Harley-Davidson FLHR Road King Testbericht

Streit mit meiner (Ihr wisst schon, ungepierct, 13-jährig und frech) Tochter und meiner doch so lieben Frau ist häufig dann vorprogrammiert, wenn ich Mittvierziger-Grufti mal komplett abschalten will. Das heißt nicht entspannt mit nem six-Pack vor der Glotze, sondern raus aus der Hütte und zwar solo.

Seit 25 Jahren besitz ich den Führerschein der Klasse 1, aber noch nie besaß ich ein Motorrad. Wohl aber habe ich mir in den letzten Jahren zueigen gemacht, mir übers Wochenende oder im Urlaub ein schickes Moped zu mieten. Just for fun. In der Landeshauptstadt und Rheinmetropole sowie dem höchstwahrscheinlichen Austragungszentrum der olympische Sommerspiele 2012, ergo: in Düsseldorf, hat man bei diversen Händlern (nicht nur beim großen Hein Gericke) die Möglichkeit, bei entsprechender Referenz selbst an eine Harley Davidson zu kommen.
Am vergangenen Wochenende war es wieder mal soweit. Sonne, Laune und die Sehnsucht nach 8 einsamen Stunden ließen den Wunsch aufkeimen: Spiel mal wieder den lonesome Raider. So mietete ich eine Road King Classic von H.D.

Fahrerlebnis:

Es gibt Leute, für die ist einzig und allein der Weg das Ziel. Für sie wurde die Road King Classic geschaffen - ein Bike, dass nach jedem Kilometer zu einem weiteren einlädt. Die breite, schön geformte Sitzbank ist vom ersten Meter an ein Genuss. Das Windschild ermöglicht stressfreies Fahren selbst bei hohen Geschwindigkeiten und der voluminöse Scheinwerfer leuchtet in der Dunkelheit mit den zwei Zusatzlampen heller als der Leuchtturm von Pharos. Der Twin Cam 88-Motor, der zwischen den breiten Trittbrettern sein gewaltiges Werk verrichtet, wird von einer modernen Benzineinspritzung beatmet - trotz dieser Technik hat er nichts an Charakter, nichts von seinem wohligen Sound verloren
.
Nach dem Start schlägt der Motor kräftig in den Rahmen und zeigt so an, dass er zum Leben erwacht ist - während der Fahrt läuft er unterdessen seidenweich.
Das Styling der Maschine ist schlichtweg atemberaubend. Der gewaltige Frontfender harmoniert perfekt mit der breiten Gabel und dem großen Scheinwerfer. Daran schließt sich der breite Tank an, der von einem verchromten Dashboard gekrönt wird. Die Sitzbank bildet eine gelungene Einheit mit dem Tank und endet bei den praktischen Satteltaschen, die auf beiden Seiten direkt über den gewaltigen Endtöpfen liegen. Der klassische Look der Maschine wird durch Weißwandreifen auf Drahtspeichenfelgen komplettiert.
Ein gutmütiges Fahrwerk und kräftige Bremsen erlauben dem Motor, seine Leistung zum Beispiel beim Ampelspurt und auf kurvigen Passstraßen voll auszuspielen. Aber zur gelassenen Art der Road King Classic passt das Gleiten auf unendlich weiten Landstraßen viel besser.

Technische Details:

1.449 cm³, 49 kW (67 PS) bei 5.200 U/min, 109,5 Nm bei 3.300 U/min, 345 kg Leergewicht, 155 km/h, Elektronische Mehrpunktbenzineinspritzung (SPEFI - Sequential Port Electronic Fuel Injection), 5 Gänge, ca 6l / 100 km Kraftstoffverbrauch

Fazit:

Man kann sich bestimmte Träume auch dadurch erfüllen, dass man Dinge nicht besitzen muss, sondern sich mal ausleiht. Und wenn mal der Traum oder das Ziel hinter dem Horizont oder noch viel weiter liegt, dann gibt es nur eine Maschine, die für die Reise geeignet ist: die Road King Classic! Ich freu mich auf mein nächstes Wochenende auf der Straße, doch vorher muss ich ein wenig sparen, denn dieses Hobby wird von meiner lieben Frau nicht vom Haushalt subventioniert. 115 Euro für das Moped incl. 300 km sowie Gebühren für den Anzug und den Helm, Sprit und eine kleine Rast hier und da, lassen mal schnell 200 bis 250 Euro zusammenkommen.

eure Katze

Anmerkung: diverse Händler im Bundesgebiet laden zu einem Schnupperwochenende mit der Harley ein. 200 Euro (alles inclusive) von Freitag bis Montag morgens. Erkundigt euch doch mal.