Das Mädchen mit dem Perlenohrring (Taschenbuch) / Tracy Chevalier Testbericht

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ab 6,04
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Erfahrungsbericht von dottigross_juliaa

Ein Bild, das sich ins Gedächtnis brennt

Pro:

Macht neugierig auf den Maler Johannes Vermeer

Kontra:

Leider wieder erwarten mehr Liebesroman als Historischer Roman

Empfehlung:

Ja

| Fakten
Titel: Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Autorin: Tracy Chevalier
Verlag: List
ISBN: 3-548-60069-7
Preis: 8,95
Seiten: 278


| Kaufgrund
Unser Holland-Urlaub stand vor der Tür und ich suchte nach einer passenden Lektüre. Eigentlich sollte es ein Bildband des Malers Van Gogh sein, dessen Bilder wir im Van-Gogh-Museum in Amsterdam anschauen wollten. Als ich das schwere Fachbuch durchblätterte, verlor ich aber schnell das Interesse. Als abendliche Lektüre - vor dem Einschlafen - eignete sich dieser dicke Wälzer nun wirklich nicht. Da fiel mein Blick auf „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Tracy Chevalier, die von einem anderen holländischen Maler handeln sollte, nämlich von Johannes Vermeer. Die Inhaltsangabe klang viel versprechend so landete der 278-Seiten umfassende Roman in meinem Bücherkorb.


| Inhalt & Aufbau
Die 16-jährige Griet fängt als Dienstmädchen im Hause des holländischen Malers Johannes Vermeer an. Sie wurde ausgewählt, weil sie sehr gewissenhaft arbeitet und alle Gegenstände, die sie vor dem Staubwischen verschoben hat, genau dort wieder hinstellt, wo sie vorher standen. Das weiß der berühmte Künstler zu schätzen. Wohlwollend beobachtet er das hübsche Mädchen während ihres Tuns.

Der Dame des Hauses und der Haushälterin Tanneke ist Griet jedoch ein Dorn im Auge. Eifersüchtig wachen Sie über das junge Mädchen und verfolgen argwöhnisch jeden Handgriff. Warum genießt das junge Ding nur ein solch hohes Ansehen in den Augen des Hausherren? Was sie nicht wissen: Griet hat sich inzwischen zur Gehilfin des Malers gemausert. Sie darf ihm bei seinen täglichen Arbeiten im Atelier zur Hand gehen, indem sie Bleiweiß zerstößt und daraus Farbe zubereitet. Sie besorgt Materialen in der Apotheke, was sonst kein anderer tun darf. Schulter an Schulter steht sie mit dem großen Meister im Atelier und während ihres Arbeitens wagt sie es, ihm ihre Meinung über das ein oder andere Bild zu sagen.

Aus Sicht des Mädchens - das sich inzwischen in ihren Arbeitgeber verliebt hat - entsteht eine Bindung, die viel tiefer geht, als erlaubt ist. Und eines Tages wird Johannes Vermeer das Dienstmädchen Griet malen...


| Meine Meinung zum Schreibstil
Der Roman ist aus Sicht der einfachen Dienstmagd Griet geschrieben. Deshalb besteht der Text aus einfachen Sätzen, der Schreibstil ist übersichtlich und klar verständlich. Das Buch lässt sich angenehm flüssig lesen. Die Absätze sind auffallend gut gegliedert, die Kapitel stimmig unterteilt.

