Die Kastellanin (gebundene Ausgabe) / Iny Lorentz Testbericht

Dieses Osterwochenende hatte ich, außer zum Essen, mal wieder ausgiebig Zeit, ein tolles Buch zu lesen.
Die Wahl fiel auf

##### Die Kastellanin #####

von Iny Lorentz.

Nachdem ich vor einiger Zeit von dem Buch "Die Wanderhure" berichtet habe, wollte ich nun selber lesen, wie es mit Michel und Marie weitergeht.
Und vorweg gesagt, man kann "Die Kastellanin" auch verstehen, ohne den ersten Roman "Die Wanderhure" gelesen haben zu müssen. Sollten Anspielungen auf den ersten Teil kommen, werden diese auch gleich erklärt und umschrieben.

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Die Autorin
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Iny Lorentz wurde 1949 in Köln geboren und arbeitete zunächst als Tierpflegerin, machte dann eine Lehre als Arzthelferin und arbeitete später als Datentypistin, um Zeit zu haben, das Abitur auf dem Abendgymnasium nachzuholen. Seit 1980 lebt sie mit ihrem Mann, ebenfalls ein Romanautor, in München und arbeitet als Programmiererin in einer Münchner Versicherung.
Seit den frühen achtziger Jahren hat sie mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht und ist dann bei den historischen Roman hängengeblieben.


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Das Buch
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Meine Ausgabe erschien für 8,95 € im Knaur Verlag unter der ISBN-Nr: 3426631709.
Das Buch ist komplett in grün gehalten und zeigt auf der vorderen Seite eine Frau ab dem Oberkörper abwärts, ein Buch in den Händen haltend und zum gößten Teil das wallende grüne Kleid.
Wie in Gold eingestanzt, steht in schöner geschwungener Schrift: Die Kastellanin unter dem Autorennamen.
Das Buch teilt sich in sechs größere Kapitel und enthält am Schluß noch eine Leseprobe zu der "Wanderhure", sowie eine Erklärung zum historischen Hintergrund des Buches.
Das Buch wechselt sich ab, mit dem Fortkommen Maries und den Erlebnissen Michels.

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Die Geschichte
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Die Geschichte von Marie, der einstigen Wanderhure, und Michel, knüpft 10 Jahre später an die Geschehnisse des ersten Romans an.
Die beiden leben glücklich und zufrieden auf Rheinsobern, einer Burg am Rhein. Lediglich der heißersehnte Kinderwunsch blieb bis jetzt aus, was Marie der Einnahme von zu vielen Kräutern zum Zwecke der Empfängnisverhütung zurückführt.
Hiltrud, ihre einstige Lebensretterin und Weggefährtin, lebt mit ihrem Mann Thomas und einigen Kindern, als freie Bauern auf einem Hof, ganz in ihrer Nähe.
Ziemlich schnell am Anfang des Buches, erhält Michel den Auftrag für Kaiser Sigismund in den Krieg gegen sein abtrünniges Böhmen und die dortigen Hussiten zu ziehen.
Der Abschied fällt beiden natürlich schwer, aber kurze Zeit später bemerkt Marie, dass sie nun doch endlich schwanger geworden ist, wo hingegen sich Michel mit Neidern aus den eigenen Reihen zu kämpfen hat.
Falko von Hettenheim mag es gar nicht sehen, wie treu und mutig Michel, der ehemalige Wirtssohn, dem Kaiser dient und ihm sogar nach einer Lebensrettung zum Ritter erhebt.
Während eines Hinterhaltes in Böhmen, lässt Falko Michel halb tot und bewusstlos liegen.
Einige Monate später erfährt Marie zu Hause, hochschwanger, nur durch den Einzug des neuen Vogts und dessen Familie, dass Michel tot sein soll.
Mit viel List und Tücke gelingt es ihr, einiges an Hab und Gut zu sichern. Da sie immer noch fest der Meinung ist, das Michel lebt, sie auf keinen Fall neu verheiratet werden möchte und schon gar nicht den Attacken und Schmähungen der neuen Vogtsfrau ausgesetzt sei möchte, beschließt sie, sich einem Heereszug nach Böhmen anzuschließen.
Sie tarnt sich als Marketenderin, lernt wieder neue Freunde, aber auch Feinde kennen, besteht und übersteht Abenteuer und versucht Licht ins Dunkle über den Verbleib oder sogar den Tod ihres geliebten Mannes zu bringen.
Ob es ihr gelingt und welche Abenteuer sie erlebt, das müsst Ihr selber nachlesen.
Das Buch schildert zwar einen Zeitraum von drei Jahren, wobei ich Euch jetzt im GROBEN von ca. anderthalb Jahren berichtet habe, aber mehr wäre wirklich zu viel erzählt.


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Geschichtlicher Hintergrund
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Dieser Roman spielt zum Zeitpunkt der Hussitenkriege, welche von 1419 bis 1434 getobt haben. Die Autorin webt die Geschichte gekonnt in das Schicksal Maries und Michels ein und man erfährt einiges über die Lebensumstände und Beweggründe der Edelmänner, aber auch der Bauern, warum sie sich gegen Kaiser Sigismund auflehnten.
Hier erfährt man, warum sich die Lager der Tschechen spalteten und welche Gruppe mehr dem Glauben des Jan Hus zusprachen, welcher ja bekanntlich im ersten Roman im Beisein von Marie auf dem Scheiterhaufen verbrannte.

