Nintendo DS Testbericht

Die letzten 10 Jahre brauchte sich Nintendo im Handheld-Sektor keine Sorgen um Konkurrenz machen. Egal ob Gameboy, Gameboy Color, Gameboy Advance oder Gameboy Advance SP, alle Geräte verkauften sich dank fehlender Alternativen prima. Doch nun soll sich dies ändern: Das ebenfalls in Japan ansässige Elektronikunternehmen Sony möchte wie schon vor einigen Jahren im Bereich der Heimkonsolen Nintendo nun auch bei den Handhelds die Marktführung abluchsen.

Kurz nach Ankündigung der Playstation Portable (fortan PSP) überarbeitete Nintendo seine Strategie. Eigentlich sollte der nächste Handheld Gameboy Micro heißen und erst Anfang 2006 erscheinen, doch um konsequent gegen Sony vorzugehen brachte man nun schon im November 2004 den Nintendo DS auf dem Markt. Nach Nintendo kein Nachfolger des Gameboy Advance SP, sondern absofort eine eigene Unternehmenssparte neben dem Gameboy-Handhelds und den TV-Spielkonsolen.

Nichts liegt also näher als die Sony PSP (seit Dezember 2004 in Japan, ab 1. September 2005 auch bei uns erhältlich) mit dem Nintendo DS (seit März 2005 in Europa verfügbar) zu vergleichen. Ich persönlich nenne ein Sony PSP (Japan-Import) mein Eigen und ein Kumpel von mir den Nintendo DS. Also hat sich nichts besser angeboten, als die Geräte mal gegenseitig auszuleihen, was wir auch taten. Ich hatte also die besten Voraussetzungen die Geräte zu vergleichen.

Die Technik
Jeweils Sony als auch Nintendo preisen ihre neuen Handhelds als Wunder der Technik an. Doch welche ist nun technisch besser bestückt?

Im Nintendo DS werkeln gleich zwei Prozessoren, die Haupt-CPU taktet mit 67MHz und die Co-CPU mit 33MHz. Zudem sorgt ein 4MB-großer Arbeitsspeicher für die Datenverarbeitung. Besonders auffällig sind beim Nintendo DS (DS steht übrigens für Dual Screen) die zwei 3“ großen TFT-Bildschirme. Diese haben jeweils eine Auflösung von 256x192 Pixel und können 262144 Farben darstellen. Außerdem fungiert der untere Bildschirm als Touch Screen mit dem man den Nintendo DS in bester PDA-Manier bedienen kann. Mit Daten gefüttert wird das Gerät wie von Nintendo gewohnt durch kleine Module, welche aber seit der ersten Gameboy Generation gehörig weiterentwickelt wurden und mittlerweile bis zu 1 Gigabyte Daten speichern. Mit Strom wird das Gerät über einen Lithium-Ionen-Akku versorgt, der ca. 8 Stunden hält. Ein besonderes Schmankerl für Multiplayer-Fans: Erstmalig müssen Nintendo-Spieler ihre Handhelds nicht mehr über ein Kabel miteinander verbinden, für die Kommunikation sorgt ab sofort eine WiFi-Schnittstelle, die Strecken von bis zu 30m überbrücken kann.

Auf dem Datenblatt fährt die Sony PSP ganz andere Geschütze auf. Im Inneren taktet zwar nur ein Prozessor, doch leistet dieser mit einer Taktfrequenz von 333MHz das Dreifache der Nintendo DS CPUs. Auch beim Arbeitsspeicher wird nicht gespart: Aus den anfangs von Sony angekündigten 8MB wurden auf Entwicklerwunsch ganze 32MB. Sony verzichtet bei der Anzeige auf Innovationen, es gibt nur ein Display und gesteuert wird nach wie vor über die Tasten. Dafür ist das 16:9 Display mit 4,3“ wesentlich größer und mit einer Auflösung von 480 x 272 Pixeln bei 16,7Millionen Farben um einiges brillianter. Es gibt zwei Möglichkeiten die PSP mit Daten zu versorgen: Entweder über so genannte Universal Media Discs (fortan UMDs), welche eine Art Mini-DVD darstellen, die ca. 1,8GB Daten speichern können. Oder aber über den Memory Stick Duo Pro: Ein Flash-Speicher der zurzeit bis Größen von 4GB erhältlich ist. Bei der Stromversorgung vertraut man ebenso auf Lithium-Ionen-Akkus, die das Gerät je nach Anwendungsart bis zu 6 Stunden am Leben erhalten. Jedoch sind schon leistungsstärkere Akkus angekündigt. Nicht anders als erwartet kann man auch verschiedene PSPs über eine WiFi-Schnittstelle miteinander verbinden. Im Gegensatz zu Nintendo benutzt Sony jedoch ein Standard-Protokoll, wodurch die PSP auch zur Kommunikation zu anderen Wireless LAN Access Punkten tauglich ist. Übersetzt heißt das, das man zu Hause oder in jeder großen Stadt und anderen Orten mit HotSpots ins Internet gehen kann. Doch mehr dazu unter Funktionsumfang.

