Lycidas (Taschenbuch) / Christoph Marzi Testbericht

"DIE WELT IST GIERIG, UND MANCHMAL VERSCHLINGT SIE KLEINE KINDER MIT HAUT UND HAAREN..."

Ich habe Lycidas letztes Jahr zu Weihnachten von meinem Freund bekommen. Da war mir klar, dass ich dieses Buch auch als nächstes lesen musste =) So hab ich also damit angefangen und wie ich es nun fand, erfahrt ihr jetzt.


..::Der Autor::..

Der Autor von Lycidas ist Christoph Marzi, ein neuer, deutscher Schriftsteller. Er wuchs 1970 in Obermending naher der Eifel auf. Danach studierte er Wirtschaftspädagogik in Mainz, heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Saarland und arbeitet dort hauptberuflich als Lehrer an einem Gymnasium. Außerdem schreibt er phantastische Literatur, in der man seine Lieblingsschriftsteller von Boyle über Dickens bis Gaiman wiederfindet. Mit Lycidas hat er seinen ersten Roman bei Heyne veröffentlicht, dicht gefolgt von Lilith, dem zweiten Teil von Lycidas. Mit Lycidas hat er den Deutschen Phantastik Preis gewonnen.


..::Inhaltsangabe::..

In London geschehen seltsame Dinge, von denen Emily Laing im Waisenhaus von Rotherhithe allerdings vorerst nichts mitbekommt. Als aber eines Tages, als sie in der Küche arbeitet, eine Ratte zu ihr spricht, sich ihr als Lord Hyronimus Brewster vorstellt und sie eindringlich bittet, gut auf den Neuzugang Mara Mushroom aufzupassen, verändert sich für Emily Laing so einiges. Noch in der selben Nacht wird Mara, die noch ein Kleinkind ist, von Larry dem Lykrantrop entführt, während Emily in das Büro des Reverends Dombey einbricht. Eilends flüchtet Emily aus dem Waisenhaus und macht dort schon gleich die ungewollte Bekanntschaft mit Larry, der es sofort auf Emily abgesehen hat. Nur durch eine Rettungsaktion Lord Brewsters und der anderen Ratten gelingt es ihr, Larry zu entkommen.
Lord Brewster stellt ihr den Alchmisten Mortimer Wittgenstein vor, der sich der Kleinen wider Willen annimmt. Zusammen mit ihm, Maurice Micklewhite, dem Elfen, macht sich Emily auf in die uralte Metropole, die Stadt unter der Stadt, um nach der kleinen Mara zu suchen. Die uralte Metropole beherbergt viele Gefahren und dunkle Wesen: gefallene Engel, antike Gottheiten, insektenartige Kreaturen, die sich Nekir nennen, Kinder mit Scherben in den Augen. Wer steckt hinter der Entführung von Mara Mushroom? Und wer ist der mysteriöse Herrscher, der sich selbst Lycidas nennt?


..::Das Buch::..

Das Buch ist von Heyne und ist ein großes Softcover. Es ist in einem schönen blau gehalten. Auf dem Buch sieht man einen großen Turm mit Uhr, ebenfalls in blau. Aus der Turmuhr fliegen duzende Vögel heraus. Im Hintergrund sieht man einen großen, weißen Mond. Darüber steht in großen, goldenen Buchstaben LYCIDAS, darüber in einem helleren blau der Name des Autors, Christoph Marzi. Auf der Rückseite stehen Kommentare von Kai Meyer und Markus Heitz, ebenfalls Schriftsteller. Die Inhaltsangabe findet man im Inneren des Buches. Hinten sowie vorne im Einband sieht man eine große Karte von London, die einige wichtige Orte zeigt.
Das Buch hat stolze 859 Seiten. Diese sind in drei Teile aufgeteilt, nämlich Lycidas, Lilith und Licht. Das Buch ist auch in mehrere kleinere Kapitel aufgeteilt, jedes Kapitel umfasst meistens 10 - 20 Seiten. Die Kapitel sind nummeriert und haben Namen. Neben den Namen ist eine graue Ratte, bei jedem Kapitel. Das Buch kostet 14,00 Euro, so wie jedes Buch in dieser Form.

Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Ppier gedruckt

ISBN-10: 3-453-53006-3
ISBN-13: 978-3-453-53006-5
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag, München
Umschlagillustration und Karte: Dirk Schulz
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck


..::Kritik::..

