Pro:
Kurze Fahrzeit
Kontra:
Ruckeln und schuckeln, sowie laute Fahrgeräusche
Empfehlung:
Ja
Versprochen und nun mal versprochen, dass ein Bericht über die besagte Bahnfahrt von Stuttgart nach Tübingen folgt, die mir wahrscheinlich doch noch eine recht lange Zeit unvergesslich bleiben wird. Okay, es heißt ja: „Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, wobei ich das Wort „Reise“ durch „Bahnfahrt“ ersetze, und mal zu erzählen anfange, was ich so in diesen 45 Minuten im Zug erlebt habe.
Wie vielleicht einigen bekannt ist, wohnen wir im Remstal, das heißt, dass wir schon mal 45 Min. im Zug sitzen, bis wir überhaupt auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof ankommen. Und das es jetzt kurz vor Weihnachten, viele in die Landeshauptstadt zieht, um vielleicht über den Weihnachtsmarkt zu schlendern, oder nach ausgefallenen Weihnachtsgeschenken zu suchen, mit so etwas muss man in der Vorweihnachtszeit rechnen, und das dann dementsprechend die Züge gut voll sind. Alles meiner Meinung nach halb so schlimm, wenn man wenigstens noch einen einigermaßen sicheren Stehplatz ergattert. Das alles sehe ich ja ein, und möchte auch deshalb nicht meckern.
Also nun war unser Zug im Stuttgarter Hauptbahnhof eingefahren, sodass wir nur zum nächsten Bahnsteig, Gleis 12 wechseln mussten, zumal um 10:16 unsere Fahrt mit dem Interregio-Express IRE 3221 nach Tübingen weiter ging. Der Zug nach Tübingen, war noch nicht bereitgestellt, was so viel hieß, dass wir noch eine ganze Weile auf dem Bahnsteig auszuharren hatten, und ich in der Zwischenzeit eiskalte Zehen bekam. Okay, viel jammern durfte ich deshalb nicht, zumal ich mir ja selber die Schuld gebe, nicht auf meine Männer gehört zu haben, die meinten, „zieh dir anständige, warme Schuhe an“. Und deshalb biss ich meine Zähne ganz tapfer zusammen, sodass kein klirren und klappern zu hören war. Okay, rumgehampelt, von einem Fuß auf den andern bin ich schon, jedoch war ich beileibe nicht allein, wenn ich mir die vielen Leute anschaute, die ebenfalls auf den Zug nach Tübingen frierend warteten. Ja, und dann hörte man durch die Lautsprecher, dass dieser Interregio-Express 3221 zur Abfahrt nach Sigmaringen über Tübingen und Reutlingen auf Gleis 12 einfährt. Und schon hörte man ein schweres, tiefes brummen der Diesellok, als dieser doch, von der Optik her schnittige, rote Zug einfuhr, der gleich aus zwei Zügen bestand, die jedoch zusammengehängt waren. Na ja, ob ein Zug oder gleich zwei, über solche Kleinigkeiten machte ich mir keinen Kopf, zumal für mich nur das eine zählte, dass ich bald wieder ein Gefühl in meinen Zehen bekomme, die schon langsam richtig weh taten von der Kälte.
Jetzt hieß es zunächst einmal die ganzen Leute aussteigen lassen, die von Sigmaringen über Tübingen und Reutlingen nach Stuttgart kamen. Und dann endlich, als der Zug komplett leer war, durften wir einsteigen, wobei mir zumindest auffiel, dass sich recht viele Japaner auch auf den Weg nach Tübingen machten. Sitzplätze gab es in diesem Großwagenabteil zu genüge, wobei man Viersitze mit einem Tisch in der Mitte vorfand, wie auch ganz gewöhnliche Zweiersitze in Fahrtrichtung und Gegenfahrtrichtung. Okay, dass die Sitze gepolstert waren, und die Armstützen sich hochklappen ließen, versteht sich von selbst, denn es gibt ja auch stärke Personen, die etwas mehr als einen Sitzplatz benötigen. Was mir auffiel war, dass gerade gut beleibte Personen die Klappsitze, wie man sie in einem Fahrradabteil vorfindet, bevorzugt haben. Nun gut, wir haben auch einen Sitzplatz in diesem mollig warmen Zugabteil bekommen, woraufhin dieser IRE pünktlich um 10.16 seine Fahrt in Richtung Tübingen fortsetzte.
Schon sehr oft bin ich mit den Kindern diese Strecke mit der Bahn nach Tübingen gefahren, weil mein Mann vor Jahren stationär in einem dortigen Krankenhaus aufgenommen wurde. Im Grunde konnte ich es mir sparen, nach den jeweiligen Station Schildern Ausschau zu halten, denn zu genüge hab ich mit den Kindern gezählt, wie oft der Zug noch halten muss, bis wir entweder in Tübingen oder Stuttgart auszusteigen haben. Ganze achtmal, wobei Stuttgart-Bad Cannstatt schon mal der erste Halt wäre. Dann Esslingen(Neckar), Plochingen, Wendlingen(Neckar), Nürtingen, Metzingen(Württ), Reutlingen Hbf und Tübingen Hbf. Umso überraschter war ich, als dieser Zug ohne Halt durch Bad-Cannstatt rauschte, wobei er das erste Mal erst in Reutlingen zum Stehen kam. Ich kam schon ins Grübeln, ob wir nicht im falschen Zug sitzen, zumal wir ja mit dem Baden-Württemberg-Ticket unterwegs waren, mit welchem man nicht jeden Zug benutzen darf. Na ja, unser Jüngster suchte diesen Zug aus dem Fahrplan heraus, wobei ich keine Zeit und Gelegenheit hatte dies auf seine Richtigkeit zu prüfen. Auf Gottesvertrauen hin und mit einem recht mulmigen Gefühl, hoffte ich nur, dass niemand nach der Fahrkarte verlangte. Meine Augen wanderten in diesem Fall stetig das Zugabteil auf und ab, immer auf Ausschau, ob ich nicht irgendwo einen Zugbegleiter erspähe. Oh ja, ganz vorne war eine Person in blauer Uniform die sich langsam aber sicher uns näherte. Okay, etliche Bankreihen hatte sie noch zu kontrollieren, wobei ich mich jetzt doch etwas zurücknahm, nach der Person in blau zu stieren. Denn irgendwie muss es schon auffällig gewesen sein, denn sonst hätt ich nicht so ein schelmisches Grinsen, von Leuten, in diesem Fall waren es Japaner die mir gegenübersaßen, geerntet. Na ja, ich grinste genauso schelmisch zurück, und die Sache war erledigt.
Na ja, bevor die Zugbegleiterin unsere Fahrkarte sehen wollte, die jedoch für den IRE auch ihre Gültigkeit hatte, (Gottseidank), war zuerst eine kleine Gruppe reiferer Frauen dran, die ihre Fahrkarten vor zu zeigen hatten. Dass eine Frau der kleinen Gruppe fehlte, fiel mir ehrlichgesagt überhaupt nicht auf, was mir jedoch auffiel war, dass die Zugbegleitern zunächst noch sachte, und dann immer kräftiger, gegen die Toilettentür klopfte, und an der Tür kräftig zu rüttelte anfing. Das ging eine ganze Weile so. Mir fiel dann nur noch auf, dass sie ein Werkzeug zur Hand nahm und den Türriegel öffnete. In diesem Moment huschte eine Person heraus, woraufhin die Zugbegleitern zunächst recht verdutzt schaute, jedoch als sie sah, dass sie dieser Frauen-Gruppe angehört, auch nicht viel sagen konnte. Denn oft lassen sich ja Toilettentüren von innen sehr schwer wieder öffnen, davon ich selber ein Lied singen kann, obwohl ich generell nur im äußersten Notfall Toiletten in Zügen, Bahnhöfen, Autoraststätten usw. aufsuche.
Was ich daraufhin beobachtet habe war, dass sich diese Zugbegleiterin zunächst selber sehr lange in dieser Toilette aufgehalten hat, woraufhin sie einen Zettel an die Toilettentür heftete, worauf stand, dass diese Toilette von niemanden benutzt werden darf. Okay, eine Toilette weniger im Zug, so dachte ich mir, wobei mir auffiel, dass doch etliche Personen die Zugwaggons abliefen, und irgendwie mit einem zerknirschten Gesicht, sprich unverrichteter Dinge, an ihren Platz zurückkehrten.
Na ja, und irgendwie verspürte ich auch schon ein leichtes Bedürfnis eine Toilette aufzusuchen, bevor wir in Tübingen ankamen. Und da der Zug schon durch Metzingen gekommen war, wurde es so langsam Zeit, dass auch ich mich auf die Suche nach einer Toilette machte, zumal dann wenigstens, wenn dieser Zug in Reutlingen hält, mit dem ewigen ruckeln und schuckeln im Zug, wenigstens für einen kurzen Moment ein Ende wär.
Nämlich dieser Triebwagen 612 hat einen Dieselhydraulischen Antrieb, der im Innenraum wahnsinnig laut zu hören ist. In Intervallen surrte und brummte es, wobei man gleichzeitig ein recht unsanftes längsruckeln, fortwährend zu spüren bekam. Wenn ich dieses Empfinden ganz kurz beschreiben soll, so kam es mir zumindest vor, als ob man in einer Zahnradbahn sitzt, die einen Berg hochfährt. Im Intervalltonus wurde man fortwähnend in Fahrtrichtung sitzend, in den Sitz gedrückt. Okay, man gewöhnt sich an alles mit der Zeit, sogar an das surren und brummen. Und auch an das, dass man eventuell ins Wanken gerät, wenn man sich im fahrenden Zug auf die Suche nach einer Toilette macht. Aber auch das ist nur halb so schlimm, schlimmer, ja noch viel unangenehmer ist es, wenn´s im Zug nur eine gibt, welches nicht benutzt werden darf.
Ich selber machte mich mit zwei weiteren Personen auf die Suche nach dem berühmten „Stillen Örtchen“, in der Hoffnung, dass ein solches eventuell in der 1. Klasse zu finden ist. Auch dort begegnete ich schon Personen, die sich recht unruhig auf ihren Sitzplätzen verhielten. Und jeder und jede schaute gespannt einem hinterher, ob nicht doch irgendwer eine Toilette findet. Ich zumindest war bis zuletzt in der Hoffnung, dass ich doch irgendwo in diesem Zug eine Toilette übersehen habe, woraufhin ich einfach die Zugbegleiterin ansprach, die jedoch versicherte, dass es nur diese eine gibt, deren jetzigen Zustand sie jedoch niemanden mehr zumuten kann.
Nun frage ich mich, wie kann die Deutsche Bundesbahn das verantworten, in einem Zug, in welchem weit über 100 Personen bequem Platz haben, nur eine Toilette zur Verfügung zu stellen?
Ansonsten war ja die ganze Fahrt recht schön und auch wie immer amüsant, zumindest für mich, wenn sich das Toilettenproblem nicht eingestellt hätte.
Landschaftlich gesehen, fährt man mit der Bahn das schöne Neckartal entlang, wobei man rechterhand in Esslingen am Neckar an einer wunderschönen Griechisch-Orthodoxen Kirche, Mariä Verkündigung vorbeikommt, die schon beinahe einem Palast gleicht. Und in Plochingen kann man die goldenen Kugeln des „Hundertwasserhaus“ erkennen, wobei Wendlingen, Nürtingen, Metzingen und Reutlingen mit ihren unverwechselbaren Kirchtürmen von weitem schon zu sehen sind. Und manchmal ist sogar die Bahn dem Neckar ganz nah, der einen bis Tübingen begleitet.
Entschuldigen möchte ich mich, dass wir keine Bilder von Unterwegs gemacht haben, die meines Erachtens auch nichts geworden wären, da sich die Fenster nicht öffnen ließen, und Bilder die durch Fensterscheiben gemacht werden, kann man glatt vergessen.
Im Großen und Ganzen jedoch kann ich dennoch das Bahnfahren von Stuttgart nach Tübingen und natürlich wieder zurück empfehlen, wobei man meines Erachtens diese Strecke mit dem Auto nie in 45 Minuten schafft. Die Fahrt im Diesel-Triebwagen war wohl nicht besonders angenehm, da es ein ständiges ruckeln und schuckeln gab, wobei das Fahrgeräusch auch nicht zu überhören war. Okay, aber deswegen den nächsten Zug abwarten, in der Hoffnung, dass ein anderer kommt, das kann sich lohnen, muss aber nicht, denn oft heißt es ja so: „Dass nichts besseres nachkommt“. weiterlesen schließen
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