An dieser Stelle wie üblich ein kurzes Textbeispiel:
[Quelle: „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, List-Verlag, Seiten 71/72]
»Ich stand mit dem Rücken zur Tür, aber auf einmal wusste ich, dass er hinter mir war. Ich wusste nicht, ob ich mich umdrehen sollte oder darauf warten, dass er mich ansprach.
Er brachte die Tür wohl absichtlich zum Knarzen, und dann konnte ich mich zu ihm umdrehen. Er lehnte am Türrahmen; über seiner normalen Kleidung trug er eine lange schwarze Robe. Er beobachtete mich neugierig, schien aber nicht besorgt, dass ich seinen Kasten kaputtmachen könnte.
„Willst du hineinschauen?“ fragte er. Zum ersten Mal, seit er mich vor vielen Wochen wegen des Gemüses gefragt hatte, sprach er mich direkt an.
„Ja, Mijnheer, sehr gern“, antwortete ich, ohne zu wissen, in was ich einwilligte.„Was ist es?“
„Man nennt es eine Camera obscura.“
Die Wörter sagten mir nichts.«


| Meine Meinung zum Inhalt
Als ich das Buch zur Hand nahm, erwartete ich tiefere Einblicke in das Leben des Malers Johannes Vermeer und auch ein wenig in das Holland des 17. Jahrhunderts. Hier wurde ich ein wenig enttäuscht. Nur wenig erfährt man von dem holländischen Künstler, der von einer reichen Kinderschar umgeben war und seine Arbeit so gewissenhaft anging, dass er nur drei bis vier Bilder pro Jahr malen und verkaufen konnte. Wären – laut Tracy Chevaliers Roman - sein Mäzen van Ruijvens und sein Freund van Leeuwenhoek nicht gewesen, hätte die Schwiegermutter Maria Thins nicht stetig gedrängt, „Bilder auf Bestellung“ zu malen, wäre die große Familie schon früh in finanzielle Bedrängnis geraten.

Viel mehr erfährt man leider nicht von Johannes Vermeer. Zwar wird die berühmte „Camera obscura“ mehrmals erwähnt, ihre genaue Funktion wird aber nicht erklärt. Das fand ich sehr schade, nahm sie doch einen sehr mysteriösen Einfluss auf Vermeers Arbeiten. Nachdem ich das Buch gelesen hatte und wieder aus dem Urlaub heimgekehrt war, durchstöberte ich das Internet nach Informationen über den Maler und u.a. über die „Camera obscura“.

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ ist eher eine romantische Frauenlektüre, in der das Leben eines Dienstmädchens beschrieben wird, dass sich in ihren Arbeitgeber verliebt. Die täglichen Arbeiten des Mädchens werden genauso beschrieben, wie die Eifersüchteleien zwischen den Frauen im Hause Vermeers. Eine Tochter Vermeers wird als kleine, hinterhältige Zicke gezeigt, die dem Dienstmädchen Griet das Leben schwer macht. Die Zuneigung Griets zum Fleischersohn Piet nimmt langsam immer mehr Raum ein und „frau“, fragt sich, ob diese Liebelei ein Happy End finden wird.

In der ersten Woche unseres Urlaubs kamen wir nach Delft, in dem der Roman spielt. Danach hatte ich aber erst Zeit, das Buch zu lesen. Ich erkannte während des Lesens ein paar Schauplätze wieder, oder glaubte, mich an sie erinnern zu können. Am letzten Tag unseres Urlaubs unternahmen wir nochmals einen Ausflug nach Delft, weil ich das Buch inzwischen fertig gelesen hatte und deshalb nochmals den Schauplatz besuchen wollte. Wesentlich neugieriger las ich nun die vielen Informationstafeln über Johannes Vermeer, die in ganz Delft verteilt stehen. So kann ich behaupten, dass mich das Buch zwar nicht ausreichend über den Künstler informiert, aber immerhin meine Neugierde soweit geweckt hat, dass ich mich nachträglich ausführlicher über ihn und seine Arbeiten erkundigt habe.


