Die Eleganz des Igels (Taschenbuch) / Muriel Barbery Testberichte
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- Niveau: anspruchsvoll
- Unterhaltungswert: durchschnittlich
- Spannung: hoch
- Humor: durchschnittlich
- Stil: sehr ausschmückend
Pro & Kontra
Vorteile
- Das Cover, Protagonisten mögen Tee und Katzen
Nachteile / Kritik
- zu viele um sie hier aufzulisten
Tests und Erfahrungsberichte
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Den Rückzug antreten um den Kampf zu verweigern....
5- Niveau: anspruchsvoll
- Unterhaltungswert: hoch
- Spannung: durchschnittlich
- Humor: durchschnittlich
- Stil: ausschmückend
- Zielgruppe: Männer
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
„Das Leben hat einen Sinn, den die Erwachsenen gepachtet haben“ ist die universelle Lüge, an die alle glauben müssen. Wenn man im Erwachsenenalter merkt, dass das nicht stimmt, ist es zu spät. Das Rätsel bleibt bestehen, doch die ganze verfügbare Energie ist seit langem mit stupiden Aktivitäten verpufft. Es bleibt einem nur noch, sich so gut wie möglich zu betäuben, indem man versucht, vor sich selbst die Tatsache zu vertuschen, dass man in seinem Leben keinen Sinn sieht, und macht seinen Kindern etwas vor in dem Versuch, sich selbst wirkungsvoller zu überzeugen.“
_(ZITAT; S. 15/16)
Nicht nur jene Zeilen sind es, die mich im momentanen Bestseller
==Die Eleganz des Igels==
in alter Manier betroffen fühlen ließen. Auf jenen Roman wurde ich gegen Ende des letzten Jahres in einer Buchhandlung aufmerksam, konnte mich jedoch nicht zu einem Kauf bewegen, eben weil ich mit Lektüren, die aus Frankreich stammen, oftmals nicht sonderlich viel anfangen kann. Nachdem ich jedoch Dahias Bericht gelesen habe, war es mir ein inneres Bedürfnis, sobald als möglich jene 364 Seiten einmal selbst zu lesen.
DarkShadowTB verdanke ich es, dass dieses Erlebnis nicht sonderlich lange auf sich warten lassen musste ~ nochmal herzlichen Dank dafür.
_Der Inhalt des Romans ist im Grunde kaum nacherzählbar; Dahia fasste es mit den Worten „Ein Buch über Menschen“ zusammen; was eigentlich nicht treffender formuliert werden kann.
„Die Eleganz des Igels“ wird aus zwei Hauptperspektiven erzählt; zum einen ist da die durchaus gebildete Concierge Renée, die sich jedoch dumm stellt um sich an die allgemeine Meinung bezüglich ihrer Stellung anzupassen. Das Leben hat sie schmerzlich schlussfolgern lassen, dass ein niemand ungestraft aus seiner hierarchischen Zugehörigkeit ausbrechen kann.
Gleichso geht es um die 12jährige Paloma, ebenfalls überdurchschnittlich begabt, die sich regelrecht gefangen und ihrer Familie unzugehörig fühlt, nicht weiß, wie sie mit alledem umgehen soll und demnach beschließt, sich an ihrem 13. Geburtstag das Leben zu nehmen.
Palomas Beschreibungen sind oft sarkastisch, zeugen jedoch von einer gewissen Traurigkeit, während Renée nicht umhin kommt, sich ein wenig über die Menschen zu amüsieren, die sich von ihr so leicht täuschen lassen. Gleichermaßen jedoch ist zwischen den Zeilen ebenso eine Sehnsucht erkennbar, eine Sehnsucht jedoch, die Renée sich selbst zu verbieten scheint.
Erst als nach der ungefähren Buchmitte ein neuer Mieter, der ebenfalls verwitwete Kakuro, als neuer Mieter ins Haus zieht, scheint sich Renées Leben beinahe völlig zu ändern. Kakuro schafft es rasch, hinter die Fassade zu blicken, verschwört sich obendrein mit der kleinen Paloma und beschließt, Renèe so richtig auf den Zahn zu fühlen.
