Pro:
sehr überzeugende Schauspieler | brilliante Story | Ähnlichkeiten mit den anderen Howard Hawks Klassikern \"Rio Bravo\" und \"Rio Lobo\" | Spannung, Witz, Romatik und Action in einem | sehr gute Bildqualität | DVD - Inlay mit Szenenauswahl
Kontra:
leider nur eine gute Tonqualität, die man noch hätte verbessern können | kaum DVD - Extras (außer einem Trailer) | zu hoher Preis für diese Ausstattung
Empfehlung:
Ja
Liebe Leserinnen und Leser,
in unserer schnelllebigen Zeit gehen immer mehr Filmklassiker vergessen. Doch es gibt immer wieder welche, an die man sich auch in ferner Zukunft noch erinnern wird. Einer dieser Klassiker ist EL DORADO, ein Howard Hawks Western aus dem Jahre 1967 mit John Wayne und Robert Mitchum in den Hauptrollen. Viel Vergnügen mit meiner Rezension der DVD, die am 26.11.2003 erschienen ist.
●●●●● DER KAUF ●●●●●
Ich habe diese DVD vor einiger Zeit bei amazon.de gekauft, wo sie einst €16,99 gekostet hat. Heute kann man die DVD ab etwa €10,00 bekommen.
●●●●● QUICKFACTS ●●●●●
Originaltitel: El Dorado
Land/Jahr: USA 1966/1967
Regie: Howard Hawks
Darsteller: John Wayne, Robert Mitchum, James Caan, Charlene Holt, Christopher George, ...
Genre: Western
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 121 Minuten
Kapitel: 14
Regionalcode: 2 [PAL]
ASIN: B000062YFT
Extras: DVD-Inlay mit Kapitelübersicht
●●●●● VERTRIEB ●●●●●
Paramount Pictures
http://www.paramount.de
●●●●● DER INHALT ●●●●●
Cole Thornton (John Wayne "Rio Bravo") ist ein gefürchteter Revolverheld, der für andere Leute die Kastanien aus dem Feuer holt. Sein jüngster Auftrag führt ihn nach El Dorado, wo sein alter Freund J.P. Harrah (Robert Mitchum "Kap der Angst") als Sheriff tätig ist. Dieser klärt Cole über die wahren Hintergründe auf, was Cole dazu veranlasst, den Auftrag nicht anzunehmen. Nach einem tragischen Zwischenfall, bei dem Cole durch die junge Joey MacDonald (Michele Carey) angeschossen wird, verlässt Cole El Dorado, um sich weiterer Aufgaben anzunehmen.
Ein paar Monate später - Cole ist in der Nähe der mexikanischen Grenze unterwegs - lernt er den jungen Messerwerfer Alan Bourdillion Traherne (James Caan "Misery") kennen, der aufgrund seines schwierigen Namens - und der Tatsache, dass er auf einem Boot geboren wurde - kurz "Mississippi" genannt wird. Auch muss Cole erfahren, dass der berüchtigte Revolverheld Nelse McLeod (Christopher George "Chisum") seine Nachfolge bei den Streitigkeiten in El Dorado antreten soll. Von ihm erfährt Cole, dass J.P. Harrah zu einem Säufer geworden ist, der Nelse McLeod und seinen Männern nicht allzu viel entgegenzusetzen haben wird. Zusammen mit Mississippi macht sich Cole auf nach El Dorado, um seinem Freund beizustehen. Doch nicht nur Nelse McLeod und seine Bande machen ihm zu schaffen; auch die Kugel, die er durch Joey MacDonald eingefangen hat, und die immer noch in seinem Rücken steckt, macht ihm mehr und mehr zu schaffen...
●●●●● DIE DVD ●●●●●
· Bildformat:
1.85:1 | 16:9 anamorph Widescreen
· Sprachen:
Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch (jeweils 1.0 Mono)
· Untertitel:
Englisch für Hörgeschädigte, Englisch, Arabisch, Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Holländisch, Isländisch, Italienisch, Kroatisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch
· DVD-Features:
- simples Menü ohne Animation
- Kapitelanwahl
- Kino Trailer
●●●●● MEINE MEINUNG ●●●●●
Ich war noch ein kleines Kind, als ich diesen Western bereits als meinen Lieblingswestern bezeichnet habe. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich immer wieder gefreut habe, wenn dieser Film im Fernsehen lief. Jahre später hatten wir ihn dann auf VHS, was es mir ermöglichte, mir diesen Film anzusehen, wann immer ich wollte. Als ich dann vor mehr als einem Jahr sah, dass es diesen Klassiker auf DVD gibt, musste ich natürlich sofort zugreifen.
