Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Taschenbuch) / Christiane F. Testbericht
- Handlung:
- Niveau:
- Unterhaltungswert:
- Spannung:
- Humor:
- Stil:
Erfahrungsbericht von Tweety30
... vom Weg abgekommen ...
Pro:
total ergreifend
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Nach der Wende bekam ich dann das Buch, inzwischen habe ich es schon mehrere Male gelesen und es ist immer wieder so packend, dass man es nicht mehr aus der Hand legen will.
Das Buch wurde 1978 geschrieben. Stern-Reporter trafen die damals 15-jährige Christiane F. bei einem Gerichtsprozess und führten mit ihr ein Interview. Aus den Tonbandprotokollen entstand ein ganzes Buch.
Christine war 6, als sie mit ihren Eltern und ihrer 1 Jahr jüngeren Schwester nach Berlin zog. Vorher lebten sie in Hessen auf dem Land, wo es für die Kinder wunderschön war. Jetzt versprach sich der Vater die große berufliche Karriere in Berlin, was aber völlig schief ging. Die Familie landete in einer kleinen Wohnung in der Gropiusstadt. Die großen weißen Hochhäuser fand ich, vom Osten Berlins gesehen, immer so toll. Wie blöd es dort vor allem für die Kinder war, erzählt Christiane in dem Buch sehr ausführlich.
In Berlin herrschen andere Regeln als auf dem Land. Hier zählt nur Stärke und eine große Klappe. Das lernt Christiane schnell und freundet sich mit dem stärksten Mädchen ihrer Klasse an, Kessi. Diese nimmt sie mit in das "Haus der Mitte". Eine Einrichtung des evangelischen Zentrums, wo die Eltern glauben, ihre Kinder wären gut behütet. Aber dort machen schon die ersten Drogen die Runde, es wird Hasch geraucht und Pillen genommen, die vom öden Alltag ablenken.
Dann eröffnet in Berlin das "Sound", die modernste Discothek Europas und obwohl Christiane erst 13 ist, schminkt sie sich und kommt ohne Probleme rein. Dort lernt sie Detlef kennen, der schließlich ihr Freund wird und viele andere Leute, bei denen sie irgendwann merkt, dass eigentlich alle Drogen nehmen.
Christiane bleibt mit 13 schon nächtelang von zu Hause weg und eigentlich fragt man sich, wieso die Eltern das erlauben. Der Vater, frustriert durch seine Arbeitslosigkeit, begann die Kinder regelmäßig zu verprügeln. Die Mädchen hatten total Angst vor ihm und waren froh, wenn er abends weg war. Somit versuchte auch Christiane, so viel wie möglich von zu Hause wegzubleiben. Die Mutter wurde als Kind von ihrem Vater total eingeengt und wollte ihrer Tochter nun die Freiheit bieten, die sie nie hatte. Als sie sich schließlich von ihrem Mann trennt, geht sie von Früh bis Abend arbeiten, um Christiane etwas bieten zu können, deren Schwester irgendwann zum Vater zieht.
Das mit den Drogen war noch recht neu in Berlin, der Markt fing gerade erst an, richtig zu blühen. Somit hatten die Eltern und Behören noch keinerlei Ahnung, was man dagegen tun könnte und die Eltern dachten ja auch keinen Augenblick daran, dass ihr Kind so was nehmen würde.
Zunächst nimmt Christiane nur irgendwelche Aufputschmittel und raucht mal einen Joint. Bald jedoch bringt das nicht mehr den richtigen Kick und als sie merkt, dass Detlef bereits H (Heroin) spritzt, will sie es auch versuchen. Es passiert schließlich nach einem David Bowie - Konzert, da snieft sie das erste Mal H, da sie sich noch nicht traut, die Spritze zu setzen. Das ist 1 Monat vor ihrem 14. Geburtstag.
Sie ist bereits im Teufelskreis gefangen, es geht nur noch abwärts. Sie schläft in dreckigen, stinkenden Fixerbuden und Detlef geht für beide auf den Strich am Bahnhof Zoo. Christine geht nach der Schule auch immer dort hin, bringt ihren Freunden was zu Essen mit und will doch eigentlich nur mit Detlef zusammen sein.
In der Schule schläft sie meistens. Seit sie auf die Gesamtschule geht, kümmert sie sowieso kein Lehrer mehr um den Einzelnen. Die Anwesenheit wird nur morgens kontrolliert, dann fällt es nicht mehr auf, wenn man abhaut.
