Marrakech Testbericht

ab 204,69
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Erfahrungsbericht von Servus1

ZWISCHEN GAUKLERN UND 1001 NACHT

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Zwischen Gauklern und 1001 Nacht

- oder wie Servus1 vom Pauschaltouristen zum Individualtouristen wurde –

Nachdem ich finanziell nicht soll Geld mehr hatte, war schon 2 mal privat in den Urlaub gefahren und wollte unbedingt noch mal raus, aus dem Molloch, überlegte ich mir mit meiner Frau wo’s den hingehen könnte für eine Woche.

Nachdem ich das exotische Liebe, kam ich auf Marokko. Gesagt getan, über Plärrer Reisen einem in Nürnberg ansässigen türkischen Reisebüro, buchte ich Last Minute eine Woche Agadir in Marokko. Für damals 570,00DM incl. Halbpension mit Air-Berlin (die sind übrigens mal einen eigenen Bericht wert, tztztz, so was hab ich noch nicht erlebt.)

In Marokko, Agadir überlegten wir uns, welche Ausflüge wir machen könnten. Nachdem wir sehr kontaktfreudig sind, befreundeten wir uns auch sehr schnell mit 2 weiteren Pärchen, mit denen wir heute noch Kontakt haben. Einer von denen hatte in Agadir ein kleines Ausflugsbüro gesehen. Dort stiefelten wir dann hin. Neben einer freundlichen Begrüßung auf schwäbisch (!?!?) wir waren alle baff und etwas sprachlos, erklärte er uns, das Marrakesh eine wunderschöne bezaubernde Stadt sei. Nach kurzen Überlegungen stimmten wir ihm zu und vereinbarten einen Ausflugstermin. Ich bestand auf eine Bezahlung nach dem Ausflug. Nahcdem das schachern bis zum Umfallen dazu gehört, einigten wir uns auf 75% Rabatt (selten in der Höhe, meistens 50%) und eine Anzahlung in Höhe von 25%, der Rest, wenn wir wieder im Hotel wären.
75% Rabatt – also noch 100,00 DM für 6 Personen...Kann das was gescheites sein? Wir hatten alle ein sehr mulmiges Gefühl, diesen Ausflug gebucht zu haben. Alle dachten: „setzt der uns in der Wüste aus? Verschleppt der uns. Naja wir waren zu 6, der alleine, dachten wir...“


Tag des Ausfluges - Abfahrt
********************************
wir hatten eine Abfahrt um 4.00 Uhr früh vereinbart..Boah war das grauenhaft...Verschlafen standen wir vor dem Hotel und warteten auf unseren Reiseführer. Wir waren nicht die einzigen. Etwas 100 weitere Hotelgäste warteten draußen um mit Tui und Co. Nach Marrakesh gekarrt zu werden. War es die richtige Entscheidung?

Er kam. Mit seinem dunkelgrauen Ford Transit. Das erste was mir auffiel, war das gepflegte Auto, modernes Radio und Klimaanlage. Mit einer Leichtigkeit des Seins, schwang er sich aus dem Auto und verstaute unser Gepäck im Kofferraum. Wir fuhren los. Aber hoppla? Wer sitzt den da im Wagen, noch einer... Gehörte der hier her? Ein Schwarzer!!! Pechschwarze Haut, Moselmkappe aufdem Kopf...

Ein „Servus miteinand“, mit bayrischen Dialekt schallte durch das Auto und wieder wussten wir nicht, was wir sagen sollten. „Öhhh – wat den datt für einer?, dachte ich, aber meine Frau stellte schon die Frage:“ Wo kommt ihr eigendlich her? Ihr sprecht ja beide deutsch“ und beide fingen schallend das Lachen an. „Wir kommen beide aus Marokko und haben beide in Deutschland studiert und jetzt sind wir wieder hier...Während wir fragend unserem Fahrer zuhörten, gab uns der „richtige“ Afrikaner ein Lunchpaket. „Da, Euer Frühstück, im Hotel habt ihr sicherlich nichts bekommen“. Fragend schauten wir uns an und einer aus der Gruppe fragte: „Was kostet das denn?“ „Nichts“, erwiederte der Schwarze, ist im Preis enthalten....Aber anstatt Kaffee hats Pfefferminztee gegeben, der in Afrika sowieso anders schmeckt, als in Deutschland, nämlich super gut...Mittlerweile wars uns ja schon etwas peinlich, das wir den Preis so gedrückt hatten, da die Gastfreundschaft der beiden keine Grenzen zu kennen schien, wie wir später noch festellen sollten...

