein erster ”echter” Skiurlaub führte mich Silvester 2001 ins Montafon im Vorarlberg, weil mein Fußwärmer die Gegend kennt und bisher jedes Jahr dort war. Und dieses Jahr hat er mich dazu überredet, obwohl ich eigentlich nicht Ski fahren kann. Deshalb bekam ich zu Weihnachten einen Gutschein für einen Privatlehrer und da blieb mir nichts anderes übrig.
Zwar hatte ich einige Zweifel, daß ich mich in einem Wintersportort wohl fühlen würde, wo ich doch eher Warm-Gegend-Urlauber bin. Aber ich war dennoch recht angetan.
** Anreise **
Die Anreise ist ja von jeder Ausgangsstation anders, aber einen entscheiden Vorteil hat dieses Skigebiet: Man kann aus fast jeder Ecke des Landes einen Weg zur A7 Richtung Österreich nehmen. Und die ist eben nach Süden lange nicht so befahren wie die A9 oder die A5. Über Lindau am Bodensee fährt man dann noch eine reichliche Stunde gen Schruns und ist schließlich kurze Zeit später in einem atemberaubenden Tal am Anfang des Montafons.
Wir haben in dem Winter von Leipzig aus (Sonnabend, Reiseverkehr) fünf Stunden gebraucht, und das ist eine verdammt gute Zeit.
** Übernachtung **
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in der Gegend eine Menge: Pensionen, Appartementhäuser, Hotels, Gasthäuser. Man sollte sich für die Wintersaison nur rechtzeitig anmelden, denn vieles wird bereits im gleichen Jahr für das nächste vorgebucht.
Doch selbst für ganz Kurzfristige gibt es immer noch was zu finden. Wir haben uns etwa eine Monat vor unserer Reise zum ersten Mal um eine Unterkunft gekümmert und noch etwas Annehmbares gefunden. Die Preise sind generell hoch, aber das ist für ein Skigebiet wohl normal.
** Skigebiet **
Das Skigebiet nennt sich Montafon und die Gebirgskette Hochjoch. Das Hochjoch hat einige Bergketten, in denen man sich von Berg zu Berg hangeln kann. Selbst ich als absoluter Ski-Anfänger war am Ende doch recht begeistert. Mit meiner Skilehrerin (ich hatte von meinem Freund einen Tag Einzelunterricht geschenkt bekommen) machten wir nämlich am letzten Tag eine Skitour, wie es vermutlich bei den Profis normal ist: von einem Berg zum nächsten, rauf mit dem Lift, runter auf Ski.
Schaut man sich mal die Karte dieses Gebietes mit den Pisten an, bemerkt man, daß die überwiegende Anzahl rot oder blau sind, also für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet. Aber es gibt natürlich auch Pisten für die Freaks.
Insgesamt sind es 14 Pisten, die längste (Hochjoch Total) ist 12 km lang mit 5 Abschnitten, weitere 8 sind zwischen 1200 m und 2600 m lang. Dazu können sich Nicht-Skifahrer auf 2 Winter-Wanderwegen austoben.
13 Bahnen oder Sessellifte für 1 bis 55 Personen bringen täglich die Flut von Schneehungrigen von den Talstationen ins Skigebiet.
Die Pisten werden in jeder Nacht sorgfältig präpariert, so daß man ganz früh am Morgen seine Spuren auf der jungfräulichen Fläche hinterlassen kann.
** Technische Ausrüstung **
An den Talstationen der Zubringerbahnen gibt jeweils Ausrüstungsstationen der Firma NTC, New Technology Center. Die verstehen sich als Dienstleistungszentrum mit Verleih, Depot, Service, Shop und Snow Academy.
Dort habe ich mir am ersten Tag eine Ausrüstung und Schuhe geliehen. Das geht richtig schnell. Man gibt seine Personalien an, stellt sich kurz vor eine Kamera und wenige Minuten später bekommt man eine Scheckkarte mit einem Strichcode. Die weist mich als Kunde aus und ermöglicht mir, mein Equipment an jeder beliebigen Station unterzustellen bzw. zu tauschen. Außerdem gehen jegliche Zahlungsvorgänge schneller, da man als Kunde ja schon gespeichert ist.
Das Equipment ist in einem tadellosen Zustand und auf dem neuesten Stand.
Jeden Nachmittag konnten wir unsere Ausrüstung im Depot der Bergstation Kapell einstellen. Hier werden über Nacht die Schuhe getrocknet und nach Gebrauch desinfiziert.
** Skischule **
Im Skigebiet gibt es eine sogenannte “Snow academy”, eine Skischule für Kinder und Erwachsene. Auch ich habe hier einen Skikurs gebucht. Die Kurse werden je nach Ausbildungsstand zusammengestellt.
Es gibt allerdings keine festen Gruppen, da man je nach Vorkenntnissen auch in andere Gruppen wechseln kann. Mit 10 bis 12 Personen ist solch eine Gruppe auch gut gefüllt, so daß es manchmal lange dauert, bis man mit einer Übung fertig ist. Bis dahin hat man sich nämlich kalte Füße geholt.
Man hat vormittags 3 Stunden und am Nachmittag nochmal 1,5 Stunden. Intensivkurse oder Einzelunterricht sind ebenfalls möglich.
