Pro:
zeitlich unbegrenzte Garantie, dichtes Händlernetz in Deutschland, Qualität, Material: rostfreies Inox, zeitloses Design
Kontra:
Anschaffungskosten, Feder der Schere nutzt sich ab, teils unnötige Funktionen
Empfehlung:
Ja
Es gibt sicher kaum ein Schweizer Produkt, das weltweit bekannter und anerkannter ist als das Schweizer Taschenmesser. Ursprünglich nur für die Schweizer Armee – und in viel primitiverer Ausführung – entwickelt, entwickelte es sich zum viel kopierten, aber nie erreichten Exportschlager. Wer nach einem echten Schweizer Taschenmesser sucht hat die Qual der Wahl. Es gibt zum einen die Messer von Wenger, dem einzigen vom Weltpfadfinderverband zugelassenen Hersteller, und die vom bekannteren und verbreiteterem Hersteller Victorinox.
Deshalb ist Victorinox auch das Produkt der Woche im Rahmen der Schweizwochen, in denen auch dieser Bericht erscheint. Die Kategorie ist mit dem Herstellernamen recht allgemein gefasst, aber ich beschränke mich in diesem Erfahrungsbericht auf das Offiziersmesser „Huntsman“, da dies das Messer ist, dass ich mein Eigen nenne und mit dem ich Erfahrungen gemacht habe.
Gekauft habe ich das Messer vor knapp zwei Jahren in einem offiziellen Victorinox-Partner in Deutschland. Da sich das Geschäft auf der Haupteinkaufsmeile in Stuttgart befindet schließe ich nicht aus, dass ich das Messer anderswo auch für weniger als die 39,90 DM bekommen hätte, seit der Euro-Einführung verlangt das Geschäft übrigens umgerechnet einen Euro mehr für das Messer.
Ich habe mich für diese Ausführung entschieden, weil es zum einen nicht in der gehobeneren Preisklasse ist und eigentlich alle Funktionen besitzt, die ich brauche. Die Messer, mit unendlich vielen Funktionen und Werkzeugen sind mir einfach zu dick und unhandlich, und verdienen schon kaum mehr die Bezeichnung Taschenmesser. Die (Hosen-)Tasche möchte ich sehen, wo die dicksten Varianten Platz finden…
Mein Messer hat 15 Werkzeuge und Funktionen, zu denen ich nachfolgend alle ein paar Sätze sagen werde:
1. große Klinge:
Über diese verfügen im Prinzip alle Messer und es ist wenn man so will die Ur-Funktion. Die Klinge ist fast so lang wie das gesamte, zusammengeklappte Messer (91 Millimeter) und ist wirklich sehr sehr scharf. Hält man in der einen Hand ein halbwegs dickes Papier, ist es ein leichtes mit der Klinge einen kerzengeraden glatten Schnitt zu machen. Anderes Beispiel: durch einen Apfel oder dicke Kartonagen geht das Messer spielend einfach hindurch, also es gibt hier gar keinen Grund zu klagen. Einziges Manko: Dieses Messer hat keine Sicherung. Bei teureren Varianten ist es nicht möglich, dass die Klinge ungewollt zuklappt, wenn sie ganz ausgeklappt ist, was Unfälle verhindert.
2. kleine Klinge:
Die kleine Klinge ist etwa halb so groß wie die große und ebenso scharf. Allerdings muss ich sagen, dass ich sie bisher selten genutzt habe, da ich auf sie ehrlich gesagt auch verzichten könnte, schließlich hat man ja bereits eine große leistungsstarke Klinge.
3. Korkenzieher:
Wie dem ein oder anderen bekannt sein dürfte bin ich nicht gerade der größte Weintrinker, aber mein Vater hat das Messer schon gelegentlich zum Öffnen von Weinflaschen benutzt und schien mir dabei keine größeren Probleme zu haben. Im Gegensatz zu manchen Kopien ist der Korkenzieher bei diesem Messer stabil und wackelt nicht.
4. Dosenöffner:
Bisher waren unsere Ferienwohnungen stets mit einem Dosenöffner ausgestattet, unterwegs haben wir bisher nie aus Dosen gegessen und zu Hause haben wir einen richtigen Dosenöffner (ebenfalls von Victorinox), weshalb ich diesen noch nicht gebraucht habe. Ich kann mir ehrlich gesagt aber nicht vorstellen, dass das Öffnen einer Dose mit diesem Werkzeug sehr leicht ist.
5. kl. Schraubenzieher (auch Kreuzschrauben):
Das Ende des Dosenöffners ist so geformt, dass man es auch als Schraubenzieher verwenden kann. Dies funktioniert eigentlich ganz gut, man rutscht mit dem Messer nicht ab und Schrauben sind genauso gut zu lösen wie zu montieren.
6. Kapselheber:
Kapselheber, so wird dieses Werkzeug auf der Victorinox-Website genannt. Ich könnte mit dem Begriff wenig anfangen, wenn ich nicht wüsste, dass es sich einfach um einen Flaschenöffner für Kronkorken handelt. Auch dieser macht keine Probleme und lässt Flaschen leicht öffnen.
