Kirch Krise: Bundesligafinanzierung durch Steuern Testbericht

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Erfahrungsbericht von carlo2000

Leo Kirch zahlt den Preis für seinen Größenwahn

Pro:

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Kontra:

Ich denke, der deutsche Staat täte gut daran, das wenige Geld, das er besitzt, sinnvoller einzusetzen.

Empfehlung:

Nein

Nun ist also amtlich, was bereits seit Wochen in der öffentlichen Diskussion und Grundlage für zahlreiche Spekulationen war - Kirch Media hat einen Insolvenzantrag gestellt. Ein Antrag auf Insolvenz für Kirch PayTV soll offenbar in Kürze folgen. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren einen Schuldenberg in Höhe von mehreren Milliarden Euro angehäuft und kann diese Kredite nun nicht mehr bedienen. Da am Montag ein Kredit an die Dresdner Bank über mehrere Hundert Millionen Euro fällig war, war die Insolvenz somit nicht mehr zu vermeiden.

Was aber waren die Gründe für den Niedergang der Kirch Media? Hier hat sicherlich die wichtigste Rolle der Drang nach unternehmerischer Größe und dessen zweifelhafte Finanzierung gespielt, was auch schon andere namhafte Unternehmen in die Insolvenz getrieben hat wie z.B. die Technikkaufhauskette Brinkmann. Dabei ist der Drang nach Größe an sich gar nicht das wesentliche Problem, schließlich ist eine gewisse Größe eines Unternehmens erforderlich, um im zunehmenden internationalen Wettbewerb mithalten zu können.

Das eigentliche Problem ist die Art der Finanzierung solcher Expansionsstrategien. Denn da es den deutschen Unternehmen an Eigenkapital mangelt, werden Firmenzukäufe im allgemeinen durch Kredite finanziert, die von den Banken in der Vergangenheit nur allzu bereitwillig vergeben wurden. Stellt sich dann durch den Zukauf nicht der gewünschte Erfolg in Form von höheren Umsätzen und vor allem steigenden Gewinnen ein und entstehen dadurch gar Verluste fehlt das nötige Kapital, um die Kredite bedienen zu können.

Und genau das ist auch das Problem bei Kirch gewesen. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, dass ein Unternehmensbestandteil wie Premiere pro Tag einen Verlust in Höhe von 2 Millionen Euro erwirtschaftet, frage ich mich ernsthaft, wie man solche Firmen noch halten kann und wie Banken dies auch noch durch Kredite finanzieren können. Was dabei herauskommt, sieht man ja an der jetzigen Situation. Irgendwann ist für die Banken halt der Punkt erreicht, wo gesagt wird, es gibt keine neuen Kredite, womit die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens von einem auf den anderen Tag nicht mehr gegeben ist.

Welche Auswirkungen die Insolvenz von Kirch Media auf die deutsche Medienlandschaft haben wird, ist wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Sicher ist nur, dass es einige Veränderung insbesondere in der Form von Besitzwechseln geben wird. Denn einige lukrative Bereiche sind ja auch bei Kirch zu holen, für die es sicherlich neue Besitzer geben wird, so dass mit der Pleite bei Kirch auf jeden Fall mal nicht das Ende aller Tage für die Medienlandschaft gekommen ist.

Zu den lukrativsten Bereichen des Kirch-Konzerns zählt dabei wohl die Fußball-Bundesliga, was ja auch in den vergangenen Tagen in den Medien sehr präsent gewesen ist. Hier ist es zwar durchaus möglich, dass Kirch die letzte Rate an die Bundesliga-Vereine nicht oder nur in Teilen zahlen kann, dass dadurch aber jetzt das Ende vieler Vereine insbesondere der zweiten Liga befürchtet wird, halte ich schlichtweg für Unsinn. Denn gerade für die Rechte an der Bundesliga wird es mit Sicherheit einen neuen Käufer geben, so dass auch weiterhin Geld aus den Fernsehrechten an die Vereine fließen wird. Womit man jedoch rechnen muss, ist dass dieser Betrag in Zukunft etwas geringer ausfallen wird, als bisher. Man wird bei einigen Vereinen also in Zukunft etwas verantwortlicher wirtschaften müssen, einen Pleite muss dadurch jedoch niemand fürchten.

Im übrigen ist es natürlich aus wirtschaftspolitischer Sicht eine völlig unsinnige Idee gewesen, die Vereine mit Staatsbürgschaften abzusichern. Da mag ja für den Fußballfan und Wähler sehr populär klingen, stellt aber in wirtschaftspolitischer Hinsicht einen Eingriff in den Markt dar, der nicht akzeptabel ist. Wenn ich mir ansehe, wie viele Unternehmen beispielsweise im mittelständischen Handwerksgewerbe in die Pleite gehen, ohne dass sich da jemand um diese Betriebe kümmert, ist es nicht im geringsten einzusehen, warum Vereine, deren Angestellte (also Spieler und Funktionäre) mit Sicherheit nicht zu sozialen Härtefällen werden, staatlich unterstützt werden sollten - auch wenn es sich nur um Bürgschaften handelt, die zunächst mal keinen tatsächlichen Geldtransfer an die Vereine darstellen.

Doch nicht nur Fußballvereine, insbesondere Banken und Manager von Unternehmen sollten aus der Krise von Kirch lernen. Zwar ist der Drang nach Größe nachvollziehbar, dies darf aber nicht um jeden Preis geschehen. Die jetzt übliche Finanzierung von immer stärkere unternehmerischer Expansion fast ausschließlich über Kredite kann so nicht weitergehen. Hier sollten die Banken im Zweifelsfall einen Riegel vorschieben und Kredite verweigern. Wenn man bei Kirch Media bereits früher die Notbremse gezogen hätte und eine weitere kreditfinanzierte Expansion des Unternehmens nicht mitgetragen hätte, wäre eine solche Megapleite, wie wir sie jetzt bei dem Konzern haben, eventuell zu verhindern gewesen. Denn wo keine Kredite sind, da kann auch niemand in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

13 Bewertungen, 1 Kommentar

  • PrinceofLies

    09.04.2002, 21:57 Uhr von PrinceofLies
    Bewertung: sehr hilfreich

    dies ist zwar ein sehr guter Beitrag,aber er streift das Thema der Kategorie (Finanzierung der Bundesligavereine durch Steuergelder) leider nur knapp.Zugute halte ich in meiner Bewertung,daß es relativ nahe am Thema ist als Vorgeschichte und da&szlig