Schließlich kommen alle drei sich irgendwie näher; und doch irrt ein jeder, der hier eine elegante Liebesgeschichte mit beinahe einfältigem Happy end erwartet.
==Die Umsetzung==
besteht, wie gesagt, vorrangig aus den sich fast-immer abwechselnden Perspektiven seitens Paloma wie auch Renée, hier und dort erfolgen mehrere kleine Kapitel des gleichen Blickwinkels hintereinander; die Übersichtlichkeit ist jedoch dank der jeweiligen Zwischenüberschriften und dem darüber hinaus anderen Schriftbild zweifelsfrei zu jeder Zeit gegeben.
Anfänglich tat ich mich ein wenig schwer, mich in den hier und dort arg philosophischen Schreibstil hineinzufinden, manches mal erschien mir die Lektüre fast schon zu anspruchsvoll; einmal vertieft jedoch legte ich das Buch zwischendurch nur selten aus der Hand. Viele Absätze sind es wert ~ oder bestehen sogar darauf ~ mehrfach gelesen zu werden, um richtig (nach)wirken zu können; oft verliert man sich in seinen eigenen dazugehörigen Gedankengütern.
Um es nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen: in dem Roman passiert im Grunde nicht viel; eine durchweg spannende und abswechslungsreiche Handlung ist so gut wie nicht gegeben. Vielmehr bezieht sich der Inhalt mehr auf die Charaktere, auf deren Seelenleben, deren Vergangenheit, deren Gegenwart und wohl auch vermeintlicher Zukunft.
„Die Eleganz des Igels“ wird auf dem Klappentext als „mitreißende und lebenskluge“ Geschichte ausgewiesen; eine Beschreibung, der ich mich anschließen möchte.
Trotz der fast schon eher bedrückenden Stimmung, die hier vorherrscht, bietet der Roman ausreichenden Anlass zum Schmunzeln: insbesondere die flappsigen Beobachtungen der jungen Paloma sind es, der man immer wieder zustimmen möchte:
„En passant serviere ich Ihnen die Hypothese des Feld-Wald-und-Wiesen-Psychiaters: Colombe ist so chaotisch in ihrem Innern, so leer und gleichzeitig überfüllt, dass sie versucht, Ordnung in sich selbst zu schaffen, indem sie ihr Zimmer aufräumt und sauber macht. Lustig, was? Ich habe shcon lange begriffen, dass Psychiater Spaßvögel sind, die glauben, die Metapher sei etwas für große Weise. In Wirklichkeit ist sie jedem Sechstklässler zugänglich. Doch man muss nur zuhören, wenn Mamas Psychologenfreunde sich über das geringste Wortspiel hermachen, und man muss auch gehört haben, welchen Blödsinn Mama von ihrer Therapie mit nach hause bringt, denn sie erzählt jeder und jedem von ihren Sitzungen beim Psychiater, als sei sie ins Disneyland gegangen.“
_(ZITAT; S. 90)
wie auch
„Wenn ich an die Zeiten denke, als die Jugendlichen in den Toiletten Klebstoff snifften, das war wie Honiglecken. Meine Klassenkameraden ziehen Ectasy rein, wie man Smarties futtert, und das Schlimmste ist, dass es da, wo es Drogen gibt, auch Sex gibt. Sie dürfen sich nicht wundern: man schläft heute sehr früh miteinander. Es gibt Sechstklässler (na gut, nicht viele, aber es gibt trotzdem einige), die schon sexuelle Beziehungen hatten. Das ist sehr bedauerlich. Erstens glaube ich, dass Sex, genau wie die Liebe, etwas Heiliges ist. Ich heiße nicht de Broglie, aber wenn ich über die Pubertät hinaus gelebt hätte, wäre es mir wichtig gewesen, daraus ein wunderbares Sakrament zu machen. Zweitens bleibt ein Teenager, der Erwachsener spielt, srotzdem ein Teenager. Sich vorzustellen, man werde plötzlich zu einer vollwertigen Person, weil man am Abend einen Trip reinzieht und miteinander schläft, ist etwa dasselbe wie zu meinen, eine Verkleidung mache aus einem einen Indianer.“
_(ZITAT; S. 212)
~ „Die Eleganz des Igels“ lässt sich von mir spontan mit keinem anderen Buch vergleichen, welches ähnlich agierte. Der Autorin Muriel Barbery ist meiner Ansicht nach ein Werk gelungen, dass sich völlig von den meisten anderen unterscheidet.
