Dual 1218 Testbericht

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ab 161,65
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Erfahrungsbericht von mg1970

Vom Opa-Gerät zum beliebten HiFi-Sammlerstück

4
  • Ausstattung:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut
  • Bedienkomfort:  gut
  • Verarbeitung:  sehr gut
  • Design:  gut
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Pro:

Robustheit, sehr guter Klang, massive Verarbeitung, auch noch tauglich für Schellack-Platten

Kontra:

das extrem hohe Alter, evtl. Verschleißteile, Design nicht jedermanns Geschmack

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich Euch mal ein historisches HiFi-Gerät vorstellen, welches aber in den letzten Jahren auf dem Gebrauchtmarkt enorm an Popularität und Kultstatus gewonnen hat. Es handelt sich um einen der frühen Plattenspieler-Klassiker aus dem Hause Dual.

Jetzt mögen einige denken, wieso schreibt der nun über einen Plattenspieler und dazu auch noch über so ein uraltes Schätzchen. Aber gerade diese uralten Plattenspieler von Dual (oder auch Thorens) erleben seit ein paar Jahren eine regelrechte Renaissance. Fakt ist, dass die Zahl der Vinyl-Liebhaber und der Schallplattenverkäufe in den letzten 2 bis 3 Jahren wieder enorm angestiegen ist. Leider gibt es heute kaum noch neue Plattenspieler zu kaufen, und die meisten der Neugeräte haben nicht mehr die Qualitäten der Geräte aus den 80ern und früher.
Daher kaufen sich viele Vinyl-Liebhaber einen alten gebrauchten Plattenspieler (z.B. bei eBay), sofern nicht schon einer im Haushalt vorhanden ist.

Für die jüngeren Leser: Schallplatten, das waren die Vorgänger der heutigen CDs. Große, (meist) schwarze Scheiben mit einem Loch in der Mitte. Zum Abspielen benötigt man einen Plattenspieler.

Zu den beliebtesten Gebraucht-Plattenspielern gehören die 70er-Jahre-Geräte des ehemaligen Schwarzwälder Herstellers Dual. Gerade auch die "zweite Generation" der HiFi-Plattenspieler ist trotz des hohen Alters (oder vielleicht gerade auch deswegen?) wieder sehr beliebt. Mit "zweiter Generation" meine ich die 1200er-Modellreihe, die Anfang der 70er auf dem Markt war, nachdem Dual in den 60ern mit den 1000er-Modellen ("erste Generation") erste Meilensteine in der HiFi-Plattenspielertechnik gesetzt hat.

Der Dual 1218 steht symbolisch für eine ganze Fülle ähnlicher Modelle, die Anfang der 70er auf dem Markt waren und heute wieder in nicht all zu kleiner Stückzahl auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich sind. Der 1218 deswegen, weil ich mit diesem Gerät selbst Erfahrungen gesammelt habe.
Gehen wir zurück in meine Jugend. Ich war zwar nie selbst Besitzer des 1218, aber in meinem (damals) engsten Umkreis, wo ich sehr oft zu Besuch war, befand sich solch ein Exemplar. Ich habe damals sehr viele Stunden mit diesem Gerät Musik gehört. Dieser "Beobachtungszeitraum" erstreckt sich bei mir von Mitte der 70er bis in die frühen 90er Jahre. Wobei die 80er die Spitze darstellen, zu der Zeit hatte ich auch schon selbst HiFi-Geräte, für den direkten Hörvergleich.


ALLGEMEINES ZUM DUAL 1218

Der Dual 1218 war zwischen 1971 und 1973 im Programm. Zu der Zeit war er das zweitbeste Modell in der Dual-Palette. Lediglich noch besser war sein großer Bruder 1219, welcher schon zwei Jahre früher im Programm war und heute absoluten Kultstatus besitzt. Überwiegend unterscheiden sich die beiden Modelle in ihrer Größe und ihrem Gewicht, der 1219 ist größer (erstes Modell mit der großen Platine, welche auch später bei den größten Nachfolgern sowie bei den 500er bis 700er-Modellen verwendet wurden, die anderen hatten ein kleineres Chassis). Technisch sind beide Modelle aber im Großen und Ganzen identisch, auch vom Tonarm her.
Vorgänger des 1218 war der 1209. Aber auch der parallel erschienene 1216 ist erwähnenswert. Beide Alternativen unterscheiden sich vom 1218 vor allem nur in der Tonarmlagerung. Sie sind zum Kauf etwa gleich empfehlenswert.
Ausgeliefert wurde das Gerät mit einem Tonabnehmer der Firma Shure (M75 oder M91), womit man auch heute nicht viel verkehrt machen kann. Das System ist in die obere Mittelklasse einzuordnen, Ersatznadeln gibt es auch noch (ca. 25 bis 40 Euro).
Der Plattenspieler ist komplett mit Gehäuse und Haube ca. 9 kg schwer, allein der Plattenteller wiegt ca. 1,8 kg. Dadurch dreht er sich auch noch einige Minuten nach dem Ende einer Plattenseite, bis er zum Stillstand kommt. Der Durchmesser des Plattentellers ist "nur" 27 cm, daher steht der Rand einer LP leicht über, was aber kein Problem darstellen sollte. Die Plattenspieler mit großem Chassis haben alle einen 30cm-Plattenteller (Vergleich 1219: Plattentellergewicht ca. 3 kg).

Der Neupreis des 1218 lag damals irgendwo zwischen 400 und 500 DM (200 und 250 €). Heute sollte man für ein gut erhaltenes Gebraucht-Exemplar zwischen 25 und 50 Euro einplanen.

Erwähnenswert ist auch noch, dass das Chassis des 1218 auch in einigen besseren Dual-Heimstereoanlagen (Kombi aus Plattenspieler und Verstärker) und Kompaktanlagen (Kombi aus Plattenspieler, Verstärker und Radio) ausgeliefert wurde. Meines Wissens gab es diesen Spieler auch in einigen WEGA-Kompaktanlagen.


DIE OPTIK

Das Gerät war im Laufe der Zeit in unterschiedlicher optischer Ausführung erhältlich. Grundsätzlich verfügten alle Exemplare über ein Gehäuse (Zarge, Konsole) aus massivem Holz. Die erste Version von 1971 wurde noch in einer Zarge mit dem "alten" Design ausgeliefert, wie noch von den Geräten Ende der 60er Jahre bekannt. Auf der Front befindet sich hier ein Aluminium-Streifen, auf dem ziemlich links das schwarze Dual-Logo aufgedruckt ist. 1972 wurde diese Zarge durch eine etwas schlankere, moderner wirkende Holzzarge abgelöst. Die Zierleiste fehlt hier ganz, aber das Dual-Logo befindet sich an ähnlicher Stelle direkt auf dem Holz. Das von mir konkret "getestete" Gerät war eins dieser späteren Generation. Überwiegend sind die Holzzargen in Nussbaum, aber es gab beide Zargen-Varianten auch in Schleiflack-Weiß. Diese sind jedoch viel seltener und teurer. Nach meinem persönlichen Geschmack macht die weiße Version einen etwas edleren Eindruck.
Natürlich gehört auch eine Haube zum Plattenspieler. Diese ist etwas getönt (Rauchglas). Es gab zwei Varianten: die normale Klapphaube, die es auch bei späteren Plattenspielern ausschließlich gab, aber auch die sog. Schiebehaube. Hier bleibt die eigentliche Haube mit der Holzzarge verbunden (man kann sie aber auch auf Wunsch hochklappen), aber den vorderen Teil kann man aufklappen und nach hinten schieben, um den Plattenspieler von vorne bedienen zu können. Der Vorteil: Bedienung des Gerätes ist auch in sehr engen Schrankfächern möglich. Mein "Testobjekt" befand sich damals auch in so einem typischen 60er-Jahre-Wohnzimmerschrank.

Das Laufwerk ist eine Einheit für sich, welche "federnd" in die Konsole eingesetzt ist, so etwas nennt man Subchassis-Prinzip, welches damals bei höherwertigen Spielern sehr beliebt war. Dual fertigten die Plattenspieler nach diesem Prinzip bis 1981.

