Kia Rio Testbericht

Kia-rio
Abbildung beispielhaft
ab 23,54
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von AlterPlunder

45 000 km und immer noch keine Probleme

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Me, myself... and my new car

Ich war am Ende meiner Nerven und meiner finanziellen Mittel im Sommer des Jahres 2001. Als einer der aufs Auto nicht verzichten möchte, gar aufs Auto angewiesen ist, verzweifelte ich an der Tatsache, dass selbst ein VW Passat nach 220 000 km sich aufzulösen begann. Hatte ich gerade erst im Frühsommer knappe 2000 DM in diesen unendlich praktischen Kombi reingesteckt, so meldeten sich im Spätsommer schon die nächsten Verschleissteile, die ausgetauscht werden wollten, was wiederum über 1000 DM verschlungen hätte. Nicht dass ich meinen Passat unbedingt loswerden wollte. Aber mir war klar, dass ab jetzt die nächste Reparatur ganz und gar nicht vorerst die letzte sein wird.

Ich drehte und wendete den Sachverhalt durch meinen Hirnschmalz über Wochen und Monate. Mir war klar, der Herbst wird sauteuer. Denn mit meinem vierrädrigen Untersatz musste was entscheidendes passieren. Und ich kam immer wieder zum gleichen Ergebnis, welches da lautete:
Der Kauf eines Neuwagens mit einer umfangreichen Garantie ist die sinnvollste Lösung.

Bei jenem Gedanken wurde mir ein wenig mulmig. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie mehr als 6000 DM (für meinen Passat) auf einen Schlag ausgegeben. Und jetzt überlegte ich, gar bis zu 25 000 DM auszugeben. Meine ganze Kohle, selbst all die letzten Hemden und letzten Reserven...
Und da stand ich nun, ich armer Thor. Was hab‘ ich und was krieg‘ ich dafür? Ich begann also, die Autohäuser der allseits bekannten Billigfahrzeughersteller abzuklappern und merkte schon bald, dass es ein schwieriges Unterfangen war, ein Auto zu finden, dass meinen Bedürfnissen gerecht wird und das ich mir leisten konnte. Das Design spielt bei mir eine untergeordnete Rolle. Bei einem Auto spielen die Zweckmässigkeit, die Zuverlässigkeit und der Preis die entscheidenden Rollen. Demnach musste mein Wunschfahrzeug in folgendes Muster passen:
Es muss ein Kombi sein, in dessen Kofferraum mein Mountainbike, ich oder mein Schlagzeug passen; für die Tiefgaragen darf der Wagen nicht zu hoch sein; bei meinen zahlreichen Autobahnfahrten möchte ich etwas schneller vorankommen; er sollte ein wenig kleiner sein als mein Passat – der Wendigkeit und des Benzinverbrauchs wegen. Und das alles UNBEDINGT für unter 25 000 DM. Und der Händler muss meinen Passat in Zahlung nehmen, da ich ihn auf dem Privatmarkt nur mit schlechtem Gewissen hätte verkaufen können.

Ich stolperte bei meiner Suche also über die neue Fahrzeugklasse der in der Grösse aufgemotzen Kleinwagen. Kombis, die also auf einem Kleinwagen basieren, vom Laderaumkonzept aber wie ein Kombi geschnitten sind. Ubriggeblieben auf der Suche einem Auto für Martin waren zum Schluss (meine Erfahrungen bei der Suche nach einem Neuwagen können nachgelesen werden bei „Neuwagenkauf in München – die haben’s nicht nötig) folgende Fahrzeuge:
Skoda Fabia Kombi. VW Polo Kombi (bzw. Seat Toledo Kombi) und der Kia Rio.

