Gattaca (DVD) Testbericht

Gattaca-dvd-science-fiction-film
ab 7,29
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Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

Brave New World

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Brave new world heißt ein äußerst bekanntes Buch von Aldous Huxley, das sicher die meisten, die gerade diese Worte lesen kennen werden. In Brave new World schildert Huxley wie die Menschen von Wissenschaftlern geschaffen werden, je nachdem was sie werden sollen, ausgestattet mit hoher Kraft und Intelligenz, oder blöd, hässlich und klein. Der heute von mir in diesem Bericht behandelte Film behandelt eine ähnliche Thematik, ist aber keine Kopie von Brave New World. Der Film heißt Gattaca und bevor ich ein paar Worte über meine Meinung zu diesem Film verlieren, komme ich erst einmal zum Inhalt des Films.

Der Inhalt
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Irgendwann in einer nicht allzu fernen Zukunft, einer Zukunft in der die meisten Menschen nicht mehr natürlich gezeugt werden, sondern genetisch nach dem Wunsch ihrer Eltern, perfekt ausgestattet mit allen Fähigkeiten, ohne alle Krankheiten: Der junge Jerome Morrow (Ethan Hawke), Anfang 30, steht vor der Erfüllung seines großen Traums. In einer Woche darf er als Astronaut an einer einjährigen Mission teilnehmen. Seit seiner Jugend träumt er nur davon.
Doch was niemand in seiner Firma, Gattaca, weiß, Jerome Morrow ist nicht Jerome Morrow! Er ist nicht der Jerome Morrow für den ihn alle halten, der Jerome Morrow, durch die Gentechnik perfekt ausgestattet. Er ist Vincent Freeman, eines der letzten Gotteskinder, einer der wenigen noch natürlich gezeugten Menschen. Er ist ein \"InValid\", ihm stehen eigentlich keine Möglichkeiten offen, außer die in einer Putzkolonne zu arbeiten.
Ihm wurde schon bei Geburt ein früher Tod mit Anfang 30 prophezeit: Herzversagen, die Diagnose, Wahrscheinlichkeit: 99%.
Doch Vincent wollte nie seine Rolle im System annehmen, hart hat er gearbeitet um akzeptiert zu werden, hat sogar einmal seinen künstlichen Bruder Anton im Schwimmen geschlagen, doch alles hatte nichts geholfen, denn seine Gene waren falsch. Einer der regelmäßigen Blut und Urin–Tests und er wurde als InValid identifiziert, so dass keine seiner Bewerbungen erfolgreich verlief.
Doch eines Tages bekam er die Chance: Er traf auf Jerome Eugene Morrow (Jude Law), einen genetisch geschaffenen Menschen, dem das Schicksal aber einen Streich spielte. Jerome sitzt nach einem Unfall im Rollstuhl. Er erklärte sich aber bereit Vincent seine Identität abzutreten, er rüstete ihn aus mit Proben seines Urins, seiner Haare, seines Blutes und Vincent Freeman wurde zu Jerome Morrow und konnte bei Gattaca anfangen zu arbeiten. Doch jeden Tag musste er auf der Hut sein, durfte keine Haare oder andere Spuren hinterlassen, die auf seine wahre Identität schließen lassen, musste stattdessen die Haare von Jerome hinterlassen, bei den Urintest betrügen, aber er hat es geschafft und ist nur noch eine Woche von seinem Traum entfernt.
Doch genau diese Woche bringt ihn in arge Bedrängnis. Ein Mann wird ermordet in seiner Firma, und in der Nähe des Tatorts findet man eine Wimper, eine Wimper von Vincent Freeman und für den Polizisten Hugo (Alan Arkin) ist der Fall klar: Dieser Mann ist der Mörder und dieser Mann muss sich bei Gattaca eingeschlichen haben und so werden die Kontrollen immer schärfer und die Probleme von Jerome alias Vincent immer größer. Nur der andere Polizist Antonio (Elias Koteas) hält den Invaliden nicht unbedingt für den Mörder, er reagiert sogar äußerst überrascht, als er von dem Invaliden hört und will diesen auch unbedingt finden, aber wie es scheint aus anderen Motiven.
Jerome alias Vincent hat aber noch eine weitere Sorge. Gerade jetzt in den letzten Tagen auf der Erde verliebt er sich in seine Kollegin Irene (Uma Thurman).

