Oceanborn (New Version) - Nightwish Testbericht

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ab 13,12
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Daverigger

"Welcome to the end of your life ...

Pro:

Der Musik, die Tarja, das restliche Band

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

... Hail the Oceanborn!\"

Als mir ein Freund vor ein paar Jahren den Track “Wishmaster” von Nightwish über IRC zuschickte, war es um mich geschehen. Der wunderbare, melodische Metal der Finnen, kombiniert mit Tarjas Opernstimme, beeindruckte mich sofort. Ich besorgte mir mehrere CDs von Freunden und schwelgte in den Klängen von Nightwish, um mir später alle Alben in einem Rutsch zuzulegen.
Mit ihrem ersten Album „Angels fall first“ lieferten die lustigen Finnen bereits ein Glanzstück ab, der Durchbruch gelang der Gruppe jedoch erst mit Album Nummer zwei: „Oceanborn“. Insgesamt elf Stücke, die jedes Metal-Herz höher schlagen lassen sind auf dieser Platte vereint, sowohl harter Metal als auch melodische und gefühlvolle Balladen, mal mit sehr kraftvollem, mal mit sehr einfühlsamem Gesang. Sehr ausgewogen und bei jedem hören immer wieder ein klein wenig anders, das ist „Oceanborn“ von Nightwish. Nicht umsonst sind die Leutchen in ihrem Heimatland allseits beliebt und sogar fast Superstars. Ich entschuldige mich für diesen inflationären Begriff ...

Wie immer wird nicht jeder Song einzeln auseinander genommen, ich greife einige repräsentative Stücke heraus. Die Tracklist “Oceanborn”:
1 Stargazers, 2 Gethsemane, 3 Devil & the deep dark Ocean, 4 Sacrament of wilderness, 5 Passion and the opera, 6 Swanheart, 7 Moondance, 8 The Riddler, 9 The Pharaoh sails to Orion, 10 Walking in the air … (11 Sleeping Sun)


1 – Stargazers – 4:28
Die Reise ins „Nachtwunsch-Zauberland“ beginnt und sofort schießen kräftige Drums, eine sehr melodiöse E-Gitarre und wohlklingende Synths aus Tuomas Keyboard dem Hörer entgegen. Wenig später setzt auch schon Tarjas kräftige, volle Stimme ein und rundet den Klanggenuss damit ab. Nach etwas über zwei Minuten ist die Hälfte des Songs erreicht und Tarja schwingt sich mit bombastischer Hintergrundmusik in höhere Sphären. Man meint die Drums platzen, die Saiten der Gitarren reißen und Tarjas Stimmbänder sich aufwickeln zu sehen, so knisternd erscheint das Zusammenspiel der Finnen, wenn der Song nach über drei Minuten langsam aber sicher seinem Ende zugeht. Die Melodie wird ruhiger und sanfter, Klänge wie aus einer Flöte-Klavier-Kombination lassen den Song sanft enden ... aber halt! Noch einmal erhebt sich der satte Sound aus den Tiefen des Nichts und dröhnt noch ein letztes Mal aus den Boxen. Ein mehr als gelungenes Ende für einen mehr als gelungenen ersten Track!
„In this ambrosial merry-go-round they will gaze. Ephemeral life touched by a billion-year-show, separating the poet from the woe.”

3 – Devil & the deep dark ocean – 4:46
Schnell, kraftvoll, hart und unnachgiebig. Nightwish pur! Treibende Drums, griffige E-Gitarren und … holla! Hat Tarja Halsschmerzen bekommen? Nein! Sie singt bloß ein Duett mit einer böse verzerrten Stimme, die, natürlich zum Text passend, an einen Dämon erinnert. Während des Zwiegesangs dudeln im Hintergrund satte Synths, Drums und E-Gitarren um die Wette, bis kurz vor der dritten Minute Tarjas verzweifelter Aufschrei das Duett enden lässt, so dass Drums und Gitarren die Gelegenheit haben, um die Wette zu schrammeln und zu schmettern. Kurz meldet sich dann die dämonische Stimme zurück um von Tarja erneut abgelöst zu werden. Sie trägt die kraftvolle Melodie weiter, bis der Song mit einem weiteren Kracher der Drums zu einem Ende kommt. Wahnsinn!
“Disgraced is my virginity, death has woven my wedding dress. Oh Great Blue breathe the morning dew, for you are the cradle of the image of god.”