Der VW sowie der Seat fielen wegen des Anschaffungspreises von mindestens 27 000 DM grundsätzlich aus. Und der Skoda bewegte sich preislich verdächtig nahe an der 25 000 DM Grenze. Mehr oder weniger nackt, also ohne irgendwelcher Extras. Zu allem Überfluss war keiner dieser Händler gewillt, meinen Passat in Zahlung zu nehmen...
Keine schlechte Figur machte der koreanische Marktneuling Kia Rio, über den wir hier an dieser Stelle referieren. Darum hier die Argumente, die mich bewegten, diesen Wagen letztendlich zu kaufen:
- Es ist ein Kombi. Selbst wenn dieser Wagen als Fliessheckfahrzeug geführt wird. Und der Laderaum hat mehr Volumen als der der erwähnten Skodas, VW’s und Seats.
- Der Preis. Vollausgestattet mit Klimaanlage, höhenverstellbaren Lenkrad, elektrischer Fensterheber und allerlei weiteren Schnickschnack (es handelt sich um das „Luxusmodell“ 1.5 LS) sollte der Wagen im Herbst 2001 23900 DM kosten.
- Dazu nahm der Händler (den ich trotzdem nicht weiterempfehlen werde – bei Interesse an Kia Autohäusern: Ein Bericht über diese folgt bald) meinen defekten Passat mit 3000 DM in Zahlung.
- Der Kia Rio ist vier Jahre von der Steuer befreit.
- Die Kia Rio ist günstig in der Versicherung.
- Die Kia Rio hat 98 PS, zieht (seitdem er ordentlich eingefahren ist) recht ordentlich und bringt laut Fahrzeugschein 175 km/h.
- Der Kia Rio kann auch Normalbenzin tanken.
- Und vor allem: Kia bietet eine dreijährige Vollgarantie mit der Möglichkeit, diese auf fünf Jahre zu erweitern.

Die ersten Wochen, die ersten Eindrücke
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Der ADAC sowie die Auto Bild sahen bei ihren Tests den Hauptvorteil des Kias gegenüber seinen Konkurrenten (bezeichnenderweise die Fahrzeug, die ich o.g. auch in die engere Auswahl gezogen habe) im Preis. Mokiert wurde stets das laute Motorengeräusch sowie die billig wirkende Plastikausstattung. Ich will nichts beschönigen. Das Motorengeräusch meines Kias ist in der Tat zu laut. Manchmal lauter als das Innengeräuschs eines uralten Golf II. Und das Plastik der Innenausstattung wirkt in der Tat ein wenig billig. Für einen Preisvorteil von mindestens 5000 DM bin ich aber gerne bereit, dies in Kauf zu nehmen. Desweiteren wurden bei den ersten Tests die Bremsen und das Fahrwerk bemängelt. Bei der Produktion meines Kias wurden diese Mängel aber mehr als ausgemerzt. Die Bremsen machen ihren Job hervorragend. Und das Fahrwerk hält das Auto selbst bei rasanten Fahrten auf kurvigen Bergstrassen zuverlässig in der Spur.
Zunächst war ich freilich glücklich, dass alles, was in den Kofferraum meines Passats passte auch in den Kofferraum meines Kias passte – obwohl der Kia deutlich kürzer ist. Noch besser sogar: Trotz sperriger Ladung konnten im Fond der teilbaren Rückbank zum Dank ein bis zwei Personen mitfahren. Die hintensitzenden hatten und haben in meinem Kia allerdings ein schlechtes Los wenn vorne grössere Mitfahrer sitzen. Dann ist hinten die Beinfreiheit sehr eingeschränkt. Und dann fällt auf, dass der Kia auch nur einer dieser in die Länge gezogenen Kleinwagen ist. Den Herstellern wird diese Feststellung freilich nicht gefallen, da diese den Kia Rio gerne als Alternative in der Golf-Klasser vermarkten würden. Das halte ich für ein wenig hoch gegriffen.
Ein wenig enttäuscht war ich die ersten paar Tausend Kilometer über die Zugkraft. Von den 98 PS war wenig zu spüren. Die spürte ich erst nach etwa 7000 km. Seitdem fährt sich der Rio richtig spritzig und zu meiner Freude auch ein wenig ruhiger.

...und was sagen die Kollegen?

