Bautzner Senf mittelscharf Testbericht

Auch wenn man auf eine Einleitung verzichten soll, etwas zum Ursprung des Produktes sollte man schon wissen:

Was eigentlich ist Senf - mal ganz historisch und wissenschaftlich …
Senf ist eigentlich eine Pflanze, ein eher unscheinbar blühendes Wildkraut, das in der Mittelmeerregion beheimatet ist. Obwohl wildwachsend, wird Senf aber schon seit der Antike zielgerichtet angebaut. Es wird vermutet, dass schon die alten Griechen mit Senf würzten. Nach Mitteleuropa kam der Senf dann aber erst im 13.Jahrhundert. Damals hatte die französische Stadt Dijon das Monopol zur Senfherstellung. Und noch heut gilt Senf aus Dijon als besondere Spezialität.
Im Mittelalter wurde Senf vor allem zu gepökeltem Fleisch gereicht, denn man hat schon damals erkannt, dass Senf die Verdauung fördert.
Verantwortlich für diese Wirkung sind die enthaltenen ätherischen Öle, die den Speichelfluss und die Magensaftproduktion kräftig anregen.
Senf steht außerdem in dem positiven Verdacht antimikrobielle und krebsvorbeugende Wirkungen zu entfalten. Das Senf dumm macht wurde zwar auch schon mal behauptet, aber das ist wohl eher Quatsch……

In Summe gibt es über 40 Arten von Senfpflanzen, von denen aber nur zwei Sorten zur Senfherstellung Verwendung finden. Das sind der schärfer braune (auch oft als schwarz) bezeichnete Senf und die milde Sorte, die als Weiß bezeichnet wird. In der richtigen Mischung wird dann die entsprechende Schärfe zusammengemixt.
Die gemahlene Senfsaat selbst schmeckt noch nicht scharf. Erst wenn Flüssigkeit dazu kommt, wird es juckig. Erst dann werden die ätherischen Senföle freigesetzt, in denen die Schärfe gebunden ist.
Zur Herstellung wird die Senfsaat gesäubert, geschrotet, entfettet und vermalen. Mit Wasser, Essig, Salz, Zucker und Gewürzen versetzt beginnt der nun ein Fermationsvorgang, der nur wenige Stunden dauert. So entsteht ähnlich der Bierherstellung eine Maische, die dann in Deutschland nochmals vermalen wird. So erhält der Senf seine cremige Konsistenz.

Da vor allem in Dijon dem Senf Traubenmost zugesetzt wurde, enstatnd dabei auch die Bezeichnung "Mostrich", die sich bis heut gehalten hat. Maastrich in Holland hat also nix mit Senf zu tun….
Noch heut wird Dijon-Senf mit unreifen Weintrauben, Weißwein oder Weißweinessig hergestellt. Der bayerische Weißwurstsenf wird aus grob geschroteten Senfkörnern hergestellt, die mit braunem Zucker versetzt und mit heißem Essig angerührt werden. Der Zuckgehalt liegt bei ca. 20 Prozent!
Ansonsten unterscheidet man Tafelsenf als einfache Qualität (kaum scharf) und Delikatesssenf. Indischer Senf wird zuweilen sogar wie Gemüse angerichtet, denn die Blätter können ähnlich Spinat zubereitet werden.

Woher kommt der Bautz'ner Senf ® ?
Natürlich kommt er aus der nord-ost-sächsischen Stadt Bautzen. Ein historisches Städchen, dass seit über 1000 Jahren Geschichte schreibt.
Seit 1953 wird dort u.a. Senf produziert. Aber auch Eisenbahnwaggons, Landmaschinen und vieles andere kommt aus der etwa 70.000 Einwohner zählenden Stadt. Bautzen gilt de fakto als Hauptstadt der Sorben, eine seit Jahrhunderten in der Lausitz lebenden slawischen Minderheit.

Und Bautz'ner Senf ® ist beliebter denn je!

Folgendes aus der Quelle Internet:
* Der Senf- und Feinkostspezialist Bautzner hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz nach eigenen Angaben leicht gesteigert. Der Umsatz habe 2004 knapp 20 Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen mit. Genaue Zahlen wurden nicht genannt.
Bautzner, das seit 1990 zum bayerischen Unternehmen Develey gehört (also aufgekauft wurde), schreibe schwarze Zahlen. Der Marktanteil von Bautzner Senf in Ostdeutschland sei weiter auf "satt über 60 Prozent" ausgebaut worden. Das Unternehmen hat knapp 40 Mitarbeiter. Bautzner sei "ein sehr profitables Unternehmen" und stehe auf festen Füßen, hieß es weiter. Auch im Vorjahr seien wieder mehr als zehn Millionen Kilogramm Bautzner Senf verkauft worden. Im Monat seien zuletzt etwa 1,8 Millionen Becher Senf vom Band gerollt. Bundesweit liege der Marktanteil von Bautzner Senf bei über 20 Prozent. Das bedeute Rang zwei hinter Marktführer Thomy. Bautzner setzt neben Senf, der erstmals 1953 abgefüllt wurde, immer stärker auch auf Grillprodukte. In diesem Frühjahr sollen drei neue Saucen und drei neue Marinaden auf den Markt kommen.*

Ja soviel zu dem Senf.

