Powerslide Pad-Set Classic Testbericht

Powerslide-pad-set-classic
ab 15,70
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004

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Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun

Protektoren statt Bandagen

Pro:

Hoher Tragekomfort / Guter Schutz / Preislich attraktiv / Dezentes und zeitloses Design / Reflektor-Flächen

Kontra:

Man wird als Weichei oder Schattenparker diffamiert, doch wer sich ohne schon mal elegant aufs Fressbrett gelegt hat, hört da gar nicht mehr hin.. ;-)

Empfehlung:

Ja

Als olle Mumie bin ich für gewöhnlich Pro Bandage, doch auch wenn manch ein Akrobat meint er bräuchte es nicht, so gehört ein Satz Protektoren sicher zum Eqiupment, dass ein Skater nicht nur besitzen, sondern auch benutzen sollte. Das gilt insbesondere für die beim Homo Sapiens nun mal - von Mutter Natur - ausgesprochen doof konstruierten Gelenke. Beim Helm kann man diskutieren, reine Fitnessskater, die weder Downhill oder Halfpipe fahren, benötigen meiner Meinung nach nicht unbedingt immer eine entstellende Suppenschüssel auf der Rübe. Doch Knie, Ellbogen und Handgelenke sind selbst bei einem leichten Sturz extrem anfällig, daher sind Pads und Wristguards auch bei kleinen Turns von Nicht-Extremskatern unverzichtbar. So teuer, wie früher sind Schoner auch längst nicht mehr, bei durch die Bank besser werdender Qualität und Ergonomie. Ganze 25 Euro hat mich der Spaß jetzt bei Karstadt gekostet – reduziert von 69. Schaun wir mal was das Set taugt...

[ Qual der Wahl ]
Das Angebot im Handel ist mittlerweile riesig, sodass die Wahl oft schwer fällt oder schlimmstenfalls allein vom Preis bestimmt wird. Powerslide versucht seit 1994 beides unter einen Hut zu bringen: Sicher- und Bezahlbarkeit. Heute hat sich die Firma ordentlich hoch gekämpft und spielt nicht mehr in der Liga der Underdogs, ist aber durchaus bezahlbar geblieben. Im Gegensatz zu manch anderen Rennomierfirmen, bei denen man hauptsächlich den Namen mitfinanziert. Meine Wahl fiel auf die Classic-Serie, da mein bisheriges Schoner-Set dringend wegen akuter Altersschwäche mal ausgetauscht werden musste. Mit folgenden, festen Kriterien im Kopf war ich unterwegs gewesen:

Ich brauche kein Profi-Equipment mehr, denn aufgrund meines fortschreitenden Alters mache ich weniger Mätzchen auf Rollen – ergo benötige ich auch keine schweineteuren, fast kugelsicheren Spezialpads mehr, die für Trickskater entsprechend breitere Caps haben, aus besonders robusten Werkstoff bestehen und auch viel dickere Polster aufweisen. Das mag in der Halfpipe sinnvoll erscheinen, ist aber für Streetskating absolut überzogen und schränkt außerdem die Bewegungsfreiheit ein. Für die Strecken auf denen ich mich bewege, können die Schoner ruhig ein wenig kleiner ausfallen, dafür bin ich damit aber agiler.

Trotzdem sollen die Gelenke natürlich gut geschützt sein und die Schoner samt Polsterung ergonomisch bequem sitzen. Tragekomfort ist gerade auf längeren Touren sehr wichtig. Bei der Verarbeitung gibt es am Markt auch himmelweite Unterschiede, sowohl was die Caps (die Schilde), als auch das Trägermaterial angeht. Sind die Stulpen nur aus Polyesterfaser ohne Baumwollvlies, so schwitzt man darin stärker und das führt über kurz oder lang zum Scheuern und wunden Stellen. Schließlich die Stabilität: immerhin sollen die Biester ja auch mal etwas aushalten können und sich nicht schon beim kleinsten Rempler in ihre Einzelteile auflösen.

[To protect and serve ]
Das komplette Set besteht aus schwarzen Knee- und Elbowpads, nebst Wristguards und ist 4 Größen zu haben: S, M, L und XL. Faustregel: lieber etwas größer, als zu klein. Die Knieschoner sind hierbei noch meist unkompliziert, doch Ellbogen- und Handgelenkschützer können sehr wohl ZU groß ausfallen und sitzen dann zu locker. Wer von den Körperproportionen her drastisch unterschiedliche Größen benötigt, muss die Teile einzeln kaufen, gemischte Sets gibt es leider nicht. Zumindest nicht offiziell. Mit etwas Glück lässt sich der Verkäufer aber überreden unterschiedlich zusammengestellte Größen dennoch zum Setpreis abzudrücken – das hängt vom persönlichen Verhandlungsgeschick ab.

