Eversbusch Doppel-Wachholder Testbericht

Eversbusch-doppel-wachholder
ab 9,59
Auf yopi.de gelistet seit 01/2004
5 Sterne
(1)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  gut
  • Wirkungsgrad:  sehr gering
  • Nachwirkungen:  sehr stark
  • Kultstatus:  sehr hoch

Erfahrungsbericht von klausalfred

Volker und der Eversbusch

5
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  gut
  • Wirkungsgrad:  sehr gering
  • Nachwirkungen:  sehr stark
  • Kultstatus:  sehr hoch
  • Kaufanreiz:  Preis

Pro:

Würziger Geschmack, hoher Alkoholanteil, in Maßen genossen gut für die Gesundheit

Kontra:

schwer zu bekommen, nicht gerade billig

Empfehlung:

Ja

Wieso heißen eigentlich alle Wirte Holger oder Volker? Wie, das glaubt ihr nicht? Na, jedenfalls die Wirte, die ich mit Vornamen kenne, die heißen alle Holger oder Volker... Na ja, wenigstens die meisten. Da gibt es Holger, den Wirt vom Gasthaus Hoeck, dem angeblich ältesten in Charlottenburg. Und dann gibt es Holger, den Wirt der Kölner Gaststätte „Zum Bitburger“. Dieser Name ist weg- und richtungsweisend. Volker und seine Kölner Eckkneipe am Friesenplatz stellen eine Art Diaspora für Zugereiste – auf Kölsch Imis – dar. Inmitten einer vom labbrigen obergärigen Kölsch beherrschten Kneipenszene vertritt er trotzig eine Minderheit. Bei ihm gibt es kein Kölsch, nur frisch gezapftes Bitburger. Seine Buletten, Frikadellen heißen die hier, sind besser als alle, die ich in Berlin kenne. Ja. sogar besser als die von Holger. Volkers größtes Verdienst aber ist es, mich mit Eversbusch bekannt gemacht zu haben.

Ich muss vorausschicken, dass ich mir während meiner Pendlerzeit in Köln angewöhnt hatte, nach Feierabend bei vorbeizugehen, auf ein Bier, einen Schnaps und eine Bulette. Als Schnaps hatte ich hier zunächst immer „Wacholder“ bestellt, weil es den in Berlin und Brandenburg kaum gibt, er aber aromatischer ist als Korn. Außerdem ist er gut für die Gesundheit, aber dazu komme ich später.

Eines Abends fragte mich Holger, ob ich nicht einmal einen Eversbusch probieren wolle. Da ich für neue Genüsse immer sehr aufgeschlossen bin, bejahte ich seine Frage. Er holte aus dem Kühlfach in seiner Theke eine rötlich-braune Steingutflasche und aus einem anderen Kühlfach ein Schnapsglas und füllte es mit einer klaren Flüssigkeit. Ich schnupperte, ein würziger Duft stieg in meine Nase. Ich setzte an, nahm einen kleinen Schluck – köstlich. (Ein etwas ausführlicherer Versuch der Geschmacksbeschreibung kommt später.)

Seitdem war’s mir und nach wenigen Tagen auch Volker und seiner Frau klar: Wenn ich am Abend reinkam, wollte ich neben dem Pils und der Bulette auch einen Eversbusch. Das musste ich bald nicht mehr sagen. Ich setzte mich an einen der wenigen kleinen Tische und bekam den gewohnten „Dreierpack“. Als Helma mich mal in Köln besuchte, musste natürlich auch sie den Eversbusch versuchen. Und ich sage euch, auch sie war begeistert.

Aber nach einem Jahr ging die Zeit des Pendelns – zum Glück – vorbei. Ich ging nach Feierabend nicht mehr in die Kneipe, sondern nach Hause, wie sie das gehört. Doch ab und zu erinnerte ich mich an diesen tollen Wacholder. Wir schauten vergeblich in die Regale unseres eigentlich gut sortierten Getränkeladens in der Wilmersdorfer Straße und fragten vergeblich auch im KaDeWe nach. Eversbusch scheint hier nicht verbreitet zu sein.

Dann näherte sich mein Geburtstag, und mein mich liebendes Weib schaute sich nach Geschenken um. Im Internet gab es damals noch keine Antwort, wenn man www.eversbusch.de eingibt. (Inzwischen lohnt sich aber das Anklicken dieser Seite, wenn man mehr über die Familie und den Wacholder als solchen erfahren will.)

