Canon A-1 Testbericht

Canon-a-1
ab 97,40
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Summe aller Bewertungen
  • Verarbeitung:  sehr gut
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  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Ausstattung:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Drama

Scharfer Knipser

5
  • Verarbeitung:  sehr gut
  • Bildqualität:  sehr gut
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Ausstattung:  sehr gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  ja

Pro:

Bild- und Verarbeitungsqualität

Kontra:

Wird nicht mehr gebaut

Empfehlung:

Ja

Meine Damen und Herren,

nachdem dieser Bericht zwar bereits bei den Kollegen von Ciao veröffentlicht wurde, mir aber immer wieder neue scharfe Sachen zu knipsen einfallen, komme ich nicht umhin, auch hier etwas über diesen scharfen Oldtimer zu elaborieren.

Also wovon rede ich?

Die gute alte Canon A-1, die immernoch zeitgemäße Aufnahmen zu machen, in der Lage ist.

Nachdem ich über 20 Jahre nach Anschaffung des Apparats mir per ebay-Auktion noch einen sog. Power-Winder A2 zulegte und zu Weihnachten mir der alte Mann mit Bart noch ein Stativ untern Tannenbaum legte, macht das Knipsen immer mehr Freude. Nie mehr aufziehen, heißt die Devise und Dank Stativ komme ich selber auf mit drauf. Geil!

Wie wird\'s gemacht? Einfach den Power Winder unten an die A1 anschnallen, nachdem vier freundliche Batterien \'reingesteckt sind. Dann alles samt Blitz auf das Stativ geklemmt, vor dem Weihnachtsbaum aufgebaut und los:

Bitte alle vor dem Baum Platz nehmen. Ja, auch der Hund und jetzt Selbstauslöser eingestellt auf 10 sec. Da brauchen Sie gar nicht zu wetzen. Genug Zeit, sich vor den Baum zu werfen ... und schnapp!

Zuerst vernehmen Sie das deutliche Geräusch des umklappenden Spiegels und dann: den Motor des automatischen Filmtransports! Natürlich liegt der Vorteil in erster Linie am selbigen Transport, also kein lästiges Aufziehen mehr mit der Hand. Ich weiß ja, dass alle modernen Kameras das sowieso können. Aber das ist wie in einen alten VW Käfer elektrische Fensterheber einbauen.

Der zugehörige 199er Blitz geht natürlich abgeklappt nach oben. Wir sind ja allesamt keine Hasen, zumindest nicht von der Augenfarbe.

Nach Transportzeiten und ähnlichem Zeug dürfen Sie mich nicht fragen. Dafür gibt\'s andere. Lesen Sie bei den Physikprofessoren nach.

Aber jetzt weiter im Text zur A1 (Wer den Bericht schon mal gelesen hat, kann jetzt wegklicken, ab hier kommt nichts neues mehr!):

Ja klar, natürlich gibt es heute vollautomatische Digitalkameras mit jedem Schnickschnack. Fingerkuppengroße Apparate mit integriertem Handy und wat weiß ich sonst noch wat. Wasserdicht und Mondstaubgeschützt. Kalter Kaffee.

Ich spreche hier von einem Oldtimer. Einer aussterbenden Spezies. Wie eine Frau, die Sie seit vielen Jahren lieben und die Liebe zu ihr immer stärker geworden ist. Die kennen jede Stelle ihres Körpers. Das ist Leben drin. Und das sieht man und das hört man. Dazu später.

Die Situation ist folgende: Sie wollen eine Fotografie anfertigen in hervorragender Qualität ohne sich Gedanken über Pixel machen zu müssen. Im vorliegenden Fall sind Sie glücklicher Eigentümer eines altertümlichen Models der Marke Canon A 1. Schon Form und Farbe begeistern. Groß, schweres Metall, schwarz. Hier liegt massive Wertarbeit in Ihrer Hand. Wohl bemerkt, auch wenn Sie `ne Plastiklinse `runterfallen lassen, ist sie kaputt. Also festhalten. Ich halte das Teil seit 20 Jahren in ruhigen Händen.

Klappe auf und Film rein. Wenn Sie nicht wissen, was ein Kleinbildfilm ist, rate ich doch zur oben erwähnten Digitalkamera. Anderenfalls legen Sie ihn hier in die Canon A 1. Mit bisschen Übung ist das leichter als es aussieht. Im übrigen ist das Einlegen eines Kleinbildfilms immer ein bisschen Wurschtelei, weil er ja fassen muss, wenn Sie den Deckel zumachen. Aber dann sehen Sie ja am Rad, ob er transportiert. Achtung, das Zählwerk läuft auch, wenn das Filmende nicht transportiert wird.

Ich selbst arbeite ja jetzt mit Powerwinder, den es als Zubehör gibt und der dann unten angeklatscht wird. Dies erhöht weiter das ohnehin üppige Gewicht. Dann muss ich jedenfalls nicht mehr mit der Hand aufziehen.

