Four Rooms (DVD) Testbericht

Eigentlich wollte ich ja Monster AG im Angebot für 13 Euro kaufen, aber nachdem der Film schon ausverkauft war, habe ich aus lauter Verzweiflung zu "Four Rooms" gegriffen, einem weiteren Werk von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Die beiden sind ja dank "Irgendwann in Mexico" und "Kill Bill Vol. 1" momentan sehr angesagt und diesem Sog konnte ich mich auch nicht entziehen...

** Der Film
Es ist Silvesternacht und der neue Hotelpage Theodor (kurz: Ted) tritt seinen neuen Job an und bekommt noch von seinem Vorgänger zu hören, wie er sich als perfekter Page zu verhalten hat. Ein wichtiger Leitsatz: "Der Schwanz bleibt in der Hose". Doch dann beginnt die Nacht und Ted bringt die ersten, ausschließlich weiblichen, Gäste in die Honeymoon Suite. Dort trifft sich ein Hexenclub, um eine andere Hexe wieder zum Leben zu erwecken. Als Zutaten für den nötigen Zauberspruch musste jede Hexe etwas mitbringen, z.B. Tränen, das Blut einer Jungfrau, Schweiß und auch Sperma, welches die zuständige Hexe leider geschluckt hat. Und wo bekommt man auf die schnelle Neues her? Klar, vom Pagen....

Kurz darauf betritt Ted das Zimmer 404 und trifft dort auf ein merkwürdiges Ehepaar: Die Frau ist gefesselt und geknebelt und der Mann fuchtelt mit einer Pistole herum und beginnt Ted auszufragen. Doch der schusselige Ted weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Was will der Mann bloß von ihm? Glaubt er, dass er eine Affäre mit seiner Frau hat? Und kommt Ted lebend wieder aus dieser Situation hinaus? Selbstverständlich, denn im nächsten Zimmer wartet schon der böse Gangsterboss mit seinen Kindern auf Ted....

Der Gangsterboss und seine Frau machen sich fertig für eine Party, kriegen aber die Haare des Sohnemanns nicht aalglatt gelegt, sodass sie beschließen, ihren Sohn und die etwas größere Tochter im Hotel zu lassen. Nun wird Ted als Babysitter engagiert, der alle halbe Stunde mal nach dem Rechten sehen soll und darauf zu achten hat, dass die unartigen Sprösslinge vor Mitternacht zu Bett gehen. Doch die denken gar nicht daran, sondern tyrannisieren Ted pausenlos, bis der kurz vor einem Herzinfarkt steht.

Ein weiterer Auftrag steht dem Pagen noch bevor, denn kurz nach Mitternacht wird er ins Penthouse gerufen, wo ein semibekannter Schauspieler (Quentin Tarantino höchstpersönlich) ihn gerufen hat. Er bietet ihm sofort ein Glas teuren Champagners an und lädt Ted zu einer Wette ein, bei der ein Kübel voll Eis, ein Brett und ein Hackebeil eine entscheidende Rolle spielen werden....

Insgesamt eine unvergessliche Nacht für Ted!

** Kritik zum Film
Die vier Episoden wurden von verschiedenen Regisseuren gedreht und entstammen auch der Feder unterschiedlicher Drehbuchschreiber, was deutlich zu merken ist. Während die Szene in der Honeymoon Suite mit dem Hexenclub (gedreht von A. Anders) noch ein recht netter Einstieg in den Film ist und auch mit einigen Lachern aufwarten kann, plätschert die Szene im Zimmer 404 (Regie: A. Rockwell) nur langatmig vor sich hin. Ted wird immer nervöser und man merkt deutlich, dass seine Nerven angesichts der Pistole nicht mehr lange mitspielen werden, aber in dieser Szene fehlte eindeutig die Pointe. Die zweite Episode kann im Prinzip nur mit einem Witz aufwarten, den ich fast verpasst hätte, weil ich aus Langeweile zwischendurch in der Fernsehzeitung geblättert habe.

An dieser Stelle war ich halbwegs versucht, den Film vorzeitig auszustellen, da ich ein wenig gelangweilt war und mit dem Film auch nichts anfangen konnte. Allerdings kann ich jedem nur raten, die beiden folgenden Episoden noch abzuwarten und sich erst dann ein Urteil über den Film zu machen, denn die Höhepunkte von "Four Rooms" folgen noch...

Die beiden Abschlussszenen jedoch sind nämlich die Highlights des Filmes, hier merkt man doch deutlich die Handschrift von Rodriguez und Tarantino, die ihren beiden Szenen wesentlich mehr Gags verpasst haben. Die Episode mit den beiden unartigen Gangsterkindern (Regie: Rodriguez) wird immer verrückter und abgefahrener, bis schließlich das perfekte Chaos ausgebrochen ist mit Ted mittendrin, als der Gangsterbox von seiner Party zurückkommt. Um nichts vorweg zu nehmen, möchte ich nicht mehr zu der Szene verraten. Nur noch ein kleiner Tipp: Der Gangstersohn schaltet zielsicher den Pornosender im Fernsehen an, dort ist die strippende Selma Hayek zu sehen!