Regisseur Howard Hawks ist für seine Western-Trilogie mit John Wayne bekannt geworden. "Rio Bravo", "El Dorado" und "Rio Lobo" zählen zurecht zu seinen Meisterwerken, an denen kein Westernfan vorüber gehen kann. Dabei fällt einem aber auch auf, wie sehr sich Rio Bravo und El Dorado ähneln. Haben wir "Mississippi" in El Dorado, so heißt John Waynes Weggefährte in Rio Bravo "Colorado". Auch ähneln sich die Grundhandlungen von Rio Bravo und El Dorado mehr als deutlich. Hingegen kann der furiose Schluss zwischen Rio Bravo und Rio Lobo sehr schön miteinander verglichen werden. Eben eine Trilogie mit sehr vielen Gemeinsamkeiten.
EL DORADO begeistert mich zum einen aufgrund der Figuren, die in diesem Western mitwirken; zum anderen aber auch aufgrund der Dialoge und spitzen Bemerkungen, die irgendwie ihren eigenen Charme zu besitzen scheinen. So wird man bei diesem Western rund um die Uhr unterhalten, ohne auch nur im geringsten das Gefühl zu haben, dass einem langweilig werden könnte. Howard Hawks ist es gelungen, Schießereien, Schlägereien, Heldenmut, Slapstick und Romantik unter einen Hut zu bekommen und in eine durchweg durchdachte Geschichte einfließen zu lassen. Und diese Geschichte hat es wahrlich in sich.
JOHN WAYNE begeistert einmal mehr als der Held der Stunde. Unbeugsam und unbeirrbar geht er als Cole Thornton seinen Weg. Treu steht er zu seinen Freunden und zu seinen Grundprinzipien. Doch John Wayne spielt keinen Helden, der nichts abbekommt und der zu jeder Zeit unbesiegbar erscheint. Hier spielt er sehr überzeugend einen Mann, der sich zwar das Töten zum Beruf gemacht hat... der aber dennoch unterscheidet, für wen oder für was er tötet. Und vor allem: Wen er tötet! So finde ich es sehr überzeugend dargestellt, wie Cole Thornton den durch ihn getöteten Sohn der MacDonalds zu dessen Eltern zurück bringt, um sich mehr oder weniger dafür zu entschuldigen. Wissend, dass die MacDonalds noch nicht wissen konnten, dass er den Auftrag von Bart Jason (Edward Asner "JFK - Tatort Dallas") abgelehnt hat. Seine Trauer um den Jungen wirkt sehr überzeugend und zeigt einmal mehr, dass John Wayne durchaus auch in Charakterrollen überzeugen kann. Dieser Zwischenfall ist es auch, für den Joey MacDonald kurze Zeit später auf Cole schießen und ihn schwer verletzen wird. Ein Zwischenfall, der sich auf die komplette, nachfolgende Handlung auswirken wird.
ROBERT MITCHUM spielt den Sheriff von El Dorado: J.P. Harrah. Ein einstiger Begleiter Coles, der mit ihm so manches Abenteuer während des Bürgerkrieges überstanden hat. J.P. ist der Drehpunkt der gesamten Geschichte. Durch ihn kommt die Geschichte erst so richtig in Schwung. Zu Beginn des Films ist er noch der stolze Sheriff, mit dem sich niemand ungestraft anlegen würde. Doch eine Frauengeschichte lässt ihn sehr schnell zum Alkoholiker werden. Und hier ist der Moment, in dem sich Robert Mitchum von seiner ganzen schauspielerischen Seite präsentieren darf. Es ist einfach urkomisch, wie überzeugend und zugleich tragisch es Robert Mitchum gelingt, diesen gebrochenen Mann zu spielen. Einen Mann, der erkennen muss, dass alle Welt über ihn lacht; über ihn, den versoffenen Sheriff, dessen Nachtmahl aus einer Flasche Whiskey besteht. Mitchum gelingt es, J.P. einerseits tragisch, andererseits aber auch urkomisch zu spielen. Tragisch, wenn er gedemütigt wird und langsam seine Situation erkennen muss (inklusive der Nebenwirkungen des Entzuges)... komisch, wenn er immer wieder nachfragen muss, wer denn der Mann an Coles Seite sei. Und nicht zu vergessen: die spaßigen Dialoge mit Cole Thornton und Bull Harris (Arthur Hunnicutt "Cat Ballou")... oder die Szene mit der Badewanne! Eine rundum mehr als überzeugende Darbietung seines schauspielerischen Könnens.
