Studiengebühren Testbericht

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Erfahrungsbericht von Befar

Wo bleibt der Gleichheitsgrundsatz?

Pro:

gibt es nicht

Kontra:

unfair gegenüber denen, die ohne Eigenverschulden Langzeitstudenten sind, trifft die Falschen

Empfehlung:

Nein

Generell ist es ja nachvollziehbar, daß irgendwas gegen die sogenannten Langzeitstudenten getan werden muß, aber ob Studiengebühren der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.
Ich habe selbst studiert und die Langzeitstudenten konnte man uns waren eigentlich in drei Gruppen einteilen:

Zum einen waren da die, die von ihren Eltern finanziell unterstützt wurden, teilweise sogar nur studierten, weil die Eltern das wünschten. Versteht mich nicht falsch, dies soll keine Verurteilung all jener Studenten sein, die von der Unterstützung durch ihre Eltern leben. Schön, wenn man die Möglichkeit hat, sich auf sein Studium zu konzentrieren, ohne nebenbei arbeiten zu müssen. Hier geht es mir wirklich nur um die, die eigentlich kein Interesse am Studium haben, sondern lediglich das leichte Leben genießen. Hotel Mama, Taschengeld von Papa usw. - diese Studenten blockieren über Jahre Studienplätze, die dann für andere, die wirklich eine Chance für eine umfangreiche Ausbildung nutzen möchten. In der Regel sieht man sie auch kaum in den Vorlesungen und ich glaube, genau diese Gruppe ist es hauptsächlich, wegen der die Studiengebühren eingeführt werden soll.

Eine zweite Gruppe von Langzeitstudenten sind die, die es ungerechterweise trifft. In der Regel haben sie großes Interesse an ihrem Studium, versäumen aber zu viele Vorlesungen/Seminare, weil sie arbeiten müssen oder aus sonstigen Gründen (z.B. alleinerziehende Mütter ohne Babysitter oder wegen einer längeren Krankheit ...). Auch diese Studenten müßten zukünftig ab einer gewissen Zeit Studiengebühren zahlen, obwohl sie - meiner Meinung nach - eigentlich nichts für die lange Studienzeit können. Wer keine Unterstütztung durch die Eltern kriegen kann, muß nun mal malochen und in der Regel gibt die Firma und nicht der Vorlesungsplan die Arbeitszeiten vor. Oder nehmen wir einfach mal die Geburt eines Kindes, danach fällt allein schon wegen Stillen usw. ein Semester aus (ja klar, ein kluger Mensch kann so was heutzutage verhindern und Prioritäten setzen, aber z.B. ein Jura-/Medizinstudium dauern verdammt lange und wenn danach noch das Praktikum/Referendariat kommt... wer will einer Frau vorschreiben so lange auf ein Kind warten zu müssen, ich nicht). Aus solchen Gründen kann es sehr schnell mal zu Verzögerungen aus ökomischen Gründen kommen, das hat nichts mit Faulheit zu tun. Diese Studenten verdien es eigentlich nicht, daß sie Studiengebühren zahlen müssen, denn in der Regel tun sie alles, was möglich ist, um auch ohne Unterstützung ihr Studium durchzuziehen.

Die dritte Gruppe schließlich betrifft die, die das Studium einfach nicht in der Regelzeit schaffen. Hier sofort von Faulheit auszugehen, wäre ungerecht. Ich kenne z.B. einen, der trotz Legastenie sein Abi auf der Abendschule nachgeholt und anschließend ein STudium durchgezogen hat. Nur eben etwas langsamer als andere. Der verdient Respekt und nicht als \"Strafe\" Studiengebühren.

Wenn die Studiengebühren jedoch so eingeführt werden, daß eine Regelstudienzeit (+ 2 Wiederholungssemester) festgelegt wird, dann trifft es vor allem die, die Ausfälle durch Malochen, Kinder, Krankheit haben oder die, die halt etwas langsamer kapieren oder wegen Prüfungsangst mehr als einen Anlauf brauchen.

Diejenigen, für die die Studiengebühren eigentlich eingeführt werden sollten, die Faulen, Uninteressierten wird es relativ wenig interessieren. Denn wenn sie das selbst finanzieren müßten, würden sie sich nicht so viel Zeit mit dem Studium lassen. Denn eines wollen wir mal nicht vergessen. Studenten haben angeblich ein angenehmes Leben, können lange schlafen, ihre Zeit frei einteilen ... aber sie haben auch noch etwas anderes: nämlich in der Regel leere Taschen. Und wer nicht unter dieser chronischen \"Studentenkrankheit\" leidet, den werden auch Studiengebühren nicht motivieren, schneller zum Abschluß zu kommen.

Was ich mir evtl. als Regelung vorstellen könnte, wäre, daß jeder STudent eine Mindestanzahl von Scheinen (eine geringe Menge, die auch für die, die ihr Studium vollkommen ohne Unterstützung finanzieren erreichbar wäre)pro Semester nachweisen muß, ansonsten im Wiederholungsfall seinen STudienplatz verliert. Ein oder zwei Scheine sollte jeder auch trotz Arbeit schaffen, ansonsten ist es wirklich nur Faulheit.

