Alleinerziehend - immer ein Nachteil? Testbericht

No-product-image
ab 8,56
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von jenny703

Meine Geschichte

Pro:

Man schafft es auch so

Kontra:

Mit Mann ist es schöner

Empfehlung:

Nein

Also zuerst mal, wie es dazu kam:

Vor über 4 Jahren habe ich meinen Mann kennen- und wohl auch liebengelernt.
Es war eine sehr turbulente Beziehung mit viel Streit und vielen Unterbrechungen. Trotzdem haben wir uns im Mai 2002 verlobt. Im Movember 2002 ist er mir dann wochenlang mit einer anderen fremdgegangen. Ich habe ihm immer alles verziehen- warum weiss ich heute selber nicht mehr. Meine Freunde haben mir alle von ihm abgeraten aber ich wollte einfach nicht hören. Ich habe gedacht, sie gönnen mir mein Glück (das gar nicht da war)nicht, und so habe ich zu vielen Freunden den kontakt abgebrochen.

Im März 2003 stellte sich dann heraus, das ich schwanger bin. Mein Verlobter wollte mich deshalb heiraten(vielleicht dachte er auch nur, seine Eltern würden das unbedingt wollen). Alle rieten mir davon ab, mit manchen bekam ich großen Streit. Meine Eltern forderten mich auf, mich zwischen ihnen und meinem Mann
zu entscheiden und trotzdem heirateten wir am 02.05.2003 (mein Vater war Trauzeuge, also sie haben ihre Drohung zum Glück nicht wahrgemacht).

Die Ehe war ziemlich anstrengend. Mein Mann kam oft erst gegen 3 Uhr morgens nach Hause, einmal sogar erst um 7 Uhr. Er war \"bei Freunden\". Mich hat er nie mitgenommen, es ging mir zu der Zeit aber auch nicht so gut, ich habe mich die ganze Schwangerschaft über jeden Tag übergeben. Im 5. Monat musste ich deshalb sogar eine Wochen ins Krankenhaus an den Tropf. Auch das war ihm sehr lästig, er kam zwar täglich vorbei aber immer nur sehr kurz.

Es wurde immer schlimmer, er bekam Wutanfälle, klemmte mir die Finger in der Tür ein oder warf mir Essen ins Gesicht. Ende August zog er dann nach einem weiteren Streit (diesmal über Geld) zu seinen Eltern zurück.

Er rief mich dann an und sagte, wenn ich die Ehe aufrechterhalten wolle, dann solle ich zu ihm kommen und mit ihm und seinen Eltern sprechen und dann seine Bedingungen akzeptieren, schließlich sei er mein Haupt und ich hätte mich nach ihm zu richten.

Ich war fix und fertig, bekam Wehen (ich war im 7. Monat) und mein Baby rutschte tief ins Becken. Ich hatte große Angst, dass es zu früh kommen würde, ich musste mich sehr schonen. Ich zog zu meinen Eltern zurück. Der Kleine hatte aber im Mutterleib durch seine Lage nun nicht mehr genug Platz sich zu bewegen und so entwickelte er seine Muskeln und die Nervenbahnen zum Gehirn nicht richtig weiter.

Durch die Wehen war es mir auch nicht möglich zu meinem Mann zu fahren, was er aber nicht einsah, er meinte, ich wolle mich hinter dem Kind verstecken, die Ehe sei mir gar nichts wert.

Na ja, die Schwangerschaft war wie schon erwähnt eh nicht ganz so einfach, weil ich 9 Monate fast nichts bei mir behalten habe. Ich habe auch nur 6 kg zugenommen, aber das nur, weil ich halt an anderen Stellen abgenommen habe. Mein Bauch war nämlich trotzdem überdimensional und jeder fragte, ob ich Mehrlinge bekomme.

Am 20.11.2003 war es dann soweit. Die Geburt war ganz O.K., ich war mit der Hebamme ganz alleine, meine Eltern warteten vor der Tür. Ich war so froh,
als der Kleine abends (nach 7 1/2 Stunden Wehen) dann endlich da war- 58 cm groß und 3750 g schwer- ein
Prachtkerl und so hellwach- mein Jonah Leon. Jonah (amerikanisch ausgesprochen) habe ich ausgesucht nach dem kleinen Jungen aus \"Schlaflos in Seattle\", Leon musste ich nehmen, damit mein Mann dem Namen auch zustimmt.

Am nächsten Morgen rief meine Mutter meinen Mann an, um ihm Bescheid zu
sagen. Ich hatte ihn seit seinem Auszug nicht mehr gesehen, aber er musste
ja den Namen unterschreiben, deshalb mussten wir ihm Bescheid geben. Eine
Stunde später stand er im Krankenhaus mit einem riesigen Strauß Rosen. Er
wollte wieder zurück- wie immer. Aber ich wollte nicht mehr.

Jonah ist ein lieber kleiner Junge, er schreit nur wenn er Hunger hat und
auch dann ist es nicht so schlimm. Da er sich aber im Mutterleib nicht
richtig entwickeln konnte, muss ich jetzt 3 Mal in der Woche mit ihm zur
Physiotherapie. Er macht das aber sehr gut. Jetzt ist er 70 cm groß und
wiegt 8040 g. Letzte Woche hate er seine ersten beiden Zähnchen bekommen.
Sein Vater kommt alle zwei Wochen für eine Stunde vorbei und guckt ihn sich
an. Anfänglich wollte er noch zurück, mittlerweile habe ich gehört, dass er
eine Neue hat. Wir schaffen es auch ohne ihn.