JAMES CAAN ist in der Rolle des jungen Alan Bourdillion Traherne zu sehen, den alle nur "Mississippi" nennen. James Caan ist mir in jüngerer Zeit hauptsächlich durch den Stephen King Film "Misery" bekannt, aber auch als Bösewicht in "Eraser" und durch seine Rolle in dem Film "Alien Nation". In El Dorado sehen wir ihn nun als einen Mann, der nicht schießen kann und daher auf ein Wurfmesser zurückgreifen muss. Sein komischer Hut und eben die Tatsache, dass er im Wilden Westen keinen Revolver trägt, sorgen für so manche amüsante Situation. Mississippi lernt Cole eher zufällig kennen. Die letzten beiden Jahre hatte er damit verbracht, seinen Freund zu rächen. Ein Zwischenfall in der Nähe der mexikanischen Grenze führt ihn schließlich an Coles Seite. Durch ihn lernt er schießen (mit einer abgesägten Schrotflinte) und begleitet ihn nach El Dorado. Eine nette Rolle, die dem Film so manche witzige Situation einbringt.
CHARLENE HOLT ist eine der beiden Frauen, die den Film so romantisch wirken lassen. Charlene spielt die junge Maudie, die Cole schon seit Kindesbeinen an kennt... und liebt. Sie hält immer zu ihm und hofft, dass er sich eines Tages (mit ihr) zur Ruhe setzen wird. Auch wenn sie keine allzu große Rolle spielt, so sorgt sie doch für sehr viel Gefühl in diesem teils recht rauen Western. Ihre romantische Beziehung zu diesem Raubein ist es, die John Waynes Rolle fast schon untypisch erscheinen lässt. Zwar hatte er auch zuvor schon in "Rio Bravo" eine Romanze, doch sind diese Liebeleien an sich nicht unbedingt sein Fachgebiet. Mir ist kein namhafter Western mit ihm bekannt, in dem er noch eine Frau an seiner Seite gehabt hätte. Charlene spielt ihre Rolle gut, hätte aber auch durch eine andere, junge Frau ersetzt werden können. Ihr fehlt - von der Attraktivität abgesehen - das gewisse "Etwas". Die besondere Ausstrahlung, wie sie beispielsweise Angie Dickinson in "Rio Bravo" inne hatte.
ARTHUR HUNNICUTT spielt den ehemaligen Indianerkämpfer Bull Harris, der stets mit einer alten Infanterieflinte und einer Trompete zu sehen ist. Er ist der alternde Deputy der Stadt und kümmert sich um seinen Sheriff. Seine Dialoge mit Robert Mitchum kann man durchaus ein wenig mit den Dialogen zwischen Stumpy (Rio Bravo) und Dean Martin vergleichen. Auch hier wird man wieder so manche Parallele entdecken können. Hunnicutt versteht es sehr gut, seine Rolle umzusetzen. Einerseits der knallharte Kämpfer (zur Not auch mit Pfeil und Bogen), der einst gegen Indianer kämpfen musste... andererseits aber auch immer wieder der besorgte Deputy, der den Tiefpunkt des Sheriffs miterleben muss. Eine witzige und sympathische Rolle, die man nur schwerlich durch jemand anderes hätte ersetzen können.
MICHELE CAREY spielt den zweiten weiblichen Part dieses Westerns. Sie ist als Josephine "Joey" MacDonald zu sehen, eine hübsche Raubkatze mit einem gefährlichen Hang zum Gewehr. Sie ist es, die Cole Thornton aus dem Hinterhalt mit der Winchester angeschossen hat. Und sie ist es letztendlich auch, die den Männern im Kampf gegen McLeods Bande hilfreich beisteht. Eine hübsche junge Frau, der man diese Rolle auf jeden Fall abnehmen mag. Sie überzeugt sehr in der Darstellung der wilden Schönheit, die unter Männern aufgewachsen ist und den Umgang mit Pferd und Schießeisen von Kindheit an gelernt hat.
