Serrano Schinken Testbericht

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ab 15,89
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Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  gut
  • Streichfähigkeit:  sehr schlecht

Erfahrungsbericht von Papa_Santano

EIN TOLLES STÜCK SCHWEIN !

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nach langer Zeit möchte ich mal wieder einem Thema der Rubrik Essen und Trinken widmen, bei dem es um eine ganz besondere Spezialität gehen soll.
Schon seit Jahren liebe ich es zu kochen und hätte mir das Jugendarbeitsschutzgesetz keinen Strich durch die Rechnung gemacht, hätte ich auch den Beruf des Kochs erlernt. So aber muss ich mich damit begnügen das Kochen als Hobby auszuleben und neben der asiatischen Küche, haben es mir die mediterranen Köstlichkeiten besonders angetan.
Es gibt Studien, wonach die Menschen in den Mittelmeerländern weit weniger an Herzerkrankungen leiden, was man auch auf die Ernährung zurückführt.
Die mediterrane Küche zeichnet sich in erster Linie durch ihre Einfachheit und die Qualität der Lebensmittel aus. Industriell hergestellte Lebensmittel sind verpönt und viel lieber genießt man die regionalen und naturbelassenen Spezialitäten.
Was für den Italiener der Parma Schinken ist, ist für den Spanier der Serrano. Mir persönlich schmecken beide sehr gut.

Aus Spanien kommt diese Nummer 2 der Schinkenspezialitäten und auch hierzulande kann man diesen Schinken kaufen und genießen. Für die Nummer 1 reicht es leider nicht, denn diese Position wird vom Iberico Schinken belegt, den man leider nur sehr schwer bekommt und der auch kaum zu bezahlen ist.
Billig ist der Serrano in der Anschaffung allerdings auch nicht und mit den Preisen für Parma Schinken vergleichbar. Je nach Einkaufsquelle habe ich mit einem Kilopreis zwischen 20 und 26 Euro zu rechnen, was für einen Schinken eine ganze Menge ist. Abgepackte Ware kaufe ich generell nicht, weil diese ganz einfach erhebliche Einbußen im Geschmack aufweist. Vergleichbar ist dies mit dem Parmesan Käse bei Aldi. Schlecht ist er nicht, doch gegen frisch vom Laib geschnitten hat er geschmacklich keine Chance.
Wie leider immer häufiger, so wird auch bei Lebensmitteln Piraterie betrieben, was auch den Serrano einschließt. Oft wird da ein minderwertiger Schinken als angeblich echter Serrano oder als Schinken nach Serrano Art verhökert.
Zu Dumpingpreisen von weniger als 10 Euro je Kilo, sollte man von solchen Erzeugnissen die Finger lassen.

Der originale Serrano gehört zur Gruppe der Knochenschinken. Dies bedeutet, dass man hierbei die ausgelöste Keule mit Knochen und Schwarte verarbeitet. Serrano kommt übrigens aus dem spanischen und bedeutet nichts anderes als gebirgig, denn diese Spezialität wird in den Höhenlagen Spaniens hergestellt. Es sind hierbei aber keineswegs große Industriebetriebe, sondern kleine Höfe und mittelständische Unternehmen, die diesen Schinken mit großer Sorgfalt herstellen.
Als Rohstoff dient hierbei das Fleisch einer besonderen Schweinerasse, die ohne künstliche Futtermittel gezüchtet wird.
Warum der Serrano vergleichsweise teuer ist, ergibt sich zusätzlich auch aus dem Umstand, dass der Schinken bis zu 24 Monaten in der sauberen Bergluft reift, bevor er in den Handel kommt.
Eine besonders lange Reifung macht sich dabei nicht nur im Preis, sondern auch im Geschmack bemerkbar und wer schon einmal den richtig „alten“ Serrano probiert hat, wird sich mit jüngerem nicht mehr zufrieden geben.

Wie auch bei Parmaschinken, unterliegt der Serrano strengen nationalen Kontrollen, die eine gleich bleibend hohe Qualität dieses Schinkens sichern.
Dabei werden nicht nur Stichproben genommen und die eigens angefertigten Herstellvorschriften kontrolliert, sondern auch die Produzenten werden in unregelmäßigen Abständen aufgesucht um dort die Einhaltung der Vorschriften zu überprüfen. Hierzu wurde dann auch ein eigenes Kontrollorgan gegründet, welches den schönen Namen Consorzio Serrano trägt.
Auch die Schweine unterliegen strengen Kontrollen, was sich neben der veterinärärztlichen Untersuchung, vor allem in der Einhaltung der Futtervorschriften definiert.

