Tafelberg Testbericht

ab 17,07
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Erfahrungsbericht von Hylobates

Die wohl beste Aussicht über die vielleicht schönste Stadt der Welt

Pro:

sagenhafte Aussicht

Kontra:

in der Hauptsaison manchmal sehr überlaufen

Empfehlung:

Ja

Heute wage ich mich also endlich daran über meinen Ausflug auf dieses Symbol Kapstadts zu berichten. Genauer gesagt setzt sich meine Erfahrung aus zwei Besuchen zusammen; einer fand im November 2003 statt, einer im März 2004. Dass jemand freiwillig in so kurzer Zeit zweimal den Berg besucht zeigt, so denke ich, schon wie schön es hier ist. Aber genug davon.

Den Tafelberg erreicht man über die Buitengracht oder die Kloof Nek Road. Der Weg ist schon in der City gut ausgeschildert. Im Grunde genommen gibt es zwei Möglichkeiten den Gipfel des Tafelbergs zu erklimmen. Einmal können körperlich fitte, wander- und kletterbegeisterte Menschen den Berg zu Fuß erklimmen. Zu diesem Zweck wurden mehrere Routen verschiedensten Schwierigkeitsgrades und unterschiedlicher Länge angelegt. Gerüchteweise sollen es an die 300 sein. Sollte man diese Variante bevorzugen, ist es auf jeden Fall ratsam sich vorher gutes Kartenmaterial oder einen erfahrenen Führer zu besorgen. Es ist schon vorgekommen dass sich Leute beim Aufstieg verirrt und die Nacht in einer Felswand verbracht haben. Die schnell umschwingenden Wetterbedingungen sind eine weitere Widrigkeit, die jedes Jahr mehrere unvorbereitete Besucher das Leben kostet.
Für lauffaulere Leute (zu denen ich mich in diesem Fall auch zählen muss) betreibt die "Table Mountain Aerial Cableway Company" eine Seilbahn. Deren Gondeln verkehren in der Hauptsaison von 8:00 Uhr bis 21:00 Uhr (die letzte Gondel bergab um 22:00 Uhr). 1998 wurde die Anlage modernisiert und genügt daher heutigen Sicherheitsstandards. Dieser Variante werde ich mich eingehender widmen.

Ein kleiner Tipp vorne weg. Man sollte bei der Planung dieses Ausflugs immer etwas flexibler sein und vielleicht noch einen Plan B in Petto haben. Es kommt oft vor dass es auf dem Tafelberg sehr bewölkt ist und man gar nichts von der fabelhaften Aussicht genießen kann. Diese Erscheinung nennen die Einheimischen "Tischtuch" da es wirklich so aussieht als wäre das Plateau mit einer Tischdecke überzogen deren Ecken herunterhängen. Auch kann es passieren, dass die Seilbahn wegen zu starker Winde nicht verkehrt. Daher am Morgen lieber noch mal gucken wie die Wetterlage ist und erst dann entscheiden wohin die Reise geht. Ist der Berg wolkenverhangen kann man den Vormittag getrost anderweitig verbringen und erst am Nachmittag zum Tafelberg aufbrechen. Sollte die Wetterlage günstig sein, d.h. keine Wolken auf dem Gipfel, geht es auf zur Talstation der Seilbahn auf 366 m. Bereits von hier hat man einen tollen Blick über Kapstadt, allerdings wird das Ganze vielleicht ein wenig getrübt durch den Menschenauflauf der hier oft herrscht. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, oben auf dem Gipfel ist genug Platz für alle.

Die Seilbahnfahrt allein ist schon ein Erlebnis für sich. Wenn auch nicht ganz billig (Stand März 2004: 105 Rand; etwa 15 Euro hin und zurück) für eine ca. vierminütige Fahrt, sollte es einem das Vergnügen wert sein. Die Gondeln für jeweils 60 Personen und einen Steuermann sind rundum verglast und drehen sich während der Fahrt um die eigene Achse, wodurch die Passagiere die Aussicht in alle Richtungen genießen können. Das ist zumindest das was im Prospekt steht. In der Praxis spielt sich eine Fahrt hinauf dann irgendwie ganz anders ab. Zwei Fensterelemente, die etwa ein Drittel des Umfangs ausmachen sind offene Bereiche, hier ist es also möglich ohne Spiegelungen zu fotografieren. Zumeist kann man an diesen Stellen einige drängelnde Touristen beobachten, wie sie ihren Platz am offenen Fenster mit Ellbogen und viel Körpereinsatz verteidigen und sich an die Reling klammern, irgendwie putzig. Viele Passagiere stehen auch in der Mitte, die wenigsten bekommen einen direkten Fensterplatz und damit ungehinderte Aussicht.

