Die Stadt der träumenden Bücher (gebundene Ausgabe) / Walter Moers Testbericht

ab 13,96
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Erfahrungsbericht von nikosternchen

Ein Ort, wo Bücher töten können...

Pro:

fantastisch, fantastisch, wahnsinn

Kontra:

gar nichts

Empfehlung:

Ja

Über ein Jahr musste ich nun ausharren nachdem ich Rumo auf seine abenteuerliche Reise durch Zamonien und die Untenwelt begleitet hatte, wieder in die fantastische zamonische Welt eintauchen zu können. Diesmal ist dem Leser sogar vergönnt sich auf die Fersen einer L Legende zu heften.
Hildegunst von Mythenmetz der uns ja bereits sein Können als größter zamonischer Schriftsteller bewiesen hat, erweist uns diesmal die Ehre die ersten beiden Kapitel aus dem
Spektakulären Werk „Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers“ mitzuerleben. Wieder kommt Walter Moers als Übersetzer zum Einsatz.

Hildegunst ist ein Lindwurm und lebt als junger Lindwurm natürlich auf der Lindwurmfeste. Lindwürmer sind äußerst friedfertig. Sie widmen ihr Leben einzig der Dichtkunst und der Poesie. Darum ist es nicht sehr verwunderlich das die größten Schriftsteller Zamoniens natürlich Lindwürmer sind. Als kleiner, heranwachsender Lindwurm ist jedem ein Dichtpate zugeteilt, dieser soll dem zukünftigen Dichter alles beibringen was man als Schriftsteller wissen muss. Danzelot von Silbendrechsler ist der Dichtpate von Hildegunst. Sein einziges Werk – vom Gartengenuss – ist, wie soll man sagen, eher Geschmackssache. Das ganze Buch ist gefüllt mit Abhandlungen über Erdbeersträuchern, beindruckende Texte über die Fettwucherung des Blumenkohls und Gedichte über Spargelreihen.
Nachdem Danzelot mal einen Stein vor den Kopf bekam hielt er sich eine gewisse Zeit lang für einen Schrank voller ungeputzter Brillen, was einen Perfektionisten wie ihn natürlich sehr verdrießlich stimmte.

Irgendwann, als er schon über 800 Jahre zählte, lag er im Sterben. Da übergab er Hildegunst eine Manuskript das geradezu perfekt schien. Beim Lesen verfällt der Leser abwechselnd in Begeisterungsstürme, bekommt Heulkrämpfe oder lacht was das Zeug hält. Dieses Manuskript wurde Danzelot zugeschickt um es zu beurteilen. Danzelot schrieb natürlich sogleich zurück und bekam dann aber leider nie wieder Antwort.

Nun bittet er in seinem allerletzten Dialog Mildegunst sich doch auf den Weg nach Buchhaim zu machen um dort dieses Ausnahmetalent aufzustöbern.

Hildegunst macht sich auf in die Stadt der Bücher und wird fast erschlagen von den gewaltigen Eindrücken die dort auf ihn einprasseln. Nun muss man bedenken das er mit seinen gerade mal 77 Jahren noch ein halbes Lindwurmkind ist und es aufgrund dessen nicht lange auf sich warten lässt, bis er in die Fänge nichtganz wohlgesinnten Zeitgenossen wiederfindet. Vielmehr findet er sich durch ein giftiges Buch vergiftet in den Dunklen Katakomben von Buchhaim wieder. Natürlich hatte er schon Schreckliches gehört über die Bücherjäger, über die gefährlichen Buchlinge, über Die Sphinxxxxe oder – und davor hatte er am meisten Angst – vor dem Schattenkönig der ganz tief unten in Schloß Schattenhall sein Unwesen treibt. All diese mehr oder weniger gefährlichen Gestalten trifft Hildegunst natürlich, und noch viele mehr. Am unangenehmsten erscheinen ihm die lebenden Bücher, die kein Chance auslassen um ihm das Leben schwer zu machen. Und was hat es mit den weinenden Schatten auf sich? Ist er seinem Helden Colophonuis Regenschein auf der Spur? Und vor allem, wird er den Verfasser des Manuskriptes finden?


Gedanken:
Es ist unheimlich schwierig den Charme von Walter Moers Büchern jemanden nahe zu bringen, der nie eines gelesen hat. Einerseits liegt es, gerade bei diesem sicherlich auch daran das er den Leser direkt mit einbezieht ( Oh, meine treuen Leser...), zunächst warnt auf welch abenteuerliche und gefährliche Reise man sich nun mit ihm begibt. Andrerseits vielleicht auch an der lakonisch, gelassenen Art zu schreiben. Ich liebe die Wortkreationen die er sich in jedem Buch einfallen lässt. Handele es sich um Namen oder andere Dinge. Hier beschreibt er zum Beispiel ellenlang wie Hildegunst neue Worte lernt, damit er Dinge noch präziser darstellen kann um ein perfekter Schriftsteller zu werden.
S.383: Geräusche etwa werden nicht in solche Analphabetenrubriken wie Knall, Rausch oder Klirren zusammengerafft, sondern bekamen ihrer individuellen Natur nach klingende und treffende Namen. Das zarte Geräusch, wenn eine Feder auf den Boden berührt, war ein „bft“.(...) Der appetitliche Laut, der entsteht, wenn man einen Riegel Schokolade abbricht nennt man „Hmmser“. Der „Huck“ ist der Augenblick, in dem man etwas aufheben will und merkt, dass der Gegenstand zu schwer ist.

Die Geschichte an sich ist nicht das faszinierende, denn die läuft im Grunde ähnlich ab, wie zum Beispiel bei Rumo. Die liebevollen Kleinigkeiten, die geschickt eingebauten Wiedererkennungswerte, die atemberaubende Spannung, das sind die Dinge die mich fesseln.
Wiedererkennungswerte finden wir zum Beispiel in Buchhaim selber. Mythenmetz ist dort unterwegs und trifft erfolglose Autoren, heimtückische Verleger, raffgierige Händler und nicht zu Letzt eine ganze „giftige Gasse“ voller Rezensisten, die je nach Sympathie Verrisse über Bücher schreiben.
Spannung natürlich, weil Mythenmetz, wie Käpt´n Blaubär damals immer wieder in geradezu ausweglose Situationen gerät aus der noch nienieniemals jemand entkommen ist. Aber natürlich schafft er dieses immer um Haaresbreite. Liebevolle Kleinigkeiten sind zum Beispiel die schon erwähnten namens und Wortkreationen. Da lesen wir ab und das die eine oder andere Daseinsform Zamoniens mit den Zähnen „knolfte“. Walter Moers weist in einer Fußnote darauf hin das er dieses Wort selber erfunden hatte, um damit ein Verb aus dem Zamonischen zu übersetzen, das ihm völlig unbekannt sei. Schließlich sei er nicht der Autor des Buches sondern nur der Übersetzer.

Durchaus kann man Die Stadt der träumenden Bücher unabhängig von den anderen Zamonien Romanen lesen, da man durch Fußnoten die wichtigsten Zusammenhänge erfährt. Meines Erachtens ist es aber viel schöner und interessanter alle Teile der Reihe nach zu lesen, da die eine oder andere Daseinsform in verschiedenen Büchern wieder auftaucht.


1. Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär ( mittlerweile als Taschenbuch erhältlich)
2. Ensel und Krete ( ebenfalls als Taschenbuch erhältlich)
3. Rumo und die Wunder im Dunkeln ( auch seit ein paar Monaten als Taschenbuch erhältlich)
4. Die Stadt der träumenden Bücher ( gerade er gebunden erschienen)


Allerdings denke ich das sich die Anschaffung der gebundenen Ausgabe wirklich lohnt. Selten gibt es solch liebevoll gestalteten und illustrierten Bücher. Mit Schutzumschlag und Leseband kostet die Ausgabe 24,90 € und ist im Piper- Verlag erschienen.
ISBN: 3-492-04549-9

FAZIT
Fantastisch. Ein Buch zum immer und immer wieder lesen, zum steckenweise Vorlesen und zum amüsieren. Zum mitfiebern und zum fingernagelknabbern. Kaum zu glauben das Walter Moers die Ideen nach soviel Zamonienliteratur noch nicht ausgegangen sind. Auch qualitativ erlebt die Reihe hier keinerlei Einbruch. Ich freue mich schon auf das nächste Werk, was hoffentlich schon in Arbeit ist.

Viel Spaß beim Lesen

Nikolina

30 Bewertungen, 3 Kommentare

  • ich88

    30.04.2006, 13:16 Uhr von ich88
    Bewertung: sehr hilfreich

    grandioses buch und super bericht!!

  • glowhand

    06.12.2005, 13:21 Uhr von glowhand
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg christian

  • Lisolotto

    06.02.2005, 14:51 Uhr von Lisolotto
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein schöner Bericht