Der 13te Krieger (DVD) Testbericht

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Der-13te-krieger-dvd-actionfilm
ab 13,06
Auf yopi.de gelistet seit 02/2011
Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von menelik79

Zwölf Schwerter und ein Krummsäbel

Pro:

nette Schlacht - Szenen und Ausstattung

Kontra:

lieblose Buchadaption nach dem Checklisten - Prinzip

Empfehlung:

Nein

Wer bei Hofe lebt, der sollte seine Füße wohl besser möglichst still und sich an die dort geltenden Regeln halten, will er nicht das Risiko eingehen, üble Konsequenzen tragen zu müssen.
Das muß auch Ahmed ( Antonio Banderas), ein Poet am Hofe des Kalifen von Baghdad, auf die harte Tour lernen, als er sich in die Frau eines anderen verliebt. Sein Rivale geht schnurstracks zum Kalifen, erzählt dem von der ganzen Sache und schon findet Ahmed sich auf einem Pferderücken wieder.
Da er in der Wüste ja bereits ist und man ihn folglich dort nicht mehr hinschicken kann, wird er als Botschafter ins nördlichste Europa gesandt, in ein Europa in dem zu jener Zeit nur Wilde und Barbaren hausen.

Dementsprechend ungemütlich wird die Reise dann auch, und schließlich droht der gesamten Karawane der frühe Tod durch einen Angriff ebenso räuberischer wie blutrünstiger Tartaren.
Diese ziehen sich jedoch ebenso schnell wieder zurück wie sie aufgetaucht waren, als plötzlich ein Schiff herannaht, genauer gesagt ein Drachenboot der Wikinger.
Nun könnte man meinen, Ahmeds Karawane käme damit auch nur vom Regen in die Traufe, doch die Nordmänner sind zwar rauh, aber auch recht gastfreundlich.
So verbringen die Orientalen eine Zeit in deren Lager, beobachten ihre seltsamen Bräuche ( zum Glück ist einer der Wikinger der lateinischen Sprache mächtig und Ahmed hat einen Übersetzer – Omar Sharif in einer Nebenrolle - dabei) und erleben eine nordeuropäische Thronfolgezeremonie, die im Wesentlichen so aussieht, daß einer der beiden Nachkommen des Königs die Sukzession per Schwertklinge regelt.

Nachdem man also eine Weile beisammen saß und sich nicht so recht verstanden hat, taucht schließlich ein weiteres Drachenboot auf.
Von dem steigt ein kleiner Junge, ausgesandt von einem anderen Stamm, der den frisch gebackenen Wikingerhäuptling um seine Hilfe bittet. Sein Dorf wird nämlich von einem Grauen heimgesucht, daß nicht genannt werden darf.
Es kommt aus dem Nebel über die Bauern und die Krieger, zerfleischt sie, ißt die Toten und trägt dann ihre Köpfe davon.

Flugs wird das Orakel in Form einer alten Hexe befragt, die aus ein paar auf ein Tuch geworfenen Knochen mehr oder weniger mühelos erkennen kann, daß 13 Krieger von Nöten sein werden um das Böse zu besiegen.
Mutig wie die Wikinger ja bekanntlich sind finden sich auch schnell 12 starke Krieger, die bereit sind gegen das namenlose Monster in den Kampf zu ziehen. Das Problem ist nur, daß das Orakel auch ergeben hat, daß der 13. Krieger kein Nordmann sein darf.
Und was liegt da näher als den zufällig anwesenden Araber Ahmed in die Reihen der Kämpfer aufzunehmen...


MEINUNG

Man hätte vielleicht sogar einiges machen können, aus dem von Michael Crichton vorgelegten Stoff. Die Darsteller sind in Ordnung, vollbringen zwar keine schaupielerischen Äquivalente zu den Heldentaten der Story, leisten aber doch solide Arbeit.
Man hätte die düstere, gruselige Stimmung, die ab und zu für einen Moment aufflackert, stärker durchhalten, hätte stärkeres Identifikationspotential mit den Charakteren ( besonders mit Ahmed) aufbauen und den gesamten Film um einiges spannender und interessanter aufbauen können, wenn man sich für einzelne Momente einfach ein wenig mehr Zeit gelassen hätte.

So wie Ahmed von alleine die Sprache der Wikinger lernt, indem er ihnen lang genug zuhört, hätten wir vielleicht auch ihn besser kennengelernt, hätten wir ihm zu Beginn ebenfalls einfach ein wenig lauschen dürfen.
Tatsächlich wird man aber in eine Story kopfüber hinein geworfen, die dann munter von einer Begebenheit in die nächste stolpert, ohne sich groß mit einer von ihnen aufzuhalten.
Man bekommt das Gefühl, daß das Wort Buchadaption für den eigentlich ja recht souveränen John McTiernan ( Regie) und seinen Drehbuchautor in diesem Fall bedeutet hat, die scheinbar wichtigsten Elemente der Story aus dem Buch zu destillieren und dann Stück für Stück abzuarbeiten:
Erste Sequenz, Ahmed verliebt sich und muß Baghdad verlassen. Nur keine Zeit darauf verschwenden, hat ja sowieso keine Bedeutung mehr für die weitere Story, so mögen die Macher gedacht haben.
In drei, vier Sätzen aus dem Off und wenigen Bildern wird dieser die Story des Films überhaupt auslösende Wendepunkt in Ahmeds Leben erzählt, dann sitzt er auch schon auf dem Pferderücken und die Story geht los, ohne das man ihn auch nur ein bißchen kennengelernt hätte.