Jetzt wird’s schon schwieriger. Einen Autofokus suchen Sie lange. Aber ich persönlich stelle lieber mit der Hand scharf. Das hat den Vorteil, dass wirklich das scharf ist, was scharf sein soll. Wenn Sie also Ihre scharfe Frau fotografieren, stellen Sie auf das Modell scharf und nicht den Hintergrund. (Ich habe auch eine automatische Kamera, die stellt nach Gutdünken scharf.) Dieser Apparat macht scharfe Bilder von der Frau. Oder dem Kleid, das sie trägt...

Sparen Sie nicht am Film. Billige Rollen können farblich schlecht sein. Einfach mal probieren, was gut kommt. Ich empfehle Kodak oder Fudji, wenn es nicht anders geht.

Sparen Sie bitte auch nicht am Objektiv. Die beste Musikanlage taugt mit billigen Boxen auch nix. Achten Sie auf die Lichtstärke. Für den Normalgebrauch nutze ich ein 50er Normal. Zoomobjektive sind lichtschwächer. Sie können mit diesem Apparat auch 5 Minuten lang belichten, wenn Sie das wollen. Aber können Sie so lange stillhalten? Ich weiß, Ihr Stativ kann das. Aber was ist mit der Frau, die Sie ablichten? Hält die still? Können Frauen überhaupt stillhalten? Nein, Quatsch, anderes Thema, gehört hier nicht her. Das Wechseln des Objektivs ist kinderleicht und sekundenschnell.

In meiner Tasche lastet auch noch ein 70 bis 150 mm Zoom. Es gibt natürlich auch längere Dinger. Auf dem Gebrauchtmarkt kann man für die Canon noch viel kriegen. Schauen Sie einfach bei den Jungs von ebay vorbei. Dieses lichtschwächere Objektiv beknipse ich gern mit 1000 ASA oder noch höheren Filmen. Der grobkörnige Effekt gefällt mir persönlich gut. Andere mögen ihn nicht. Entscheiden Sie selbst.

Hören Sie beim Abdrücken auf den Sound des wegklappenden Spiegels. Ist das nicht geil?

Zu den Eigenschaften der Canon selbst wie folgt: Dieser Fotoapparat ist von einer so guten Verarbeitungsqualität, dass mir ungelogen in 20 Jahren auf Reisen in 5 Kontinenten noch nie was kaputt gegangen ist. Hierzu trägt natürlich das hohe Gewicht bei. Aber das Eisen bricht halt nicht. Alle Funktionen sind nach wie vor einwandfrei. Runtergefallen ist er auch schon. Die Batterie müssen Sie auch nur je nach Benutzung teils erst nach Jahren wechseln. Bald sind meine Ersatzbatterien eher abgelaufen, als die im Apparat. Selbst nach einem Sandsturm mit anschließender Wanderung durch tropische Feuchtgebiete während eines Monsunregens arbeitet der Apparat einwandfrei. Gut, auf dem Mars war ich noch nicht, aber soll ja angeblich kommen.

Die Belichtungszeit und Blende werden im Automatikmodus automatisch vorgegeben. Sie sehen die Werte im Sucher. Per Hand können eine oder beide Automatiken abschalten. Ich mache das ehrlich gestanden fast nie. Wie gesagt: Scharfstellen und Abzuggeräusch genießen.

Aber ohne Quatsch: Die Bilder sind hervorragend von der Qualität. Das kriegen Sie mit einer Digitalkamera nicht hin. Ich würde fast sagen, sie können Dias an die nächste Hauswand werfen und sehen immer noch ein hervorragendes Bild.

Mein dazugehöriger Canonblitz geht bis 15 Meter. Normal sind hier 3. Wenn Sie bei stockfinsterer Nacht Ihre Oma auf dem Trocadéro 300 Meter vor dem Eiffelturm blitzen wollen, wird die Verwandtschaft enttäuscht sein, wenn man das Wahrzeichen Paris nicht erkennen kann. Egal mit welchem Blitz. In dem Fall müssten Sie eher warten, bis sich die Oma nicht mehr bewegt und dann vom Stativ mit Zeitauslöser eine halbe Minute (je nach Lichtstärke des Films und Objektivs sowie Blende) auslösen. Wie schon gesagt, Nachtaufnahmen mit einem sehr lichtschwachen Film (über 1000 ASA) wirken Bauwerke mit der Grobkörnigkeit sehr schön.

Die meisten Einstellmöglichkeiten des Apparats braucht man meiner Ansicht nach nicht. Ich jedenfalls benutze sie kaum und will mich deswegen hier auch nicht weiter darüber auslassen.

Wichtig ist, die Linse immer abzudecken. Sie haben nichts davon, wenn Ihnen das Okular beim Gehen ständig auf die Gürtelschnalle dotzt. Jedes Glas ist zerkratzbar. Ich davon aus, dass Sie ebenfalls nicht das Objektiv entfernen und hineingreifen, um Fingerabdrücke auf dem Spiegel zu hinterlassen. Wobei der noch völlig eingesaut werden kann. Auf dem Bild ist der ja später nicht drauf.

Alles in allem – und immer in der Hoffnung, nichts vergessen zu haben – eine super Kamera. Ich möchte jedenfalls keine andere haben.

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