Die Optik ist natürlich Geschmackssache. Früher war es normal, dass die HiFi-Geräte Holzgehäuse und somit einen "Wohnzimmermöbel-Look" hatten. Ab den 80er Jahren ("Japan-Look") gilt dieses Design bei vielen als altbacken.
Meine Erfahrung war auch, dass die 1200er-Reihe in den 80er Jahren gern als "Opa-Modelle" abgetan wurden, denn der Japan-Look war in meinem Bekanntenkreis angesagt: schlanke Plattenspieler, Kunststoffgehäuse, möglichst in Schwarz. Häufig hatten die Eltern meiner Kollegen noch einen 10xx oder 12xx, und dieser wurde dann gern zur Überspielung aktueller Pop-Alben auf die Kassetten des "Nachwuchses" eingesetzt (denn wer hatte schon einen eigenen Plattenspieler). Da fiel mir auch schon die gute Klangqualität auf, obwohl durch die Kassette einiges verloren ging (zum Klang komme ich aber später noch).
Seit ein paar Jahren werden diese ehemals altbackenen Geräte aber gern wieder gekauft, zumal die meisten eingesehen haben, dass die Technik einfach den Japan-Plastikbombern der 80er und 90er überlegen ist. Gern kombinieren Liebhaber den alten Dual auch mit einem zeitgenössischen HiFi-Receiver oder Verstärker, dann "passt" die Optik auch wieder komplett.


BESONDERE CHARAKTERISTIKA DES 1218 (und verwandter Modelle)

Erwähnenswert ist als erstes der Antrieb. Dieser erfolgt noch über Reibrad (manchmal auch als Treibrad bezeichnet). Das ist ein Gummirad, welches den Plattenteller antreibt. Das Gummirad selbst wird wiederum von der Motorachse angetrieben. Diese Antriebsart ist schon lange veraltet, ab Mitte der 70er Jahre wurde sie komplett durch Riemen- oder Direktantrieb abgelöst. Dennoch ist der Reibradantrieb nicht unbedingt nachteilig. Jedoch kann das Gummi im Laufe der Jahrzehnte verhärten oder spröde werden, was ein Rumpeln bei der Wiedergabe zur Folge haben kann. Ersatz-Reibräder sind nur noch schwer zu bekommen. Daher ziehen viele HiFi-Klassiker-Fans heute den Direkt- oder Riemenantrieb vor, der sich ab Mitte der 70er Jahre durchsetzte.

Eine weitere Besonderheit sämtlicher 12xx-Modelle ist die Wechselfunktion. Man kann die kurze Mittelachse des Plattentellers durch eine mitgelieferte lange Wechselachse ersetzen (sollte sie fehlen, kann man sie auch immer mal einzeln ersteigern). Damit hat man die Möglichkeit, (je nach Modell) mindestens 6 Schallplatten auf der Achse zu stapeln. Diese Platten bleiben so lange oben auf der Achse, bis die aktuelle Platte abgespielt ist und der Tonarm automatisch zurückgeführt wurde. Dann fällt die auf der Achse unterste Platte auf die gerade abgespielte Platte, und der Tonarm wird automatisch aufgesetzt. Man kann sich das ähnlich wie das "Stack-Prinzip" in der Informatik vorstellen: "last in, first out". Dadurch ist also Nonstop-Betrieb möglich.
Jedoch wird den Schallplatten-Liebhabern davon abgeraten, den Dual als Wechsler zu benutzen. Wenn die Platten aufeinander fallen, kann das zu Beschädigungen der Schallplattenoberfläche (Kratzer) führen. Es ist mehr zu empfehlen, auch diese alten Duals ausschließlich als normale Einzelspieler zu verwenden. Ich selbst hatte in meiner musikalischen Anfangszeit auch mal einen Wechsler, aber ein anderes Fabrikat aus einer noch früheren Ära (wen's interessiert: Perpetuum-Ebner PE 66, auch einer aus dem Schwarzwald). Meine Singles hatten nach einigen Jahren viele Kratzer.

Ein weiterer Kaufgrund ist für viele auch, dass er fast komplett mechanisch gesteuert ist. Direkttriebler z.B. haben eine komplexe Elektronik, die im "worst case" auch mal ausfallen kann. Strom bezieht der 1218 eigentlich fast nur für den Motor.

