Studiengebühren Testbericht

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Erfahrungsbericht von willibald-1

Studiengebühren in NRW

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Die Aufregung hat sich wieder gelegt: Ab dem kommenden Sommersemester (2003) werden in NRW Studiengebühren eingeführt - und die Studentenschaft hat sich offenbar gefügt.

Ausgerechnet NRW, das sich unter der immer noch amtierenden SPD-Regierung die Chancengleichheit aller auf die Fahnen geschrieben hatte so lange ich zurückdenken kann, wird Vorreiter dieser Regelung.

Welche Konsequenzen haben denn nun die Studiengebühren, die für \"Langzeitstudenten\" 650 Euro pro Semester betragen sollen?
Und: müssen andere nicht auch für\'s Lernen bezahlen, wenn sie teure Studieninstitute besuchen? Warum also der Aufschrei (der inzwischen längst wieder leise geworden ist)?

Zunächst muß man dazu wohl mal klären, wie es denn zu langen Studienzeiten kommt.

Die Zahl der Studenten, die deshalb lange studieren, weil sie nicht arbeiten wollen - die dürfte wohl gegen Null gehen. Studenten, die ich kenne, arbeiten im Gegenteil oft neben dem Studium, um ihren Unterhalt zu finanzieren. Und gerade das verlängert dann auch manches mal die Studienzeit. Wer heute ein Studium absolviert und nicht seinen Eltern auf der Tasche liegen will oder kann (weil die Eltern auch nicht so reich sind), kommt mit dem BAFöG oft nicht zurecht, da die Lebenshaltungskosten einfach zu sehr gestiegen sind.
Ein anderer Grund für lange Studienzeiten ist oft auch der überfrachtete Studienplan an Universitäten. Studienordnungen sind teilweise so komplex, das Angebot und auch die Verpflichtung zu bestimmten Inhalten so umfangreich, daß es kaum möglich ist, in einer vertretbaren Zeit sein Studium zu beenden. Bevor also Studiengebühren erhoben werden dürften, müßte für jeden Studiengang erst mal ein Muster-Studienplan vorliegen, der innerhalb der Regelstudienzeit wirklich zu bewältigen ist. Abegespeckte Ansprüche an den Durchschnittsstudenten würden die Durchschnittsstudienzeit vermutlich am effektivsten verkürzen.

Eine andere Gruppe von Studenten sind die, die ein Zweitstudium absolvieren - oft genug neben ihrer Berufstätigkeit. Sicherlich, man kann vielleicht davon ausgehen, daß sie ja in ihrem Beruf genug verdienen, so daß sie sich \"locker\" die 1500 Euro pro Jahr für ihr Studium leisten können. Oft genug findet man dabei aber Studenten, die ja gerade mit ihrem ersten Diplom nicht so viel anfangen können und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern wollen. Für die sind 1500 Euro dann doch wirklich ein harter Brocken.

Und natürlich findet man auch Studenten, die ihr erstes Studium abgebrochen haben, weil sie die Erkenntnis hatten, daß die erste Wahl vielleicht nicht die beste für sie war. Selbst bei Stipendien wird so ein Irrweg von vielleicht zwei oder drei Semestern nicht unbedingt negativ bewertet. Er kann aber am Ende des Studiums, wenn die Prüfungen und die Diplomarbeit anstehen, zur Falle werden, wenn dann Studiengebühren in kaum bezahlbarer Höhe fällig werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die geplanten Studiengebühren auch nur einen Studenten bewegen, sein Studium schneller zu beenden. Voraussichtlich beschert uns diese Regelung höchstens noch ein paar Studienabbrecher mehr, die dann auf dem Arbeitsmarkt auch keine Chance haben - und damit wiederum dem Staat auf der Tasche liegen!

All diese Gesichtspunkte sprechen eigentlich ganz klar gegen Studiengebühren.

Fairerweise muß man natürlich klarstellen, daß Studenten den Staat auch Geld kosten. Der Unterhalt der Universitäten verschlingt einige Steuergelder, die auch nicht mit Studiengebühren wirklich aufgefangen werden können. Es fragt sich nur, ob es für die Finanzierung nicht andere Wege geben könnte. Haben die Politiker ihre Fantasie wirklich völlig ausgeschöpft?

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • hjid55

    17.01.2007, 19:30 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah