Hurghada Testbericht

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Erfahrungsbericht von Ausklingbecken

Poseidon´s Welt at it´s best.

Pro:

Günstig, Wetter, Meer, Nette Menschen

Kontra:

Mancherorts unsauber

Empfehlung:

Ja

Sonne, Strand, Sand, Palmen, Meer, Korallen...da kommt unweigerlich Urlaubsstimmung auf. So geschehen auch im Februar´04 in Hurghada, Ägypten.

Eine kleine Anleitung zum lesen des Berichtes: Dieser Bericht ist nicht Punkt für Punkt aufgebaut.
Er ist vielmehr als ganzes eine Erzählung über den Urlaubsort, dessen Geschichte, und die persönlichen Erfahrungen, welche dort gemacht wurden.
Die Überschriften sind nur Anhaltspunkte, wenn man nach irgendwas sucht. Also kann schon mal eine Info wo versteckt sein, obwohl man sie vielleicht bei einem anderen Punkt erwartet.

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**** Meer ****
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Das rote Meer, ohnehin bekannt für seinen Fischreichtum und die vielen verschiedenen Arten von Unterwasserlebewesen, ist in Hurghada echt ein Traum zu erforschen und zu bewundern. Was allein schon mit Schnorchel und Taucherbrille im Reich des Poseidon darauf wartet, entdeckt zu werden, ist wirklich sagenhaft.

So ist die der Stadt vorgelagerte Insel Giftun umgeben von einigen Riffen, die zu den schönsten der ganzen Welt gehören. Dort gibt es nicht nur Delphine und Rotfeuerfische zu sehen, sondern auch eher unbekanntere, aber dennoch genau so sehenswerte Meeresbewohner wie Schultze-Seenadeln, Rotmeer-Picasso-Drückerfische, Flötenfische, Kofferfische, Meerbarben, Arabische Doktorfische und noch viele viele andere. Daneben gibt es noch verschiedene Korallen – wie Leder-, Finger-, Salat-, Hirn-, Prachtkorallen, Seeanemonen, Seegurken, Mördermuscheln, Seeigel, Seesterne, Quallen und noch viele andere Vertreter aus Flora & Fauna.

Aber nach den Lobpreisungen der Unterwasserwelt vor Hurghada nun endlich zum Bericht über diese Stadt an der Küste.


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**** Geschichte ****
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Hurghada (sprich Urghada) war ehemals ein arabisches Fischerdorf. Bis diese fischreiche Gegend von einer Hotelkette für den Tourismus entdeckt und erschlossen wurde. So hat sich das ehemalige Dorf zu einer wahren Touristenstadt entwickelt. Das ist nicht negativ gemeint. Es beschreibt nur die Tatsache, daß die meisten Einheimischen direkt oder indirekt vom Tourismus leben.(Solls ja auch in manchem Alpendorf geben ;-)


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**** Stadtaufbau ****
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Hurghada besteht aus drei Teilen:
*Dem alten Stadtkern, der Downtown (Dahar) genannt wird, und das typische ägyptische Dorfleben noch viel besser widergibt als der
*neuere kleine Stadtkern (Sakalla). Dieser befindet sich neben dem größten Teil Hurghadas:
*den Hotels an der Küste.
Aufgefädelt wie an einer Perlenkette liegen diese direkt am Ufer des Roten Meeres.
Zwischen den Anlagen gibts noch einige freie Grundstücke, die entweder zu Hotels gehören, und als Liege”wiesen” genutzt werden, oder auf denen gerade Hotels entstehen.


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**** Shopping, Handeln ****
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Wenn man über die “Hauptstraße” nach Sakalla schlendert, preisen die arabischen Geschäftsmänner – wirklich ausschließlich Männer – ihre Waren feil. Und das mit einer Vehemenz, die man als normaler Durchschnittseuropäer nicht kennt.

Ganz anders als bei uns, wo die Geschäftsleute in den Shops sitzen, stehen diese auf der Straße, und sprechen alle an, die auch nur in die Nähe ihres Ladens kommen. Und das auf eine recht geschickte Art und Weise. Fast alle, die in so einem Geschäft arbeiten, sprechen neben Arabisch und Englisch auch oft noch deutsch, russisch, polnisch, italienisch oder französisch. Ich war echt überrascht, wieviele Sprachen da unten gesprochen und verstanden werden.

Wer dem Arabischen aber nicht mächtig ist, hat allerdings schnell einmal schlechte Karten beim Einkaufen, und gute Chancen, über den Tisch gezogen zu werden.
Dann, so hab ich das ungefähr empfunden, verlangen sie für ein Produkt den Preis in Euro, welcher normal in Pfund zu bezahlen wäre (zu dieser Zeit 1 € ~ 8 Pfund)
Also NICHTS ohne zu handeln kaufen - Ausser in den Geschäften, wo der Preis angeschlagen steht – dort kann man meistens nur sehr wenig bis gar nix rausholen. Zuerst einmal die Verhandlungskünste auspacken, und bei einem Karkadeh (Malventee), der einem oftmals gratis gereicht wird, über den Preis feilschen. Wenns bei dem Handel um was größeres geht, bekommt man auch schon mal eine Shisha angeboten – die traditionelle Wasserpfeife der Ägypter. Wer dabei an Berauschung denkt, liegt denkbar falsch. - Ägyptische Drogenpolitik ist sehr restriktiv und die Strafen für manche Rauschmittel gehen bis zur Todesstrafe!
Beim Handeln nur nicht zu zimperlich sein, was die eigenen Preisvorstellungen angeht. Einfach mal bei einem Zehntel anfangen. Das hört sich zwar für uns Europäer extrem an, ist aber OK. Zumal man dann ja nicht fix bei dem Preis bleibt, sondern auch ein wenig nachgibt.
Unter 50% Preisnachlass was zu kaufen ist selten ein gutes Geschäft.

Wenn einem das ständige angeredet werden dann mal auf den Säckel geht, und man einfach durch die Stadt schlendern will, ist es am besten, einfach nicht zu reagieren, oder ein schlichtes, aber bestimmtes Nein.


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**** Infrastruktur ****
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In jedem Fall sind die Gehsteige und Straßen ein ganz eigenes Biotop. Gehsteige sind – zumindest im Hotelbezirk recht gut geplegt und relativ sauber. Aber selbst dort kann es schon mal vorkommen, daß wo ein paar m² Pflaster fehlen, oder Kabel rumliegen... Je weiter man Richtung Dahar kommt, desto schäbiger werden die Gehsteige und die Stores. Beeindruckend ist auch die Höhe der Gehsteige. Knöchelverstauchverdächtige 30-40 cm kann so ein Ding schon mal über der Straße liegen – Wobei wir beim nächsten Stichwort wären. Dem

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**** Autofahren ****
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Daß diesem Punkt eine eigene Überschrift gewidmet ist, mag vielleicht verwunderlich wirken. Man wird dies aber verstehen, wenn man mal dort war.

Die Straßen – oder besser gesagt das Autofahren und die Wagen sind in Ägypten wirklich ein Abenteuer. Man sagt, daß ein Auto erst dann kaputt ist, wenn die Hupe nicht funktioniert. Und dem ist auch so. Sowas wie Pickerl/TÜV gibts nicht. Es wird gefahren, mit was auch immer man vorwärts kommt. Licht ist nach belieben einzuschalten. Und so fahren denn auch die ständig hupenden Sammeltaxis meistens mit Standlicht durch die Gegend – und das nicht zu langsam. Wenn irgendwo ein Hindernis im Weg ist: hupen. Wenn es knapp wird mit dem bremsen: hupen. Wenn die Sammeltaxis jemanden mitnehmen wollen: hupen. Wenn sie eine attraktive Frau sehen: hupen. Wenn gegrüsst wird: hupen. Hupen zu jeder Gelegenheit und auch Ungelegenheit. Andere Länder – andere Sitten. Mehr kann man dazu nicht sagen.
Die Sammeltaxis – es müssen einige tausend alleine in Hurghada sein, sind eine tolle Einrichtung. Wenn so eine hupendes Ding an einem vorüberfährt, einfach die Hand heben, oder sonstwie Interesse bekunden, und schon kann man einsteigen in die weissen Toyota-Busse mit den blauen Streifen. Nach kurzen Preisverhandlungen – Üblich sind 1 Pfund für...Naja, für fast alles – beginnt das Abenteuer ägyptisches Autofahren. Aber irgendwie geht sichs verwunderlicherweise doch immer wieder ohne gröbere Unfälle aus. Und falls es mal wo nicht flüssig vorangeht, und ein Polizist in der Nähe ist, greift dieser nur dermaßen ins Geschehen ein, daß er den Beteiligten mit Handbewegungen zu mehr Eile drängt.

Zum Stadtgebiet selbst ist zu sagen, daß es relativ sauber ist. Es fliegen zwar ab und zu Plastiksäckchen durch die Luft oder liegen wo rum, aber im großen und ganzen recht fein. Zumindest auf der Main-Road. Wenn man in Seitengassen einbiegt, kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Nicht asphaltierte, staubige Wege, und immer wieder die Basare – diese sind dann nicht so touristisch ausgerichtet wie auf den Hauptverkehrswegen.

Ein anderes Kapitel ist die Luft in dem großen Dorf. Vor allem im Stadtgebiet von Sakalla ist es echt ein Erlebnis, mit Konzentration auf die olfaktorischen Eindrücke durch die Straßen zu wandeln. Hier ein Parfumladen, dann ein Chinalokal, dort eine Fischhandlung, daneben ein Tabakgeschäft, ein Café (in dem nur Männer sitzen), gefolgt von einem Gewürzladen, auf den ein ägyptisches “FastFood” Lokal folgt, und so weiter und so fort. Ziemlich intensive Gerüche, die meisten wohlriechend.


