Hammamet Testbericht

ab 10,32
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Erfahrungsbericht von colonski

Auf eigene Faust - Ausflugstipps ab Hammamet

Pro:

- günstige Preise <BR>- schöne Strände und sauberes Wasser <BR>- spannendes Markttreiben

Kontra:

- nervende Händler <BR>- mangelnde Gastfreundlichkeit <BR>- karge Landschaft mit wenig Höhepunkten

Empfehlung:

Ja

Hammamet – das ist tunesischer Massentourismus in Reinform. Wir waren Ende September/Anfang Oktober 2005 da und haben versucht, etwas abseits der Besucherströme Tunesien zu erkunden. Dafür eignet sich der Ort Hammamet ganz gut als Ausgangspunkt.



Die Stadt selbst hat rd. 45.000 Einwohner und ist völlig dem Fremdenverkehr ausgesetzt. Hotels ziehen sich von der Altstadt über den Strandbereich bis hin zur künstlichen Stadt „Yasmine Hammamet“, die wie ein Disneyland des Massentourismus wirkt. Hier reihen sich piccobello saubere Hotel- und Restaurantanlagen aneinander, direkt gegenüber des Strandes. Souvenirläden verkaufen den altbekannten Tand, den es überall dort in Tunesien zu kaufen gibt, wo mehr als 5 Touristen auftauchen (Stoffkamele, Wasserpfeifen, Bongo-Trommeln, Keramikteller etc.). Bei der Hotelbuchung sollte man dieses anonyme und abstrakte Kunstgebilde „Yasmine Hammamet“ vor allem dann meiden, wenn man ein möglichst authentisches Bild vom Land bekommen möchte. Wir haben uns für das „Sheraton Hammamet Resort“ entschieden, das zwischen der Altstadt und diesem Touri-Disneyland liegt.



Zu Hammamet



Die Altstadt von Hammamet (Medina) ist fest in der Hand von Souvenirhändlern. Wie überall in der arabischen Welt haben sie Phrasen in den wichtigsten Tourisprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch drauf und belagern die Besucher alle paar Meter mit einem „Chaua juh?“, was sich erst nach mehrmaligem Hören als „How are you?“ entpuppt. Sie bieten den bereits oben beschriebenen Nippes zu zunächst exorbitanten Preisen an. Beliebt sind Lederwaren, Keramik, Schuhe und natürlich Gewürze. Die Medina erstrahlt wie fast alle tunesischen Altstädte mit weißgetünchten Mauern und blauen Fenstern. Beeindruckend ist die Lage direkt am Meer und die alte Festungsanlage (Kasbah), die auch besichtigt werden kann. Außerhalb dieser Medina hat Hammamet aber nicht wirklich viel mehr zu bieten als wunderschöne gelbweiße Sandstrände, ein klares – zuweilen azurblaues – Meer und Dutzende Cafés, Restaurants und Souvenirläden. Wer die Muße hat, mal etwas weiter in die Stadt einzudringen, findet übrigens durchaus authentische Geschäfte, die fast nur Einheimische benutzen. Hier sind die Preise, z.B. für Gewürze, plötzlich um ein Vielfaches günstiger als in den Tourigegenden. Dennoch: ein Tag reicht für Hammamet vollkommen. Dann wird es Zeit für Ausflüge.



Nabeul



Dieser Ort (rd. 50.000 Einwohner) ist die Provinzhauptstadt des Cap Bon, der Halbinsel, auf der sich auch Hammamet befindet. Die Stadt ist viel quirliger und lebendiger als die benachbarte Touristenhochburg, obwohl es hier viel weniger Hotels gibt. Dafür bietet Nabeul jeden Freitag den wohl attraktivsten Wochenmarkt der Region. Quer durch die dann für den Autoverkehr gesperrten Altstadt ziehen sich die Stände der Teppich-, Keramik-, Schuh-, Parfüm- und sonstigen Händler hin. Es lohnt sich, den Spießrutenlauf des „Chaua juh?“ durchzuhalten und weit in das Gewusel einzudringen. Denn am Ende biegen einige Querstraßen ab, die zu dem echten „Kamelmarkt“ führen, wie Nabeuls Hauptattraktion auch heißt. Hier handeln Tunesier mit Tunesier und das lässt die Preise spürbar sinken. Während 100g Safran kurz zuvor noch 8 Dinar gekostet haben, gibt es sie hier für 2 Dinar und weniger (1 Dinar = 1000 Millimes = rd. 0,62 Euro). Für schöne Fotomotive und nachhaltige Eindrücke sorgt der Viehmarkt, wo Schafen, Ziegen und Rinder verschachert und anschließend auf Eselkaren geschleudert werden. Kamel sucht man hier aber vergebens. Sie werden längst nicht mehr gehandelt, zuweilen aber noch als Zugtiere eingesetzt.