Aber Helma ist ja findig. Sie rief Holger, den Wirt, an und fragte ihn nach dem Herkunftsort des köstlichen Getränks. Denn den hatte ich mir nicht gemerkt. Volker las ihr vom Flaschenetikett vor, dass der Eversbusch im westfälischen Hagen-Haspe destilliert wird. Das Internet-Telefonbuch nannte ihr drei Besitzer dieses Namens. Sie wählte den ersten an. Er war der richtige, nämlich ein Mann aus der Sippe der Eversbuschs, die in den lokalen Chroniken erstmals im Jahre 1634 erwähnt wird. Ob Helma nun mit Peter oder Christoph, den beiden derzeitigen Geschäftsführern, sprach, lässt sich nicht mehr feststellen. Jedoch nannte ihr Gesprächspartner meinem Weib die einzige Berliner Bezugsquelle, eine Getränkegroßhandlung in Spandau. (Für Spandauer: Entschuldigt die Verkürzung. Natürlich weiß ich, dass ihr euch ungern als Berliner bezeichnen lasst.)

So kam es, dass ich zu meinem Geburtstag unter den zahlreichen Päckchen auch ein langes rundes fand, das die charakteristische Steingutflasche in sich barg, in die die Eversbuschs ihren Doppelwacholder seit 1991 abfüllen. (Helma hätte für die 0,7-l-Flasche 18,10 Euro bezahlt, wenn sie sie bei der Firma direkt bestellt hätte. Was sie in Spandau bezahlt hat, hat sie natürlich nicht verraten.)

Mit dem Etikett will mich nicht lange aufhalten. Nur mit dem Ratschlag am Kopf des gelb-roten Aufklebers: „Nicht runtergießen. Gut kühlen“. Ansonsten steht drauf, was drin ist: Bester westfälischer Doppel-Wachholder, 46 % vol., reingebrannt aus feinsten Wachholderbeeren.

Ich schritt also zur Tat, schenkte mir und meinen Lieben jeweils ein Gläschen ein und beherzigte den Rat des Herstellers. Ich nippte. Ja, da war er wieder, der unnachahmliche Geschmack des Wacholders. Auf der Zungenspitze fühlt er sich erst weich an, fast ölig. Dann entwickelt sich das Aroma im Rachenraum. Die 46 Prozent kommen dann voll zur Geltung. Und damit ihr seht, dass das Zeug auch anderen schmeckt, hier die Kommentare meiner Lieben:

Helma: „Mhmmm.“

Katrin: „ Er ist würzig, stark, ein Schnaps, der alles wegbrennt. Der Geruch ist noch besser als der Geschmack, anders als bei anderen Schnäpsen, er ist klar und geradliniger. Dagegen schmeckt Korn nach nichts.“

Lottchen: „Ich rieche richtig die Beere. Der Geschmack ist auf der Zunge noch kräftig, dann schmeichelt er den Gaumen und geht wohlig abwärts. Er wirkt unaufdringlich noch lange nach.“

Aber wie bei einem guten Wein helfen auch hier die Beschreibungen nicht richtig weiter. Probiert ihn selbst. Dann werdet auch ihr die Beeren schmecken, die die Eversbuschs seit über drei Generationen vom selben Importeur aus der Toskana beziehen.

Diese Beeren stammen vom Wacholderbaum (Juniperus), der 2002 zum Baum des Jahres gewählt wurde. Wir finden ihn als Strauch in der Heidelandschaft, in Parks und Steingärten. Die Blüten sind grün und unscheinbar, die reifen Beeren sind kugelrund, schwarzblau und etwa fünf bis acht Millimeter groß. Da man sie sehr schlecht pflücken kann, breitet man Tücher auf dem Boden aus und klopft die reifen Beeren ab. Sie sind sehr aromatisch, auch Gin und Genever werden aus ihnen destilliert.

Aber dass ihr mir nicht auf die Idee kommt, ich schätze den Eversbusch allein wegen seines Geschmacks. Nein, so ein Wacholderschnaps ist ungemein gesund. Wacholderbeeren gelten als blutreinigend, wassertreibend und verdauungsstärkend. Auch bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht sollen sie ihre Heilkraft beweisen. Pfarrer Sebastian Kneipp hat Wasserdampfdestillationen bei Rheuma, Gicht, Angstzuständen und zur Blutreinigung benutzt. Merkt ihr was? Destillationen hat Sebastian Kneipp benutzt. Damit ist wohl alles klar. Zum Wohl.

25 Bewertungen