Man selbst hat die ganze Zeit das Gefühl zu wissen, wie sich die Story weiterentwickelt, empfindet sie jedoch trotzdem nicht als voraussehbar, so sehr und oft das bereits Erahnte auch zu- bzw. eintrifft. Viel zu viele Denkanstöße finden in der Lektüre ihren Platz, um mich als Leser nicht in den Bann zu ziehen; mannigfaltige Wahrheiten, denen man sich selbst zwar irgendwo bewusst ist, kommen dergestalt daher, dass man jenes erstmalig wirklich auf die Bewusstseinsebene hievt.
Das Gesamtwerk wimmelt von Erkenntnissen, Weisheiten, Feststellungen wie auch Denkanstößen, ohne dabei zu überladen oder gar belehrend zu wirken.
Vielmehr legt sich eher eine eigentümliche, beinah schwermütige und schier hoffnungslose Stimmung auf den Leser, die sich im Gegenzug dazu ebenso vertraulich und herzerwärmend anfühlt. Um diese scheinbare Ausschließlichkeit nachempfinden zu können, muss man vermutlich selbst das Buch einmal gelesen haben... vergessen wird man es sicherlich nicht mehr.
==Summa summarum==
würde ich die Lektüre jedem empfehlen, der etwas mit stilleren, tiefgründigen Werken anfangen kann, welches darüber hinaus einige (wenn auch wenige) ausführende Passagen bereit hält, denen man nicht unbedingt folgen können muss.
Womöglich bin nur ich selbst an dem ein oder anderen gescheitert, eben weil ich nicht sonderlich gebildet bin und mich erst recht nicht so intensiv mit der Apprehension einer Sache auseinander setzen mag wie die Concierge es anfänglich tat. Offen gestanden hatte ich das Wort Aprprehension zuvor noch nicht einmal gekannt.
Da im weiteren Verlauf des Buches jedoch auf weitere zu analytische Gedankenketten nahezu verzichtet wird, konnte ich mich mehr und mehr mit dem Buch anfreunden ~ um zu guter letzt beinah völlig verstört aus den Zeilen entlassen zu werden.
„Die Eleganz des Igels“ stellt in meinen Augen eine Lektüre dar, die nicht unbedingt einfach ist, die darüber hinaus nicht allzu viele positive Empfindungen hervorruft und trotzdem gleichzeitig wahnsinnig gut zu unterhalten weiß.
„Die Eleganz des Igels“ hinterlässt das Gefühl eines Sommerregens:
„....diese respektvolle Angst, die das Herz erfasst; sich so lächerlich zu fühlen inmitten des Erhabenen, so zerbrechlich und so erfüllt von der Majestät der Dinge, sprachlos, gebannt, hingerissen von der großen Freigebigkeit der Welt.“ (_vgl. S. 259)
„Denn wenn man das morgen fürchtet, dann darum, weil man nicht fähig ist, die Gegenwart aufzubauen, und wenn man nicht fähig ist, die Gegenwart aufzubauen, redet man sich ein, dass man es morgen tun könne, und das geht nicht auf, weil morgen schließlich immer heute wird, verstehen Sie, was ich meine?“
_(ZITAT; S. 141) weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Polarlicht1960, 02.02.2010, 18:04 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
SH von mir und auch viele liebe Grüße von Larissa
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WhiskyJim, 02.02.2010, 17:36 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Gruß und einen schönen Tag wünscht Whisky-Jim
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Skybob, 02.02.2010, 17:22 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
für mich ein toller Bericht und da gebe ich sehr gern ein BW - GLG Sven
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Ein Immer im Nie.