Gelehrt werden normal Ski, Board, Carver und andere Trend-Sportarten.
** Kinderbetreuung **
Auch die Kinder kommen hier auf ihre Kosten, so daß die Erwachsenen in aller Ruhe ihrem Sporttrieb nachgehen können.
Währenddessen kümmern sich kompetente und kindgerechte Betreuer im sogenannten NTC-Dreamland um die kleinen Gäste. Auf einem 4000 m² großen Spaß- und Sport-Gelände im Freien können sich die Kinder austoben; in dem dazugehörigen Gebäude gibt es zusätzlich 150 qm Innenfläche mit Spielplatz und Felsenkino, wo Shows mit den Maskottchen des NTC-Dreamlandes stattfinden.
Für diejenigen Kinder, die Skifahren lernen, existieren extra Pisten, die ungestört sind.
** Preise **
Die sind wie wohl allgemein in Österreich recht happig. Doch das kann auch täuschen, denn ich habe ja keine Erfahrung. In der Schweiz soll es sogar noch teurer sein, aber die Frage ist ja immer: was ist teuer. Für den einen beginnt es bei Betrag X, für den anderen erst bei X + 20.
Man kann je nach eigener Ausstattung nur einen Skipaß kaufen oder ganze Packages mit Equipment.
Hier einige Preise (Stand 2002):
Tageskarten:
20,20 für Kinder
27,80 für Junioren
28,00 für Senioren
32,50 Erwachsene
2-Tages-Karten:
38,10 Kinder
53,00 Junioren
53,50 Senioren
61,80 Erwachsene
Packages für Bekleidung und Skipaß ab 46 für ½ Tag bis 316 für 7 Tage für Erwachsene, 28 bis 193 für Kinder, Sonderpreise für Senioren und Junioren
Auch die Preise für Essen oder Getränke sind auf einem hohen Niveau. Wir hatten damals noch den Umstand zu meistern, daß ab dem 1.1.2002 der Euro eingeführt wurde. So mußten wir pausenlos umrechnen, nach der Euro-Einführung sogar doppelt.
** sonstige Informationen **
Weitere Informationen zum Skigebiet bzw. auch Bilder findet man unter www.hochjochbahnen.at, www.schruns.at oder www.montafon.at
** Gastronomie **
Im Hochjoch-Gebiet gibt es einige Restaurant und Hütten, wo man während seiner Touren einkehren kann oder dem Après Ski frönen kann. Wir waren zu Mittag immer im Kapell-Restaurant (an der Bergstation der Hochjoch- und Zamangbahn). Dort geht es zwar zu den Stoßzeiten ziemlich schleppend und man findet nicht immer auf Anhieb einen Platz, aber innerhalb einer annehmbaren Zeit wird man dann doch fertig zum zweiten Abschwung.
Gut ist dort auf jeden Fall auch ein großer Aufenthaltsraum, wo man sich einfach nur hinsetzen kann und seinen mitgebrachten Imbiß verzehren. Das entlastet auf jeden Fall Familien, die sich nicht jeden Tag das doch teure Essen leisten können.
** Eigene Erfahrungen **
Wir waren, wie gesagt, zu Silvester in diesem Skigebiet. Um diese Zeit war es noch nicht mal so voll, wie wir befürchtet hatten. Aber vermutlich ist das alles relativ. Für die richtigen Freaks ist es vermutlich schon überfüllt, wenn sich nur drei andere Fahrer noch auf der Piste bewegen. Ich fand es noch akzeptabel. Allerdings konnte man deutlich den Anstieg der Skifreunde zum Wochenende spüren. Da wurde es tatsächlich richtig voll, so daß man schon mal über eine halbe Stunde an den Bahnen warten muß.
Am zweiten Tag hab ich einen dreitägigen Skikurs angefangen. Die Trainerin war jung, aber sehr begeisterungsfähig und engagiert. Sie ging auf die Fähigkeiten aller ein und gelegentlich auch dem einen oder anderen mit besseren Vorkenntnissen empfohlen, in eine andere Gruppe zu gehen, wo man schon fortgeschrittenere Pisten befuhr. So wurde das Leistungsniveau unserer Gruppe in etwa gleich gehalten und keiner hat sich gelangweilt oder überfordert gefühlt. Das fand ich sehr gut organisiert. Einen Tag hatte ich mit ihr dann noch allein als Privatlehrer und das hat am meisten gebracht.
Alles in allem habe ich mich dort wirklich gut betreut gefühlt und viel Spaß gehabt, auch wenn das mit dem Skifahren schwieriger war als ich dachte. Auch wenn es vielleicht blasphemisch klingt und die wahren Skifreaks mich vermutlich steinigen werden, aber ich kann nicht wirklich verstehen, was man so daran findet: Stunden anzustehen um hochzufahren um wieder runterzufahren um wieder anzustehen um wieder hochzufahren usw. usw. Beim Tauchen hat man wenigstens noch etwas zu sehen oder zu erleben.
Trotzdem hab ich mich gut erholt, denn man ist ja den ganzen Tag draußen.
** Meine Meinung **
Ein Skigebiet, der jedem, ob Anfänger oder Profi was zu bieten hat. Gut vor allem, daß hier Wert auf gute Betreuung gelegt wird und vor allem Kinder in guten Händen sind. weiterlesen schließen
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