Die Outsider (Taschenbuch) / Susan E. Hinton Testbericht

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Erfahrungsbericht von Gering

Offenes, ehrliches Sozialdrama ohne Happy End

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Mit 16 Jahren hat Susan E. Hinton vor nun fast 40 Jahren ein Buch geschrieben, dass jugendliche und erwachsene Leser gleichwohl zu fesseln vermag.


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HINTERGRÜNDE
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Das Buch DIE OUTSIDER spielt in den USA der 60 er Jahre in einer „normalen“ amerikanischen Stadt. „Titelheld“ des Buches ist Pony Curtis, ein 14 jähriger Junge, der zu den sogenannten Greaser gezählt wird. gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Darry und Soda lebt er allein in einem Haus in einer Gegend, in der die Unterschicht der Stadt wohnt. GREASER ist deshalb nicht nur eine Bezeichnung, die die typische Erscheinung dieser Jugendlichen beschreibt (Jeans, Turnschuhe, T-Shirt: also wie James Dean, aber auch geölte, lange Haare), sondern auch ihre Chancen im Leben.
Das die Greaser zur Unterschicht zählen, haben sie nämlich kaum Chancen, gelten als kriminell und werden es in der Regel später auch, weil zum einen ihr Umwelt sie so prägt, andererseits kaum andere Möglichkeiten übrigbleiben.
Die Graser selbst sind stolz auf sich, aber was andere, auf das sie stolz sein könnten, bleibe da ohnehin nicht, zumindest keine Statussymbole.

Pony lebt nach dem Tod der Eltern mit seinen beiden Brüdern allein in dem elterlichen haus, wobei beide älteren Brüder die Schule abbrechen mussten, um das gemeinsame durch Jobs finanzieren zu können. Vor allem Darry, der älteste der drei, vernünftig, erwachsen, aber selbst erst 20 Jahre alt, leidet darunter: Als guter Schüler und hervorragender Sportler hätte er seinen Weg ins College ohne Probleme meistern können.
Neben den beiden Brüdern ist die Gang für Pony eine zweite Familie: Neben den drei Brüdern zählen dazu Jonny, das Maskottchen der gang, der von seinen Eltern deutlich zu spüren bekommt, dass er nicht erwünscht war und ist. Oder Dally, ein verschlagener Krimineller, der ganz bewusst jeder erdenklicher Regel bricht. Oder Witz Matthew. der mit seinen 18 Jahren immer noch die 8 Klasse besucht, weil er es so spannend findet.
Oder Steve, der beste Freund von Soda.
Allerdings hebt sich Pony von den Mitgliedern der Band ab, der er intelligent, ließt gerne, hat hervorragende Noten und besucht die Schule der Oberklasse, was ihm komische Blicke einbringt.
Allen gemeinsam ist, dass sie relativ wenige Chancen im Leben eingeräumt bekommen, aber trotzdem wie Pech und Schwefel zusammenhalten.


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ANSPRUCH
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Was das buch thematisiert, lässt sich nicht in einem Satz zusammenfassen, denn es ist relativ vielschichtig.
Tragendes Element ist der Gegensatz zwischen den „armen“ Greasern, die sozial verachtet sind, die in der Regel nur die schulische Mindestbildung haben, und die reichen Jungen der reichen Familien, die sog. SOCS, die sich alles leisten können, mit denen jeder nachsichtig umgeht ( auch die Polizei), und die sich einen erbitterten Kleinkrieg mit den Greasern leisten.
Damit verbunden kann man sagen, dass auch die These REICH = GUT oder ARM=SCHLECHT angerissen wird. Denn bei Konflikten zwischen beiden Gruppen ist die Schuldfrage für die Öffentlichkeit von vornherein eindeutig: Die lieben Jungs der reichen Eltern können doch unmöglich ...., das müssen doch wieder diese .... gewesen sein.....
Und insofern wird auch die soziale Ungerechtigkeit angeprangert: Denn auch die Typen, die sozial verachtet werden, haben ihre beindruckend positiven Seiten, sind gute Kameraden, helfen und unterstützen sich, sind für einander da, und Pony z.B. könnte alle Bildungsgänge mit Links durchlaufen, hätte er die Chance dazu. Nicht die tatsächliche Eignung aber entscheidet über Lebenschancen, sonder Herkunft und Stellung.
Und trotzdem: Das Buch bleibt auch hier nicht einschichtig: Es verkehrt nicht die falsche These REICH=GUT ins einfache und plakative Gegenteil, sondern untersucht: Denn auch unter rauen Schalen der reichen Typen stecken nette Kerle, die auch ihre – zwar anderes gearteten, doch genau so gravierenden – Probleme habe.

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HANDLUNG
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Die ersten 63 Seiten des Buches schildern eigentlich nur und skizzieren das Leben der Greaser, klären das Vorfeld, sind aber ungemein lesenswert.
Der Handlungsteil, den ich hier schildern möchte, beginnt mit einem Vorfall, bei dem ein SOC ums Leben kommt. Der oft verträumte Pony war mit Jonny im Kino und hat dort zwei SOCs – Mädchen kennergelernt. Man sich unterhalten und nett gefunden. Auf dem nach Hause weg, mittlerweile hatte sich ihnen Witz angeschlossen, werden sie von einem blauen Mustang gestoppt. gefahren wird dieser vom Soc Bob. Es kommt zu verbalen Anmachen, aber zu keiner Prügelei.
Jonny freilich hat mit Bob böse Erfahrungen gemacht, denn dieser hatte ihn zusammen mit seinen Kumpanen aufgelauert und böse Zusammengeschlagen. Jonny leidet immer noch darunter, hat Alpträume, wenn er an Bobs Faust und den dicken Ringen darauf denkt.
Seit diesem Vorfall trägt er ein Messer bei sich.
Nach dem Vorfall gehen er und Pony auf einen Platz, reden und verträumen die Zeit. Viel zu spät kommt Pony deshalb nach Hause und schon gibt es Knatsch mit dem älteren Bruder Darry, der ihm Vorhaltungen macht. Bei dem Streit schlägt Darry das erste und einzige Mal seinen kleinen Bruder, aber das reicht: Pony haut ab und zusammen mit Jonny geht durch den Park den Wohngegend.

Hier treffen sie wieder auf Bob in seinem blauen Mustang und seine Freunde. Diesmal aber wollen diese, mittlerweile angetrunken, es nicht bei verbalen Attacken belassen, sondern den beiden klar machen, dass man Socs- Mädchen nicht anspricht, wenn man Greaser ist.
Pony wird von Bob mit den Kopf in einem Brunnen unter Wasser gedrückt, so lange, bis er bewusstlos wird. Als er wieder erwacht, liegt Bob tot neben ihn, Jonny hatte ihn mit seinem Messer getötet.

Beide fliehen mit Hilfe von Dally aufs land und verkriechen sich in einer verlassenen Kapelle vor der Polizei.

Dorrt verkriechen sie sich und nur Dally weiß von ihrem Aufenthaltsort. Als er sie besuchen kommt und mit ihnen Essen fährt , machen ihm die beiden aber klar, dass es sich nicht lohnt, ständig auf der Flucht zu sein, sondern dass sie sich stellen wollten.
Zwar ist Dally nicht begeistert, fährt aber zurück zur Kappelle um die Sachen abzuholen. Dort aber spielt sich gerade ein Drama ab. Eine Schulklasse mit kleinen Kindern hatte eine Wanderungen unternommen zu eben jener Kapelle. Wie oder was genau geschehe ist, weiß niemand, aber es kommt zu einem Feuer in der Kapelle, in der Kinder eingeschlossen sind. Pony und Jonny starten einen Rettungsversuch, bei dem Jonny lebensgefährlich verletzt wird ....

Kleiner Tipp: Ein wirkliches Happy End gibt es bei diesem Buch nicht, was mir sehr gefällt, weil es der Realität entspricht. Drüben und hier bei uns.



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FÜR WEN GEEIGNET?
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Ich selbst habe das Buch Mitte der 80er in der Bücherei ausgeliehen und seitdem ich weiß nicht wie oft gelesen. Das Buch ist gedacht für Jugendliche, freilich ohne diesen berühmten und von Kindern in diesem Alter gehassten pädagogischen Zeigefinger (z.B. Rolltreppe abwärts, Hau ab, du Flasche...). Aber auch mir als Erwachsenen mach das Lesen des Buches immer wieder Spaß, weil es eine Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit hat, gleichsam dramatisch ist, wie ich es selten bei irgendeinem Buch erlebt habe.




Weitere Infos
Das Buch wurde auch von Francis Ford Coppola mit heute so bekannten Filmstars wie Tom Cruise u.a. verfilmt.


Michael

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