Verpackung
Bautzner Senf gibt es in so ziemlich allen Verpackungsformen, in denen Senf angeboten wird. Traditionell gibt es den in weißen oder transparenten "Senfbechern" mit farbigem Deckel. Der Deckel hat eine Sicherheitslasche, die gareantiert, dass man keine angebrochene Dose erwischt. Es gibt den Senf zuweilen aber auch in bierglasartigen 400 ml Humpen. Auch in 1 kg Eimerchen wird er angeboten und im Großhandel gibt es ihn in 5 oder 10 kg Eimern. An der Würstchenbude bekommt man in vielen ostdeutschen Orten den Bautzner auch als 5 g Portionen in Plastiktütchen. Ja und auch in Tuben hat man Bautzner schon gesehen.
Hauptsächlich angeboten wird er aber wie gesagt in den 200 ml Plastikbechern. Und vorwiegend gibt es die Sorte "mittelscharf" mit hellblauem Deckel.

Unter dem geschwungenem roten Schriftzug "Bautz'ner ®" steht beigefarben das Wort Senf und schwarz darunter "mittelscharf". Klein, aber deutlich genug steht dann auch noch drauf "Das Original" mit dem kleinen Abbild eine Teils der Skyline von Bautzen.
Man ist sich schon bewusst, dass der Osten zu 60% auf Bautzner steht und das ist sicherlich keine Ostalgie, sondern eine Geschmackseinstellung.
Ich selbst wähle auch mal einen anderen Senf als Dipp beim Grillen, also wenn mal etwas Besonderes anliegt, aber ansonsten ist Bautzner immer in meinem Kühlschrank präsent!

Inhalt / Geschmack
Nach streng geheimer Rezeptur wird ohne Verwendung von Konservierungsstoffen laut Aufdruck Wasser, Senfsaat, Brantweinessig, Salz, Zucker, Gewürze und Aroma gemixt. Raus kommt ein hellbrauner, cremiger Senf, der würzig, leicht säuerlichricht und ich meine eine Meerrettichnote zu erkennen. Die Schärfe ist im mittleren Bereich angesiedelt und wird erst im "Abgang" richtig spürbar. De Geschmack ist eben einzigartig - er lässt sich so eigentlich nicht beschreiben. Es dominiert eine leichte Säure, eine angenehme Würze, ganz wenig Zucker ja und eben eine mittlere Schärfe.

Die Sorte Extrascharf hingegen ist rötlichbraun und macht ihrem Namen alle Ehre. Zu erkennen sind diese Becher an dem roten Deckel. Ich mag diesen nur zu Eisbein zusammen mit Meerrettich oder verwende ihn gelegentlich zum Würzen. Als Zugabe zu "normalen" Speisen ist er mir persönlich zu scharf.

Verwendung
Bautzner Senf gehört natürlich auf jeden Tisch, wenn es Würstchen gibt, wenn gegrillt wird, zu Schweinebraten oder Haxe, zu Buletten und gegebenenfalls auch auf Schnittwurst. Er schmeckt als dünner Brotaufstrich auf einem Brot, das mit Eierscheiben belegt ist, macht Leberwurst verträglicher und wir essen Bautzner gern mit Brot und Handkäse (Sauermilchkäse, Harzer Käse oder wie auch immer dieser Käse genannt wird). Dazu eine Tasse heißer Kakao und ein typisches Abendbrot in der Lausitz / Schlesien ist perfekt. Zusammen mit ganz frischem Brot etwas ganz rustikales - himmlisch - aber eben nicht jedermanns Sache *schmunzel*.

Man kann Bautzner sehr gut zum Würzen von Rouladen, Gulasch, Schweinbraten verwenden, eine herrliche Senfsauce zu Kochfisch zaubern und "saure Eier" zubereiten.

Natürlich lassen sich damit Salate sehr herzhaft abschmecken - er ist in der Küche nicht wegzudenken. Da er insgesamt weniger Zucker enthält als die meisten anderen Senfarten, finde ich, dass er universeller anwendbar ist als Löwensenf oder Thomy.

Die Haltbarkeit beträgt wohl im Durchschnitt so um die 12 Monate, sie ist klein auf dem Deckelrand aufgedruckt. Im Kühlschrank hält sich dieser Senf jedoch ziemlich lange und schmeckt auch einige zeit nach Ablauf des MHD unverändert gut. Aber er wird ja meist nicht so alt…..

Wo gibt es diesen Senf?
Mit Ausnahme von Discountern wie ALDI, LIDL, Penny, Norma und vielleicht einigen anderen, gibt es Bautzner in so ziemlich allen Läden in den ostdeutschen Ländern. Selbst Globus, Kaufland, Marktkauf, EDEKA etc. bietet diesen Senf an.

Der kleine 200 g Becher kostet 0,29 EUR - ein Preis, der grandios ist. Da sind noch fast "Ostpreise". Aber hier ist ein kleiner Preis wahrlich nicht gleich billig anzusehen!

Fazit

Obwohl dieser Bautz'ner ® Senf wohl ein ganz typisches Ostprodukt ist, hat er ungeheuer viele Liebhaber in ganz Deutschland, aber auch in Polen und in Tschechien - und das nicht erst seit der "Wende", sondern auch schon davor. Wie immer wenn es um Geschmack geht, wird es auch diesen oder jenen geben, der anderem Senf den Vorzug gibt. Aber wer den Bautzner erst einmal für sich entdeckt hat, wird immer wieder drauf zurückgreifen.
Von meiner Seite gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung, zumal der Preis nach wie vor unschlagbar ist.

(c) auch als bieberzahn oder feldmaus2