Ein normales Ritual in einem halbwegs intakten Team: Hat einer ein neues Auto, wird dieses freilich von den Kollegen ausgiebig beäugt. Als ich ankündigte, mir einen Kia kaufen zu wollen erntete ich nicht nur Gelächter. „Martin, wenn Du so blöd bist, Dir einen Kia zu kaufen, halte ich nicht mehr so viel von Dir wie früher“. Diese Drohung war durchaus ernst zu nehmen....! Dazu muss ich sagen, dass ich in dem Medienpark arbeite, in dem „Geh‘ aufs ganze“ gedreht wurde. Eine zeitlang war in dieser Show der Hauptpreis immer ein Kia Rio. So nahmen meinen Kollegen und mir etwa 30 dieser Fahrzeuge über Monate die Parkplätze weg. Insofern waren die Kollegen voreingenommen und insofern blöd waren auch die Sprüche, als ich an jenem sonnigen Herbsttag mit meinem Kia um die Ecke bog: „Schaut mal, hat Martin ein Auto bei Geh aufs Ganze gewonnen?“
Das genauere Beäugen der Kollegen fiel da schon besser aus. Etliche Male stellten die Kollegen fest, dass so mancher Ingineur bei der Konstruktion des Fahrzeugs mitgedacht hat. Vor allem bezogen war dies auf die ungewöhnlich praktisch handzuhabende Laderaumabdeckung sowie die Berücksichtigung der Grösse der Deutschen Getränkedosen bei den Getränkehaltern sowie die Berücksichtigung der Grösse Deutscher Mineralwasserflaschen beim Durchmesser Fächer in der Mittelkonsole. Und auf einmal schien einigen Kollegen sogar das Design zu gefallen, welches sich die Designer meiner Meinung aber vor allem bei Ford und teilweise bei Volvo und Opel zusammengeklaut haben. Ach, weil wir gerade beim Klauen sind: Beim Design des Amaturenbretts hat man sich nur allzu eindeutig bei Ford bedient...! Und weil wir gerade beim Amaturenbrett sind. Sehr schön finde ich die blaue Displaybeleuchtung. Desweiteren ist die Geschwindigkeit auf dem Tachometer in km/h also auch in Meilen angegeben. Nettes Gimmick mit nützlichen Hintergrund. Wer weiss, wann ich mal mit meinem Kia nach England komme...

Ein Kia Rio im Alltag und seine Kosten
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Nach einigen Tausend Kilometern war ich ja endlich mit der Fahrleistung zufrieden. Vor allem begeisterte mich aber die Wendigkeit des Wagens und das leichte Spiel, das ich jetzt plötzlich beim rückwärts einparken hatte. Mit meinem Passat Schlachtschiff steuerte ich grundsätzlich lieber teure Parkhäuser an, als mich in der Stadt auf Parkplatzsuche zu begeben. Jetzt mit meinem Kia sieht das freilich anders aus. Und diese Tatsache schlägt ebenso wie der durchschnittliche Verbrauch von 7 l / 100 km in positiver Hinsicht auf meinen Geldbeutel.
Mit seiner grossen Heckklappe und der niedrigen Ladekante hat sich der Rio als ein wahres Freizeitmobil entpuppt. Beinahe so wie im Prospekt beschrieben. Das Einladen von allen möglichen Zeug ist ein Kinderspiel. Bewährt hat sich das vor allem bei meinem Umzug im Dezember.
Kleinerer Wagen, geringere Kosten? Reparaturen kosten mich die nächsten drei Jahre der Garantie zum Dank ja erstmal nichts (ausgeschlossen von der Garantie sind natürlich Reifen, Bremsbeläge...quasi all das Zeug, dass im Rahmen von Wartungen gewechselt werden muss). Insofern kümmert mich dieses Thema nur bedingt. Tatsache war allerdings, dass ich für meine Markenwinterreifen + Stahlfelgen (175 R13) weniger bezahlen musste als für die Winterreifen für meinen Passat ohne Felgen!
Die wahre Qualität eines Fahrzeugs lässt sich nach 45 000 km freilich nur oberflächlich beurteilen. In den ersten Jahren sollte ein Auto einfach keine Zicken machen. Das gilt auch für Kias. Meiner machte bis dato keine. Und irgendwelche Klappergeräusche, die auf eine schlechte Verarbeitung schliessen lassen, habe ich bis dato nicht vernommen. Bei den Wartungen, die leider alle 15 000 km durchgeführt werden müssen, habe ich jedesmal pro forma um Reduzierung des inneren Fahrgeräuschs gebeten. Ein Werkstattmeister sagte mir darauf, das wäre bei dem Wagen nun mal so und ich solle diesen Sound doch einfach \"sportlich\" nennen. Wenn er meint...; die Inspektionen kosteten übrigens 110 € (15 000 km) - 200 € (30 000 km) gekostet. Bei einem Autohaus auf dem Land, wohlgemerkt. Bei Münchens Kia Dealer No. 1, Auto Corso am Ostbahnhof, hätte dies 70 € mehr gekostet. Auto Corso fällt mir übrigens immer wieder wegen geradezu unverschämter Preistreiberei negativ auf. Die billigsten Winterreifen auf Stahlfelgen z.B. hätten für den Kia Rio 950 DM kosten sollen. Zum Vergleich: Egal wo ich kuckte: Mehr als als 750 DM hätte mir kein Reifenhändler in München für den all inclusive Service abgeknöpft, sogar beim Kauf von Markenreifen! Die Reifen, für die ich mich entschied kosteten mich mit allem drum und dran gerade mal 600 DM.
Gott bewahre – sollte es aber trotzdem einmal krachen, so ist es durchaus möglich, in einem Kia zu überleben. Den heutigen Standards angepasst sind im Kia Rio Fahrer und Beifahrerairbag, ABS, Seitenaufprallschutz, Elektronischer Bremskraftverteiler uvm. Serienmässig, ebenso wie drei Kopfsützen auf der Rücksitzbank.
Nicht ganz so gelungen finde ich die Anordnung der Maschinen im Motorraum. Zum kontrollieren des Ölstands lässt sich die Sonde aus dem Kontrollloch recht leicht rausziehen. Da diese aber zweimal geknickt und die das Loch, in das sie eingeführt werden soll sehr tief und allzusehr im dunkeln liegt, ist das kontrollieren des Ölstandes ziemlich nervenaufreibend. Da dürfen die Kia-Jungs ruhig mal nachbessern.


