Das Mädchen mit dem Perlenohrring (Taschenbuch) / Tracy Chevalier Testbericht
Erfahrungsbericht von rainbow90
Perlen, Farben und eine Dienstmagd
Pro:
einfach alles !
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Heute werde ich euch einmal einen historischen Roman vorstellen, den ich super finde.
>>Das Mädchen mit dem Perlenohrring Stern: „Eine reizvolle Kunst- Geschichte“
>Berliner Morgenpost: „Sinnlich gemalte Sprache – ein barocker Hochgenuss.“
~~~ Das Cover ~~~
Das Buch- Cover wurde ganz schwarz bedruckt. Auf der Vorderseite ist das Gemälde Vermeers, Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, abgebildet. Es zeigt ein Mädchen, welches seitlich zum Betrachter sitzt und dabei den Kopf so dreht, dass es ihn ansieht. Das Besondere ist der silberne Perlenohrring.
Der Titel und die Autorin wurden in hellgelber Schrift verfasst.
~~~ Der Klappentext ~~~
Ein Blick zwischen Unschuld und Verführung und das Schimmern einer Perle...
Wer war die geheimnisvolle Unbekannte, die Vermeer so unvergesslich auf die Leinwand gebannt hat?
Ein bezaubernder Roman – Liebesgeschichte und holländisches Genrebild zugleich.
Delft 1664. Die Welt der jungen Griet ist wohlgeordnet, bis ihr Vater bei einem Arbeitsunfall sein Augenlicht verliert. Um die Familie zu unterstützen, wird das Mädchen als Dienstmagd in den Haushalt des angesehenen Malers Johannes Vermeer gegeben. Hier hält harte Hausarbeit sie in Atem, und die Schikanen von Vermeers eifersüchtiger Gattin ließen sich kaum ertragen, wären nicht die faszinierenden Bilder des Meisters, die Griet auf magische Weise in ihren Bann ziehen. Obwohl der Zutritt streng verboten ist, wagt sich Griet heimlich in das Allerheiligste des Hauses, in Vermeers Atelier, um dort stundenlang Farben und Gegenstände nach ihren eigenen Vorstellungen zu ordnen. Immer häufiger ruht nun der Blick des Künstlers auf ihr, und das Band zwischen Herr und Magd wird enger. Eine verschwörerische Beziehung wächst. Vermeer beginnt, sie heimlich zu malen, und unter seinen Händen nimmt ein Bild Gestalt an, dessen Wirkung er sich selbst kaum noch entziehen kann. Als er Griet schließlich bittet, einen Perlenohrring anzulegen, beschwört das eine Katastrophe herauf, die nicht nur für Griet ungeahnte Folgen hat...
~~~ Die Handlung ~~~
Als Griets Vater arbeitsunfähig wird, muss das 16jährige Mädchen ihren Teil zum Lebensunterhalt ihrer Familie beitragen und wird Dienstmagd im Haus des Malers Johannes Vermeer. Wohl fühlt sie sich in dem katholischen Viertel der Stadt nicht und das Haus mit all seinen Bewohnern, ausgenommen der Person von Vermeer, sind ihr auch nicht geheuer.
Doch schon bald findet sie Ablenkung, in Form von den Bildern des Meisters. Dieser macht sie später heimlich zu seiner Assistentin. Heimlich, weil seine eifersüchtige Frau Katharina nichts davon wissen darf. Griet stellt Farben her, in allen erdenklichen Tönen, und sortiert diese sehr gewissenhaft. Sie zeigt immer mehr Interesse an der Kunst und Jan Vermeer bemerkt das. Er fängt an sie zu malen und überschreitet damit ein Tabu...
~~~ Leseprobe ~~~
Meine Mutter sagte mir nichts von ihrem Kommen. Sie wollte nicht, daß ich befangen wirke, erklärte sie mir später. Das überraschte mich; ich hatte geglaubt, sie kennt mich gut. Fremde halten mich immer für ruhig. Als kleines Kind hatte ich nie geweint. Nur meiner Mutter fiel
auf, daß mein Kinn sich anspannte, daß meine runden Augen noch weiter wurden.
Ich war in der Küche und schnitt gerade Gemüse, als ich von der Haustür her Stimmen hörte - die Stimme einer Frau, hell wie blankes Messing, und die eines Mannes, tief und dunkel wie das Holz des Tisches, an dem ich gerade arbeitete. Es waren Stimmen, wie wir sie in
unserem Haus nur selten hörten. Schwere Teppiche schwangen in ihnen mit, Bücher, Perlen und Pelze. Ich war froh, daß ich am Morgen die Vordertreppe so gründlich gescheuert hatte. Aus dem vorderen Zimmer kam die Stimme meiner Mutter näher - ein Kochtopf, ein Deckelkrug. Sie gingen auf die Küche zu. Ich schob den Lauch, den ich gerade geschnitten hatte, an seinen Platz, legte das Messer auf den Tisch und wischte mir die Hände an der Schürze ab.