Irgendwann gelangt der Serrano dann letztendlich auch in den deutschen Handel und wer eine Spezialität zu schätzen weiß, sollte den echten Serrano einmal probieren.
Am Stück kann man ihm die Qualität schon ansehen. Achten sollte man in erster Linie auf die Farbe, denn ein heller Serrano hat noch nicht die richtige Reife. Auch der Fettanteil ist ein wichtiges Indiz für die Qualität. Obwohl der Serrano ein an sich sehr magerer Schinken ist, gehört ein gewisser Fettansatz einfach dazu.
Fett ist bekanntlich auch ein Geschmacksträger und wenn der Schinken dann auch noch mit einer feinen Fettmaserung aufwarten kann, darf man von einem erstklassigen Produkt sprechen.
Beim Kauf lege ich großen Wert darauf den Schinken frisch geschnitten zu bekommen. In vielen Metzgereien bekommt man bereits geschnittene Ware, die mir aber nicht so sehr zusagt, weil ich nicht weiß, wie lange die Scheiben schon in der Folie liegen. Also lasse ich mir den Schinken frisch vor Ort schneiden, wobei er mir fast nicht dünn genug sein kann.
Auf den Geschmack wirkt sich dies zwar nicht aus, aber in der Küche arbeite ich lieber mit hauchdünnen Scheiben.
Gelagert wird der Serrano bei uns in einer Klimadose von Tupperware, bei der der Schinken zwar atmen kann, jedoch nicht Gefahr läuft auszutrocknen.

Auf den Geschmack angesprochen, liebe ich an ihm die fein nussige Note, die den Schinken im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge zergehen lässt.
Mir persönlich schmeckt er dabei in Zimmertemperatur am besten. Vielleicht ist auch ein wenig Einbildung dabei, aber ich meine, dass er dann noch ein wenig milder schmeckt und sich das Aroma besser entfalten kann. Ihn dabei einfach so auf ein Brot zu legen, finde ich viel zu schade und versuche daher diesen besonderen Schinken auch besonders anzurichten.
Serrano verträgt sich dabei mit frischen Salaten und Olivenöl ganz hervorragend. Wenn ich dann einmal eine mediterrane Vorspeise machen möchte, bediene ich mich dieses Schinkens sehr gerne, weil ich ihn sehr vielfältig verwenden kann.
Eine meine liebsten Vorspeisen besteht dabei aus frischen Tomaten, die ich viertel um sie dann mit Olivenöl zu beträufeln.
Ein wenig Salz aus der Mühle und ein paar Tropfen Aceto Balsamico reichen mir hier als Dressing völlig aus. Auf einen flachen Teller lege ich dann diese Tomaten und „umlege“ sie mit den dünnen Scheiben des Serrano.
Frische Kräuter, sowie ein Stück Brot und ein kräftiger roter Wein bilden eine köstliche Vorspeise, die wir uns zwischendurch immer mal wieder gönnen.
Eine andere, gleichsam schmackhafte Variante ist, den Schinken als Füllung einer kalten Vorspeise zu verwenden. Hierbei werden große Champignons halbiert, um sie dann in leicht gesalzenem Wasser zu garen. Aus ein wenig Knoblauch und Olivenöl fertige ich dann eine Marinade, die ich in die Hälften träufele, um dann mit jeweils einer Scheibe Serrano zu füllen.
Eine Köstlichkeit kann ich da nur sagen......

Ein letzter Punkt, auf den ich hier noch eingehen möchte, ist die Verwendung des Serrano bei warmen Gerichten.
Eigentlich ist der Serrano dafür nicht gedacht, doch bei dem ein oder anderen Gericht fügt er sich geschmacklich sehr gut ein und vermag das Gericht geschmacklich sogar noch zu unterstreichen.
Was ich immer mal wieder koche ist ein spanisches Reisgericht mit frischem Brokkoli und Maronen. Erst wenn das fertige Gericht auf dem Teller angerichtet ist, lege ich noch zwei Scheiben Serrano darüber und erst dann wird serviert.
Durch die Temperatur lösen sich die Geschmackstoffe aus dem Schinken besonders schnell und unterstreichen das einfache Gericht durch ein fein herbe Note.

Nun ist echter Serrano Schinken wie ich eben bereits sagte, kein wahrlich preiswertes Vergnügen. Von daher setze ich ihn auch recht sparsam ein, doch hier und da wird auch mal gesündigt und eine Scheibe ohne alles gegessen.
Probieren sollte man den echten Serrano auf jeden Fall einmal und sich von seinem Geschmack überzeugen lassen.


© Papa_Santano

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