Meine Meinung
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Ich habe Gattaca jetzt zweimal gesehen und ich kann sagen, er gefiel mir noch besser als beim zweiten Mal. Gattaca ist ein Film, der vor allem mit seinen Bildern überzeugt. Die Bilder wirken alle wunderbar schön, alles wirkt steril und sauber, die Zukunft wirkt perfekt, sie ist es aber nicht, wie deutlich gezeigt wird.
Großartige Bilder sind aber auch oft versteckt. Da ist zum einen das verschmitzte Lächeln des Dr. Lamar (großartig gespielt von Xander Berkeley) in einer Situation als er Vincent / Jerome untersucht, das man beim erstmaligen Sehen nicht einordnen kann oder vielleicht auch auf seine Äußerung zum besonders großen Geschlechtsteil bezieht, das aber in Wirklichkeit darauf anspielen soll, dass er weiß wer Jerome wirklich ist nämlich Vincent. So ist auch seine Äußerung zu verstehen, mit der er deutlich macht, dass Vincent von der Natur (und nicht von den Forschern) so gut bestückt an einer Stelle ausgestattet wurde. Diese Anspielung versteht Vincent natürlich nicht, und auch der Zuschauer nicht, trotzdem ist sie sehr wichtig. Denn in meinen Augen ist Dr. Lamar der Rebell des Films. Er ist derjenige, der sich gegen das System auflehnt, wenn auch nur im Stillen, gerade er, der dazu da ist das System zu überwachen.
Der Film wurde oft kritisiert, dass er keine klare Stellung gegen die genetische Veränderung des Menschen bezieht. Diese Kritik kann ich aber nicht verstehen. Gerade die Person des Dr. Lamar ist die Kritik an der genetischen Veränderung, er der immer wieder hervorhebt, wie gerne er sich mit Jerome / Vincent unterhält, weil dieser nett ist und nicht kühl bis abweisend, macht deutlich, was für Vorteile der natürliche Mensch gegenüber dem genetischen Menschen hat. Der natürliche Mensch ist echt, er macht Fehler und Fehler machen ihn sympathisch und auch wenn Vincent so voller Eifer perfekt zu sein, fast wie ein genetischer Mensch ist, machen ihn doch seine kleinen Fehler erst sympathisch und nicht seine Perfektion.
Gattaca ist deswegen in meinen Augen eine ganz klare Ablehnung von gentechnisch veränderten Menschen und nur, weil der Film dies nicht offen alle 5 Minuten sagt, ist die Kritik von einigen Medien in meinen Augen verfehlt. Allein der Name Gattaca selbst ist ja schon ein Wortspiel in diese Richtung. Im Vorspann des Films werden in den Namen der Mitwirken immer die Buchstaben G, A, T und C hervorgehoben, warum? Die Buchstaben G, A, T und C kennzeichnen die Bausteine der DNS Guanin, Adenin, Thymin und Cytosin und aus diesen Buchstaben wurde der Name des Films und der Firma gebildet, der Firma, die nur perfekte Leute einstellt, Leute mit einer perfekten DNS, doch der beste unter ihnen ist ein InValid, einer mit Fehlern, mit einem schweren Herzfehler.

Regisseur Andrew Nicol hat an vielen Stellen mit Gattaca ein Meisterwerk geschaffen, doch zum ganz großen Wurf eines Meisterwerks fehlt im doch etwas. Die Person des Dr. Lamar ist überragend, genauso die beiden Hauptfiguren Vincent und Jerome, sowie ihre Darsteller Ethan Hawke und Jude Law.
Die Besessenheit von Vincent mit der er Jerome sein will, brillant dargestellt von Ethan Hawke, hat mich sehr beeindruckt. Die kleinsten Szenen wirken dabei überwältigend und sind detailgetreu dargestellt. Dazu ein klarer Gegensatz, Jerome, der eigentlich perfekte, der nach seinem Unfall im Rollstuhl sitzt, doch war es wirklich ein Unfall? Vieles deutet daraufhin, dass er selbst nicht perfekt sein wollte, bzw. selbst sagt, er ist nicht perfekt. Er wurde nur Zweiter bei den Schwimmwettkämpfen, ist das etwa perfekt? Dieser Gegensatz, der in jeder Begegnung der beiden offenbar wird, ist eins der Highlights des Films.