Meine Mutter erschien in der Tür; ihre Augen blitzten warnend. Die Frau, die ihr folgte, mußte sich ducken, weil sie so groß war, größer noch als der Mann, der hinter ihr in den Raum trat. In unserer Familie waren alle klein, sogar mein Vater und mein Bruder. Die Frau sah aus, als wäre sie im Sturm unterwegs gewesen, obwohl es ein windstiller Tag war. Ihre Haube
war verrutscht, so daß sich kleine blonde Locken gelöst hatten und ihr in die Stirn hingen wie Bienen, die sie mehrmals ungeduldig zu vertreiben suchte. Ihr Kragen saß schief und war nicht so gut gestärkt, wie es sich gehörte. Sie schob die graue Ärmeljacke von den Schultern, und da sah ich, daß sie unter ihrem dunkelblauen Kleid ein Kind erwartete. Es würde zum Jahresende geboren werden, wenn nicht früher. Das Gesicht der Frau war wie eine ovale Servierplatte, gelegentlich funkelnd, dann wieder matt. Ihre Augen sahen aus wie zwei hellbraune Knöpfe; ich hatte diese Farbe nur selten zusammen mit blonden Haaren gesehen.
Sie tat, als würde sie mich genau betrachten, aber sie konnte ihre Aufmerksamkeit nicht lange auf mich gerichtet halten. Immer wieder schweiften ihre Augen durch den Raum.
»Das ist also das Mädchen«, sagte sie unvermittelt. »Das ist meine Tochter Griet«, erwiderte meine Mutter. Ich nickte der Dame und dem Herrn achtungsvoll zu. »Nun ja, besonders groß ist sie ja nicht. Ist sie denn kräftig?« Als die Frau sich umdrehte, um den Mann anzusehen,
streifte sie mit ihrer Jacke den Griff des Messers, das ich benutzt hatte. Es rutschte vom Tisch und schlitterte über den Boden. Die Frau stieß einen Schrei aus. »Catharina«, sagte der Mann sanft. Er sprach ihren Namen aus, als habe er eine Zimtstange im Mund. Die Frau wurde still und bemühte sich, ruhiger zu werden. Ich trat vor und hob das Messer auf, putzte die Klinge
an meiner Schürze ab, bevor ich es wieder auf den Tisch legte. Das Messer war auch gegen das Gemüse gestoßen. Ich schob ein Karottenstückchen an seinen Platz zurück.
Der Mann beobachtete mich; seine Augen waren grau wie das Meer. Er hatte ein langes, kantiges Gesicht, und seine Miene war gefaßt, im Gegensatz zu der seiner Frau, die wie eine Kerze flackerte. Er hatte weder Bart noch Schnurrbart, und darüber war ich froh, denn das gab seinem Äußeren etwas sehr Sauberes. Über seine Schultern hing ein schwarzer Umhang, dazu trug er ein weißes Hemd und einen feinen Spitzenkragen. Sein Hut saß auf Haaren, die das Rot der vom Regen gewaschenen Backsteine hatten. »Was hast du hier gemacht, Griet?« fragte er. Die Frage erstaunte mich, aber ich wußte, daß ich meine Überraschung verbergen mußte. »Ich habe Gemüse geschnitten, Mijnheer. Für die Suppe.«
Ich ordnete Gemüse immer zu einem Kreis an, jedes als eigenes Teil, wie bei einem runden Kuchen. Es gab fünf solcher Kuchenstücke: Rotkohl, Zwiebeln, Lauch, Karotten und Steckrüben. Ich hatte jedes Teilstück mit der Messerkante begradigt und in die Mitte eine Karottenscheibe gelegt. Der Mann klopfte mit dem Finger auf den Tisch. »Ist es in der Reihenfolge angeordnet, in der es in die Suppe kommt?« fragte er, ohne vom Kreis aufzuschauen.
»Nein, Mijnheer.« Ich zögerte. Ich konnte nicht sagen, warum ich das Gemüse so angeordnet hatte. Meinem Gefühl nach gehörte es einfach so, aber ich hatte Angst, einem Herrn das zu sagen. »Du hast das Weiße getrennt«, sagte er und deutete auf die Rüben und die Zwiebeln. »Und das Orange und Lila liegen auch nicht nebeneinander. Warum das?« Er nahm ein Kohlstückchen und eine Karottenscheibe in die Hand und schüttelte sie, als wären sie Würfel.
Ich schaute zu meiner Mutter, die fast unmerklich nickte.