Zwischendurch, in den Ferien, fährt Christiane mal mehrere Wochen zu ihrer Oma aufs Land. Da wird sie wieder richtig zum Kind, spielt mit ihren alten Freunden mit den Tieren und im Wald. Könnte sie für immer dort bleiben, wäre alles gut geworden, aber sie muss wieder zurück nach Berlin, zur Schule, zu Detlef, zum Bahnhof Zoo.
Christiane ist eigentlich schon ein körperliches Wrack, als die Mutter endlich merkt, was mit ihr los ist. Zusammen mit Detlef machen sie einen Entzug in Christianes Kinderzimmer. 14 Tage, und die Mutter war froh, dass endlich alles vorbei ist. Tja, so leichtgläubig waren die Eltern damals, weil es noch keine Infos gab und niemanden, der über Drogen aufklärte.
Christiane und Detlef, total froh, dass sie es geschafft hatten, erst mal hin zu den Kumpels und voller stolz vom Entzug erzählt. Und zur Feier des Tages gab es erst mal einen Druck. Und alles war beim Alten.
Irgendwann reichte das Geld nicht mehr aus, das Detlef beim Anschaffen verdiente und Christiane musste selbst mit ran. Alles drehte sich nur noch um H. Immer wieder standen Berichte in den Zeitungen mit den neuesten Drogentoten, immer wieder Leute, die Christiane kannte. Irgendwann sogar ihre Freundin Babsi, sie war erst 14.
Christiane wird öfters wegen Drogenbesitzes von der Polizei verhaftet, macht etliche Entzüge, lässt sich sogar freiwillig in eine Irrenanstalt einliefern, aber sie landet immer wieder beim H.
Manchmal hat sie klare Momente, in einem solchen erkennt sie, dass ihre Träume vom Leben mit Detlef ohne H nur Quatsch sind, dass sie niemals davon loskommt und sie beschließt, sich den letzten, den "Goldenen Schuss" zu setzen. Doch ihr Plan misslingt, sie überlebt.
Die Eltern schicken sie zu Verwandten auf ein Dorf in der Nähe von Hamburg, dort geht sie zur Schule, macht ihren Abschluss, lebt ohne Drogen. So endet das Buch.
Zwischendurch wird Christiane´s Geschichte immer wieder unterbrochen, dann kommen die Mutter und andere Kontaktpersonen zu Wort. Sehr interessant finde ich die Meinung der Mutter, die doch ziemlich hilflos war, obwohl sie sich an alle möglichen Institutionen und Behörden wandte. Man hatte zu wenig Erfahrungen, die Wartezeit für einen Therapieplatz war immer viel zu lang und auch nur für Leute, die es wirklich Ernst meinten.
Ich hätte euch so gerne noch mehr Einzelheiten erzählt, das Buch ist so fesselnd.
Aber wenn ihr Interesse habt, kauft es euch lieber selber. 1981 hat Bernd Eichinger das Buch auch verfilmt, im Film wurden aber viele wichtige Details weggelassen.
Hier noch einige Details zum Buch:
Taschenbuch
Bei Amazon 9,90 Euro
Sprache: Deutsch
Broschiert - Stern-Verlag
Erscheinungsdatum: 2004
ISBN: 3570023915
324 Seiten
Meine Ausgabe (die 37.) ist aus dem Jahre1994, daher noch in der alten Rechtschreibung verfasst und trotzdem noch mit einigen Rechtschreibfehlern. Einmal ist auch eine Jahreszahl falsch angegeben. Ansonsten sehr fesselnd in der damaligen Ausdrucksweise der Jugend geschrieben. Da lernt man z.B., dass es damals, in den 70ern, Teenie-Bopper-Musik gab, aber David Bowie viel cooler war, und dass Anziehsachen nicht Klamotten, sondern "Zeug" hießen. Bei Entzugserscheinungen sind sie "auf Turkey", was auf Deutsch eigentlich Truthahn heißt und wenn ein Truthahn erregt ist, flattert er.
In der Buchmitte findet ihr mehrere Fotos von Christianes Freunden und Bekannten, Bilder vom Bahnhof Zoo und vom "Sound".
Aber wie ging es mit Christiane nach dem Buch weiter?
Im Internet hab ich folgenden Text gefunden:
Nach turbulenten Jahren in den USA und in Griechenland lebt Christiane Felscherinow als Buchbinderin in Berlin-Neukölln und ist nach vielen Entzügen und Rückfällen von ihrer Drogensucht geheilt. Sie hat einen Sohn, Jan-Niklas (* 1996).
Christiane wirkte außerdem in den Filmen Neonstadt (1981), einem Film über das Großstadtleben von Absolventen der Münchner Filmhochschule, und Decoder (1983) mit. Letzterer behandelt Musik und Töne als Hauptthema
Durch das Buch wurde sie reich, sie bekam Millionen dafür. Aber von den Drogen kam sie nicht los.
