Irak Testbericht

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Erfahrungsbericht von GeissleinHH

Nach dem Feuersturm

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

In zwölf Stunden läuft das Ultimatum der USA an den Irak aus. Dann wird das geschundene Land sturmreif geschossen und von einer angelsächsischen Invasionsarmee völkerrechtswidrig besetzt werden. Meine Gedanken zum Kriegsverlauf habe ich schon vor ein paar Tagen niedergeschrieben. Heute soll es um das Szenario nach dem Kriegsende gehen.

Nach einem Blitzkrieg beabsichtigen die USA und ihre Vasallen die Einheit des Irak zu erhalten und ihn nach dem Vorbild des Nachkriegsdeutschland zu demokratisieren. Außerdem sollen die Truppen möglichst schnell wieder abgezogen werden. Dieses Vorhaben ist nach meiner festen Überzeugung zum scheitern verurteilt.

Der Irak ist kein einheitliches Gebilde, sondern ein am „Grünen Tisch“ geschaffener Staat. In ihm leben mit den Kurden, Suniten und Shiiten drei Große Bevölkerungsgruppen mit höchst unterschiedlichen Vorstellungen über die „Nach-Saddam-Ähra“. Besonders die Kurden haben keinerlei Interesse an der Erhaltung eines einheitlichen Iraks. Sie würden viel lieber mit den Kurden aus der Türkei und dem Iran einen eigenen kurdischen Staat bilden. Auch die Shiiten dürfte es kaum unter Bagdads Knute halten. Sie dürften sich bei ihren Glaubensbrüdern im Iran erheblich wohler fühlen. Interesse an einer staatlichen Einheit dürften nur die Suniten des Zentraliraks haben, die für sich allein genommen zur politischen Bedeutungslosigkeit verurteilt wären.

Eine Demokratisierung nach westlichem Vorbild halte ich schlicht für ausgeschlossen. Anders als im Nachkriegsdeutschland gibt es im nahen Osten (Israel natürlich ausgenommen) und auf der arabischen Halbinsel keinerlei demokratische Traditionen. Dort wohnen keine wohlhabenden und gebildeten Christen, sondern meist bettelarme streng gläubige Moslems ohne Schulabschluss. Deren politisches Interesse ist meist gering und wenn es vorhanden ist, wird meist der islamische Gottesstaat als Idealform einer Gesellschaft angesehen. Nebenbei sei noch folgendes bemerkt: Selbst wenn unsere Staatsform den Irakis viele Vorteile bringen sollte, wird sie abgelehnt werden, weil sie aufgezwungen sein wird.

Die Invasoren werden ihre Truppen lange im Land stehen lassen müssen, wenn die staatliche Einheit erhalten bleiben soll. Ihre Soldaten werden am Anfang wohl tatsächlich von vielen Irakern als Befreier vom Joch des „Schlächters“ Hussein angesehen werden. Es wird aber nicht lange dauern bis sie als „Ungläubige Kolonialherren“ empfunden werden. Dieser Wandel in der Wahrnehmung dürfte noch dadurch beschleunigt werden, dass ein US-Militär das Land regieren wird. Diese arrogante Geschmacklosigkeit wird sich mit Sicherheit noch rächen.

In großen Teilen der islamischen Welt wird der Überfall auf den Irak als Teil eines Kreuzzuges gegen die Moslems gesehen werden. Mit Blick auf die Gesinnung der Kreuzritter Bush und Blair scheint das ja auch nicht ganz abwegig zu sein. Es wird nur eine Frage der Zeit sein bis es zu Entladungen von Wut und Hass kommt. Zu einer offenen militärischen Konfrontation ist die islamische Welt nicht in der Lage. Sie wird mit Nadelstichen in Form von Terroranschlägen arbeiten. Damit werden sie dann den Kreuzrittern Argumente für weitere Verbrechen liefern. Das Klima der Gewalt wird sich gegenseitig hochschaukeln. Dann haben es die „Falken“ unter den Angelsachsen und die nicht weniger verabscheuungswürdigen Gotteskrieger um Bin Laden geschafft, nach dem Ost-Westkonflikt wird es wieder Religionskriege wie im Mittelalter geben.

Mit der Weltwirtschaft wird es nach dem Krieg wieder bergauf gehen. Die USA werden den Ölpreis im Irak nach ihren Vorstellungen gestalten und die Weltwirtschaft mit einer Billigölwelle puschen. Dass es nicht ihr Öl, sondern das des irakischen Volkes ist, wird sie dabei nicht stören. Natürlich müssen nach einem Krieg auch die Bomben- und Raketenbestände wieder aufgefüllt und der zerstörte Irak wieder aufgebaut werden. Das schafft Nachfrage und kurbelt die Wirtschaft an. Einige werden mit diesem Krieg also wieder viel Geld verdienen. Aber es ist blutiges Geld.

Sollte sich die Republikanische Garde in Bagdad verschanzen rechnet man mit bis zu 500.000 toten Irakis und etwa 2.000.000 Flüchtlingen. Davon wird jedes zweite Opfer ein Kind oder Jugendlicher sein. Gerade habe ich in den Nachrichten eine weitere erschreckende Zahl gehört. Laut einer US-Quelle sollen die Invasion und der Wiederaufbau des Irak etwa 1.9 Billionen Dollar kosten. Mir fallen da so einige Möglichkeiten ein, das Geld besser auszugeben.

Dieser Krieg macht keinen Sinn. Er wird der Welt von einer kleinen Gruppe von Ölräubern mit Alleinherrschaftsansprüchen aufgezwungen. Wir müssen uns wehren und Schröder deutlich machen, dass auch die Beihilfe zu einem Angriffskrieg gegen den Willen der großen Mehrheit dieses Landes ist.

Ich werde meine nächste Yopi-Auszahlung aufrunden und an die Opfer dieses staatlich legitimierten Wahnsinns spenden. Vielleicht machen ja noch ein paar mehr mit.

© Geisslein am 19.03.2003

1 Bewertung, 1 Kommentar

  • morla

    14.10.2005, 16:55 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich