Kairo Testbericht

Kairo
ab 279,96
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Erfahrungsbericht von retilein

Moloch und Kultstadt Kairo

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es war wieder einmal Frühjahr vor mittlerweile einigen Jahren und es packte mich das Fernweh. Ich wollte also zusammen mit meiner Frau zum Kulturtrip gen Ägypten aufbrechen.

Wir starteten in Leipzig und über einen nebelbedingten Zwischenstop in Stuttgart (statt München) ging es nach Scharm-el-Sheikh auf Sinai und von dort 4 Tage später nach Kairo.

Mit klimatisierten Reisebus kamen wir vom Sinaitrip, s. aaO. Wir unterquerten dazu den Suezkanal und fahren auf einer vielspuriger Autobahn nach Kairo ein. War bisher die Welt noch völlig in Ordnung, folgt in Kairo die Mutter der Welt, wie sie von den Arabern genannt wird, das absolute Chaos.
Ägyptens Hauptstadt Kairo (arab: al-qahira, die Siegreiche) hat rund 16 oder sinds 18 (?) Millionen Einwohnern und ist größte Stadt Afrikas - Metropolis des ganzen Kontinents, politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrums Ägyptens und Sitz der Arabischen Liga.
Diese Stadt kennen zu lernen ist eine Monate währende Entdeckungsreise. Keine Stadt des Nahen Osten vereinigt so unterschiedliche geschichtliche Perioden und Baustille auf engstem Raum.
Die Römer waren es übrigens die die Stadt Chere-Ohe, in welcher sich einst Seth und Horus bekämpft haben sollen, zur Festung ausbauten und ebenso wie die Grie-chen Babylon nannten. Die Kalifen eroberten im Jahre 641 die Gegend, benannten Babylon in "Misr" um (so wird Kairo noch heute von den Arabern genannt). und im Laufe der nächsten Jahrhunderte wuchs die Stadt weiter an. Saladin vereinte die unterschiedlichen Orte zu einem gemeinsamen, indem er sie mit einer Mauer umgab (die allerdings nie fertiggestellt wurde). Unter der Herrschaft der den Prunk zugeneig-ten Fatimiden gedieh Kairo während der nächsten Jahrhunderte auf´s Prächtigste. Im 16. Jahrhundert zogen die Osmanen (Türken) ein; Ende des 18. Jahrhunderts war es sogar Napoleon Bonaparte mit seiner Expedition. Mit Mohamed Ali begann die Mo-dernisierung Ägyptens, und spätestens seit dem Bau des Suezkanals hat Kairo seine alte Bedeutung wiedererlangt. Die Einwohnerzahl wird derzeit auf 18 Mio Menschen geschätzt, und diese Zahl wächst stetig an. Die genaue Größe Kairos ist schwer auszumachen, da der Großraum Kairo sich weiter und weiter ausdehnt, und von immer mehr Menschen Platz zum Leben benötigt wird. Nach offiziellen Angaben bewe-gen sich täglich über zwei Mio Autos auf den Straßen Kairos.

Untergebracht waren wir im Sheraton einen 5-sterne Hotel vom feinsten, wirklich sehr angenehme Ambiente, aber wir waren ja wegen des Besuchsprogramms und nicht nur Entspannung hier.
Dort besichtigen wir, das meiner Meinung nach beeindruckendste - das Ägyptische Museum, eins der herausragenden Erinnerungen meinerseits an diese Reise. Ich glaube man kann sich hier allein eine Woche aufhalten und hat doch nicht alles ge-sehen, wirklich phänomenal. Das Museum wurde bereits 1857 vom Franzosen Auguste Mariette gegründet. Es platzt mittlerweile aus allen Nähten, die Luft ist, trotz überall surrender (uralter) Ventilatoren stickig, es ist heiß, und viel zu viele Touristen schwirren durch die Gänge
Der Höhepunkt ist natürlich die Tutanchamun-Ausstellung, die einen beträchtlichen Teil des Museums einnimmt. In einen separaten und klimatisierten Raum sind die Goldfunde aus dem Grab des Tutanchamun zu bewundern. Dazu gehören kleinere Schmuckstücke, zwei der drei goldenen Sarkophage, die ineinander geschachtelt waren und natürlich die berühmte Totenmaske des Tutanchamuns.
Sehenswert auch die Sonderausstellung der Mumien. Gegen einen (recht hohen) Extra-Betrag (1997 waren es umgerechnet ca. 20 DM) kann man hier einige wunder-bar erhaltene mumifizierte Pharaonen und Königinnen, um deren Erhaltung man nach wie vor sehr bemüht ist und einen hohen Aufwand betreiben muss - insofern ist der Sonderobulus durchaus verständlich. Leider ist das Fotografieren mit Blitzlicht im Museum untersagt

Unser nächstes Ziel ist Memphis. Eine liegende Statue von Ramses II., um die man ein Gebäude gebaut hat, und ein Alabastersphinx sind die Hauptattraktion. Der Sphinx ist auf der Nordseite noch sehr gut erhalten.

