Gran Canaria Testbericht

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Erfahrungsbericht von Grindolf

Eine Radtour auf Gran Canaria - Maspalomas -> San Bartolome -> El Doctoral

Pro:

Den inneren Schweinehund wieder mal zur Sau gemacht.

Kontra:

Ich hätte doch ein Rennrad nehmen sollen.

Empfehlung:

Ja

Wie in fast jedem Urlaub entschloß Ich mich auch auf Gran Canaria wenigstens einen Tag frei zu nehmen, den Rest der Familie zum Einkaufen zu schicken und eine Radtour zu unternehmen.
Ganz in der Nähe unserer Bungalowanlage in Maspalomas, im äußersten Süden der Insel, gibt es das bekannte Einkaufszentrum Faro 2. Dort fand Ich im Erdgeschoß einen kleinen Fahrradverleih mit Rädern in ansprechendem Zustand. Nach den üblichen kurzen Formalitäten machte Ich mich dann auch direkt auf den Weg in Richtung Berge. Da ich die Straßenverhältnisse auf der Insel nicht kannte, hatte Ich mich wieder einmal für ein Mountain-Bike mit 21 Gängen entschieden, obwohl Ich sonst eher auf die leichteren Rennräder stehe.
Nach einer weiteren Erfahrung mit dem spanischen Kreisverkehr (Fahrräder haben NIE Vorfahrt) radelte Ich erst einmal am Ortsrand von Maspalomas und Playa del Ingles entlang, dann durch ein kleines Wohngebiet und schließlich eine gut asphaltierte Landstraße entlang ab in die Wildnis.
Gestartet war Ich so gegen 9:30 bei vielen Wolken und angenehmen Temperaturen von etwa 20 Grad, aber kaum ging es in die erste Steigung, kam auch schon die Sonne heraus, die Wolken verzogen sich immer mehr und die Temperaturen stiegen merklich an. Der Wetterbericht aus der Bild-Zeitung, der für diesen Tag starke Bewölkung vorhergesagt hatte, war somit Makulatur. Dementsprechend nutzte ich auch die erste kurze Rast nicht nur zu einem ersten Foto sondern auch dazu, Mütze und Sonnenbrille aus dem Rucksack zu holen und den ersten halben Liter Apfelschorle zu vernichten.
Landschaftlich hatte dieser erste Abschnitt meiner Tour nicht allzu viel zu bieten, außer einer ganz passablen Aussicht auf das allerdings schon etwas entfernt liegende Maspalomas mit dem bekannten Leuchtturm im Westen und den weitläufigen Dünen. In Fahrtrichtung wechselten sich Felsen mit Steinen und Geröll ab und beim Anblick der Berge überlegte Ich mir ersthaft, ob eine Tour entlang der Küste nicht angenehmer gewesen wäre. Immerhin hielt sich der Strassenverkehr auf dieser Strecke sehr in Grenzen.
Auf halben Weg nach San Bartolome, meinem ersten echten Etappenziel entdeckte ich in einem Tal immerhin eine Art Bauernhof mit einem Gehege, in dem sich ein halbes Dutzend Kamele (ja, richtig gelesen) tummelten. Das mußte der Rest der Herde sein, die in der Nähe des Leuchtturms von Maspalomas stationiert ist und dort als eine der Touristen-Attraktionen gilt.
Nach ein paar weiteren Kilometern (fast nur bergauf) schloß ein anderer Mountainbiker zu mir auf. Wir unterhielten uns kurz, Ich erzählte, daß Ich nach San Bartolome unterwegs war, er wollte lieber runter von der Strasse und ein wenig durchs Gelände brettern. Kurz danach bog er dann auch auf einen ungeteerten Fußweg ab und verschwand nach einem kurzen Gruß Richtung Tal.
Ich erreichte als nächstes eine Aussichtsplattform in der Nähe einer ehemaligen Guanchensiedlung. Die Aussicht von hier war sehenswert und mir doch gleich zwei weitere Fotos wert. Außerdem schien es jetzt erst einmal ein wenig bergab zu gehen. Auf die Besichtigung der Guanchensiedlung verzichtete ich, da Ich den Eindruck hatte, auf den Postkarten, die ein kleiner Laden anbot, schon alles gesehen zu haben.
Meine Kühlwasservorräte waren inzwischen von drei auf 1,5 Liter geschrumpf, aber bis San Bartolome würde es wohl reichen. Leider war die erhoffte Abfahr wieder einmal zu kurz und die Strecke rächte sich anschließend gleich mit einer fast drei Kilometer langen Serpentinenstrecke (natürlich wieder bergauf und in strahlendem Sonnenschein). Hier kam mir dann erneut der Gedanke, auf gleichem Wege wieder zurück zu fahren und den Rest des Tages am Pool zu verbringen. Nachdem ich zwei Drittel der Serpentinen hinter mir hatte, sah Ich zwei Biegungen hinter mir auch noch einen Rennradfahrer heranrauschen, der mich dann kurz nach der nächsten Trinkpause mühelos überholte. Die Tasache, daß es sich dabei um eine junge Dame handelte, die hier problemlos und mit einem kurzen „Hola“ an mir vorbei kurbelte, besserte meine Stimmung auch nicht gerade.
Immerhin gab es jetzt gelegentlich auch mal eine abgelegene Finca zu sehen und der Baumbewuchs wurde stärker, was aber nicht für mehr Schatten sorgte. In San Bartolome besorge Ich mir in einem kleinen Lebensmittelgeschäft gleich zwei Pakete Orangensaft und plünderte erst einmal an einem schattigen Plätzchen einen Teil meiner Vorräte. Viel zu sehen gab es in dem kleinen Ort nicht, die Strassen waren wie ausgestorben, hier und da saßen ein paar Einheimische vor den Häusern und hielten Schwätzchen. Nach einer halben Stunde machte Ich mich dann auf den zweiten Streckenabschnitt zurück Richtung Küste. Zuerst wurde das Gelände etwas wellig, leichte Steigungen wechselten sich mir kurzen Abfahrten ab, bevor es dann auf eine rund sechs Kilometer lange Abfahrt hinunter nach El Doctoral ging. Die Strasse war auch hier in sehr gutem Zustand, so daß Ich mich gemütlich rollen lassen konnte. El Doctoral ist nicht der Rede wert, definitiv kein Urlaubsort und kein Grund für einen längeren Aufenthalt. Über eine Art Bundesstraße mit Seiterstreifen für Fahrräder ging es dann entlang der Küste und glücklicherweise ohne weitere Anstiege nach San Augustin, von dort zurück ins nahe gelegene Playa del Ingles und dann direkt zurück zum Faro 2.
Fahrrad abgegeben, ein paar Dehnungsübungen, um die Muskulatur wieder zu lockern und einen Muskelkater zu verhindern, kurzer Fußmarsch zum Bungalow, wo der Rest der Familie gemütlich auf der Terrasse saß und ab unter die Dusche.

Fazit : Nicht gerade eine der schönsten Strecken, die Ich bisher gefahren bin, aber definitiv eine der härtesten. Rund 70 Kilometer Gesamtlänge, davon etwa 20 Kilometer bergauf sind – zumindest für mich – eine echte Herausforderung. Den folgenden tag habe ich dann größtenteils am und im Pool verbracht. Landschaftlich nicht unbedingt der Renner, aber teilweise hat man doch ein schönes Gebirgspanorama vor sich. Beim nächsten mal würde Ich wohl eher ein Rennrad nehmen.

In diesem Sinne : Hasta Luego und viel Spaß allen Radtouristen auf Gran Canaria und anderswo.

Grindolf

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