Die Caps der Pads, sowie die internen Stabilisatoren des Handgelenkschoners bestehen aus schlagfestem Kunststoff. Die Caps haben in etwa die Form und das Aussehen eines Schildkrötenpanzers und sind auf die Stulpen aufgenietet. Hauptsächlich bestehen die Stulpen außen aus wattiertem Polyester, die mit Schaumstoff gepolsterten Innenseiten sind mit Baumwollgewebe kaschiert. Die Schoner werden am Körper durch ein breites elastisches Gewebeband gehalten (man schlüpft mit Armen und Beinen hinein und zieht sie in Position) und danach noch einmal mit je 2 Klett-Gurten gesichert. Rechts und Links sind gekennzeichnet und sollten wegen der darauf abgestimmten Polsterung auch nicht vertauscht werden. Die oberen Klettverschlüsse sind reflektierend beschichtet und leuchten, wenn sie angestrahlt werden.

Der Handgelenkschoner ist hingegen seitlich offen und besteht aus einem atmungsaktiven Gewebe, das an die alten Netz T-Shirts der 80er erinnert. Ein Handgelenkschoner wird fast wie eine Bandage angelegt. Hier ist eine Vertauschung der Seiten so gut wie ausgeschlossen, denn die Öffnung für den Daumen passt jeweils nur auf die entsprechende Hand. Die beiden flachen Schienen der Wristguards umschließen das Handgelenk, wie ein Sandwich, oben und unten. Das stabilisiert das Gelenk doppelt. Die untere Schiene ist dicker, breiter, bis zur Mitte der Handfläche hin gewölbt, abgerundet und in Kunstleder eingefasst. Im Gegensatz zu den Pads haben die Wristguards 3 Klettverschlüsse (sog. „Straps“), um sie zu fixieren. Der mittlere Strap ist wieder reflektierend mit dem „Powerslide“-Schriftzug beschichtet.

[ Handling & Komfort ]
Dank der ergonomischen Form sitzen die Protektoren gut am Körper, ohne mich zu stören. Natürlich darf man die Straps nicht zu fest anballern, sonst wird die Durchblutung gestört, doch das versteht sich – glaub ich – von selbst. Man findet recht schnell heraus, wie fest „fest genug“ ist, ohne sich das Blut abzuschnüren und sich die Beweglichkeit zu erhalten, ohne dass die Teile hin und her rutschen. Doch auch ohne Straps halten die Knie- und Ellbogenschützer schon brav ihre ihnen zugedachte Position. Zum einen durch die Form der inneren Polsterung (Lobenswert vor allem hier die U-Form oberhalb der Patella), zum anderen wegen des breiten Gewebebandes. Da die Innenseiten mit Baumwollfasern durchsetzt sind, kann das Futter auch Schweiß aufnehmen. Zudem ist es auch weicher und somit angenehmer auf der Haut, als reines Polyester.

Die Wristguards hingegen sollten schon ein wenig strammer sitzen, damit das Handgelenk möglichst an jeglicher Bewegung gehindert wird. Je fester desto besser, doch natürlich ist auch hier nicht zu übertreiben – wenn die Fingerkuppen blau anlaufen ist es ein klitzekleines Bisschen zu fest. Auch die Guards sind atmungsaktiv, weil seitlich so gut wie offen. Die Innenseiten rund um die Schienen sind ebenfalls gepolstert. Durch die Form der unteren Schiene wird die Hand in einer leicht nach oben abgewinkelte Lage fixiert. Für manche vielleicht anfangs gewöhnungsbedürftig, doch hat das einen Grund: Aus Reflex heraus versucht man sich meist mit den Fingern abzufangen, wenn man stürzt. Die erzwungene Lage der Hand sorgt aber dafür, dass stattdessen der gepanzerte Handballen den Boden zuerst trifft und der Guard die Aufprallenergie absorbiert.

[ Fazit ]
Es sind wie so oft die Kleinigkeiten, die ein Produkt auszeichnen oder eben nicht. Sicherlich gibt es billigere Lösungen und damit ist nicht einmal der Preis im Besonderen gemeint. Vielmehr verzichten einige Anbieter auf scheinbar unwichtige Features und sind trotzdem teurer in der Anschaffung. Billiger heißt eben nicht günstiger und 25 Euro sind in diesem Falle sehr günstig. Hier zeigt sich dann wenn eine Firma schon seit Jahren in diesem Sektor tätig ist - in den Details. Die Classic Serie eignet sich für Fitness- und Speedskater, bei denen es ohnehin weniger auf brachiale Panzerung, denn auf Erhaltung der Agilität ankommt ohne auf wirksamen Körperschutz verzichten zu müssen. Der Tragekomfort ist beachtlich, man merkt die Protektoren eigentlich gar nicht und das ist äußerst positiv. Spätestens wenn man die Pads voll geschwitzt hat, trennt sich die Spreu vom Weizen - Ich kenne genug Gegenbeispiele (auch namhafter Hersteller), die kratzen, scheuern oder sonst wie unbequem sind, und so vom eigentlichen Skaten ablenken. Mit dem Powerslide-Set gehen jedem noch so hartnäckigen Verweigerer langsam aber sicher die Argumente aus.

So Long

Der Sicherheits-Pharao

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