Weiter geht es nach Sakkara. Zunächst sehen wir ein Grab mit wunderschönen Reliefbildern an den Wänden. Bilder vom Leben des Königs, von der Ernte, von Löwen, die sich paaren, von einem Kalb, das geboren wird. In Sakkara, der Nekropole (Totenstadt) der Hauptstadt des Alten Reiches - Memphis - befindet sich die bekannte Stufenpyramide des Pharaos Djoser aus der 3. Dynastie.
Imhotep, der göttliche Baumeister und Minister des Pharaos, begründete mit diesem Bauwerk, der Mutter aller Pyramiden, die Steinbauarchitektur (etwa um 2665 vuZ). Auf einem Grundriß (110 x 121 m) erhebt sich das kalksteinerne Bauwerk etwa 60 m hoch.
Am nächsten Früh Abfahrt zu den Pyramiden von Giseh. Nordwestlich von Sakkara liegen die weltbekannten Pyramiden von Gizeh. Es ist schon ein merkwürdiges Ge-fühl, quasi am Stadtrand die monumentalen Steinkolosse zu schten. Man zählte sie zu den 7 Weltwundern der Antike. Die Pharaonen der 4. Dynastie (Altes Reich) - Cheops, Chephren und Mykerinos - haben hier ihre monumentalen Grabmäler errichtet. Die Pyramide des Chephren (2558 - 2532 vuZ.), obwohl heute noch knapp einen Meter niedriger, als die seines Vaters, Cheops, erscheint, ob ihres höheren Baugrundes, als die höchste von Gizeh. An der Spitze sind noch Reste der ursprünglichen Kalksteinverkleidung zu sehen. Die anderen Pyramiden von Gizeh sind heute ohne die glättende Außenverkleidung.
Dann begaben wir uns zu der kleinen Pyramide des Mykerinos (62 m). Der Gedanke an das Alter dieser Steinbauten (ca. 4500 Jahre) erfüllt einen doch schon etwas mit Ehrfurcht. Die Innenbesichtigung war im Eintrittspreis enthalten und so kletterten wir auf der Hühnerleiter hinab in die Grabkammer. Die Luft war nicht besonders gut. Außerdem roch es nach Urin.

Beeindruckend ist der unterhalb der Chephren-Pyramide gelegene Sphinx (73 m lang und 20 m hoch), der Menschenkopf mit Löwenkörper. Die Nase ist vor Jahrhunderten zerstört worden, sonst ist der gewaltige Kopf noch ganz gut erhalten. Er war aber auch über Jahrtausende unter einer Sandschicht begraben.

Dann besichtigen wir einen Parfümladen und einen Papyrusladen. Hier erhalten wir eine Einweisung in die Papyrusherstellung: Die Stengel werden geschält, der weiße Kern wird in Streifen geschnitten, mit einem Hammer wird die Feuchtigkeit aus den Fasern ausgeklopft, dann wird 6 Tage gewässert. Die Streifen werden auf Filz im Kreuzverbund ausgelegt und gepreßt. Danach ist ein strapazierfähiges, knickbares Papyrusblatt fertig. Die Blätter werden mit ägyptischen Motiven und Hieroglyphen bemalt und für 35£ bis 500£ zum Verkauf angeboten.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Zitadelle. Von hier Zitadelle hat man einen weiten Blick auf die Skyline von Kairo und Giseh, auf die Sultan-Hassan- und El-Rifai-Moschee und auf die "Tote Stadt": Einen riesigen Friedhof, der zum Teil bewohnt ist. Im Inneren der Zitadelle liegt die Muhammad-Ali-Moschee (Alabastermoschee), erbaut von 1824-1857. In dieser Moschee gibt es zwei Mirhabs, die Richtung Mekka zeigen, eine aus Alabaster-Marmor, die andere aus Zedernholz, grün und goldfarben.

Gelinde gesagt ist der Verkehr in Kairo ein Chaos und lässt sich mit Worten kaum beschreiben.Es gibt kaum Ampeln und falls doch, stört sich niemand an deren Farbenspiel. Zwar sind Fahrspuren eingezeichnet, doch hält sich auch daran niemand. Bei drei Spuren fahren die Kairoer zu fünft nebeneinander, Spiegel an Spiegel. Chaos ist milde ausgedrückt, aber irgendwie scheint es zu funktionieren.

Nach Sinai und Kairo ging es dann weiter zum eigentlichen Kernpunkt einer jeden Ägyptenreise – der Reise auf dem Nil, aber das ist bereits wieder eine andere Geschichte.

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