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**** Kultur, Sights ****
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Ich muss gestehen: Wer nach Ägypten kommt, um hier Kultur und Geschichte zu erleben, der ist in Hurghada falsch. Nach Luxor und Kairo ist es doch ein ziemlich weiter Weg. Kairo sind 7-8 Stunden Busfahrt. Also nix mit Pyramiden und Tempeln. Nur Meer, Strand, Wüste. Und dazwischen eine Stadt voller Leben.
Wirklich empfehlenswert ist ein Ausflug in die Wüste zu den Beduinen, welche für Touristen hier angesiedelt wurden. (Einheimische haben uns erzählt, daß dort nie Beduinen lebten, denn Wasser ist nur sehr tief anzufinden, und zu selten) Diese Exkursionen werden wahlweise mit Jeep oder mit Quad zum selberfahren angeboten. Wir sind mit dem Jeep gefahren, und ich muss sagen, es war wirklich keine Fahrt für Weicheier. Kann aber auch sein, daß unser Chauffeur für eine Rallye trainiert hat ;-) Jedenfalls gings da ganz schön zur Sache, und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt.
Da in Hurghada zu mindest im Frühjahr ständig der Wind geht – was zwar beim schwimmen und sonnen stört – ist das Gebiet auch ein richtig tolles Surfgebiet.


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**** Wetter ****
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Die beste Zeit für einen Urlaub in Hurghada dürfte Frühling / Herbst sein. Ende Februar war es schon recht warm und angenehm. Nur ein wenig zu windig für meinen Geschmack. Aber dennoch so, daß man ohne Probleme baden gehen kann. Generell ist Februar / März / April und September / Oktober zu empfehlen. Da sind die Temperaturen so, daß die zu Hause gebliebenen neidig sind, und es dort doch nicht zu heiss ist. - Im Sommer solls dort schon mal an die 45°C geben. Und das ist – zumindest für mich – zuviel des Guten.
Regen ist ein Fremdwort in Hurghada. Es kommt zwar ein paar mal im Jahr vor, daß das kühlende Nass vom Himmel fällt, aber dann nur für ein paar Minuten, wenn man den Tourismus-Fritzen glauben schenken darf.
Diese Tatsache bringt aber auch die folgende negative Seite mit sich:


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**** Wasser ****
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oder besser gesagt: Wassermangel. Da es so gut wie keinen Niederschlag gibt, und das Meerwasser salzig ist, ist Wasser ein kostbares Gut in Hurghada. Das Wasser aus der Leitung ist entsalztes Meerwasser, und zum Trinken nicht geeignet. Man kann damit zwar Zähneputzen und sich waschen, aber dann stehts auch schon mit den Verwendungswzecken für das Leitungswasser.
Zum Trinken muss man sich in den Geschäften Trinkwasser besorgen, welches gar nicht so teuer ist. Nur ist Vorsicht geboten: Manche Hotels erlauben es nicht, Essen, beziehungsweise Getränke von ausserhalb ins Hotel mitzunehmen. In unserem Hotel zum Beispiel wurde es zwei Tiroler Mädels untersagt, Wasser aufs Zimmer mitzunehmen. Sie mussten tatsächlich vors Hotel gehen, wenn sie ihr Wasser trinken wollten...
Aufgrund des Wassermangels ist es auch üblich, daß die Gartenanlagen nicht mit Trinkwasser, sondern mit gereinigtem Abwasser gegossen werden. Das kann man teilweise auch riechen :-(


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**** Bakschisch ****
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Es ist üblich, für jeden Gefallen, der einem getan wird, Bakschisch zu geben. Trinkgeld ist für mich eigentlich nicht die richtige Übersetzung. Viel mehr Anerkennung für eine Nettigkeit.
Ich glaube, daß das früher auch mal anders war. Da dürfte wirklich schon wegen einer Frage an Einheimische Bakschisch verlangt (!) worden sein. Das hat sich verändert. Man hat uns nur ein mal in der ganzen Woche nach Bakschisch gefragt (wir wollten ein Foto von traditionell gekleideten Händlern machen. - Die wollten Kohle sehen)
Jedenfalls fällt diese Art der Anerkennung für Aufmerksamkeit nich wirklich finanziell ins Gewicht. Es ist dort halt Brauch, und wird wahrscheinlich eher aus Tradition als aus finanzieller Absicht gemacht.


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**** Fazit ****
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Hurghada ist ein tolles Reiseziel, wenn man ausspannen will, dem kalten und verregneten Mitteleuropa entfliehen, Meer und Sonne geniessen will und nicht unbedingt Aversionen gegen die dort üblichen Bräuche und Umgangsformen hat.
Wer eine Spaßgesellschaft sucht, wo man ständig unterhalten wird, und man 24/7 dem Konsum fröhnen kann, der wird dort wahrscheinlich keinen Traumurlaub verbringen können. Es gibt zwar einige Clubs und Discotheken, aber – zumindest im Februar – ist dort wenig los.


Freu mich schon auf den nächsten Aufenthalt in Ägypten.

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