5- Niveau: sehr anspruchsvoll
- Unterhaltungswert: sehr gering
- Spannung: hoch
- Humor: humorvoll
- Stil: sehr ausschmückend
- Zielgruppe: Männer
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels
Ein Immer im Nie.
Einführung:
Dieses Buch hat mir so viel über mich selbst mitgeteilt, mich berührt und überhaupt... gerührt. Zum Lachen und Weinen.
Ich habe es hauptsächlich gekauft, da mir das Cover gefiel. Gerne lasse ich mich vom schönen Schein lenken. Aber es ist nicht nur der Schein, denn schon der Klappentext erzählte von einem Sein, das noch viel wunderbarer sein könnte als die bloße Optik...
Ich möchte am Anfang nicht zu viel erzählen. Lest einfach selbst...
Die Handlung:
Ein Buch über Menschen.
Da gibt es Renée. Eine vom leben enttäuschte, alte frau, deren mann vor 10 jahren starb. Ihr einziger lichtblick im leben sind ihr die buecher, die sie verschlingt wie der hungrige sein essen.
Ihre buecherlust, und die damit einhergehende weisheit ueber die welt - und ihre vielen haesslichen seiten - versucht sie zeitlebens vor ihren arbeitgebern zu verstecken, die in ihr nur ein minderwertiges mitglied der niedersten klasse sehen.
‚Was schön ist, erhaschen wir, während es vergeht. Es zeigt sich in der vergänglichen Gestalt der Dinge in dem Moment, da wir gleichzeitig ihre Schönheit und ihren Tod sehen.’
Paloma beschließt zu sterben.
Paloma, das ist nicht die alte, vom Leben enttäuschte Frau. Sie ist ein 12-jaehriges Maedchen aus gutem Hause. Gebildet und scheinbar gebildeter als ihr gesamter Familienclan, das in ihrer Genialitaet erschlossen hat, wie es in der Welt - und genauer: in ihrer Welt zugeht und zugehen wird. Da sie mit ihrem vorgefertigten Schicksal im goldenen Kaefig nicht auskommen moechte, beschliesst sie, ihren 13. Geburtstag als ihren Todestag zu markieren.
Ihre Familie ist ihr verhasst, und für diese möchte sie auch nicht leben. Ihre Schwester, eine Studentin, ist pseudo-intelligent, was Paloma durchschaut. Ihre Mutter interessiert sich eher für die Pflege der Grünpflanzen als um das Wohl ihrer Tochter, und ihr Vater trinkt Kaffee.
In der Zwischenzeit, die zwischen Beschluss und Durchfuehrung liegt, schreibt sie ein Tagebuch, in dem sie ueber ihren Alltag nachsinnt, und ueber die sogenannte "Bewegung der Welt", in der sie nach Dingen sucht, die sich in der Welt, trotz aller Schrecklichkeiten, zum Schoenen bewegen und entewickeln koennen.
Autorin:
Muriel Barbery ist eine im Jahre 1969 geborene französische Philosophieprofessorin. Sie lebt seit einigen Monaten in Kyoto, daher vielleicht auch der Einfluss für ihren Roman...? Ihr Romandebüt, „Die letzte Delikatesse“, erschien 2000 und wurde in 14 Sprachen übersetzt. „Die Eleganz des Igels“ ist ihr 2. Roman, und wurde zum literarischen Bestseller des Jahres 2007 in Frankreich. Er wurde in 31 Sprachen übersetzt und bereits mehrfach ausgezeichnet (u.a. mit dem „Prix Georges Brassens 2006“, dem „Prix des libraires 2007“ dem „Prix Rotary International“).