| Johannes „Jan“ Vermeer
Johannes Vermeer wurde am 31.10.1632 in Delft geboren. Berühmt wurden seine Bilder vor allem durch seine außergewöhnliche Darstellung einfallendem Lichts. So sind auf vielen Bildern Personen abgebildet, die an einem Fenster stehen und durch einfallende Sonnenstrahlen illuminiert werden. Als Beispiel möchte ich „Die Gitarrenspielerin“ oder „Milchmädchen“ nennen. „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ hebt sich von seinen anderen Personenbildern ab, weil es sich um ein reines Portrait handelt. Es zeigt also keinen sichtbaren Hintergrund und keine weiteren Utensilien wie einen Tisch oder ein Musikinstrument. Aber auch andere Werke wie seine „Ansicht von Delft“ oder „Die Straße in Delft“ sind weltberühmt. Sie stellen seine Heimatstadt dar, der er immer treu blieb.
Johannes Vermeer starb am 15.12.1675 völlig verarmt und hinterließ seiner Frau und den 11 Kindern einen hohen Schuldenberg. Er wurde nur 43 Jahre alt und man vermutet, dass ihn seine ärmlichen Verhältnisse krank werden ließen und er an dieser Krankheit starb.


| Sonstiges
„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ wurde 2005 mit Colin Firth und Scarlett Johansson in der Hauptrolle verfilmt. Leider habe ich den Film noch nicht gesehen. Aufgrund des Buches - und der Tatsache, dass ich ein Fan von Colin Firth bin - habe ich mir aber vorgenommen, ihn unbedingt anzuschauen.


| Autorin
Tracy Chevalier wurde 1962 in Washington D.C. geboren. 1984 zog sie nach England, wo sie als Lektorin arbeitete. 1997 erschien ihr erster Roman „Das dunkelste Blau“. 1998 schrieb sie in nur acht Monaten den Roman „Girl with a Pearl Earring“. Nur zwei Wochen später kam ihr Sohn zur Welt. Mit Mann und Kind lebt sie nun in London. Weitere Infos gibt es auf ihrer ansprechenden Homepage unter http://www.tchevalier.com/


| Fazit
Eine leichte und unterhaltsame Urlaubslektüre, die ich eher in die Rubrik „Frauenroman“ einordnen würde. Um den Titel „Historischer Roman“ zu verdienen, müsste die Beziehung zwischen Griet und dem Maler Johannes Vermeer wesentlich gekürzt werden. Außerdem sollten dann mehr Informationen über den Künstler und/oder über das Leben der Holländer im 17. Jahrhundert enthalten sein. Trotzdem hat mich der Roman neugierig gemacht, so dass ich noch weitere Informationen über Johannes Vermeer eingeholt habe und auch die Verfilmung anschauen möchte.

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ bekommt von mir 3 von 5 Sterne.


In diesem Sinne... alles bleibt anders... Eure Dotti




[...auch bei ciao und dooyoo unter ähnlichem Nick tätig ;-) ]

39 Bewertungen, 11 Kommentare

  • Baby1

    21.09.2006, 00:59 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anita

  • Gemeinwesen

    18.09.2006, 16:08 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Die meines Erachtens zu Unrecht gefloppte Verfilmung kann ich auch sehr empfehlen. Beste Grüße vom Gemeinwesen.

  • Binki

    18.09.2006, 12:49 Uhr von Binki
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Binki

  • campimo

    18.09.2006, 10:31 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche dir einen wunderschönen, guten Montagmorgen und eine schöne Woche!

  • lil_do

    15.09.2006, 19:01 Uhr von lil_do
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreicher Bericht....liebe grüße

  • MasterT86

    14.09.2006, 11:35 Uhr von MasterT86
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schade eigentlich, das es dann doch eher Richtung Liebesroman geht, denn historische Romane mag ich doch etwas mehr. Lg Tobias

  • marina71

    13.09.2006, 23:10 Uhr von marina71
    Bewertung: sehr hilfreich

    hier vergebe ich gerne ein sh. lg

  • Django006

    13.09.2006, 21:50 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :>))))

  • anonym

    13.09.2006, 18:34 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • Sommergirl

    13.09.2006, 18:13 Uhr von Sommergirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ah ja, den Bericht habe ich doch gerade bei Dooyoo gelesen, natürlich auch hier sehr hilfreich

  • RedaktionFFM

    13.09.2006, 17:45 Uhr von RedaktionFFM
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine super "sehr hilfreich" Rezension! Gruß, RedaktionFFM