In der Zeit hat sich gezeigt, wer meine wahren Freunde sind. Ich weiss, ich
war zu vielen ungerecht, weil ich dachte, sie wollten mir mein Glück nehmen.
Heute weiss ich, sie hatten alle recht. Meine wirklichen Freunde sind auch
alle zurückgekommen und waren in der schweren zeit für mich da. Andere haben
sich ganz distanziert, viele habe ich jetzt erst kennengelernt.

Es ist nicht so leicht, alleinerziehend zu sein, vor Allem, weil ich noch 2
1/2 tage in der Woche arbeiten gehe, denn irgendwovon müssen wir ja leben
und Sozialhilfe will ich nicht. Abends fühle ich mich oft sehr alleine, vor
Allem weil Jonah von 20 Uhr bis 6 Uhr durchschläft. Aber besser alleine als
mit dem falschen Mann zusammen, de einem das Leben nur schwerer macht.

Manche sagen, Alleinerziehende seien stark. Manchmal komme ich mir aber sehr schwach vor, an anderen Tagen denke ich, es muss wohl wirklich so sein. Sicher würde ich gerne die Flinte ins Korn werfen oder- ja steinigt mich- an manchen Tagen fühle ich mich so alleine, dass ich schon das Handy in der Hand habe um meinen Mann anzurufen. das ist dann, wenn ich dummerweise an die schönen Momente denke, die es ja auch gan. Er konnte auch anders (siehe mein Bericht \"von ihm für mich\"), aber das war die Seltenheit und ich weiss, dass er sich leider nicht ändert. Na ja, er hat außerdem schon eine Neue. Wie gesagt, ich habe das Handy ja auch nur in der Hand, aber dann gucke ich mir Jonah an und weiss, dass wir beide es auch so schaffen. er ist so lieb und ich könnte die Verantwortung nicht übernehmen, wenn mein Mann mal einen Ausrater kriegen würde, wenn der Kleine in seiner Nähe wäre. Ich kann sowas noch gut abfangen, Jonah nicht und das hat er nicht verdient. Und ich auch nicht, denke ich. Also beibe ich doch stark- mal wieder.

Abends ist es manchmal schlimm, zu wissen, dass man alleine ist. Aber ist man alleine, nur weil man keinen Mann hat? ich kuschel dann ein wenig mit Jonah und dann ist es wieder gut.

Ich habe fast 4 Jahre alleine, bzw. mit meinem Mann zusammengewohnt und es ist gar nicht so einfach, wieder bei Mama und Papa zu wohnen. Zwar kümmern die beiden und meine Geschwister sich viel um den Kleinen aber man hat nicht immer die Ruhe, die man gerne hätte. Es wird auch kein Dauerzustand sein aber in der zeit, in der ich hier wohne, lege ich mir geld für später zurück. Ich will nicht, dass meinem Sohn irgendetwas fehlt, nur weil er keinen Vater hat. Als männliche Bezugsperson hat er meinen Vater oder meine Brüder. Und es werden auch bessere Zeiten kommen.

Ich denke, dass alle Alleinerziehenden Mütter mir zustimmen wenn ich sage: Ein Lächeln des Kindes mach alles andere wieder gut.

Trotzdem will ich das natürlich nicht empfehlen. Man kann es überleben und aushalten, aber eine richtige Familie ist schon schöner (wobei wir ja auch eine kleine Familie sind).

Vielleicht konnte ich ja auch anderen Mut machen, das würde mich sehr freuen. Bin bei Fragen immer da und ich fände es auch schön, hier evtl. Freunde, gute Bekannte ect. zu finden, mit denen man sich mal austauschen kann. Wenn einer hier aus der Nähe kommt, kann man sich ja evtl. auch mal treffen, denn ich fände es eigentlich schön, wenn Jonah auch mehr Kontakt zu anderen Kindern hat.

Vielen Dank für´s Lesen und Bewerten. Auch über viele Kommentare zu diesem Bericht würde ich mich echt sehr freuen.

Eure Jenny

14 Bewertungen, 5 Kommentare

  • redwomen

    09.03.2005, 10:23 Uhr von redwomen
    Bewertung: sehr hilfreich

    du bist sogar mehr als stark Jenny. Alleine durch deine Trennung (es war ja DEIN Entschluss) von deinem Mann hast du mehr als Stärke erwiesen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht immer leicht ist eine "alleinerziehende Mutter" zu

  • michay

    27.11.2004, 00:30 Uhr von michay
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich hoffe du entscheidest dich richtig, nachdem ich das hier noch mal gelesen habe mit Essen ins Gesicht schmeißen udn Finger einklemmen...

  • Kitana

    26.11.2004, 15:03 Uhr von Kitana
    Bewertung: sehr hilfreich

    ..ist alles nicht so einfach, aber lieber alleine sein als mit so einem Mann der einem das Leben so schwer macht. Ich wohne im Moment auch alleine mit 2 Kindern, mein Mann ist ausgezogen, sind zwar noch zusammen, aber auch das hat alles Vor und Nachteile..

  • anonym

    15.11.2004, 20:03 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hey Süße. Ich kenne deine Leidensgeschichte ja leider zu gut und trotzdem kommen mir immer noch die Tränen, wenn ich sie lese. Ich find es toll, dass und wie du das alles schaffst. Du brauchst diesen Mistkerl nicht und die Neue die er hat w

  • linnie

    11.11.2004, 11:21 Uhr von linnie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hallo Jenny, du bist jetzt auch hier? *freu* Du hast in deinem Bericht auf einen anderen verwiesen, den du hier noch nicht gepostet hast :-)