Achtung: Auf keinen Fall die offziellen Touren der Hotels zu diesem Markt mitmachen! Wir haben in Nabeul deutsche Touristen getroffen, die von diesem Teil des Basars überhaupt nichts wussten. Sie haben pro Person 15 Dinar für die Anfahrt bezahlt und mussten innerhalb einer Stunde im Schnelldurchlauf durch die Souvenirstände eilen. Natürlich hat ihnen der Reiseführer nicht gesagt, wo der spannendere Teil des Treibens stattfindet, weil keine Zeit dafür war. Viel besser ist die Anfahrt mit dem Zug, und das möglichst früh am Morgen, denn am Viehmarkt werden schon ab 11 Uhr kaum noch Tiere gehandelt. Vom Bahnhof Hammamet gehen aktuell (Herbst 2005) Züge um 8.39 Uhr, 10.06 Uhr und 13.06 Uhr. Die 12minütige Fahrt kostet nur ein paar Cent bis zur Endhaltestelle Nabeul. Von dort aus immer den Massen folgen. Bis zum Markt sind es nur ein paar Schritte.



Sousse



Ebenfalls gut mit dem Zug von Hammamet erreichbar ist Sousse. Allerdings hält die Bahn nicht am Bahnhof Hammamet sondern in dem kleinen Ort Bir Bou Regba, der ein regionaler Knotenpunkt für den Bahnverkehr ist. Dorthin gelangt man praktisch aus allen Ecken Hammamets mit dem Taxi, das nicht viel mehr als 3 Dinar kosten sollte (darauf achten, dass der Fahrer das Taxameter einschaltet oder vorher den Preis aushandeln). Ein Zug geht z.B. um 9.56 Uhr ab Bir Bou Regba Richtung Sousse, ein Ticket in der 2. Klasse kostet hin- und zurück („Aller Retour“) 7,60 Dinar (rd. 4,75 Euro). Wer es etwas bequemer möchte, kann auch 1. Klasse oder Comfort-Klasse fahren. Dieser Luxus ist nicht wesentlich teurer, dafür ist das Publikum touristischer und geschäftlicher. Bis Sousse dauert die Fahrt eine Stunde. Der Zugverkehr in Tunesien funktioniert übrigens sehr gut, die Langstreckenzüge sind klimatisiert, relativ sauber und absolut pünktlich.



In der drittgrößten Stadt Tunesiens (rd. 125.000 Einwohner) lohnt sich besonders der Besuch der Medina mit der Großen Moschee, dem Wehrkloster (Ribat) und der Festung (Kasbah). Eintritt kostet 2,10 Dinar, Fotoerlaubnis 1,00 Dinar. Lohnenswert ist der Aufstieg auf den 30 Meter hohen Turm des Wehrklosters, von dem sich ein beeindruckender Blick auf die Stadt und das Meer bietet.



Tunis



Natürlich darf auch die Hauptstadt nicht auf dem Besuchsprogramm fehlen. Zwar fehlt der Stadt ein wenig das orientalische Flair, dass man sich von einer arabischen Metropole verspricht. Dennoch lohnt sich ein Besuch, weil das Aufeinanderprallen der französischen Kolonialpracht und der arabischen historischen Altstadt sehr reizvoll ist. Ein Retourticket (1. Klasse) vom Bahnhof Bir Bou Regba kostet 7,75 Dinar, Fahrtzeit: knapp 1 Stunde. Abfahrt u.a.: 8.25 Uhr, 9.46 Uhr, Rückfahrt: 15.40 Uhr, 17.35 Uhr, 18.00 Uhr. Auch in der Medina von Tunis tummeln sich wieder die altbekannten Souvenirhändler. Hier gilt ebenfalls: Touristenpfade verlassen und eindringen in die verschlungenen Gassen der Altstadt. Dann sinken die Preise, dafür steigt die Authentizität.