Würde ich den Kia Rio nochmal kaufen?
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Nein, wahrscheinlich nicht! Ich hoffe, dass meine finanziellen Mittel in fünf Jahren mir mehr Möglichkeiten geben.
Der Kia Rio ist zweifellos ein tolles Auto – für seinen Preis. Natürlich sitzt man in einem Auto, das 5000 € mehr kostet, bequemer und geräumiger und darf sich über die eine oder andere Innovation freuen. Die Konkurrenz des Kia Rio, sprich Skoda Fabia, VW Polo kann mit mehr Laufruhe, mehr Platz für den Fahrgast sowie Extras wie ESP aufwarten. Davon abgesehen bin ich überzeugt, dass der Kia Rio in acht Jahren schon bald am Ende seiner Tage sein wird, während ein VW Polo sich dann erst am Ende seiner besten Jahre befindet. Ich hatte nämlich nicht vor, den Kia Rio länger als vier oder fünf Jahre zu fahren. Dann wird der Kia Rio aufgrund des hohen Wertverlusts, den koreanische Autos nunmal haben, recht schwer für einen angemessenen Preis zu verkaufen sein. Enttäuscht mich der Kia aber nicht, hätte ich kein Problem, dann mich erneut für die Marke Kia zu entscheiden. Denn Kia bietet ja eine umfangreiche Produktpalette an Fahrzeugen für alle Bedürfnisse an. Ich war seinerzeit drauf und dran, mir einen Geländewagen von Kia zu kaufen.

Im Moment sind Kias nicht unbedingt die Autos, die sich immer wieder durch Innovationen auszeichnen. Kia ist für mich ein Hersteller, der die günstige Alternative anbietet. Für mich ist es nicht weiter wichtig, das schnellste, beste und innovativste Auto zu fahren. Mein Kia Rio ist ein guter Kombi, der der Entwicklung auf dem modernen Fahrzeugmarkt (nur) einigermassen standhalten kann. Abstriche, die bei meinen finanziellen Voraussetzungen unter die Kategorie Schnickschnack fallen, akzeptiere ich dem Kaufpreis zuliebe.

Vertreten im Internet mit allen nötigen Infos und Car Configurator ist Kia unter www.kia.de. Diese Website räumt übrigens auch mit ein paar Vorurteilen auf. So stimmt es nicht, dass es kaum Kia Händler in Deutschland gibt. Spätestens alle 50 bis 60 km gibt’s zumindest einen. Und wenn der Kia kaputt geht, dann muss Kia im Rahmen seiner angebotenen Garantie selbst dafür sorgen, dass das Wrack vom geschulten Fachpersonal begutachtet wird. Und die Kosten für die Heimreise des Kia-Lenkers muss Kia ausserdem tragen, vorausgesetzt er befindet sich mehr als 50 km von zuhause weg.

Cleveren Leuten mit eher kleinem Geldbeutel würde ich den Kauf eines Kia Rio empfehlen. Wer ein Auto auch als Prestigeobjekt sieht, der sollte sich doch eher bei den Premiumanbietern umsehen und ein paar Monate länger sparen...

Apropos sparen: Was mir im Nachhinein stinkt ist mein Kaufpreis. Freilich war der Wagen an sich nicht teuer. Bei mobile.de gibt es allerdings ein Firma in den Niederlanden, die den Kia Rio als Neuwagen für etwa 17 000 DM (~ 8000 € anbietet).


Ein ähnlicher Artikel wurde bei ciao.com vom LastHardMan veröffentlicht. Dies ist kein Fake, denn dieser letzte Harte Mann bin ich selbst.

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