Ein paar Hundert Kilometer waren es schon bis Marrakesh, deshalb fuhren so rechtzeitg los. Aber die karge und bedrohlich aussehende Landschaft faszinierte uns alle. Beide sprachen über Land und Leute und wo wir uns gerade befanden. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke war Pause angesagt, obwohl wir im Auto aus dem Fenster rauchen dürften..Ein kleines malerisches Dorf, indem die Zeit stehengeblieben schien. Und sehr unwirklich sahs dann schon aus, weil das Dorf irgendwie nicht in diese grausig ausehende Landschaft reinpasste. War aber ein Super Kontrast. Wir hatten auch das Glück während der Fahrt den Sonnenaufgang beobachten zu können, einfach genial kann ich nur sagen. Vorher war ein pechschwarzer Himmel, die Sterne funkelten wie lupenreine Diamanten und langsam verfärbte sich der Himmel hellorange, rot und der untere Bereich so langsam blau. Und alles mit sehr weichen Übergängen. Einfach faziniernd. Ich hatte eigendlich nie die Zeit mir einen Sonnenaufgang so genau zu betrachten. Was so schön an der ganzen Hinfahrt war, war die Tatsache, die unsere 2 Begleiter immer wieder bekräftigten: „Wenn ihr was sehen wollt oder irgenwo länger bleiben wollt, dann bleiben wir, wir haben Zeit der Welt...“ Was uns sehr ruhig werden ließ. Kein Stress und keine hektig, es war einfach schön. Wir genossen die Ruhe, bis wir auf einmal aus unseren Gedanken gerissen wurden. Eine quitschige Reisebegleiterin der Tui war mit ihrer Gruppe angekommen. „Wir gehen jetzt da rein, wer will kann sich Teppiche kaufen, Platz im Bus ist genug. In 20 Minuten fahren wir weiter“. „Ooooh ne“, dachte ich und unsere Begleiter baten uns doch wieder einzusteigen...



Marrakesh


In Marrakesh angekommen band uns sofort die Faszination dieser Stadt, die ich gerne als Perle in einer unwirklichen „Welt“ beschreiben möchte. Großzügig angelegte Strassen, relativ sauber und kein Zeichen von Stress, Eile oder sonstigen Einflüssen, die wir aus Deutschland kannten.
Während wir noch am Randbezirk von Marrakesh waren und stadteinwärts fuhren, erzählte uns der schwarze, der mittlerweile seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte und eine trichterförmige, süsslich riechende Zigarette rauchte..(was das wohl war, grins) etwas über die Stadt. Das z.B. Marokko durch Marrakesh den Landesnamen erhielt. Die Stadt heisst nämlich „Marrakech Mraksch“.
Das Marrakesh früher vor 1000 Jahren eine Zeltstadt für Karawanen war.
Das Marakesh 1062 die erste Moschee erhielt.
Und während er so über die Entstehung Marokkos erzählte, sah ich mich schon in einem Beduinengewand auf einem Kamel dahinreiten und meine Waren in der beschriebenen Stadt zu verkaufen...“Aussteigen“ wurde ich aus meinen Träumen gerissen, aber wir waren endlich da. Ziemlich am Zentrum und es war vormittags. Während ich grinsend meinen Kopf aus dem Wagen hielt, rief ich voller Freude meiner Frau zu:“9.00 Uhr, die Frisur sitzt“ Die DreiWetterTaft Werbung wird mich mein Leben lang verfolgen... Kurzes Gelächter in der Gruppe und wir machten uns auf den Weg.