Aber was um Himmels Willen, soll die Rolle von Uma Thurman in diesem Film??? Die Liebesgeschichte ist in meinen Augen nicht nur sinnlos für den Film, sondern außerdem auch inhaltslos und langweilig und auch streckenweise voll von platten Dialogen. Die Zeit, die diese Liebesgeschichte in Anspruch nimmt, hätte man besser, deutlich besser, verwerten können.

Auch das Brüder Duell von Vincent und Anton ist nur am Anfang hilfreich für den Film. Dort ist es sogar sehr wichtig, da es deutlich zeigt, mit welchem Willen und weswegen Vincent so gekämpft hat um perfekt zu werden. Doch das er dann wieder auf seinen Bruder trifft, der nun Polizist geworden ist und gegen ihn ermittelt, ist einfach überflüssig, zumindest in der Art, in der es dargestellt wird. Dies hätte man entweder weglassen sollen, oder etwas breiter ausführen, aber so wie es ist, verkommt es zu einer unnötigen Randgeschichte. Vielleicht liegt das ganze auch an Elias Koteas der den Polizisten Antonio spielt, der wie sich für den aufmerksamen Zuschauer schnell herausstellt eigentlich Anton ist. Nur in Ansätzen sieht man in seiner Mimik die Zerrissenheit, erst dazwischen ob er seinen Bruder jagen soll, oder die Spur in einer andere Richtung lenken soll und danach dazwischen, wie er es schaffen kann die neue Identität seines Bruder zu entdecken, ohne dass dies sein Kollege mitbekommt und Vincent damit als Mörder verhaftet.
Genauso wird in einigen Szene auch angedeutet, dass auch Antonio ein Auge auf Irene geworfen hat, auch dies wird nicht konsequent zu Ende gebracht, oder auch nur irgendwie größer ausgeführt.

Trotzdem ist Gattaca ein sehenswerter Film. Gattaca zeigt eine Zukunft, die zu perfekt ist und damit eigentlich erschreckend ist, und dies zeigt Regisseur Andrew Niccol einfach perfekt und dies ist auch die große Stärke des Films.
Der Film ist außerdem auch äußerst spannend, wobei die Spannung nicht auf der Suche nach der Identität des Mörders liegt (dies ist dem Zuschauer eigentlich egal), sondern darin, wie es Vincent wohl diesmal schaffen wird, die immer strenger werdenden Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen.
Der Film hat aber auch seine großen Schwächen und diese liegen vor allem in den Nebenhandlungssträngen, die in der Form wie sie vorkommen einfach fehl am Platz sind. Diese hätte man entweder weglassen müssen, oder ihnen mehr Raum geben müssen.

Der Film Gattaca bekommt von mir aber insgesamt 8 von 10 möglichen Punkten.

Titel Deutschland: Gattaca
Originaltitel: Gattaca
Genre: SF-Thriller
USA 1997, FSK 16, Laufzeit: 112 Minuten

Darsteller: Ethan Hawke (Vincent Freeman/ Jerome Morrow), Uma Thurman (Irene Cassini), Jude Law (Jerome Eugene Morrow) Gore Vidal (Direktor Josef), Xander Berkeley (Dr. Lamar), Jayne Brook (Marie Freeman), Elias Koteas (Antonio), Blair Underwood (Gen-Spezialist), Mason Gamble (Vincent als Kleinkind), Vincent Nielson (Anton als Kleinkind), Chad Christ (Vincent als Kind), William Lee Scott (Anton als Kind), Ernest Borgnine (Caesar), Tony Shalhoub (German), Alan Arkin (Inspektor Hugo), Loren Dean (Anton als junger Mann)

Regie: Andrew Niccol
Produzenten: Danny DeVito, Michael Shamberg, Stacey Sher für Jersey Films
Drehbuch: Andrew Niccol
Musik: Michael Nyman
Kamera: Slawomir Idziak
Ausstattung: Jan Roelfs
Schnitt: Lisa Zeno Churgin
Kostüme: Colleen Atwood


© Björn Becher 2002

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