Alle diese Punkte unterscheiden den 1218 (und verwandte Modelle) von den jüngeren Plattenspielern.


DIE BEDIENUNG (CHASSIS)

Kommen wir nun zu den einzelnen Elementen des Laufwerks (Chassis), welches überwiegend in Silber gehalten ist (Alu). Wenn man von oben nach unten auf diese Laufwerkseinheit schaut, finden wir links unten neben dem Plattenteller ein "Rädchen" und einen Hebel.
Mit dem Hebel kann man die Plattengröße wählen. Dies ist wichtig für den Betrieb als Vollautomat und als Wechsler, damit der Tonarm an der richtigen Stelle auf der Platte aufsetzt. Die Automatik ist geeignet für folgende Größen:
• 30 cm: Langspielplatte, Maxi-Single
• 17 cm: Single
• 25 cm: Schellack-Platte, aber auch einige frühe LPs hatten dieses Format

Mit dem Rädchen etwas über dem Hebel kann man die Geschwindigkeit noch mal fein variieren, um +/- 6%. Pitch-Funktion nennt sich das. Ursprünglich war das dazu gedacht, um die Tonhöhe anzugleichen, wenn man parallel zur wiedergegebenen Platte ein Instrument spielt - so steht's noch in der Bedienungsanleitung. Heute ist diese Funktion viel mehr im DJ-Bereich populär. Der DJ gleicht die Geschwindigkeit so an, um die nächste Platte im selben Tempo in das aktuelle Lied zu mixen.

Kommen wir nun zur rechten Seite des Chassis. Rechts unter dem Tonarmlager finden wir das sogenannte Antiskating-Rädchen. Am Tonarmlager selbst befindet sich noch ein Einstellrädchen für die Auflagekraft - sowie das Gegengewicht, das auch noch verstellt werden kann. Mit all diesen Einstellmöglichkeiten kann man z.B. die Auflagekraft verändern oder den Tonarm optimal ausbalancieren. Vor allem ist das notwendig, wenn mal das Tonabnehmersystem gewechselt werden sollte. Übrigens war das Tonarmlager des 1218/19/29 eine neuartige Konstruktion, mit den berühmten beiden ineinander liegenden "Ringen". Bei den Vorgängermodellen und kleineren Brüdern ist das Tonarmlager noch wesentlich einfacher konstruiert.

Weiter unten finden wir den Tonarmlift in Form eines Hebels. Der Tonarm wird so erhöht, dass er nicht auf der Platte aufsetzt - und dementsprechend kann er wieder gesenkt werden. Das ist eine wichtige Bedienungshilfe, wenn der Tonarm manuell auf die Platte gesetzt werden soll (Verwendung als Halbautomat). Man vermeidet dadurch Beschädigungen der Platte und der Nadelspitze. Auch wird der Lift als Pausenfunktion genutzt, wenn man die Wiedergabe mal kurz unterbrechen möchte.

Schließlich finden wir ganz rechts unten noch zwei wichtige Hebel. Der linke ist der Start/Stop-Hebel. Dieser dient dazu, den Plattenspieler automatisch zu starten, d.h. wenn man den Hebel nach links schwenkt, setzt der Tonarm automatisch auf die Schallplatte auf (bitte vorher richtige Plattengröße wählen). Schwenkt man ihn nach rechts, kann man den Wiedergabevorgang vorzeitig unterbrechen, der Tonarm wird automatisch auf die Tonarmstütze zurückgeführt, und der Motor schaltet sich ab.
Der rechte Hebel dient zur Umstellung der Plattengeschwindigkeit. Eine Besonderheit ist, dass der 1218 der (vorläufig) zweitletzte Dual-Plattenspieler war, der noch alle drei Geschwindigkeiten besitzt. Neben den üblichen 33 und 45 also auch noch 78 Umdrehungen pro Minute, für Schellack-Platten. Allerdings ist für die Wiedergabe solcher Platten eine spezielle Nadel erforderlich.
Die späteren Plattenspieler (mit Ausnahme des 1229) hatten nur noch die üblichen 2 Geschwindigkeiten, und grundsätzlich waren seitdem auch Geschwindigkeits- und Plattengrößeneinstellung miteinander gekoppelt, d.h. bei 33 UpM setzt der Tonarm bei 30 cm auf, bei 45 UpM entsprechend bei 17 cm. Sonderformate wie 12"-Maxis konnten nur noch manuell gestartet werden.


