Aus meinem Tagebuch Testbericht

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Erfahrungsbericht von LosGatos

Sänger, die mir wichtig waren (Teil 1) - Aus meinem Tagebuch

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es gibt hier in diesem Meinungsforum ja jede Menge CD-Vorstellungen. Obwohl ich einen sehr breit gestreuten Musikgeschmack habe, muss ich immer wieder feststellen, dass ich bei sehr vielen aktuellen Interpreten ratlos danebenstehe, wenn ich allein die Namen lese. „Nie gehört“ gestehe ich dann achselzuckend.
Deshalb habe ich mich entschlossen, mal ein paar Musikmeinungen zu schreiben über Interpreten, die mir zu gegebener Zeit sehr wichtig waren und die ich auch heute noch sehr schätze. Meist habe ich von Ihnen gar keine CDs, sondern nur die guten alten großen schwarzen Scheiben, zwischen 20 und 30 Jahren alt. Natürlich wurden die später meist auch als CDs neuaufgelegt.
Bei den Interpreten, an die ich nach und nach erinnern werde, wird sicher der eine oder andere sein, bei denen die jungen Leute von heute achselzuckend sagen werden „Nie gehört“. Sorry for that!
In den 70er Jahren war ich sehr von der aufkommenden Liedermacher-Szene angetan. Und da muss man ganz einfach mit einem beginnen, den auch heute wohl noch jeder kennt: Reinhard Mey. Denn er hatte in dieser Szene gewiss eine Vorreiterrolle inne.


DAS WICHTIGSTE ÜBER REINHARD MEY

Reinhard Mey wurde am 21.12.1942 in Berlin geboren. Als Jugendlicher lernte er verschiedene Instrumente (Klavier, Trompete, Gitarre) und spielte in verschiedenen Bands. Er vertont u.a. Balladen von Francois Villon. Er macht 1963 Abitur und anschließend eine Lehre zum Industriekaufmann. Sein erstes eigenes Chanson schreibt er 1964: „Ich wollte wie Orpheus singen“ ist auch heute noch sehr bekannt. Er tritt beim Chanson-Folklore-Festival auf der Burg Waldeck auf. Seine erste Single „Geh und fang den Wind“ erscheint 1965. Nach Abschluss seiner Lehre studiert er Betriebswirtschaft zunächst in Berlin und später in Paris. Er beginnt, Chansons in französischer Sprache zu schreiben, und vertritt Deutschland 1967 beim Chansonfestival in Knokke. 1967 erscheint seine erste LP, benannt nach seinem ersten Lied, dem „Orpheus“ (s.o.). Damit gelingt ihm der Durchbruch. Er heiratet die Französin Christine, die er in seinen Liedern auch häufig besingt. Die Ehe wird Mitte der 70er Jahre geschieden. Es entsteht eine neue Beziehung und Gründung einer Familie.
Bis heute hat Reinhard Mey über 20 deutschsprachige LPs/CDs produziert. Natürlich schreibt er alle seine Lieder selbst. Neben den deutschen gab es auch Veröffentlichungen in französischer, englischer und holländischer Sprache. Sein bekanntestes Lied aller Zeiten dürfte das aus seiner Liebe zum Fliegen entstandene „Über den Wolken“ sein. Reinhard Mey hat Pilotenscheine für Sportflugzeuge und Hubschrauber. 1987 erhält er gar das Bundesverdienstkreuz.


AUS MEINEM TAGEBUCH

Diese meine erste LP von Reinhard Mey habe ich mir 1971 gekauft. Es war damals recht ungewöhnlich, deutschsprachige Musik zu hören, es sei denn, man stand auf Schlager a la Roy Black oder Udo Jürgens, was zu damaliger Zeit natürlich äußerst verpönt war.


Titel 1 – Die Ballade vom Pfeifer

Diese dramatische Westernballade entpuppt sich zum Schluss als Persiflage auf das Drehen von Western a la „Spiel mir das Lied vom Tod“. Der Pfeifer ist ein steckbrieflich gesuchter Wildwest-Bösewicht, der das Erledigen seiner Opfer mit einer gepfiffenen Erkennungsmelodie, einem Ohrwurm, ankündigt.