Funktionsumfang
Der Nintendo DS ist ein Spielehandheld, nicht mehr und nicht weniger. Lediglich eine Chat-Funktion sorgt dafür, dass man mit anderen Nintendo DS- Besitzern über die WiFi-Schnittstelle kommunizieren kann.

Die Sony PSP darf als portables Multimedia-Center angesehen werden. Das sehr brilliante Display eignet sich nicht nur hervorragend dazu grafiklastige Spiele zu spielen, sondern auch um Videos anzugucken. Woher die Videos kommen kann der Besitzer selbst wählen: Entweder über Movie-UMDs die mit dem Start der PSP in Deutschland auch hier erhältlich sein werden oder über den Memory Stick Duo Pro, den man ganz einfach über den PC mit Videos versorgen kann. Wie schon bereits erwähnt, kann man mit der PSP auch unterwegs im Internet surfen. Die WiFi-Funktion kombiniert mit einem Webbrowser sorgt dafür. Momentan ist hierbei jedoch die Tatsache ärgerlich, dass Flash-Seiten nicht angezeigt werden können. Entsprechende Updates, die dieses Problem beheben, sollen aber schon bald verfügbar sein. Die Sony PSP darf aber auch als mobiler ImageViewer und MP3-Player angesehen werden. Die großen Memory Stick Duo Pro bieten die ideale Vorraussetzungen ganze Fotoalben und MP3-Sammlungen in der Jackentasche zu haben.

Spiele
Dank der Abwärtskompatibilität hat der Nintendo DS in Sachen Auswahl die Nase vorn. Gameboy Advance – Spiele sehen auf dem Nintendo DS – Bildschirm sogar noch brillianter aus. Gameboy und Gameboy Color Module können hingegen nicht gelesen werden. Da der Touchscreen jedoch nur von Spielen unterstützt wird, die gezielt für den Nintendo DS entwickelt wurden empfiehlt es sich natürlich, in Zukunft auf diese Art von Spiele zu setzen. Ich habe mit dem Nintendo DS sehr viel das Spiel Mario DS gespielt. Es ist vergleichbar mit Mario 64 vom Nintendo 64, sowohl spielerisch als auch grafisch.

Bei der Sony PSP haben wir Europäer mehr Glück als die Asiaten oder Amerikaner. Da der Handheld auf anderen Kontinenten schon länger zu erwerben ist wurden auch schon so einige Spiele entwickelt. Hierbei wurde bis auf Ausnahmen sehr auf die größte Stärke der PSP gesetzt: Die Grafik. Ridge Racer sieht auf der PSP fast genauso aus wie auf der PS2, einfach unglaublich!

Preis/Umfang
Sehr wichtig beim Vergleich ist natürlich auch der Preis: Man kann sich vorstellen, dass Sony sich so viel Technik teuer bezahlen lässt. Und so ist es leider auch, die Sony PSP wird im Value Pack stolze 250 Euro kosten. Im Paket enthalten ist eine Tasche, Knopf-Kopfhörer, Trageriemen und ein 32MB großer Memory Stick Duo Pro (der aufgrund seines kleinen Speichers nur zum Speichern von Spielständen geeignet ist).

Der Nintendo DS kostet zurzeit ca. 140 Euro. Ihm liegt neben dem Gerät eine spielbare Demo-Version bei.

Fazit
Beides tolle Geräte, zweifellos. Die Sony PSP glänzt durch unglaubliche Technik, besonders das Display ist der helle Wahnsinn. Jedoch ist nichts wirklich neu, Sony vertraut auf alte Werte. Der Preis von 250 Euro ist auf jeden Fall gerechtfertigt, zumal die PSP nicht nur als Spiele-Handheld fungiert, sondern auch als mobiler Video –und Image – Viewer sowie als MP3-Player, mit dem man auch noch im Internet surfen kann. Wenn man diese Funktionen alle nutzt lernt man das Gerät wirklich zu schätzen und trauert nicht einem Euro hinterher.

Der Nintendo DS ist für ein Nintendo-Gerät mit 140 Euro ungewohnt teuer, glänzt aber mit einer Innovation, nämlich dem Touch Screen. Technisch kommt der Nintendo DS nicht an die Sony PSP heran, dafür ist er aber auch immer noch rund 100 Euro günstiger. Wer nur gerne spielt und auf MP3-Player und Co gut verzichten kann ist mit dem Nintendo DS sehr gut bedient.

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