CHRISTOPHER GEORGE spielt den knallharten Gegenpart zu Cole Thornton. George spielt den Revolverhelden Nelse McLeod, einen Revolvermann mit Ehre. Ein knallharter Mann, der jedoch viel von "Höflichkeit unter Kollegen" hält. Ein Mann, der stets wissen möchte, wer der Beste ist. Dabei legt er großen Wert auf Fairness, was dem verletzten Thornton später sehr zugute kommen wird. George spielt seine Rolle als knallharter Kämpfer sehr überzeugend. Sein fast schon asketisches Gesicht wirkt mit der langen Narbe übe dem Auge noch bedrohlicher und sein Auftritt in der Öffentlichkeit demonstriert stets eine gewisse Überlegenheit. Nicht umsonst hat man ihn daher wohl auch für den anderen John Wayne Western "Chisum" als Gegenspieler auserkoren. Mir fallen nur wenige Schauspieler ein, die diese Rolle ebenfalls hätten übernehmen können. Eine äußerst gelungene Besetzung...
Neben diesen Schauspielern weiß der Film aber auch wieder durch seine Kulissen und seine Musik zu begeistern. Im Hintergrund hört man immer wieder das Lied "El Dorado" und die Saguaro-Kakteen Arizonas bilden einen herrlichen, klassischen Hintergrund während des Ritts nach El Dorado. Howard Hawks hat sehr gekonnt auch auf kleinste Details geachtet, was immer wieder ein bisschen ins Auge sticht. So sieht man beispielsweise in den kleinen Städten nahe der mexikanischen Grenze Chilischoten an den Häusern hängen. Aber auch die Ausstattung der Stadt El Dorado lässt keine Wünsche offen. Oftmals wirken die Städte in den Western sehr klein. Durch kleine Bemerkungen kann man hier jedoch heraushören, dass El Dorado recht groß sein muss (da man einen Wagen benötigt, um in die Innenstadt zu gelangen).
Alles in allem kann man diesen klassischen Western also wirklich jedem ans Herz legen, der eine Schwäche für dieses Genre hat. Aufgrund der Schauspieler und der Geschichte an sich, ist dieser Western wirklich für jedermann geeignet. Die Altersfreigabe ab 12 Jahren ist durchaus in Ordnung für einen Film, der Schießereien, Schlägereien, Romantik und Witz beinhaltet. Für mich ist dieser Western auch heute noch eine Klasse für sich und erhält sehr gern die Bestnote.
Die DVD kann man leider nicht ganz so gut bewerten. Bild- und Tonqualität sind zwar vollkommen in Ordnung, doch hätte ich mir gewünscht, dass man zumindest den Ton auf einen etwas neueren Stand gebracht hätte. Mono halte ich einfach für nicht mehr ganz zeitgemäß. Dafür klingt der Sound aber trotzdem sehr klar, ohne durch ein Rauschen oder Knistern gestört zu werden. Und die Bildqualität ist mit 16:9 und scharfen Konturen wirklich lobenswert.
Die Navigation der DVD ist denkbar einfach, da sie kaum Features enthält. Das nicht animierte Menü lässt nicht viele Auswahlmöglichkeiten zu. Neben der Sprache und den Untertiteln kann man eben leider nur noch einen Kinotrailer zum Film sehen. Hier hätte man dann doch noch ein bisschen mehr aus der Technik herausholen können. Auch halte ich die Aufteilung in 14 Kapitel für ein bisschen arg mager. Hier wäre es besser gewesen, wenigstens 30 Kapitel anzubieten, um ein schnelleres Suchen von bestimmten Szenen zu erleichtern. Aufgrund der nur mageren DVD-Ausstattung vergebe ich hier ein "mittelmäßig". Die gute Bild- und Tonqualität sind zwar löblich, doch hätte man noch deutlich mehr rausholen können. Und wenn es nur ein "Behind the Scenes" oder ein Kapitel mit einer Kurzbiographie der wichtigsten Darsteller gewesen wäre.
●●●●● FAZIT ●●●●●
Ein erstklassiger Film und eine nur mittelprächtige DVD-Ausführung.
Ich empfehle diese DVD gern mit einer Gesamtnote "gut" weiter. Bild- und Tonqualität machen den Film durchaus zu einem Genuss. Eine Verbesserung der grundsätzlichen Tonqualität und eine Aufstockung der DVD-Extras wären jedoch sehr wünschenswert gewesen.
© 2005 Lars Hermanns weiterlesen schließen
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