~~~ Meine Meinung ~~~
Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist meines Erachtens ein wunderbarer historischer Roman. Am besten gefällt mir, dass er weit über die normalen Romane hinausgeht, da er teilweise auf wahren Begebenheiten beruht. Die Kunst, die in dieses Buch gebracht wird, wird so sensibel geschildert, so zart, dass jeder Kunstanfänger sich dennoch angesprochen fühlt. Und damit erreicht die Autorin ja auch genau ihr Ziel. Jeder fühlt sich, als wäre er Griet. Das Mädchen versteht nichts von Kunst und hat dennoch eine Begabung für Farben, die sie noch gar nicht bewusst wahrgenommen hat. Somit lernt der Leser mehr über „sich“ also Griet und kann die Entwicklungen voll und ganz nachvollziehen. Für Kunstliebhaber ist es natürlich ein ganz besonderes Werk, da die Autorin versucht, eine Erklärung oder einen Hintergrund von einem Gemälde zu schaffe, dass so geheimnisvoll ist, da man überhaupt nichts darüber weiß. Natürlich möchte jeder Betrachter des Bildes Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge wissen, wer dieses Mädchen ist. Das Bild sagt soviel aus und gleichzeitig so wenig. Ich bin sicher, die Autorin konnte sich dieser Faszination auch nicht entziehen und hat darum, dieses Buch geschrieben. Mit dieser Geschichte im Hinterkopf, sei sie nun wahr oder falsch, empfinde ich das Bild gleich ganz anders und es wird mir so vertraut.
Ich kann also sagen, dass dieses Buch wirklich etwas ganz Besonderes ist. Als ich es das erste Mal las, war ich schon davon beeindruckt und konnte nicht widerstehen, es noch einmal zu lesen. Die Autorin schreibt zwar relativ leicht, aber dafür gefühlvoll und Griet wird in meinen Augen zu einem jungen Mädchen, das so schüchtern, so unscheinbar ist und in der doch soviel schlummert. Eine hervorragende Story!
~~~ Meine Bewertung ~~~
Ich empfehle dieses Buch allen weiter, die die Kunst lieben, Fans von historischen Romanen sind und allen, die einfach ein gutes Buch lesen wollen.
Fünf Sterne vergeben ich und das hat Das Mädchen mit dem Perlenohrring auch wirklich verdient!!!
Vielen Dank fürs Lesen und Bewerten.
(Dieser Bericht ist auch bei www.ciao.de unter dem gleichen Namen zu finden.)
66 Bewertungen, 23 Kommentare
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27.11.2013, 17:23 Uhr von Gi22Fr
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Gitte
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22.02.2011, 17:01 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichganz liebe Grüße Celles
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13.02.2010, 11:59 Uhr von tipsi3
Bewertung: sehr hilfreichEinen schönen Samstag wünsche ich dir ! Liebe Grüße tipsi3
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23.01.2009, 22:30 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichganz liebe Grüße Werner
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18.01.2009, 19:22 Uhr von paula2
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße
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07.01.2009, 22:26 Uhr von Striker1981
Bewertung: sehr hilfreichSH und Liebe Grüße vom STRIKER
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02.01.2009, 23:33 Uhr von presscorpse
Bewertung: sehr hilfreichprima bericht! lg presscorpse
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30.12.2008, 15:20 Uhr von Sommergirl
Bewertung: besonders wertvollToller Bericht! Ich sah letztens den Film und fand ihn schön
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30.12.2008, 03:42 Uhr von FritzWalter08
Bewertung: sehr hilfreichSH, was sonst. LG von dem FritzWalter
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30.12.2008, 02:20 Uhr von MasterSirTobi
Bewertung: sehr hilfreichHat mir geholfen der Bericht. SH und LG
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28.12.2008, 16:10 Uhr von Clarinetta2
Bewertung: sehr hilfreichwäre nicht mein buch schöner bericht
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26.12.2008, 19:13 Uhr von werder
Bewertung: sehr hilfreichLG aus Hannover & nett berichtet!
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26.12.2008, 18:12 Uhr von tk7722
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr informativer Bericht, liebe Grüße
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26.12.2008, 16:55 Uhr von Jerry525
Bewertung: sehr hilfreichJerry schickt dir einen Weihnachtsgruß
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26.12.2008, 15:06 Uhr von Iris1979
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. LG Iris
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26.12.2008, 14:47 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichEinen schönen 2ten Feiertag Lg Sigi
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26.12.2008, 14:15 Uhr von Bunny84
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche dir einen ruhigen Feiertag. Liebe Grüße Anja PS: Freue mich über Gegenlesungen
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26.12.2008, 13:30 Uhr von racheane
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße, Anne
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26.12.2008, 13:21 Uhr von jacki0987
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche einen angenehmen 2. Feiertag! Liebe Grüße von Jacqueline
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26.12.2008, 12:59 Uhr von Lale
Bewertung: besonders wertvollToll berichtet. Mit den besten Grüßen, die Lale.
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26.12.2008, 12:50 Uhr von DOMMEL
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich, wünsche dir noch ein schönes Restjahr
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26.12.2008, 12:47 Uhr von hbscgirl
Bewertung: sehr hilfreichwünsche ruhige weihnachtsfeiertage. lg
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26.12.2008, 12:36 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichich wünsche dir einen schönen 2. weihnachtsfeiertag lg. petra
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