Sidi Bou Said



Dieser romantische Bergort direkt neben Karthago war nun endlich das Tunesien, das wir uns vor unserer Reisebuchung erträumt hatten. Die andalusisch geprägten, strahlend weißen Häuser verleihen dem Dorf zusammen mit dem grandiosen Blick auf den Golf von Tunis eine ganz besonders Atmosphäre. Kein Wunder, dass Sidi Bou Said täglich von Busladungen voller Gäste heimgesucht wird, worauf sich die Händler entlang der Hauptstrecken eingestellt haben. Die Anreise von Hammamet ist etwas kompliziert. Zunächst muss man nach Tunis fahren, dort die TGM-Station (eine Art S-Bahn) an der Avenue Habib Bourguiba aufsuchen und dann Richtung La Marsa bis zur Haltestelle Sidi Bou Said fahren (rd. 30 Minuten Fahrtzeit, etwa 0,50 Euro).



Enfida



Dieses verschlafene Nest ist eigentlich keine Reise wert. Durch Zufall erhielten wir aber den Tipp eines deutschen Besuchers, dass hier jeden Samstag ein lokaler Markt stattfindet. Vom Bahnhof Bir Bou Regba kann man (Richtung Sousse) z.B. um 9.56 Uhr losfahren, Fahrtzeit rd. 30 Minuten. Rückfahrt: 14.04 Uhr.



Gleich hinter dem Bahnhof beginnt der riesige Markt, auf dem wir die einzigen Europäer waren. Weit und breit kein Tourist. Uns war zunächst etwas mulmig zumute, doch mit fortschreitender Aufenthaltsdauer auf dem Basar wurde uns klar, dass es hier viel spannender ist, als auf den nervenden Souvenirmärkten. Markenklamotten aus Westeuropa werden hier als Secon-Hand-Ware für 1 Dinar verkauft – sehr gut erhalten und frisch gewaschen. Außerdem gibt es die verschiedensten Gewürze (100 g Chili für 400 Millimes = 0,25 Euro), einen Viehmarkt, Geschirr, Haushaltsgeräte und vieles mehr. Ein Abstecher in die Stadt lohnt kaum. Dort lungern viele Jugendliche rum, die in ihrem Ort offenbar noch nie einen Touristen gesehen haben.





Insgesamt haben wir uns das Land viel orientalischer und weniger korrumpiert durch den Tourismus vorgestellt. Das war leider nicht so. Der etwas schale Eindruck wurde verstärkt durch die mangelnde Gastfreundschaft. Taxifahrer sitzen mit versteinerten Gesichtern hinter ihren Lenkrädern und versuchen erst gar nicht, ein Gespräch aufzuziehen. Den arabischen Männern (und fast nur solche sind auf den Straßen zu sehen) fällt ein Lächeln gegenüber den Touristen offenbar schwer, sie versuchen ständig, einen mit exorbitanten Preisen übers Ohr zu hauen. Die Landschaft ist enttäuschend karg, die Städte staubig und schmutzig.



Veröffentlicht bei Yopi&Ciao.

21 Bewertungen, 5 Kommentare

  • blackangel63

    23.05.2006, 13:19 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    °°°°SEHR HILFREICH°°°°LG°°°°ANJA°°°°

  • Estha

    02.05.2006, 16:12 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    …...‹(•¿•)›….. klasse geschrieben …...‹(•¿•)›….. lg susi

  • topware2002

    23.04.2006, 22:59 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    ‹(•¿•)›~~~~~SH~~~~~‹(•¿•)›

  • Devilish12

    03.10.2005, 20:22 Uhr von Devilish12
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht!

  • follio

    03.10.2005, 20:13 Uhr von follio
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht! Bist ab jetzt in meiner Lieblingsliste! Freue mich auf weitere Berichte von dir! Lg