Commodore Amiga 500 Testbericht

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ab 11,47
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Summe aller Bewertungen
  • Ausstattung:  sehr gut
  • Software-Ausstattung:  gut
  • Festplatten-Kapazität:  sehr klein
  • Benutzerfreundlichkeit:  sehr gut
  • Kultstatus:  durchschnittlich
  • Schnelligkeit:  langsam
  • Design:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von KingNothing

Hommage an die Freundin

5
  • Benutzerfreundlichkeit:  sehr gut
  • Kultstatus:  sehr gering

Pro:

Der Spielecomputer schlechthin, ein absoluter Kultrechner

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Einleitung:

Ein Erfahrungsbericht über einen 20 Jahre alten Heimcomputer? Wozu soll das noch gut sein in Zeiten wo 3GHz und 1024MB RAM das Geschehen bestimmen?

Dieser Bericht wendet sich an nostalgische Computerspieler jener Zeit und an Spieler jüngerer Generation die nicht mehr erlebt haben welche Leistungsfähigkeit mit den, für heutige Verhältnisse, lächerlichen technischen Daten erzielt wurde.

Ich schreibe bewusst nicht nur über meine persönlichen Erfahrungen mit dem Rechner, des weiteren möchte ich auf seine Geschichte, wie es zum Kult um diesen 16-Bit Computer kam und wo er heute steht, berichten.

Wie alles begann:

1982 ändert die Firma Hitoro ihren Firmennamen in das spanische Wort für Freundin: Amiga.
Um den Konsolenmarkt ist es nicht sonderlich gut bestellt, Heimcomputer, wie z.B. der C64, sind im Aufwind und so entscheidet man sich einen vollwertigen Heimcomputer zu produzieren. Der Lorraine, ein erster Prototyp der später unter dem Namen Amiga 1000 in die Geschäfte kommt, wird entwickelt.

Nachdem 1983 das Grundkonzept für den Amiga erstellt ist, wird es auf der CES 1984 potentiellen Geldgebern präsentiert. Im Herbst des selben Jahres wird die Amiga Inc. von Commodore aufgekauft. Aufgrund von Verzögerungen und Änderungen schafft es der Amiga in diesem Jahr aber nicht mehr in die Läden.

Am 23.Juli 1985 wird der Amiga der Öffentlichkeit präsentiert und der Siegeszug von Commodores 16-Bit Rechnern beginnt.....


Die Modelle:

1985: Amiga 1000
1986: Amiga 500
1987: Amiga 2000
1990: Amiga 3000
1991: Amiga 500+ / Commodore CDTV*
1992: Amiga 600 /Amiga 4000
1993: Amiga 1200
1994: Amiga CD32**

* auf Technik des Amiga 500+ basierender Computer mit CD-ROM
** reine 32-Bit Spielekonsole mit CD-ROM


Im weiteren Verlauf möchte ich besonders den Amiga 500 herausstellen, welcher mit rund 5 Millionen verkauften Einheiten das erfolgreichste Modell der Amiga-Reihe darstellt.

Technische Daten:

Prozessor : Motorola 68000 mit 7,14 MHz
Speicher : 512KB RAM
Rom : 256KB Kickstart ROM
Grafikchip : VSLI Chip OCS
Sound : 4-Stimmen 22KHz 8 Bit Stereo
Diskette : 880KB 3,5“ 2DD Diskettenlaufwerk

Der Grafikchip brachte es auf eine Auflösung von 640x512 und konnte im sogenannten HAM-Modus max. 4096 Farben darstellen.
Da der HAM Modus jedoch zu beträchtlichen Performanceverlusten führte erschienen Spiele für den Amiga 500 mit max. 32 Farben.

Die Betriebssysteme:

1986 und 1987 wird der Amiga mit dem AmigaOS 1.2, besser bekannt als Kickstart 1.2, ausgeliefert. 1988 folgt die wesentlich stabiler laufende Version 1.3.

1991, mit erscheinen des Amiga 500+ erscheint Kickstart 2.0, welche erstmals in der Lage ist VGA Monitore anzusteuern. Da allerdings besonders ältere Spiele in Verbindung mit Kickstart 2.0 ihren Dienst verweigern erfreuen sich Kickstartumschaltplatinen (zwischen Version 1.3 und 2.0) zu dieser Zeit grosser Beliebtheit.