Die Szene im Penthouse (Regie: Tarantino) beginnt erst ganz zögerlich mit einer Unterhaltung zwischen Ted und dem Schauspieler, wird dann aber schlagartig interessant, als Ted die Wette unterbreitet wird und er sich in einer verzwickten Situation sieht. Das Ende dieser Episode ist dann eine kleine Überraschung. Insgesamt wirklich sehr gelungen. In der letzten Szene hat auch Bruce Willis noch einen kleinen Gastauftritt, doch die meiste Zeit sieht man ihn nur telefonierend durch ein Nebenzimmer laufen.

Meine Punkte:
Hexenclub: 3 von 5 Sternen
Zimmer 404: 2 von 5 Sternen
Gangsterkinder: 5 von 5 Sternen
Penthouse: 5 von 5 Sternen
Insgesamt: knapp 4 von 5 Sternen

Four Rooms ist ein merkwürdiger Episodenfilm, der sicherlich keine Unmengen an Produktionsgeld gekostet hat, er kommt völlig ohne Special Effects und Action aus und ist dennoch sehenswert und unterhaltsam, zumindest für einen Freund von Episodenfilmen im Stile Tarantinos. Von Tarantino erwartet man keine leichte, witzige Kost, er liefert einem immer abgefahrene Geschichten mit vielen Lachern. Man bekommt hier keine Komödie im üblichen Sinne zu sehen, sondern eine Komödie auf Tarantino-Art, die sich aber dennoch von Tarantinos üblichen Filmen unterscheidet.

Als Schauspieler fällt eigentlich nur Tim Roth als der Hotelpage Ted auf, der zunächst sehr schüchtern seinen Dienst antritt und sich nur schwerlich von einer Hexe dazu überreden lässt, sein Sperma zu "spenden", doch im Verlaufe des Filmes versinkt Ted immer mehr im Chaos, sein Nervenzusammenbruch steht kurz bevor, spätestens als die Kinder ihn völlig verrückt gemacht haben. Tim Roth spielt diese Rolle wirklich herrlich komisch und beherrscht dadurch den gesamten Film, zumal er der einzige Schauspieler ist, der an allen Szenen beteiligt ist.

Sämtliche anderen Schauspieler haben eigentlich nur Nebenrollen, da sie zumeist nur in einer Szene auftauchen und somit kleine Rollen haben. Positiv sind mir die kleinen Gangsterkinder aufgefallen, die wirklich schrecklich nervig und fies waren. Antonio Banderas hatte leider nur eine Mini-Rolle, die er aber gewohnt überzeugend gespielt hat. Bei Quentin Tarantino hatte ich fast das Gefühl, dass er sich selbst dargestellt hat, denn irgendwie ist er ja auch ein semibekannter Schauspieler, genau wie seine Filmrolle, der sicherlich ziemlich durchgeknallt ist und ständig verrückte Ideen hat.

** DVD
Bildformat: Widescreen (sah bei mir aus wie 4:3-Format)
Tonformat: Deutsch DD 5.1
Lauflänge des Filmes: 94 min.
Ländercode: 2 PAL
Genre: Komödie
FSK: ab 16 Jahren
aktueller Preis: 4,99 Euro bei Saturn-Hansa, 9,99 Euro bei amazon.de

** Specials
* Trailer: Auf der DVD befinden sich Trailer zu folgenden Filmen: Terminator 2, Strange Days, Spawn und True Lies

* Hintergrundinfos:
Hier findet man Produktionsnotizen (Idee zum Film, Abenteuer eines Pagen) und Informationen zu Schauspielern und Filmteam. Sämtliche Hintergrundinfos sind lediglich in Form von Texten gestaltet.

Insgesamt kann ich der DVD nur einen von fünf Sternen geben aufgrund der mageren Specials und der Tatsache, dass der Film lediglich auf Deutsch auf der DVD zu finden ist und auch keine Untertitel angewählt werden können. Auch sollte heutzutage ein Film im 16:9-Format üblich sein. Den einen Stern gibt es für die DVD, da immerhin der Film drauf zu sehen ist!

** Cast and Crew
Regie: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez und Quentin Tarantino
Schauspieler:
Tim Roth als Page
außerdem: Antonio Banderas (als fieser Gangster Boss), Jennifer Beals, Paul Calderon, Sammi Davis, Valeria Golino, Ione Skye, Lili Taylor, Marisa Tomei, Tamlyn Tomita, Ashley Judd und Madonna und Selma Hayek als Stripperin im Pay-TV.

** Fazit
Der Film ist sicherlich sehenswert und bei einem DVD-Preis von nur 5 Euro kann ich allen Freunden von abgefahrenen Episodenfilmen nur zum Kauf raten. Die Episoden sind zwar von ihrer Qualität her sehr unterschiedlich, aber alleine schon wegen der beiden letzten Szenen lohnt sich "Four Rooms". Von der DVD-Ausstattung hätte ich mir allerdings mehr erhofft. Wieso z.B. fehlt die englische Tonspur? Platz für Specials wäre auch noch auf der DVD gewesen, aber die fehlen leider völlig. Insgesamt gebe ich 3 Sterne, auch wenn der Film eindeutig einen Stern mehr verdient hätte und spreche eine Empfehlung aus.