Platz der Gaukler
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Es war noch nicht Mittag und wir hatten schon über 30° und es war windstill.
Aber auf dem Marktplatz auch Platz der Gaukler genannt, herrschte schon reges Treiben, aber ruhig ging es zu..Ich lief zwischen Medizinmännern, die noch mit Zangen, ohne Betäubung einem die Zähne ziehen, vorbei an Gauklern die Eidechsen und andere sonderbare Tiere auf den Schultern trugen. Manche liefen auf Stelzen, manche jonglierten mit Bällen. Andere wiederum priesen ihre Gewürze an und ehe ich es bemerkte, waren wir schon richtig im geschehen. Ich schloss meine Augen und versuchte mit der Nase allen Guten Dingen zu erraten, aber es gelang mir nicht alles zwischen Tymian, Pfefferminze, Paprika und all den anderen exotischen Gewürzen zu unterscheiden.
Direkt nachdem rießigen Platz begannen die Gassen, nichts besonderes dachte ich, bis unser Begleiter erzählte, dass es sich um das älteste viertel Marrakeshs handelt. Die Erfurcht war jedem anzumerken. Die Gassen die aus gut 1000 Jahre alten Mauern bestehen und ein spannende Kulisse bieten. Als ob sie sprechen und hören könnten.....

Mittlerweile war TUI auch schon da und wir begaben uns in die erste Gasse, der Eisenschmiede. Meine Bewunderung schien keine Grenzen zu kennen, als das Hämmern und Klopfen durch meine Ohren drang. Alles alt, nichts auf Tourismus ausgelegt. Schööön, jipiieee, endlich mal was anderes, als Kommerz, bis ich wieder die quitschende Stimme hörte. „Wir müssen uns beeilen, wir müssen dann und dann dort sein“ Die Gruppe der Tui schob sich gelangweiltan uns vorbei und manche sahen uns sehr enttäuscht an.....

Eine gute Stunde haben wir ort verbracht, bis wir in die nächste Gasse kamen, den Töpfersouk. In dieser Gasse wird ausschließlich getöpfert Brottüöpfe, etc. hier waren wir relativ schnell durch und es wurde, je weiter wir in die Gassen gingen, immer orientalischer. Mittlerweile waren wir durch größere und kleinere Gässchen, Trep auf Trepp ab gegangen und keiner von uns hätte sich je in diesem Labyrinth alleine zurechtfinden können. Vermumte Frauen die Pakete auf ihren Köpfen trugen, Männer in langen Gewändern und Kinder die mit selbstgebastelten Spielzeug spielten.. wir waren wie in einem Märchen.. Das war immer mein Traum so was mal zu sehen. Dann wurde es Zeit für eine Teepause. Hunger hatte bei der Hitze sowieso keiner. Wir setzten uns in alte, dunkle, selbstgeschnitze Holzstühle, die zwar für europäische „Hintern“ etwas unbequem waren, aber der Ausblick und das Beobachten des Geschehens entschädigte dafür. Nir viel auf das jeder der 6 Leute sehr still war. Jeder musste anscheinend seine bisherigen Eindrücke verarbeiten.

