Hermannsdenkmal, Detmold Testbericht

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Erfahrungsbericht von skorpion99

Alles Lüge ....?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Das Hermannsdenkmal bei Detmold, erbaut von Ernst von Bandel, eingeweiht am 16.8.1875, über 50 m hoch, jährlich von Hunderttausenden besucht, mit über 20 Millionen Touristen bisher eines der meist besuchten Ausflugsziele überhaupt in Deutschland, steht doch am falschen Ort?

Nun gut, wenn man über dieses Relikt einer sehr weit zurückliegenden und vielleicht auch nicht unbedingt rühmlichen Vergangenheit schreibt, welche viele von uns vielleicht nur aus den Cult-Comics von Albert Uderzo kennen, dann kommt man an der Historie einfach nicht vorbei.

Wer es also wissen möchte, der begebe sich direkt zum Ende meines heutigen Reiseberichtes, der eigentlich kein solcher ist, da ich direkt am Fuße des rezensierten Bauwerkes geboren und aufgewachsen bin.

Wo steht sie nun, diese Sehenswürdigkeit um die es heute gehen soll?

Sie liegt mitten im Teutoburger Wald, im dem Bundesland, dem unser heutiger Bundespräsident, Johannes Rau, einmal als Landesvater vorstand, NRW oder auch Nordrhein Westfalen genannt.

Wer jetzt noch nicht weiß wo es ist, dem sagen vielleicht Begriffe wie Paderborn oder „Herr fort, die Biele fällt“ –Bielefeld- (aus diesem, von einem in schwindelnder Höhe werkelnden Maurer dem die Kelle entglitt getätigtem Ausspruch soll angeblich die Namengebung der beiden OWL-Städte Herford und Bielefeld resultieren) mehr und wenn man nun den Focus genau in die Mitte dieser beiden historischen westdeutschen Städte richtet, entdeckt man unweigerlich Detmold, im ehemaligen Fürstentum Lippe.

Das KFZ Kennzeichen LIP, welches an unseren meist modernen Autos prangt (will sagen, daß es sich hier um eine relativ gutsituierte und gleichermaßen wirtschaftlich gut entwickelte Region handelt) wird zwar oft fälschlich der Kur- und Bäderstadt Lippstadt zugeordnet, ist aber die Abkürzung für den Kreis Lippe, dem nördlichsten Gebiet des zuvor erwähnten Bundeslandes und ist seid der Industrialisierung beliebtes Naherholungsgebiet für die Bewohner des Ruhrgebietes gewesen und gleichermaßen für die Niederländer, die auf ihrem Weg nach Österreich angesichts der imposanten geographischen Erhebungen hier hängengeblieben sind. (Ob wirklich einige von den beliebten, weil nicht unvermögenden, Kurzurlaubern aus den Niederlanden die Höhenzüge des Teutoburger Waldes mit dem Kaisergebirge bei Kufstein verwechselt haben, weiß ich nicht genau und möchte es auch mehr im Reich der Anekdote ansiedeln.)

Wo schon mal der Begriff Vermögen gefallen ist, so will ich hier nicht unerwähnt lassen, daß der Lipper gemeinhin als geizig gilt und angeblich soll in dieser Region ja auch der Kupferdraht erfunden, respektive entdeckt worden sein, weil die Lipper den ehemaligen Kupferpfennig (zumindest als er noch gänzlich aus dem Halbedelmetall bestand) so lange in den Fingern drehte, bevor sie ihn verpraßten, daß daraus eben der legendäre Kupferdraht entstand. Nun gut, die Region ist heute weniger durch eine vermeintliche Schwerindustrie bekannt, als denn dadurch, daß sie Standort der Mutterkonzerne für zwei der global bekannten und führenden Unternehmen im Bereich der elektrischen und elektronischen Verbindungstechniken ist, Weidmüller AG und Phoenix Contact. (von Insidern auch die „Orangen“ und die „Grünen“ genannt, was sich auf die Grundfarbe der verwendeten Kunststoffe bezieht)


Soviel also nun zur Region im allgemeinen, wobei ich hoffe bisher niemanden gelangweilt zu haben und nun zum legendären Denkmal, daß auf dem Fundament der ehemaligen Grotenburg erbaut wurde.

Fangen wir gleich oben an, nachdem wir mühevoll die enge Wendeltreppe zum weithin grünlichen schimmernden Monument erklommen haben und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Dieses grüne Schimmern wird übrigens durch ganz ordinären Grünspan verursacht, der sich durch Oxidation auf Kupfer bildet, womit wir nun auch schon wissen, aus welchem Material denn der „Hermann der Cherusker“ besteht, der die historische Vorlage für dieses einst von Ernst von Bandel geschaffen Monumentes abgibt.

Aber schauen wir doch zuerst einmal in die Runde, was durch den in schwindelnder Höhe befindlichen Rundgang nicht schwer fällt.

Gar nicht so fern liegt nun die Stadt Detmold zu unseren Füßen, und mittendrin daß alte Residenzschloß, das noch heute als Wohnherberge für das Adelsgeschlecht deren „zu Lippe“ dient, aber auch als Touristenattraktion fungiert. Die nächst gelegene Ansammlung von Wohnstätten der Bewohner der Region, Hiddesen, können wir übrigens von hier oben aus nicht sehen, da es quasi unter dem Berg liegt, aber etwas weiter entfernt sehen wir einige der heute ebenfalls eingemeindeten Dörfer, die so schöne Namen wie Heidenoldendorf und Heiligenkirchen, (ob diese beiden eigentümlichen Namen in direkter Verbindung mit einander stehen, konnte ich leider nicht ergründen), Berlebeck oder auch Distelbruch tragen, um nur einige zu nennen.