Man bekommt eine Vorstellung von den Grausamkeiten, die zu Kriegszeiten herrschen, denn auf beiden Seiten wurde, vornehmlich von den ach so tollen Rittern und Edelmännern, gebrandschatzt, vergewaltigt und gemordet.

Aber Marie und Michel sind anders. Sie habe beide eine andere Welt kennen gelernt und wissen um die Empfindungen der anderen Schichten.

Hier kann man auch wieder erkennen, wer sich in Kriegsangelegenheiten die "Finger dreckig" macht. Kaiser Sigismund ist zwar mit an der Front, jedoch bleiben die ganz edlen Herren sicher auf ihren Burgen und schicken ihre Untergebenen um eher noch für sich mehr Ländereien und Geld zu fordern.


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Leseprobe
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Maries Blick schweifte kurz über die versammelten Jäger und kehrte wieder zu ihrem Mann zurück. Er saß auf seinem Pferd, als wäre er damit verwachsen, und führte den Zügel scheinbar achtlos mit der Linken, da er in der rechten Hand die zum Schuss gespannte Armbrust hielt. Neben ihm ritt ihr Gastgeber Konrad von Weilburg, ein ebenfalls stattlich zu nennender Mann. Beide waren mittelgroß und hatten breite, muskulöse Schultern, doch während der Weilburger bereits einen kräftigen Bauchansatz aufwies, hatte Michel immer noch die schlanke Taille und die schmalen Hüften eines jungen Mannes, und sein Gesicht mit der breiten Stirn unter den dunkelblonden Haaren, den hellen Falkenaugen und dem kräftigen Kinn wirkte energischer als das seines Gastgebers. Konrad von Weilburg verzichtete selbst bei der Jagd nicht auf hautenge Strumpfhosen und ein kunstvoll besticktes Wams, während Michel lange, bequeme Reithosen und eine einfache Lederweste mit halblangen Ärmeln über einem grünen Hemd trug. Seine Füße steckten in festen Stiefeln, und nur das mit zwei Fasanenfedern geschmückte Barett verriet dem Beobachter, dass er kein Knecht war, sondern der Ministrale eines hohen Herrn.
Michel musste Maries Blick gefühlt haben, denn er drehte sich noch einmal um, schwenkte übermütig die Armbrust und schenkte ihr ein verliebtes Lächeln, bevor er sein Pferd antrieb und hinter dem herbstbunten Laub des Waldes verschwand. Marie musste an jenen Tag vor zehn Jahren denken, an dem man sie mit ihrem Jugendfreund verheiratet hatte. Das »Ja, ich will!«, nach dem man sie bei
der Trauung im Inselkloster noch nicht einmal gefragt hatte, würde sie heute zu jeder Tages- und Nachtzeit sprechen, so glücklich war sie mit Michel geworden.

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Mein Fazit
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Das erste Buch, welches ich überhaupt von Iny Lorentz gelesen habe, also "Die Wanderhure", hat mich sehr in den Bann gezogen und gefesselt.
Am Anfang dieses Buches habe ich mich ein wenig schwer getan, doch nachdem Michel erst einmal unterwegs war, konnte ich auch dieses nicht mehr aus der Hand legen.
So brauchte ich auch nur knappe drei Tage (man bedenke die Osterbesuche mit Essensgelage dazwischen) und die 589 Seiten zu verschlingen.
Wieder schafft es die Autorin, diesmal etwas genauer, die historischen Begebenheiten in den Roman einzuarbeiten.
Man lebt mit den Soldaten und Rittern, bekommt etwas Einblick in das Leben der Marketenderinnen und vom Krieg. Natürlich erleben die Protagonisten Überfälle, Vergewaltigungen und Meucheleien, das wird auch beschrieben, jedoch nicht zu oft. Wenn, dann aber ausführlich.
In diesem Zusammenhang kommt mir der Ausdruck von "Hollywood" in den Sinn, den ich oftmals in Verbindung mit diesen Büchern gelesen habe.
Es stimmt, viele Zufälle, viele positive Ereignisse und viel Glück helfen allen Beteiligten, obwohl sie auch schwere Zeiten durchmachen müssen.
Für mich allerdings ist das genau das Richtige: ein wenig Liebe, Intrigen, Hass, Gemauschel, und natürlich der historische Hintergrund.
Ich kann dieses Buch auch nur wärmstens empfehlen und warte schon gespannt auf den nächsten Fortsetzungsroman.


Vielen Dank für´s lesen und kommentieren.
Tanja für ciao und yopi



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weitere Bücher
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* Paul und Strubbel (1986)
* Die Kastratin (2003)
* Die Goldhändlerin (2003)
* Die Tatarin (2004)
* Die Wanderhure (2004)
* Das Vermächtnis der Wanderhure erscheint am 12.05.2006
* Die Löwin von Molterossa erscheint am 01.09.2006