5 – Passion and the opera – 4:50
Es beginnt sofort stark metallisch. Drums, E-Gitarren und Tarjas Stimme mischen sich zu einem Kracher, der den Boxen einiges abverlangt. Besonders der Bass ist nicht zu unterschätzen, die Drums leisten gute Arbeit im Hintergrund! Doch trotz aller Härte und metallischer Verspieltheit, es bleibt wohlklingend melodiös, nicht etwa unkontrolliert hart und schrabbelnd. So wie der Text seinen erotischen Inhalt langsam aber sicher versprüht, kommt auch die Musik rüber, leidenschaftlich verklärt, sich langsam aber sicher steigend. Ein Zwischenstück von Tarjas Gesang klingt wie die Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte, was ich dann doch ein wenig abstoßend finde (Ich mag die Zauberflöte nicht), dem Song selbst aber doch keinen Abbruch tut, denn: Nach diesem Einschub lässt sich der Song mit dem Musical Phantom der Oper vergleichen. Tarjas Stimme steigert sich immer weiter, immer weiter einem krachenden Ende entgegen. Doch leider, leider enttäuscht das Ende des Songs drastisch. Ein simples ausfaden, und das war’s! Leider wahr, aber na ja, man kommt darüber hinweg. Ein insgesamt schöner Song, aber das Ende nimmt ihm ein klein wenig von seinem Zauber.
„First wish for this night: Let me be your delight! Body of a virgin, sold to the Devil\'s kin. Your God is me in all that you see: An Aphrodite for mortal souls ...”

6 – Swanheart – 4:44
Eine wundervolle Ballade beginnt. Sanfte Flötenklänge, ein leises Klavier, eine zauberhafte Melodie. Sofort nimmt einen das Flair gefangen. Schließlich, nur mit Streichern im Hintergrund, beginnt Tarja mit ihrem Gesang, der sich durch Samples selbst überlagert und einmal mehr die Natur der Liebe thematisiert und über Oberflächlichkeit und innere Werte sinniert. Nach und nach setzen auch die anderen Instrumente mit ein und schaffen einmal mehr einen großartigen Klangteppich, der zusammen mit Tarjas Stimme zum Träumen einlädt.
„In my world love is for poets. Never the famous balcony scene, just a dying faith on the heaven\'s gate ...“

7 – Moondance – 3:31
Einer meiner Favoriten auf dieser Scheibe! Mit einer leisen, sanften und bedächtigen Melodie auf dem Klavier geht es los, nach einer kleinen Pause setzen die anderen Instrumente mit ein und spielen die gleiche Melodie noch einmal richtig schön kraftvoll. Leise Flötentöne tragen nach diesem Beginn zusammen mit dem Klavier eine schöne und ruhige, neue Klangfolge weiter, bis nach der Hälfte des Tracks wieder die anderen Instrumente einsetzen um die Melodie ihrerseits kraftvoll umsetzen. Nach einiger Spielzeit vermischen sich die beiden verschiedenen Melodien zu einem dichten Klangteppich, der sich langsam schon wie die Metal-Version eines Volkstanzes anhört. Die gelegentlichen „Hey!“-Rufe aus dem Hintergrund wirken in diesem Zusammenhang passend, hätten aber nicht sein müssen. Trotzdem ein wunderbarer Track, der mir immer wieder aufs Neue mehr als nur gut gefällt!