TONARM UND TONABNEHMER

Es handelt sich um einen geraden Alu-Rohrtonarm, so wie zu der damaligen Zeit meist üblich. Der schwarze Tonabnehmerkopf (Headshell) macht optisch einen eher klobigen Eindruck, dadurch wirkt er relativ schwer. Was aber ein wenig täuschen kann: der Arm wird lediglich als "mittelschwer" eingestuft. Im Prinzip sind viele Halbzoll-Tonabnehmersysteme für das Gerät tauglich, original ist wie gesagt das Shure M75 oder M91. Dieses System (zumindest in der späteren Geräteausführung) besitzt einen Nadelschutz, den man herunterklappen kann, wenn man den Plattenspieler länger nicht benutzt, ihn reinigen oder transportieren will.
Bei dem Gerät in meinem Bekanntenkreis, welches vor allem in den ersten 15 Jahren sehr oft im Einsatz war, wurde etwa alle 10 Jahre die Nadel erneuert. In den Dual-Bedienungsanleitungen wird allgemein gesagt, dass eine Nadel mindestens 300 bis 500 Betriebsstunden "verkraften" kann und danach mal überprüft werden sollte.


ANSCHLÜSSE

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass dieses Gerät (und "Verwandte") noch über den veralteten DIN-Anschluss verfügen, sofern nicht nachträglich geändert. Verwendet man einen ebenso alten deutschen Verstärker/Receiver, kann man den Plattenspieler direkt einstöpseln (Phono/TA Magnet), für neuere oder japanische/amerikanische Verstärker braucht man noch einen speziellen Adapter für DIN auf Cinch, den bekommt man im Fachhandel. Wichtig ist jedoch, dass der Verstärker über einen speziellen Phono-Eingang verfügt. Fehlt dieser (bei den meisten neueren Geräten der Fall), so benötigt man noch einen sog. Phono-Vorverstärker. Diesen benötigt man auch, wenn man den Plattenspieler direkt an die Soundkarte des PC zum Digitalisieren anschließen möchte.
Sowohl das DIN- als auch das Stromkabel sind fest mit dem Plattenspieler verbunden.


DER KLANG

Klanglich ist der Dual 1218 meiner Meinung nach sehr gut. Er liefert einen klaren, sehr angenehmen Klang und kann durchaus mit modernen CD-Playern mithalten. Er gehört zu den besten Plattenspielern, die ich bisher gehört habe.
Angeschlossen war das Gerät an einen gleich alten Saba-Receiver Typ 8060, welcher trotz seines biederen Designs sehr gute Testergebnisse hatte und sich vor seinen japanischen und amerikanischen Konkurrenten nicht zu verstecken brauchte.
Als ich das erste Mal so richtig begeistert war vom Klang, da besaß ich selbst noch einfachste Plattenspieler mit Kristallsystem und in Mono. Als ich gleiche Aufnahmen mit dem Dual hörte, entdeckte ich wesentlich mehr Details und Feinheiten, der Klang erschien mir viel klarer und auch druckvoller. Teilweise war die Sprache bei gesungenen Liedern auch besser zu verstehen.
In den 80er Jahren konnte ich nun auch Vergleichsstücke in ähnlicher Preisklasse hören. Zum einen den Dual-Plattenspieler 650 RC, ein direktgetriebenes Gerät aus dem Jahr 1979 (damals im Besitz meiner Eltern, seit 1993 in meinem Besitz). Zwischen den beiden Geräten tut sich klanglich nicht viel, ich behaupte mal, dass die beiden Geräte klanglich etwa gleichwertig sind (also beides Spitzengeräte), obwohl sie sich technisch doch stark unterscheiden (Antriebsart). Der 650 gehörte Ende der 70er ebenfalls zu den Spitzenmodellen und war in einer ähnlichen Preisklasse.
Nächstes Vergleichsstück: ein 80er-Jahre-Gerät der Firma Mitsubishi (Japan), in jeder Hinsicht ein typischer 80er-Jahre-Plastikbomber, aber nicht unbedingt der schlechteste (war mein erster eigener HiFi-Spieler, ich hatte ihn fast über die ganzen 80er Jahre in Gebrauch). Der Mitsubishi klang gut, jedoch war er dem Dual (beiden Duals) doch irgendwie stark unterlegen, es fehlte das "gewisse Etwas", bestimmte Details.
Den besten Höreindruck mit dem 1218 konnte ich mir verschaffen, als ich mal Platten über Kopfhörer hörte (immer noch mit dem Saba-Receiver), das waren damals u.a. "Mystify" von Inxs und "I Want It All" von Queen. Mein Eindruck war sehr gut, besser als bei meinem damals aktuellen Japaner.
Einen sehr positiven Höreindruck bekam ich auch mal im Musiksaal meiner damaligen Schule, wo ein "enger Verwandter" des 1218 an einem Elac-Receiver (ca. 1970) seinen Dienst tat. Es war entweder der 1209 oder der 1216, die dem 1218 ja wirklich sehr ähnlich sind. Die Modellnummern habe ich mir damals nicht gemerkt, aber an optische Details kann ich mich sehr gut erinnern. Hier bekam ich bei klassischen Aufnahmen einen hervorragenden Höreindruck, aber auch lief mal "Toccata" von Sky in voller Lautstärke, wobei die Bässe voll zur Geltung kamen.