Der Amiga wurde mit der grafischen Benutzeroberfläche „Workbench“ ausgeliefert. Diese ist vergleichbar mit Windows und das zu einer Zeit als das Windows der IBM und kompatiblen Rechner noch in den Kinderschuhen steckte. „Workbench“ erschien in verschiedenen Versionen mit der jeweiligen Versionsnummer der mitgelieferten Kickstart.

Die Erfolgsgeschichte:

Der Amiga 500 ist von vorn herein als Homecomputer für Privatanwender konstruiert. Sein relativ günstiger Preis, ca.1100 DM (1986), sichern dem Amiga einen guten Start.
Die für damalige Verhältnisse ausgezeichneten Multimedia Fähigkeiten und das Multitasking Betriebssystem, also dem ausführen mehrerer Befehle gleichzeitig, machen den Amiga auch im Anwenderbereich attraktiv.
Allerdings wurde beim 500er auf ein Desktop- oder Towergehäuse verzichtet. Der A500 kommt wie schon der C64 als Kompaktrechner inklusive Keyboard daher, somit ist es um die Aufrüstbarkeit eher schlecht bestellt. Allerdings kann man seinen Amiga mit einer Festplatte und einer Turbokarte (bis max. 20MHz) veredeln.
So setzt sich der Rechner besonders im Spielesegment durch und gilt noch heute bei vielen Spielern als der beste Spielecomputer aller Zeiten.
Nachdem diverse mehr oder weniger gute Spiele die Softwareflut langsam anrollen lassen erscheint 1986 „Defender of the crown“ von Cinemaware, welches erstmals eindrucksvoll beweist welche Grafikleistung im Amiga steckt. Nicht zuletzt diesem Titel ist es zu verdanken das viele Spieler zum Amiga wechseln.

Von da an ist die Anzahl der erscheinenden Titel nicht mehr zu zählen. Turrican, M.U.D.S., R-Type, Chaos Engine, Alien Breed ,um nur einige zu nennen, fesseln nächtelang vor dem 500er. Die Fähigkeit des Amigas Parallaxscrolling ruckelfrei darzustellen ermöglicht Jump’n Run Spiele mit dem Eindruck räumlicher Tiefe, auf PC’s zu dieser Zeit unvorstellbar.

Unverzichtbar wird für jeden Amigaspieler die 512KB Speichererweiterung und das Zweitlaufwerk, die immer umfangreicheren Spiele verlangen bald nach mindestens 1MB RAM und kommen auf wesentlich mehr Disketten daher.

In den folgenden Jahren geht es weiter bergauf. 1989 erscheint der „Amiga Joker“, das erste Amiga only Spielemagazin.
Es finden Messen in Köln , Frankfurt und Berlin rund um den Amiga statt, weitere, bis heute unvergessene Spieletitel, wie Gods, Lotus Esprit Turbo, North and South und die einzigartigen Lucasfilm (heute LucasArts) Adventures erscheinen.
Im Geschäftsjahr 1990/91 meldet Commodore 300000 verkaufte Einheiten des Amiga.
Zu dieser Zeit ist der Amiga die unangefochtene Nummer 1 der Homecomputer.


Das langsame Ende:

Die weite Verbreitung des Rechners und aufkommende, leistungsfähige Kopierprogramme wie z.B. „X-Copy“ führen aber bald zu erschreckend hohen Quoten von Raubkopien. Die ersten Stimmen werden laut das die Amiga-Ära ihrem Ende entgegen geht.

Trotzdem nimmt in den folgenden 2 Jahren die Qualität der Spiele, hinsichtlich Präsentation und Spieltiefe, weiter zu. Klassiker wie Ambermoon, Formula One Grand Prix und die Pinball-Reihe von 21stCentury erscheinen für den Amiga und holen teilweise das letzte aus der Hardware heraus.

Die Zahl der Raubkopien nimmt in dieser Zeit aber weiter zu, und spezielle Amiga Entwicklungen werden für die Softwarehäuser zu einem Verlustgeschäft. Das Traditionslabel „Thalion“ liefert sein Spitzenspiel „Lionheart“ bewusst ohne Kopierschutz aus, um an die Ehrlichkeit der User zu appellieren. Mit geringem Erfolg, Thalion muss bald darauf seine Tore schliessen.
Spätestens 1994 kehren viele Softwarefirmen dem Amiga den Rücken zu.
Ebenfalls 1994 muss Commodore, aufgrund von Fehlentwicklungen und schlechtem Marketing seine Pforten schliessen.