Leseprobe:
S. 149 [...] Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche ist auf ihre Art unglücklich ist der erste Satz in „Anna Karenina“, einem Werk, das ich, wie jede gute Concierge, nicht gelesen haben kann, genauso wenig, wie es mir zusteht, beim zweiten Teil dieses Satzes zufällig zusammengezuckt zu sein, in einem Moment der Gnade, ohne zu wissen, dass er von Tolstoi stammte, denn wenn die kleinen Leute für die große Literatur empfänglich sind, ohne sie zu kennen, kann sie keinen Anspruch erheben auf die Sichthöhe, auf der die gebildeten Leute sich platzieren.
Ich verbringe den Tag mit dem Versuch, mich zu überzeugen, dass ich mich umsonst aufrege und dass Monsieur Irgendwas, der über eine so gutgefüllte Brieftasche verfügt, dass er den vierten Stock kaufen kann, andere Sorgen hat als das parkinsonsche Zusammenzucken einer zurückgebliebenen Concierge.
Und dann klingelt gegen neunzehn Uhr ein junger Mann in meiner Loge.
„Guten Tag, Madame“, sagt er zu mir, wobei er die Wörter perfekt artikuliert, „ich heiße Paul N’Guyen, ich bin der Privatsekretär von Monsieur Ozu.“ [...]
S. 157 [...] Ich hege auch schon eine Weile einen Verdacht, was sie anbelangt. Von weitem ist sie tatsächlich eine Concierge. Von nahem... nun, von nahem... da gibt es etwas Merkwürdiges. Colombe kann sie nicht ausstehen, für sie ist sie der Abschaum der Menschheit. Für Colombe ist sowieso jedermann Abschaum der Menschheit, der nicht ihrer kulturellen Norm entspricht, und Colombes kulturelle Norm ist gesellschaftliche Macht plus Hemdblusen von agnès b. Madame Michel... Wie soll ich sagen? Sie strömt Intelligenz aus. Dabei gibt sie sich alle Mühe, also man sieht richtig, dass sie ihr möglichstes tut, um die Concierge zu spielen und um schwachsinnig zu erscheinen. Doch ich habe sie schon beobachtet, als sie mit Jean Arthens sprach, oder wenn sie hinter Dianes Rücken mit Neptun spricht, oder wenn sie die Damen des Hauses anschaut, die an ihr vorbeigehen, ohne sie zu grüßen. Madame Michel besitzt die Eleganz des Igels: Außen ist sie mit Stacheln gepanzert, eine echte Festung, aber ich ahne vage, dass sie innen auf genauso einfache Art raffiniert ist wie ein Igel, diese kleinen Tiere, die scheinbar träge, entschieden ungesellig und schrecklich elegant sind. [...]
Abschließende Meinung:
Ein Buch, das berührt. Wie Regen im Sommer. Etwas Kühlung, wenn die Sonne zu stark auf deinem Körper brennt. Ja. Ein Buch, das dich beruhigt. Ein Buch, das dir Trost schenkt. Wie ein Sommerregen. Ein Buch, das dich zu Tränen rührt. Zerreißend schön.. Deine Seele aufflammend. Für die Schönheit der Sprache, die dir jetzt erst wieder bewusst wird. So richtig. Ein Buch, das dich zum Lachen und Weinen verführt, und dich verzaubert mit Handlungssträngen, so fein gewebt wie Seide, und Gesprächen, so weise und so klar.
...und dann, Sommerregen.
Ich habe mich verliebt in die zart gestrickten, doch starken und beständigen Dialoge, die sich fest ins Gedächtnis von mir, der Leserin, gebrannt haben.
Wahrheiten über die Schönheit der Sprache, der Musik die Handlungen, Gefühle und Tagesabläufe beeinflusst. Wahrheiten über die Schönheit eines Ährenfeldes im Morgengrauen, durch welches ein Mann mit melancholisch gespickten Gedanken seine Bahnen zieht. Ja, Wahrheiten über die Schönheit, die vergänglich ist.