Das Buch sollte jeder mal gelesen haben. Es zeigt so richtig krass den Verfall eines Menschen auf, der drogensüchtig ist. Auch wenn es heute andere Drogen sind, an denen die Leute kaputt gehen, so gibt es doch garantiert einige Parallelen.
Ich war stellenweise auch erstaunt, wie sehr sich Christiane an einzelne Details erinnern konnte. Und wenn sie das soziale Umfeld erläutert, in dem sie lebte, kann man ihren Absturz auch irgendwie nachvollziehen.
Ich glaube, mein Bericht ist diesmal ganz schön lang geraten. Ich danke allen, die ihn trotzdem bis zum Schluss durchgelesen haben.
Einen suchtfreien Tag wünscht euch
Tweety30___
122 Bewertungen, 28 Kommentare
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22.01.2015, 09:50 Uhr von Modelunatic
Bewertung: sehr hilfreichSH & liebe Grüße
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04.10.2011, 18:55 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSollte Pflichtlektüre in der Schule sein !
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10.01.2009, 17:39 Uhr von misscindy
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr schöner Bericht, lg Sylvia
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31.12.2008, 22:29 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichKultgeschichte meiner Jugend, dass mich vor dem Drogenkonsum bewahrt hat lg
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24.12.2008, 11:46 Uhr von wolli007
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße, Wolli
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16.06.2008, 17:34 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich Dein Bericht, liebe Grüsse von Pet
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30.12.2007, 23:55 Uhr von paula2
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße
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11.08.2007, 14:33 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLG Damaris
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16.04.2007, 21:48 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichEs grüßt die Leseratee.
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20.01.2007, 16:53 Uhr von panico
Bewertung: sehr hilfreichlg panico:-)
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16.08.2006, 19:38 Uhr von MatthiasHuehr
Bewertung: sehr hilfreichCiao Matthias
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24.07.2006, 17:56 Uhr von Volker111
Bewertung: sehr hilfreichInzwischen ein Klassiker ;-)
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11.07.2006, 21:07 Uhr von Fantomiss
Bewertung: sehr hilfreichtoller bericht! das buch hat mich auch total mitgenommen...
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10.07.2006, 09:25 Uhr von honeymaus
Bewertung: sehr hilfreichSH & LG, Manuela
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22.05.2006, 16:59 Uhr von Estha
Bewertung: sehr hilfreichsh... @};----..lg susi
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20.05.2006, 17:40 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh! ..... LG, Marianne ;o)
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28.04.2006, 22:10 Uhr von Zuckermaus29
Bewertung: sehr hilfreich"sh" von mir für Dich :o) <br/>Liebe Grüße <br/>Jeanny
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25.04.2006, 13:39 Uhr von lana80
Bewertung: sehr hilfreichecht gutes Buch. LG lana
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23.04.2006, 19:30 Uhr von Mogry1987
Bewertung: sehr hilfreichSH ;) LG Stefanie :)
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11.04.2006, 14:19 Uhr von iii
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich
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24.03.2006, 14:53 Uhr von Sarah1509
Bewertung: sehr hilfreichMuss man sich echt mal angucken!
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16.03.2006, 13:34 Uhr von Connector
Bewertung: sehr hilfreichDanke für deine Lesung und zur Belohnung folgt auch gleich eine Gegenlesung. LG an Dich!
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05.03.2006, 18:13 Uhr von Nathalie
Bewertung: sehr hilfreichDanke für deine Bewertungen.Liebe Grüsse Nathalie
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18.12.2005, 17:28 Uhr von Flute
Bewertung: sehr hilfreichLg. Dunja
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23.10.2005, 13:03 Uhr von campimo
Bewertung: sehr hilfreichIch finde es absolut gut, wie du deine perönliche Sichtweise - damals aus der DDR - in den Bericht einbringst. <br/>Mit dem Kiffen und den Trips hatte sie schon im Haus der Mitte angefangen, und sogar sehr viel genommen. Im Sound kam sie dann auf H. Die Mu
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17.09.2005, 12:14 Uhr von mannhal
Bewertung: sehr hilfreichliegt dieses Buch und auf Grund deines Testberichtes werde ich es mir auch mal zu Gemüte führen, denn ich denke, es zahlt sich aus...
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01.09.2005, 20:43 Uhr von topfmops
Bewertung: sehr hilfreichsehr gut, als film........
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01.09.2005, 18:50 Uhr von Schnuffelinchen
Bewertung: sehr hilfreich...wenn es um eine die Geschichte eines drogenabhängigen Mädchens geht. Toller Bericht. LG, Schnuffelinchen
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