Ach ja, viele argumentieren, daß man ja nicht arbieten braucht, weil es Bafög gibt und sich somit auf das Studium konzentrieren kann. Dagegen spricht, daß Bafög erstens nicht reicht und zweitens man nicht als Voraussetzung für eine Universitätsausbildung machen sollte, daß man bereit ist, sich zu verschulden.

Ich selbst wollte auf keinen Fall am Ende mit einer großen Schuldenssumme darstehen und habe es lieber vorgezogen, Langzeitstudent zu sein und mein Studium selbst zu finanzieren.

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Aus meiner eigenen Erfahrung an der Uni muß ich leider bestätigen, daß es zahlreiche Studenten gibt, die eigentlich gar nicht am Studium interessiert sind. Sie belegen unnötig Studienplätze und erschweren anderen so die Studienmöglichkeiten.

Einige dieser \"Langzeitstudenten\" habe ich angesprochen und direkt gefragt, warum sie eigentlich studieren. Zur Antwort kam: \"es sei ein angenehmes Leben, man wäre von der Lohnsteuer befreit, müsse also nicht ganz so viel arbeiten, hätte dadurchmehr Freizeit\" - \"Meine Eltern wollten das ich studiere und finanzieren mir dafür den Lebensunterhalt\" - \"Ich wußte nicht, was ich sonst machen sollte und dachte mir, ich hab ja Abi, also warum nicht\" usw. Da bei diesen Leuten das wirkliche Interesse am Studium fehlte zog es sich auch entsprechend in die Länge. Bei solchen Studenten könnte eine Studiengebühr vielleicht dazu führen, daß sie endlich ihr \"Freizeitstudium\" abbrechen, Studienplätze für wirklich interessierte Leute räumen etc.

Aber ichmuß ganz ehrlich sagen, auch ich bin eine sogenannte \"Bummelstudentin\". Finanzielle Probleme bzw. Krankheit haben mehrfach dafür gesorgt, daß ich die mir selbst gesetzten Ziele in einigen Semestern nicht erreicht habe und jetzt schon absehen kann, daß die Regelstudienzeit überschritten wird. Zu oft hat mich mein Kontostand eher zu einem Aushilfsjob statt in die Seminarräume geführt und die meisten Chefs interessiert nicht, wann du eigentlich in der Uni sein solltest. Die geben die Arbeitszeit vor.

Klar, jetzt wird so mancher sagen: die hätte ja Bafög beantragen können. Hätte ich, wollte ich aber nicht: Bafög reicht in der Regel nicht vollständig, bleibt also trotzdem das Problem, Nebenjob und Studienzeiten unter einen Hut zu bringen. Außerdem wollte ich nicht am Ende das Studiums nicht die Bafögrückzahlung in eine ungewisse Zukunft mit reinnehmen. Es gibt schließlich nicht wenige, die trotz Uni-Abschluß arbeitslos bleiben. Hinzu kommt, daß ein Student der Bafög kassiert und innerhalb bestimmter Zeiten einen bestimmten Teil seines Studiums erledigt haben muß. Da reicht - wie in meinem Fall - ein Verkehrsunfall, der dafür sorgt, daß man längere Zeit ausfällt und schon kommt man in Verzug und muß damit rechnen, daß einem wieder das Bafög gestrichen wird und man (wie z.B. bei einem Abbruch) vorzeitig zurück zahlen muß. Wer Bafög beantragt braucht vielleicht nicht ganz soviel nebenher arbeiten, hat aber immer Druck, der nicht immer zum schnelleren Studium, sondern auch teilweise zum Abbruch führen kann.

Wenn es generell Studiengebühren gibt, wäre so mancher Student nicht mehr in der Lage, sein Studium selbst zu finanzieren und müßte Bafög beantragen und somit quasi staatlich verordnet Schulden machen. Auf Dauer könnte so etwas zu einer 2-Klassen-Gesellschaft führen, in der wirklich interessierte und fähige junge Leute evtl. nur aus finanziellen Gründen aufs Studium verzichten müssen, während Leute aus besser situierten Häusern alle studieren können, obwohl evtl. deren Interesse gar nicht vorhanden ist, das Stuidum nur aus Prestige-Gründen angefangen wird.

Auch wenn die Politiker immer davon sprechen, daß die Studiengebühr nur für Langzeitstudenten eingeführt wird, wer garantiert uns, daß das nicht nach und nach - wenn sie erst einmal vorhanden ist - immer weiter ausgedehnt wird? Wie kann man sicher sein, des bei der Gebühr für Langzeitstudenten bleibt und nicht nach dem Prinzip \"wenn man jemanden den kleinen Finger reicht ...\" schließlich allgemeine Gültigkeit findet? Wäre eine gute Einnahmequelle für den Staat, denn welche Eltern würden nicht alles mögliche tun, um ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung zu finanzieren? Und auf der Strecke bleiben die aus ärmeren Verhältnissen.

Studiengebühren sind ein Schritt zurück in die Zeit, wo Bildung den Adelssöhnen usw. vorbehalten war und dürften auf keinen Fall eingeführt werden. Besser wäre es mit Sicherheit, die Zulassungsbedingungen für die Unis zu verstärken (evtl. um zu sehen, ob wirklich Interesse vorhanden ist - wie z. B. auf Journalistenschulen - von einem vorausgegangenem Praktium abhängig zu machen).

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