Cagiva Raptor 1000 Testbericht

Cagiva-raptor-1000
Abbildung beispielhaft
ab 178,53
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Erfahrungsbericht von heimo2

Cagiva Raptor 1000

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Klar, dass jeder Motorradfahrer sein Bike lobt, müsste er sich doch sonst eingestehen, einen Fehler beim Kauf gemacht zu haben, einen sehr kostspieligen noch dazu, wenn es sich um ein Neufahrzeug handelt.
Habe nun schon viele Bikes gefahren, und bin dann erst mal bei einer Supermoto von Husqvarna hängen geblieben. Schon bald aber störte mich die fehlende Leistungsreserve und ich spielte mit dem Gedanken, mir doch etwas Kräftigeres zuzulegen.
Und dann sah ich sie. Zuerst konnte ich dieses unglaublich bullige Hinterteil nicht zuordnen. „Ne Monster“ war mein erster Gedanke. Aber das entpuppte sich schnell als Irrtum. Parallelen in der Optik sind kein Zufall, stammt das edle Teil doch aus der Feder desselben Mannes, der schon der legendären Monster ihr markantes Äußeres gab. Diese Raptor aber, die ich nun vor mir hatte war in aller Hinsicht ein wenig mehr. Ein wenig mehr aggressive Optik, ein wenig mehr Detailliebe, ein wenig mehr demonstrierte Bereitschaft, jeden Kilometer, der ihr unter den 180er Hinterreifen kommt, gierig in sich aufzusaugen.
Also ab zum Cagiva Händler. Der hatte dann auch prompt das neue 1000er Modell da, frisch eingefahren vom routinierten Mechaniker, bereit, Probe gefahren zu werden. Kurze Einweisung noch von eben diesem Mechaniker, man solle die 112 PS nicht unterschätzen und vor allem (Und hier kam der erhobene Zeigefinger) die 105Nm nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ebenso den etwas eigenwilligen Lastenwechsel. 105 Nm? Der hat sich bestimmt verplappert, dacht ich mir, widersprach aber nicht, damit sich sein Vortrag, den er mit einem seltsamen Grinsen begleitete, nicht noch mehr in die Länge zieht. Fast hätte man denken können, er hat was dagegen, dass jemand außer ihm auf die kleine Schwarze steigt.
Kurzer Dreh am Schlüssel, die Raptor hustet kurz und brabbelt sofort so tieffrequent aus ihren gewaltigen ovalen Endtöpfen, dass mir eine Gänsehaut den Rücken runterläuft. Erster Gang, (ist der überhaupt drin? Kein klack, kein ruck.) sanft anfahren, ab Richtung Ortsausgang auf die Schnellstraße. Das erste Mal vom Gas gehen lässt mich schon kurz aufschrecken, da der Lastenwechsel wirklich ein wenig nachdrücklich kommt, dass man sich bei kleinen Geschwindigkeiten schon gern mal das Bremsen sparen kann. Ansonsten schiebt der Suzuki V2, bekannt aus der 1000er TL artig an, lässt einen auf der gewaltigen Drehmomentwelle durch die Straßen surfen.
Kurz vor Ortsausgang schiebt sich ne 900er CBR neben mich, hält meine braven 50. Der Fahrer blickt kurz mitleidig an meinem Monsterverschnitt herab. Das Grinsen steht ihm in die Augen geschrieben. „Angeber“, denk ich mir. Wieder einer, der mit seiner Supersportler Unterlegene jagen geht. Egal, es wird ja zweispurig, mach ich eben mein eigenes Ding. Zweiter Gang, Ortsschild, Schieber auf. Dann weiß ich nur noch, wie mein Leben an mir vorbeizieht, der Vorderreifen bis in den 5. Gang bei 180 den Bodenkontakt nicht wirklich halten will und das Triebwerk nach mehr schreit. Schreien ist insofern der richtige Ausdruck, da der Twin ab 8000 Umdrehungen ein solch akustisches und vortriebstechnisches Inferno zündet, dass der Pilot schon mal das Wasser aus den Griffen quetscht, so sehr verkrampft er sich. Die Raptor faucht wild aus ihren Töpfen und signalisiert, dass sie genau hier zu Hause ist.
Schnell wieder artig auf 100 Sachen runter, und schon zischt die Honda an mir vorbei, beschämt, Ausschau nach Schwächerem haltend. Gehässigkeit lässt sich nicht verneinen.
Der Mechaniker, sichtlich froh, sein Baby heil wieder zu haben, weiß, wovon ich ihm nach dem Ausritt wild gestikulierend berichten will. Er wusste auch, welcher Gesichtsausdruck unter dem Helm zum Vorschein kommen wird.
Die Kleine giert schier nach Kurve und Schräglage um dann am Scheitelpunkt die Muskeln zu spannen, katapultartig in die Gerade zu sprinten. Das Fahrwerk ist ein Traum. Zwar gibt es bis auf die Federvorspannung am hinteren Element keine Einstellungsmöglichkeit, was aber auch völlig überflüssig ist für den Fahrer um die 1,75 und 80kg. Die Upside Down Telegabel schluckt alles geduldig und lässt die Raptor wie auf Schienen auch um die engste Kehre gleiten.
Zugegeben, der dreieckige Tacho entspricht nicht so ganz meinem Geschmack, aber dem kann ja Abhilfe geschaffen werden. Die Bremsen packen auch nicht so brachial wie etwa die einer 996er von Ducati, sind aber weit im grünen Bereich. Andere Bremsklötze wirken da Wunder. Die Optik selbst ist über jeden Zweifel erhaben, der Preis laut Liste mit knappen 10 000 € ist OK.
Mein Fazit ist einfach, dass ich manchmal nicht umsonst einfach so aufspringe, in die Garage schlendere, ihr sanft über den schwarzmatten Tank streiche und sie beruhige, im April stehe sie wieder auf der Straße.

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