DIE ALTERNATIVEN

Nicht immer (aber meistens) ist mindestens ein Dual 1218 im Angebot bei eBay, die Dinger wurden nämlich in sehr hoher Stückzahl produziert. Überhaupt stehen sehr viele Alternativen zur Auswahl, gerade von den 12xx-Modellen gab es eine Fülle, bei einigen tut sich auch nicht all zu viel, wenn es ein anderes Modell als der 1218 ist. Deshalb gibt es mal einen groben Überblick:
1209, 1216, 1228: direkte "Konkurrenten". Der 1209 ist älter, der 1216 parallel erschienen (aber andere Tonarmkonstruktion), der 1228 sein direkter Nachfolger mit Stroboskop, aber nur noch 2 Geschwindigkeiten.
1219, 1229: das sind seine großen Brüder, wobei der 1229 sich bis auf das Stroboskop nicht von seinem Vorgänger unterscheidet.
Alle anderen Modelle bis 1226 sind Einstiegs- bis Mittelklassegeräte, teils nur noch mit 2 Geschwindigkeiten. Höhere 12xx-Zahlen bzw. solche Modelle gehören schon der neueren Generation an, überwiegend mit Riemenantrieb.
Andere absolute Spitzengeräte aus der Zeit sind der 601 und 701 (allerdings andere Antriebe). Durchgehend sehr gute Qualität (Spitzenklasse bis annähernd Spitzenklasse) bekommt man auch, wenn man sich für ein anderes Modell der 6xx oder 7xx-Reihe bis Baujahr 1981 entscheidet (604/621, 606/626/650, 704/721, 714/731; die anderen Modelle sind jünger und bis auf einige 700er nur noch bedingt zu empfehlen). Mit der 5xx-Reihe (Riemenantrieb) fährt man auch ganz gut, wenn es gute Mittelklasse sein soll. Wie man sieht, sind die meisten alten Dual-Spieler sehr empfehlenswert.

Man muss beim Gebrauchtkauf natürlich bedenken, dass die wirklich empfehlenswerten Dual-Plattenspieler meistens schon über 25 bis 40 Jahre alt sind und somit auch schon viele Stunden gelaufen haben. Das bedeutet wiederum Verschleiß und Fehleranfälligkeit, vor allem wenn man die Vorgeschichte des ersteigerten Gerätes nicht kennt. Lange Standzeit (z.B. auf dem Dachboden) kann auch bewirken, dass mechanische Teile verharzen und erst mal wieder gereinigt, geölt oder geschmiert werden müssen. Dann ist natürlich der Zustand der Nadel bzw. des Tonabnehmers wichtig. Man sieht schon, man kann zwar auf dem Gebrauchtmarkt ein hochwertiges Gerät bekommen, andererseits ist das ganze auch ein Risiko. Auch der Versand ist ein Risiko, nicht jeder verpackt das Gerät so, damit es auch wirklich heil ankommt.