‚...vielleicht heißt lebendig sein das: Augenblicke zu verfolgen, die sterben.’
Wahrheiten über das Leben.
So was findet man nicht häufig. Jedenfalls nicht in so echter, edler Weise. Denn diese ganze Traube von Herzschmerz-locker-luftig-geschrieben-und-doch-viele-tränenreiche-Momente-bescherenden-Bücher finden sich meiner Meinung nach viel zu häufig auf dem deutschen Buchmarkt. Und sonst wo auch. Ja. Doch bei diesem Buch ist es anders.
Ich beziehe mich jetzt auch auf andere Länder, da Muriel Barbery keine Deutsche ist, sondern Französin. Und ihr Buch erstmalig in Frankreich erschienen. Klar. Aber ein Glücksfall, dass dieses wunderbare Buch auch hier veröffentlicht wurde.
Ich wurde berührt. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Ich habe gelacht, gegluckst, freudig gelächelt. Bei so tollen Dialogen und einem Wortwitz, wie ich ihn sonst nur selten erlebt habe.
Stellt euch eine Dahia vor, die in der Bahn über diesem Buch sitzt, mit seinem ockerfarbenen, seidig fein gestrickten und schönen Cover, die auf einmal anfängt zu lachen. Mann, die Leute haben wirklich dumm geguckt. Freude in öffentlichen Verkehrsmitteln ist sowieso verpöhnt. Aber nun ja.
Die letzten 50 Seiten habe ich in meinem Zimmer gelesen, denn diese wertvollen Momente wollte ich mit niemandem sonst teilen, als mit mir selbst, in vertrauter Umgebung. Gut, denn ich weinte mich danach in den Schlaf...
Diese Art von Gefühl entwickelte ich bisher nur bei den Muschelsuchern, Zusammen ist man weniger allein und Anna Karenina – wobei letzteres auch das Lieblingsbuch der 54-jährigen Renée darstellt. Noch ein Grund mehr, dieses Buch zu lieben. Und wieder und wieder zu lesen...
‚Unglücklich die Armen im Geiste, die weder die Trance noch die Schönheit der Sprache kennen...’
Hochwertig. Elegant. Niveauvoll. Ganz und gar wertvoll. Und jetzt nicht nur wegen der Handlung: 54-jährige intelligente Concierge und 12-jähriges selbstmordgefährdetes Mädchen reicher Eltern, die sich kennen lernen und dann gemeinsam den Sinn des Lebens neu ergründen..., sondern auch vom Schreibstil. Den Dialogen. Ja. Ich muss sagen, dass es Spaß machte, aber auch teilweise anstrengend war. Wenn Abhandlungen über Kants Metaphysik auftauchen oder die grammatikalische Beschreibungen Roman Jakobsons..
Ich mag niemandem das Buch verwehren. Aber ich vertrete die Meinung, dass man sich diesem Buch nicht annähern sollte, wenn man sich im Grunde nur die seichte Unterhaltungsliteratur gewöhnt hat. Dann wird dieses Buch eher ein Fluch als ein Segen. Insofern die Hauptdarsteller Intellektuelle sind, sollte man also auch selbst über einen gewissen intellektuellen Wort- und Wissensschatz verfügen, und Namen wie Tolstoi, Descartes, Hobbes, Locke, Dostojevski, Balzac und sonstigen nicht fremd sein.
Es ist ein Buch, das anspruchsvollen Lesern Freude macht. Aber auch nur diesen.
Denn nur dann kann man wirklich seine ganze Schönheit entdecken... und erleben.
Fazit:
Ein Buch, das zum Nachdenken, Lachen und Weinen bewegt. Doch vor allem – berührt. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 03.06.2010, 03:29 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sehr gut berichtet, Saludos Negerle
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ingoa09, 29.01.2010, 12:53 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Ein sehr informativer Bericht! Liebe Grüße, Ingo
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