Es folgen mehr oder weniger gute Konvertierungen von PC- und Konsolentiteln. Vereinzelte Lichtblicke in dieser Zeit sind Skidmarks, Stardust und Worms.
1996 erscheint der letzte „Amiga Joker“, das (mittlerweile nicht mehr existierende) Verlagshaus konzentriert sich nunmehr voll auf den PC-Sektor.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird auch dem letzten Amigaspieler klar, das dass glorreiche Amigazeitalter vorbei ist.

Die Situation ab 1997 bis heute:

Der Lizenzträger von Amiga hat seit dem Konkurs von Commodore 1994 öfters gewechselt. Nachdem auch Escom pleite war gingen die Amiga-Rechte 1997 and die Firma Gateway und im Jahr 2000 an „Amino Development“, später unter dem Namen Amiga Incorporated.

Zwar wurde noch an den alten Amigamodellen, mittlerweile „Classic Amiga“ getauft, weiterentwickelt, zur Serienreife hat es allerdings kein Produkt geschafft.

2003 erscheint dann der erste echte „Quasi-Nachfolger“, der AmigaOne. Anstatt auf Motorola 68xxx CPU’s setzt dieser Rechner auf moderne PowerPC Technik.
Hyperion Entertainment entwickelte das Betriebssystem AmigaOS4.0, welches seit 2004 mit diesen Rechnern ausgeliefert wird.
Zwar wird sich der Erfolg früherer Tage nicht mehr einstellen, trotzdem erfreut sich der AmigaOne und besonders das Betriebssystem AmigaOS4.0 bei eingefleischten Fans noch heute grosser Beliebtheit.
Die Rechte am Amiga Betriebssystem liegen mittlerweile bei der Firma KMOS, selbige übernahm 2004 auch Amiga Incorporated.




Ich selber besitze heute noch einen Amiga 500+ aus dem Jahr 1991. Die vielgepriesene „Unkaputtbarkeit“ der Amigamodelle kann ich nur unterstreichen, läuft doch auch mein Rechner auch im 14 Jahr noch einwandfrei.
In Zeiten von 256MB Grafikkarten, DirectX 9.0 und HardwareShader 3.0 ist es für viele ,welche die „Blütezeit“ des Amigas in den frühen 90ern nicht erlebt haben ,sicher unverständlich, wie einen teilweise 15 Jahre alte Spiele noch lange vor einem (für heutige Maßstäbe) zu kleinen Monitor fesseln können.
Ist die Präsentation der Spiele in den letzten Jahren sicherlich immer ausgereifter, realistischer geworden, so fehlt mir doch oft die Originalität und Spieltiefe die viele Amigaklassiker aufweisen. Ich will nicht den Eindruck erwecken als ob heute keine Ausnahmespiele mehr erscheinen (z.B. GTA , Far Cry oder Sims), ob allerdings viele davon in 15 Jahren noch so eine grosse Fangemeinde haben wie Amigaklassiker, sei mal dahingestellt.

Wer keinen Amiga (mehr) besitzt und die alten Zeiten mal wieder aufleben lassen möchte oder noch nie Amigaspiele gespielt hat, dem sei der Amigaemulator „Winuae“ ans Herz gelegt. Zwar kommt dabei kein 100%iges „Amigafeeling“ auf, jedoch stellt es eine sehr gute Alternative da. Was man für „Winuae“ benötigt und wie es konfiguriert wird, ist auf den einschlägigen Seiten im Internet ersichtlich.
UPDATE: Via Nullmodemkabel und entsprechender Software (Sender-ADF) ist es möglich ADF-Files wieder am Original-Amiga lesbar zu machen und auf Diskette zu schreiben.

Ich hoffe der Bericht hat den Amiga ein wenig nähergebracht und den ein oder anderen dazu motiviert mal wieder eine Runde auf ihm zu spielen, dem BESTEN SPIELECOMPUTER ALLER ZEITEN!



UPDATE 04.07.: Den damaligen Hard- und Softwarehändler für Amiga, die Vesalia GmbH gibt es noch heute. Wer also Ersatzteile für seinen Amiga braucht kann diese im Onlineshop unter www.vesalia.de bestellen.

UPDATE 22.03.2007: Wer noch einen A500 sucht kann sich gerne mal bei mir melden :-)

34 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Mondlicht1957

    27.03.2009, 13:38 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und schönes Wochenende

  • yasmine1703

    27.03.2009, 13:11 Uhr von yasmine1703
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grüsse von Yasmine1703

  • Jack66

    08.04.2005, 23:10 Uhr von Jack66
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Überblick! Hat mir viel Spaß gemacht