FAZIT

Meiner Meinung nach ist der Dual 1218 trotz seiner 34 Jahre ein immer noch alltagstauglicher Spitzenplattenspieler, der besser klingt als die meisten Neugeräte. Dazu ist er auch noch einer der robustesten Plattenspieler, die je gebaut wurden. Mit der Optik muss man sich natürlich schon anfreunden, er wirkt wirklich heute etwas "rustikal" mit seinem Holz-Design und recht klobigen Headshell.
An diesem Gerät könnte man durchaus noch lange Zeit Freude haben, wenn man diese im Durchschnitt 30 bis 50 Euro für einen Gebrauchten investiert. Jedoch empfehle ich diesen Plattenspieler nur Leuten, die technisch etwas versiert sind. Bei vielen Gebrauchtgeräten fallen erst mal Wartungsarbeiten an, bis man sie wieder in Betrieb nehmen kann. Typische Störquellen bei diesen alten Duals sind die Mechanik (bewegliche Teile können verharzen), die Tonarm-Automatik, die Nadel bzw. das Tonabnehmersystem, das Reibrad, oder auch das Kabel zum Verstärker. Immerhin ist dieser Dual mehr als 30 Jahre alt! Etwas handwerkliches Geschick und technische Kenntnisse sind schon von Vorteil.
Denkbar ist eine solche Anschaffung auch, wenn man noch alte Schellack-Platten besitzt und hören will. Der 1218 war einer der letzten Plattenspieler mit der 78er-Geschwindigkeit - und somit auch einer der technisch am meisten ausgereiften!
Wenn ich persönlich auf einen "neuen" Plattenspieler angewiesen wäre, käme dieses Gerät eher weniger in meine erste Wahl, da ich ihn persönlich etwas zu alt finde (es gibt Dual-Geräte der End-70er, die klanglich gleichwertig oder besser sind) und das Design auch nicht so sehr in meine Räumlichkeiten passt. Ich persönlich finde die 500er bis 700er-Modelle von Ende der 70er Jahre wesentlich eleganter. Aber das ist alles Geschmackssache.
Meine Beurteilung: vier Sterne und ein "empfehlenswert". Das extrem hohe Alter, die wahrscheinliche Wartungsanfälligkeit nach 30+ Jahren und das vielleicht nicht mehr ganz so zeitgemäße Design (Geschmackssache) führten zu einem Punktabzug, während die Stärken ganz klar in der schweren Verarbeitung und dem sehr guten Klang liegen.

Übrigens, das Exemplar, mit dem ich diese Erfahrungen sammelte, "lebt" noch heute! Und das ohne irgendeine besondere Wartung. DAS war noch deutsche Wertarbeit!

Erstveröffentlichung von mir unter gleichem Benutzernamen auch bei ciao.de in 06/2005

32 Bewertungen, 4 Kommentare

  • PaterBrown

    16.08.2005, 02:58 Uhr von PaterBrown
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... weil er damals besser war als das ganze andere "Gerümpel", musste (bzw. durfte *g*) ich immer meinen Dual bei den diversen Parties herhalten lassen... aber damals hatte man auch noch Respekt vor Hi-Tech *g* und ich hatte immer kostenlose

  • azadfan

    11.08.2005, 13:17 Uhr von azadfan
    Bewertung: sehr hilfreich

    Für die jüngeren Leser: Schallplatten, das waren die Vorgänger der heutigen CDs. Große, (meist) schwarze Scheiben mit einem Loch in der Mitte. Zum Abspielen benötigt man einen Plattenspieler. <--- das hättest du dir sparen k&

  • Audiomanic

    10.08.2005, 23:14 Uhr von Audiomanic
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... ´n Kumpel von mir hat so einen PS. Und das schon seit vielen Jahren. Altes ist oft besser, als der neue Kram, aber wem sag ich das....;o) LG, JEns

  • Magayla

    10.08.2005, 22:44 Uhr von Magayla
    Bewertung: sehr hilfreich

    daß der Bericht hier genau so erfolgreich wird ! GLG Matthias