Nachdem wir die Holzschnitzer, Souk der Kupferschmiede, Wollfärbersouk, Ledermarkt, Schmuck und Teppichmarkt und zu guter letzt wieder bei den Gewürzhändlern und Gauklern ankamen wurde es langsam Zeit für eine kleine Stärkung.
Einer unserer Begleiter meinte, das Rôtisserie de la Paix wäre jetzt das Richtige. Ich kann zwar nicht mal den Namen ausprechen, aber die Adresse musste ich mir mitnehmen, da mir der Garten mit Palmen und exotischen Gewächsen sooo gut gefallen hat. Dazu eine zwar nicht ganz billige aber umso bessere französische Küche. Die Begleiter luden wir ein. Mittlerweile waren die Temparaturen auf 44° gestiegen..Während wir in diesem Garten verweilten erszählte unser Begleiter uns vom Einmarsch der Franzosen 1917. Daher auch die französische Prägung der Stadt. Die alten Innenhöfe, indenen sich oft ein Springbrunnen steht, die Wände, die mit Mosaiksteinen verkleidet sind. Überall ein orientalisches. Nachdem Essen wartete eine Kutschfahrt auf uns. Im Preis inbegriffen. Toll die ganze Sache. Die Kutsche machte wegen der Pferde öfters mal Pause und wir hatten die Gelegenheit, uns Störche, die es in Mengen daunten gibt, anzuschauen. Mit der Kutsche fuhren wir dann soziemlich alle Sehenswürdigkeiten ab, die man sich vorstellen kann. Leider haben wir nicht alle geschafft, aber ein paar schon...

Koutoubia-Moschee, das wohl größte Wahrzeichen der Stadt. Die Moschee ist innen der reinste Luxus, feinste Stuckarbeiten, orientalische Schnitzereien und ein überdimensional großes Gebäude, das wir alle mal wieder sprachlos waren. Im Anschluss besuchten wir die älteste Gebetsschule Marokkos. Holzschnitzerein soweit das Auge reicht. Wandmalereien das einem vor Schönheit die Augen übergehen könnten.die Smaragdgrünen Ziegel der Gebetsschule gaben mir dann den Rest..Ich war einfach überwältigt.

Als nächstes fuhren wir mit der Kutsche endlang der 12 km langen Stadtmauer bis zum Bahaia-Palast, der durch seine Innenhöfe, die zum Verweilen einläd. Eine ruhe kann ich Euch sagen. Interessant wurde es dann als wir durch unserer Begleiter erfuhren, das hier in diesem ehemaligen Grossvisier-Palast, eine Szene für „Lawrence von Arabien“ gedreht worden ist. Filme über Filme verknipsten wir...Im Anschluss gings weiter zum Palast el-Badi, von dem aber nur noch Ruinen stehen.

Mittlerweile neigte sich die sonne gegen den Horizont und wir fuhren zurück zum Gauklerplatz, der noch voller war, als zu Beginn des Tages...Hier assen wir noch eine Kleinigkeit bis wir uns dann auf den Rückweg machten, aber nicht ohne vorher die übermächtigen Olivenplantagen mit einem rießigen Wasserbecken zu besichtigten.

Während der Rückfahrt hörten wir noch viele spannende Geschichten über Marrakesh und Marokko, die wir Männer gespannt einsogen, wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt. Die Frauen waren eingeschlafen...........
Als Dankeschön, wir waren morgens um halb zwei vor dem Hotel, haben wir den beiden ein wirklich dickes Trinkgeld gegeben, weil Tui für den „Kommerz“-Ausflug 75,00 DM/Person verlangt hat und die die mit Tui gefahren sind, icht mal die Hälfte von dem gesehen haben wie wir. Am nächsten Tag verabredteten wir uns zu einem weiteren Ausflug in der näheren Umgebung...


Fazit
******

Ich habe noch nie ein so wunderbares Erlebnis gehabt, wie in Marrakesh. Diese Stadt machts richtig. Sie baut zwar schon in einem modernen Stil, hat aber ihre orientalische Fassade nicht verloren und das macht neben den vielen Sehenswürdigkeiten das Flair dieser Stadt aus. Deshalb erhält die Stadt Marrakesh, die GottSeiDank, momentan noch nicht auf der Kommerzschiene ist, die volle Punktzahl, nämlich 5 Sterne.
Ich werde diese Stadt immer in Erinnerung behalten. Sie ist wirklich eine Reise wert....

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Gartenfreund

    01.04.2008, 18:42 Uhr von Gartenfreund
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wer noch nicht dort war, sollte mal unbedingt hin. Ist wie im Märchen, einfach spitzenmäßig. Wirklich schöner Bericht, musste gleich an unsere Rundreise durch Marokko denken.