Zu Berlebeck habe ich ja schon einmal etwas berichtet, nämlich zu der dort ansässigen größten und ältesten Greifvogelwarte in Europa, der Adlerwarte (Bericht hier auf yopi folgt in Kürze).

Der Rundblick ist wirklich atemberaubend und irgendwie kann man in dieser Umgebung etwas von der Schlacht im finsteren Teutoburger Wald erahnen, als wir die Germanen die Römer in die Flucht geschlagen haben. So weit das Auge reicht und die Sichtverhältnisse es zulassen, nur dicht bewaldete Berghänge mit vorwiegend alten Beständen aus finsteren Buchenwäldern, die übrigens den Rohstoff für einen weiteren wichtigen Industriestandort in der Region darstellen, der Möbelindustrie bzw. der Möbelzulieferindustrie. Die Konzerne Hornitex und Kronospan (schon wieder etwas was diesmal sogar direkt mit Österreich zu tun hat), stellen für den weltweiten Export, aber auch für die heimische Industrie hier die oftmals verhaßten Spanplatten her, die der Lipper auch als Köttelholz zu bezeichnen pflegt.

Aber zurück zur Grotenburg, bzw. dem was sie so beliebt macht bei Besuchern aus Nah und Fern. Einer der Gründe ist sicherlich der, daß man bereits nach fünf Minuten Fußmarsch vom riesigen Parkplatz aus, sich mitten in der Natur befindet und sich vielleicht sogar mangels der Verfügbarkeit von allen mir bekannten Handynetzen sogar in der Einsamkeit oder aber auch der Vergangenheit wähnt. Will sagen, kein Hupen oder sonstiger Zivilisationslärm trübt hier en naturgenuß und wenn ihr Euch zum Erkunden der Umgebung ein Wochenende vor den offiziellen Öffnungszeiten des Denkmales auswählt, dann könnt ihr mich dort treffen und vielleicht auch sprechen.

Die Öffnungszeiten bitte ich auf den allseits bekannten Seiten im Internet nachzulesen und verkneife es mir hier Euch mit richtungsweisenden Links zu überschütten, da die meisten von meinen Lesern selber in der Lage sein werden, eine Suchmaschine zu bedienen und somit das Internet zu durchforsten.

So liebe Freunde der beliebten Comic Figuren, was ich eingangs versprach will ich nun auch erfüllen, also der Frage nachzugehen, ob es denn wirklich am falschen Ort steht, dieses Monument, welches seit nunmehr über 41 Jahren über meinem Haupt schwebt und mich beschützt und verteidigt, wenn es notwendig ist, mir aber auch immer den Weg nach Hause weist, derweil es bereits ab dem Wesergebirge aus sichtbar ist, wenn die eigene Sichtweise nicht zu verklärt ist um das Besondere zu erkennen.

Der eigentliche Ort der legendären Schlacht im Teutoburger Wald war sicherlich nicht der Höhenzug mitten in dem selbigen, aber Ernst von Bandel wird gewußt haben, warum er dieses heutige Touristenmagnet für uns Lipper erbaute und nicht den Bewohner des fernen Wiehengebirges in der Nähe von Osnabrück geschenkt hat. Anekdoten zufolge soll dabei auch eine gewisse Verbandelung zur Region eine Rolle gespielt haben, deren Wahrheitsgehalt ich mich allerdings außerstande sehe abschließend zu ergründen, da bislang keine lebenden Augenzeugen gefunden werden konnten, trotz intensiver Suche im Internet.

Fazit, ja diese böse Wort muß in jedem Erfahrungsbericht, oder ist es gar ein Heimatbericht, vorkommen. Wer noch nicht hier war, der sollte dies schnellstens nachholen. Natur pur und historisches Grundwissen, über das Maß der Comic Hefte hinaus, ist garantiert, wenn Ihr vor dem beschwerlichen Aufstieg der linker Hand gelegenen Bandelhütte einen Besuch abstattet.

Viel Spaß dabei und auch sonst einen erholsamen Aufenthalt in meiner Heimat wünscht der

Hermannsdenkmal
32760 Detmold (Hiddesen)
Ganzjährig geöffnet
01.03. - 31.10. von 9.00 - 18.30 Uhr
01.11. - 28.02. von 9.30 - 16.00 Uhr
Telefon (Eingang Kasse): 05231/88948


©Skorpion99

PS. Alles Lüge..... habe ich als Titel gewählt, weil meine ursprünglicher Titelgedanke nicht hineinpaßte, ins dafür vorgesehene Feld.

31 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Puenktchen3844

    22.09.2006, 14:26 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht. LG

  • 12351

    28.02.2002, 09:50 Uhr von 12351
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja ist es denn wahr?? *schmunzel* Gruss Manni

  • Sellina

    26.02.2002, 20:17 Uhr von Sellina
    Bewertung: sehr hilfreich

    .....warum komme ich soooooooo selten aus Schleswig-Holstein raus??????? Dabei ist es doch gar nicht so weit entfernt. Das Frühjahr naht, die Ostsee ruft, dann wird`s wieder nix. Sellina

  • owesen

    26.02.2002, 10:05 Uhr von owesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gewohnt lesenswert !!! Gruß, Sönke ( owi13 )

  • d.wendt

    26.02.2002, 09:26 Uhr von d.wendt
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Ausflug in die Geschichte.....Gruss Dörthe