Aber auch für potentiell Spannendes schien wohl nicht genug Zeit zu sein. Das beginnt schon mit dem Tartarenangriff in der ersten Viertelstunde, der schon vorbei ist ehe er überhaupt angefangen hat. Auch hier hat man den Eindruck, daß jemandem eingefallen ist, daß es im Buch da ja auch noch diesen Angriff gibt, und man den dann einfach irgendwie abgewickelt hat, so wie so viele - auch dramaturgisch sehr zentrale – Momente einfach abgewickelt wurden.

Wirklich schade eigentlich, denn die Story hatte doch durchaus gute Anlagen und man konnte sich oft gut ausmalen, wie eine Szene stärker hätte gemacht werden können, wenn man ihr nur etwas mehr Zeit gegeben hätte.
Das gewaltige Potential an dramaturgischer Intensität, das den Machern mit der Story eigentlich zur Verfügung gestanden hätte, wird so aber nie auch nur annähernd ausgeschöpft.
Zu keiner Zeit gelingt es dem Film den Zuschauer in sich aufzusaugen, ihn mit den Schicksalen seiner Charaktere mitfühlen zu lassen, ihre Feinde auch unsere Feinde werden zu lassen, eben all die Gefühle auszulösen, die eigentlich das Markenzeichen gelungener Filme seines Hollywood-Genres sind.
Eher wie ein historischer Tatsachenbericht der nicht zuviel Emotionen aufkommen lassen soll, wirkt der Film. Schade nur, daß er etwas wie historische Authentizität ganz sicher nicht für sich beanspruchen kann und in seiner daraus folgenden Fiktionalität wohl gerade die Emotionen wichtig gewesen wären.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie lieblos die Handlung teilweise zusammen gezimmert wurde, ist der Bezug der Protagonisten auf ihren Feind.
Spricht man zu Beginn noch stimmungsvoll von ihm als dem „Grauen, das nicht genannt werden darf“, gehen sämtliche Akteure bald schon inflationär mit Begriffen wie „Wendul“ oder „Feuerwurm“ um, als tauschten sie lediglich ein Kuchenrezept aus.
Im Kinderbuch Harry Potter wird um den finsteren Lord Voldemort, dessen Name ebenfalls nicht genannt werden darf, mehr Atmosphäre aufgebaut, als in diesem Film, der eigentlich gerade von dieser Atmosphäre leben sollte.

Das interessanteste am Film, und eines der wenigen Dinge, die er einigermaßen vermitteln kann, ist die vertauschte Perspektive zwischen Ahmed, dem Araber und den europäischen Nordmännern.
Konträr zum modernen eurozentristischen Weltbild, in dem wir eher die Orientalen als Exoten sehen, sind es hier die Europäer die wild, primitiv und irrational dem zivilisierten Mann aus dem Morgenland gegenüberstehen, symbolisiert allein schon durch den Gegensatz zwischen den groben, schweren Schwertern der Wikinger und dem fein geschmiedeten, eleganten Krummsäbel des Arabers.
Das mag zwar vielen historisch banal scheinen, ist es aber nicht wenn man auch in unserem Jahrhundert noch zahlreiche Menschen erlebt, die am europäischen Wesen die Welt genesen lassen wollen und man noch bei Philosophen wie Hans-Georg Gadamer Dinge lesen kann, wie die, daß es Philosophie nur in Europa gäbe, in Asien höchstens Weisheit, oder daß die Asiaten zwar vielleicht schon einmal gedacht hätten, daß aber dann gar nicht hätten bemerken können.

Die Aussage, die der Film damit vermittelt, gepaart mit einem ganz allgemein aufklärerischen Anspruch ( der sich darin offenbart, daß die mythologischen Erzählungen, welche die Wikinger anwenden um ihre Umwelt zu ordnen und zu erklären, langsam aber sicher - und mit Ahmeds Zutun - durch rationale ersetzt werden) von Vernunftbestimmtheit und religiöser Toleranz, ist also gar nicht mal eine so schlechte. Auch das Thema der Schrift als Wiege der Zivilisation und kultureller Ordnung wird kurz aufgegriffen, die Umsetzung all dieser Aussagen bleibt aber leider doch recht oberflächlich und platt.

Schlechter als er ist, möchte ich den Film allerdings auch nicht machen, und so ist es nur fair zu sagen, daß es auch Gelungenes gibt. So läßt zum Beispiel die Ausstattung eigentlich kaum zu wünschen übrig, das ganze Szenenbild wirkt recht authentisch und stimmungsvoll. Auch die Darsteller geben wie gesagt allesamt eine solide Leistung ab, holen aus ihren dünnen Rollen immerhin noch etwas heraus. Man kann sich den Film durchaus ansehen, wenn man nicht allzuviel davon erwartet. Gut gemachte Action-Szenen kann der Film immerhin bieten, und ein wenig Spannung kommt doch auch auf.

Ein wenig unterhalten lassen kann man sich durchaus vom „13. Krieger“, denn langweilig ist er nicht. Manche Szenen machen sogar Spaß.
Was Intensität, Emotionalität und Spannung angeht wird er jedoch selbst von manchen Folgen von „Barbara Salesch“ mühelos übertroffen.

14 Bewertungen, 2 Kommentare

  • gangster09

    01.04.2005, 14:25 Uhr von gangster09
    Bewertung: sehr hilfreich

    ,, auch, dass er nicht soo überzeugend war! gibts bessere.. lg rene

  • nileman

    01.04.2005, 14:25 Uhr von nileman
    Bewertung: sehr hilfreich

    ausführliche Meinungsabgabe!! --> Sehr nützlich!! mfg