7. gr. Schraubenzieher:
Der große Schraubenzieher, ebenfalls für Schlitz- und Kreuzschrauben, befindet sich am Ende des Flaschenöffners und hat eigentlich die Größe, dass sie zu den meisten nicht allzu winzigen Schrauben kompatibel ist.
8. – Drahtabisolierer:
Ebenfalls am Flaschenöffner befindet sich eine halbkreisförmige winzige Auslassung, die den Drahtabisolierer darstellen soll. Aber um einen Draht wirklich damit isolieren zu können sind die Kanten zu stumpf und ist daher hierzu weniger geeignet, dafür die kleine Klinge umso mehr.
9. Stech-Bohr-Nähahle:
Dieses Werkzeug habe ich bisher nie gebraucht, habe nicht mal eine Ahnung wie und zu was man es genau anwenden kann, deshalb kann ich auch nichts dazu sagen.
10. Ring:
Ich würde das ja nicht unbedingt als Funktion aufzählen, aber auf der Herstellerseite ist der Ring auch angegeben. Nun, mit ihm kann man das Taschenmesser eben an einen Schlüsselanhänger oder sonstiges anhängen. Ich brauche das persönlich nicht, aber schaden tut es mit Sicherheit auch nicht.
11. Pinzette:
Die Pinzette habe ich schon des Öfteren genutzt. Sie ist zwar sehr klein, aber oftmals ist das gerade praktisch. Ich habe mit ihr schon den ein oder anderen Spreißen aus dem Finger gezogen oder bei der Modellbahn zum Abziehen und Auftragen von Abziehbildchen.
12. Zahnstocher: Der Zahnstocher hat die gleichen Dimensionen wie die Pinzette. Allerdings trau ich mich immer nicht so recht ihn genau so einzusetzen wie einen richtigen Holzzahnstocher, ich habe immer das Gefühl, dass die Spitze sonst abbricht. Aber bisher hat sie immer gehoben.
13. Schere:
Die Schere ist für mich eine der wichtigsten Funktionen. Wie man es von Victorinox gewohnt ist, ist diese sehr scharf und bei dünnem Papier kann man auch einfach wie mit einem Messer durchfahren. Leider hat schon recht bald die Feder begonnen mit ihrer Federwirkung nachzulassen. Seltsamerweise ist es immer wieder anders, manchmal schneidet sie wie früher, manchmal geht sie nicht wieder von allein in die Ausgangsposition. Aber wirklich beeinträchtigen tut dies den Schneidevorgang eigentlich nicht.
14. Mehrzweckhalter (Paketträger):
Bei diesem Werkzeug handelt es sich schlicht und einfach um einen Haken. Bevor ich auf der Homepage von Paketträger gelesen habe wunderte ich mich ehrlich gesagt, wofür ich diesen Haken brauchen sollte, aber es leuchtet mir durchaus ein, dass man ihn hierfür nutzen kann um seine Finger zu schonen. Da ich nicht unbedingt oft Pakete verschicke habe ich das bisher nicht gebraucht, aber auch ohne dass ich die Erfahrung gemacht habe bin ich mir sicher, dass dieses Werkzeug in diesem Zusammenhang hilfreich ist.
15. Holzsäge:
Wer kennt es nicht? Mit der Schule geht es am Wandertag in den Wald zum grillen. Dann geht natürlich die Stocksuche los und dieser wird dann sofern zu groß zurechtgesägt. Die Zacken der Säge sind äußerst spitz und man sollte schon auf seine Finger achten. Ein bisschen Kraft muss man beim Sägen aber schon aufwänden, aber es sollte im Großen und Ganzen keine Probleme dabei geben.
Über die Verarbeitung kann ich nicht klagen. Die Werkzeuge sind allesamt – mit Ausnahme des Zahnstochers und der Pinzette - aus dem Metall Inox, daher auch der zweite der Teil des Firmennamens (der erste Teil geht auf die Mutter des Gründers, Victoria, zurück). Dies hat den positiven Effekt, dass das Material rostfrei und langlebig ist. Einzig die Klingen sollte man nach ein paar Jahren schärfen, aber ansonsten weist das Messer keine Verschleißerscheinungen auf. Victorinox gewährt eine zeitlich unbegrenzte Garantie auf Material- und Fabrikationsfehler.
Fazit: Ich habe den Kauf des Messers nicht bereut und werde auch in Zukunft Victorinox treu bleiben. Sicherlich sind die Wenger-Messer ebenfalls qualitativ hochwertig, aber nachdem ich bisher mit Victorinox keine schlechten Erfahrungen gemacht habe, auch was die Kundenbetreuung via E-Mail betrifft, gibt es für mich keinen Grund zu wechseln. Der Preis mag anfangs recht hoch erscheinen, aber man muss beachten, dass man mit einem echten Schweizer Taschenmesser eine Investition für viele Jahre tätigt. weiterlesen schließen
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