Titel 2 – In meinem Garten

Ein tiefsinniges Lied, das vom Gedeih und Verderb des Lebens und nicht zuletzt von der Liebe handelt.


Titel 3 – Du, meine Freundin

Eine wunderschöne, bedingungslose Ode an die Liebe.


Titel 4 – Abgesang

Teils melancholisches, teil optimistisches Lied von einer Arme-Leute-Beerdigung mit in Anbetracht der Umstände gutem Ausgang.


Titel 5 – Vertreterbesuch

Pazifistisches Lied, das von einem Vertreterbesuch handelt, der einen Globus verkaufen möchte. Da in kriegerischen Zeiten ganze Städte von der Langkarte verschwinden und in manchen Gegenden Grenzen wöchentlich neu gezogen werden, hält Reinhard Mey die Neuanschaffung eines Globus nicht für sinnvoll. Er vertröstet den Vertreter demzufolge auf das Jahr 2003. Bin gespannt, ob nächstes Jahr eine Fortsetzung des Liedes fällig wird.


Titel 6 – Trilogie auf Frau Pohl

Dreiteiliges humorvolles Lied auf seine Berliner Studentenbude und deren Vermieterin („Oh du himmlisch gemütliche Wohnstatt, für 80DM im Monat, alles inklusive, außer der Liebe...“). Auch seinen damaligen Weggefährten Schobert&Black oder Hannes Wader gewidmet, die im Lied als rüde Zechkumpane vorkommen.


Titel 7 – Aus meinem Tagebuch

Sehr schönes Lied. Handelt vom Heimweh und von den Sehnsüchten von Arbeitern auf einer Baustelle.


Titel 8 – Das Lied von der Spieluhr

Ein nostalgisches Liebeslied, das von einer Spieluhr handelt, die als Zeichen junger Liebe als Geschenk gedient hatte. Im Gegensatz zur Liebe hat die Spieluhr aber nicht so lange gehalten.


Titel 9 – Noch einmal hab ich gelernt

Etwas melancholisch anmutendes Liebeslied.


Titel 10 – Wirklich schon wieder ein Jahr

Über die Vergänglichkeit der Zeit. Ist das wirklich schon über 30 Jahre her?


Titel 11 – Komm gieß mein Glas noch einmal ein

Nostalgisches Lied, das an gute alte Zeiten und gute Freunde erinnert. Dieser stimmungserzeugende Ohrwurm ist immer noch mein persönliches Lieblingslied von Reinhard Mey. Auch guter Rotwein schmeckt dazu.


Titel 12 – Grüß dich gestern

Und zum Schluss noch mal ein melancholischer Ausklang.


FAZIT

Vor 30 Jahren habe ich mit Begeisterung Reinhard Mey gehört. Ich habe in dieser Zeit mehrere LPs von ihm erstanden oder mir schenken lassen. Diese LP war meine erste von ihm und die erste vergisst man halt nie. Ich war fasziniert von dieser Art, sich mitzuteilen. Er stand irgendwie zwischen der Musik der Stones, Beatles, Bee Gees etc., einer Musik, von der man zwar begeistert war, aber deren Texte man nur halbwegs verstand, und dem vermeintlichen nichtssagenden Deutschen Schlager. Hier kam es weniger auf den Sound als auf den Text an, teils nachdenkliche und teils humorvolle Texte. In der Folge wurde Reinhard Mey mit dem Erfolg etwas kommerzieller, ich verlor das Interesse an ihm und seinen Liedern. Aber in den letzten Jahren habe ich ihn wiederentdeckt und mir einige CDs von ihm zugelegt. Dieses Jahr wird er 60.


Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein
Mit jenem bill'gen roten Wein,
In dem ist jene Zeit noch wach,
Heut' trink ich meinen Freunden nach.
Bei diesem Glas denk' ich zurück
An Euch, mit denen ich ein Stück
Auf meinem Weg gegangen bin;
Mit diesem Glas trink' ich im Sinn
Nach Süden, Ost und West und Nord
Und find' Euch in Gedanken dort,
Wo immer ihr zuhause seid,
Seh' die Gesichter nach der Zeit
In meinem Glas vorüber zieh'n,
Verschwommene Fotografien,
Die sich wirr aneinanderreih'n:
Und ein paar Namen fall'n mir ein.
Und ein paar Namen fall'n mir ein.
Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein
Mit jenem bill'gen roten Wein,
In dem ist jene Zeit noch wach,
Heut' trink ich meinen Freunden nach.
Karl der sich nicht zu schade fand,
Der, wenn es mulmig um mich stand,
So manche Lanze für mich brach.
Auf Claus, der viel von Anstand sprach
Und der mir später in der Tat,
Die beste Pfeife geklaut hat.
Mein Zimmernachbar bei Frau Pohl,
Der nach Genuss von Alkohol,
Mein Zimmer unerträglich fand
Und alles kleinschlug kurzerhand.
So übte der sich damals schon,
Für seine Weltrevolution,
Für seine Weltrevolution.
Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein
Mit jenem bill'gen roten Wein,
In dem ist jene Zeit noch wach,
Heut' trink ich meinen Freunden nach.
Dem stets betrunkn'en Balthasar
Der immer wenn er pleite war,
Seinen Kredit bei mir bekam
Und wenn ich mich selbst übernahm,
Dann zahlte stets der Franz für mich,
Bis Balthasar die Schuld beglich.
Volker und Georg die mit mir,
Brüderlich teilten Schnaps und Bier,
Die fahr'n zu dieser Zeit voll rum
Auf irgendeinem Pott herum,
Auf irgendeinem Ozean
Und spinnen neues Seemannsgarn.
Und spinnen neues Seemannsgarn
Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein
Mit jenem bill'gen roten Wein,
In dem ist jene Zeit noch wach,
Heut' trink ich meinen Freunden nach.
Verwechsle ich Euch, vergaß ich Dich,
Lässt mein Gedächtnis mich im Stich?
Vieles ist schon so lange her!
Kenn ich nicht alle Namen mehr,
So kenn ich die Gesichter doch
Und ich erinnere mich noch
Und widme Euch nicht weniger Raum,
Geschrieben haben wir uns kaum,
Denn eigentlich ging keiner fort,
In einer Geste einem Wort,
In irgendeiner Redensart
Lebt Ihr in meiner Gegenwart,
Lebt Ihr in meiner Gegenwart.
Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein
Mit jenem bill'gen roten Wein,
In dem ist jene Zeit noch wach,
Heut' trink ich meinen Freunden nach.

Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 21.4.2002
Veröffentlicht bei CIAO, Dooyoo, eComments, YOPI

48 Bewertungen, 7 Kommentare

  • jeanne

    09.08.2002, 22:47 Uhr von jeanne
    Bewertung: sehr hilfreich

    Von Reinhard mey gefällt mir: Es gibt Tage da wünscht ich ich wäre mein Hund. Das wünscht sich unser Hund bestimmt auch, wie der Hund in dem Lied. Gruß von Jeanne!

  • bavariangirl

    20.06.2002, 22:18 Uhr von bavariangirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Höre ich auch gerne....die Texte sind fast immer sehr sinnvoll......über den Wolken muss die Freiheit......., Gruesse Susanne

  • Anachronistin

    18.06.2002, 22:28 Uhr von Anachronistin
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön!!

  • Alusru

    24.04.2002, 15:07 Uhr von Alusru
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich find ihn auch Klasse kann ich immer hören ist eben noch Musik lieben gruß uschi.

  • uteker

    22.04.2002, 00:32 Uhr von uteker
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ach ja, Reinhard Mey. Diese CD habe ich leider nicht, aber doch eine ganze Menge von ihm. Viele Grüße von Ute

  • anonym

    22.04.2002, 00:26 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht!!!!!!

  • butterkeks

    22.04.2002, 00:23 Uhr von butterkeks
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich habe ihn auch immer sehr gerne gehört *lächel*. Gruß Drea