Schon auf den ersten paar Seiten die ich gelesen habe, ist mir der außergewöhnliche Schreibstil aufgefallen. Ich finde, es gibt eher wenige Schriftsteller, die man aufgrund ihres Schreibstils sofort erkennen würde, Christoph Marzi ist in meinen Augen einer dieser Wenigen, auch wenn Lycidas das erste Buch ist, das er rausgebracht hat. Er schreibt ziemlich förmlich, was auch positiv auffällt. Er beschreibt alles ziemlich genau, was zwar bei den meisten Büchern nicht unbedingt positiv ist, hier allerdings schon. Er beschreibt ganz genau und zieht alles etwas in die Länge wenn es in die Situation perfekt passt und in Situationen, in denen es eher nicht passt, hält er sich oft ziemlich kurz. In meinen Augen eine gute Mischung.
Oft macht er auch Andeutungen am Anfang des Kapitels, die einen zuerst verwirren oder man sich fragt, was als nächstes passiert, so dass man das Buch nicht weglegen kann, bis die Frage geklärt ist. Nur werfen sich dann meistens neue Fragen auf, auf die man Antworten haben will ;) Was ich damit sagen will, ist, dass man das Buch fast nicht aus der Hand legen kann.
Christoph Marzi schreibt in einer Ich-Erzählung. Allerdings nicht aus der Sicht Emily Laings, der Hauptperson, sondern aus der des Alchemisten Mortimer Wittgenstein. Anfangs war ich nicht sonderlich begeistert davon, weil ich Ich-Erzählungen einfach nicht so gut finde, hier passt es aber sehr gut. Ich denke, es ist gut, dass Christoph Mortimer zum Erzähler gemacht hat und nicht Emily Laing, denn ich glaube, dann wäre das Buch nicht so gut geworden. Durch Mortimers mürrische Erzählung, die mich oft zum schmunzeln gebracht hat, hat das Buch einen lustigen Touch bekommen, aber nicht so, dass es nicht mehr ernst zu nehmen ist. Hier regt sich Wittgenstein mal über die noch etwas kindliche Emily auf, dass sich der Satz "Dieses Kind!" im Buch mehrmals wiederholt, dort zieht sich der Satz "Fragen Sie nicht!" durch das Buch und zu guter Letzt wird einem immer wieder klar gemacht, dass es auf keinen Fall so etwas wie Zufälle gibt. Eben genau passend ;)

Was ich auch sehr gut fand an dem Buch, sind die geschichtlichen Hintergründe. Lycidas spielt im Hier und Jetzt in London, aber es dreht sich auch viel um 1888 - was war denn da? Genau! Die Whitechapel-Aufstände und Jack the Ripper. Es wird viel über diese Zeit erzählt, genau wie es damals war. Bevor ich dieses Buch gelesen hae, wusste ich rein gar nichts über Jack the Ripper, mittlerweile hat sich das geändert. In Lycidas wird die Zeit von Jack the Ripper so erzählt, wie es damals wirklich war. Ich fand es ziemlich interessant und habe recht viel über Jack the Ripper erfahren. Jack the Ripper bleibt in dieser Geschichte trotz allem eher im Hintergrund der Geschehnisse. Und es passt in dieses Buch super hinein.

Lycidas ist ein Buch, das nicht wie ein gerader Strich eine Geschichte erzählt, sondern eines mit vielen Windungen, Biegungen und Nebenzweigen. Lycidas sollte man auf jeden Fall nicht gedankenverloren schnell überfliegen, wenn man die Geschehnisse, die Hintergründe, die Intrigen und die Vermutungen alle verstehen und zusammenfügen will. Ich muss sagen, Lycidas ist das Buch mit den meisten Hintergedanken, das ich je gelesen habe. Es ist alles gut verständlich, wenn man aufmerksam liest und es bleiben keine Fragen offen.


..::Fazit::..

Ich bin hoch auf begeistert von diesem Buch. Es ist wirklich mal was anderes, dazu sind die Geschehnisse nicht zu durchsichtig. Der Schreibstil ist absolut klasse und das Buch verliert nie an Spannung - das Buch ist rundum super. Ich muss sagen, ich konnte keinen einzigen Nachteil an dem Buch finden. Ich kann es nur weiter empfehlen an die, die Hohlbeins immer gleiche Geschichten satt haben, mal etwas neues lesen wollen und nichts, das ihnen schon irgendwie bekannt vorkommt. Eben weil das Buch so gut ist, vergebe ich volle Punktzahl, 10 von 10 Punkte.

MfG Regan