10 – Walking in the air – 5:30
Der letzte Titel des Albums verzichtet fast gänzlich auf härtere Klänge und erzählt in wenigen Worten mit sanftem, ruhigen Gesang die Geschichte eines Moments. Ein Moment der Liebe und der sanft geweckten Leidenschaft. Drums und E-Gitarren spielen eine ruhige und verträumte Melodie, die in diesem Song prinzipiell aber nur Beiwerk zu Tarjas Gesang ist. Ein wunderschöner Ausklang für das Album, der für mich den besten Track der Scheibe darstellt. Leicht und doch von einer gefühlsmäßigen Schwere, leise und gleichzeitig laut. Einfach wunderbar!
„We\'re walking in the air, we\'re floating in the moonlit sky. The people far below are sleeping as we fly. I\'m holding very tight, I\'m riding in the midnight blue, I\'m finding I can fly so high above with you“

Auf den neueren Versionen von “Oceanborn” findet sich nach dem zehnten Track noch ein weiteres Stück namens „Sleeping Sun”. Dieses wurde nachträglich noch eingefügt, da die dazugehörige Single unglaublich großen Erfolg verzeichnete. „Sleeping Sun“ ist ein Titel, der anlässlich einer Sonnenfinsternis geschrieben wurde und meiner Ansicht nach den Zauber dieses Naturschauspiels grandios einzufangen vermag. Der Clip zum Song ist zwar nicht ganz so gut gelungen, aber es geht hier ja schließlich „nur“ um das Album, bzw. den Song. Und der ist ein weiteres Highlight, egal ob als Single oder als elfter Track auf „Oceanborn“. Ich besitze jedenfalls die Version des Albums mit elf Tracks und bin sehr zufrieden, denn so muss ich nicht extra die Single kaufen.


Was lässt sich über ein Album sagen, dass fast ausschließlich starke Tracks in sich vereint? Ganz klar: Es ist von Nightwish! Der sehr abwechslungsreiche Austausch von modernen metallischen Klängen und Tarjas tragender Gesangsstimme ermöglich einen Facettenreichtum der ganz besonderen Art. Oceanborn wird so gut wie nie langweilig. Jeder Song ist anders als der vorherige und das schätze ich an diesem Album sehr! Gefühlvolle Balladen wechseln sich mit richtigen Metal-Krachern ab, die Texte sind einfach nur gut, aus den einzelnen Instrumenten holen die Finnen alles Menschenmögliche heraus und Tarja setzt mit ihrer wunderbaren Stimme dem Ganzen die Krone auf.
Für mich ist klar: „Oceanborn“ hat sich seine fünf Sterne absolut verdient!

Was den Einzelhandelspreis anbelangt muss man sich gut umsehen, die Schwankungen im Preis sind groß. Bei Amazon gibt es „Oceanborn“ in der aktualisierten Version für 16 Euro, bei bol.de muss man schon 20 Euro auf den virtuellen Ladentisch blättern, was in Anbetracht der fehlenden Aktualität der Scheibe recht hoch gegriffen ist. Zwei oder drei Euro weniger hätten es schon sein dürfen. Eine weitere Version des Albums erschien am 23. Januar 2003. Laut Amazon findet man auf dieser CD anstatt „Waling in the Air“ den Track „Sleeping Sun“, plus einen Bonus-Track. Meiner Ansicht nach ein Kauf der nicht lohnt, da die CD sage und schreibe 29 Euro kosten soll! Wer sich bei ebay umschauen möchte darf mit Preisen von 1 Euro bis 50 Euro rechnen. Letzteres natürlich, weil die CD signiert wurde. Wahlweise von einem einzelnen Bandmitglied oder allen zusammen. Habe ich wirklich schon gesehen. Scharf!

Ich selbst besitze wie schon erwähnt die Box-Edition 1997-2001 und kann diese wärmstens empfehlen ... auch wenn es sie bei Amazon bereits nicht mehr gibt. Aber so ist das mit Qualität. Sie ist schnell vergriffen. In Sachen Nightwish ist das nur verständlich!

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