Geht die Fahrt dann los, fängt die Kabine nach wenigen Momenten an zu rotieren. Allerdings dreht sich sowohl außen die Fensterwand als auch innen der Fußboden um die Aufhängung in der Mitte herum. Und das Ganze auch noch gegeneinander, was bedeutet, dass sich das mühsam erkämpfte Fenster von einem weg bewegt. Festhalten sollte man sich nicht, um für die Mitfahrer erheiternde Stürze zu vermeiden. Auf diese Weise bekommt jeder einmal die Gelegenheit, aus dem offenen Fensterstück zu fotografieren und es ist reine Glückssache, wohin der Blick dann gerade geht. Vielleicht nur gegen die Felswand (wobei das auch ziemlich interessant sein kann) oder doch in Richtung Stadt und Signal Hill.

Hat man die Fahrt ohne Drehwurm überstanden und verlässt die Gondel in der Bergstation auf 1.067 m tut sich vor einem eine komplett andere Welt auf. Die einzigartige Flora und Fauna des Tafelberges. Auf den ca. 6.000 ha des unter Naturschutz stehenden Tafelbergmassivs haben u. a. Antilopen, Paviane, Murmeltiere, Luchse und Adler ihren Lebensraum. Besonderen Schutz bietet der Berg vor allem zahlreichen Insekten- und Vogelarten. Touristen allerdings lieben vor allem die putzigen Klippschliefer, oder Dassies wie sie in Südafrika genannt werden. Diese Tiere sehen zwar eher aus wie Murmeltiere, sind aber mit dem Elefanten verwandt. Da sie relativ wenig Scheu vor Menschen zeigen lassen sie sich meist nicht von den aufdringlichen Besuchern in ihrem Tun stören und sind ein gern gesehenes Motiv für den geneigten Touristen.
Aber auch die Pflanzenwelt hat hier einiges zu bieten. Dank der hohen Niederschläge auf dem Plateau gedeihen Pflanzen hier prächtig. Auf dem ganzen Gebiet des Massivs wachsen über 1.400 verschiedene Pflanzenarten, und damit mehr als in ganz Schweden, das 1.000-mal so groß ist. Die meisten dieser Arten gehören zur Familie des Fynbos und sind hier einzigartig. Da alles unter Naturschutz steht, ist pflücken selbstverständlich strengstens verboten.

Was hat der Gipfel sonst noch zu bieten? Unter anderem gibt es zwei Restaurants. Eines ist etwas vornehmer und kann auch für abendliche Familien- oder Firmenveranstaltungen angemietet werden. Für diese Gäste wird dann auch mal die Seilbahn außerhalb der normalen Betriebsstunden wieder in Gang gesetzt. Das zweite ist ein einfacher gehaltenes Selbstbedienungsrestaurant. Zusätzlich hat man auch noch einen Tagungsraum errichtet, wo sich ausschließlich VIPs treffen und im höchstgelegenen Konferenzraum Kapstadts mit guter Aussicht Geschäfte abschließen können. Vergessen darf ich natürlich auch nicht den obligatorischen Souvenirshop.
Außerdem gibt es natürlich noch drei Wanderwege. Der "Inner Circle" ist eher ein kleiner Spaziergang von nur 15 Minuten, für den "Outer Circle" braucht man immerhin schon etwa eine halbe Stunde und der "Platteklip Gorge Walk" verschlingt dann schon eine gute Stunde. Es ist hier übrigens bei Weitem nicht so platt, wie der Name vermuten lässt. Abseits der dem Stadtzentrum zugewandten halbwegs geraden Kante geht es über verschiedene Felsstufen und Klippen etliche Meter auf und ab.

Vom Gipfel aus hat man, günstige Wetterlage vorausgesetzt, einen atemberaubenden Blick über ganz Kapstadt, den Hafen, die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island, den Bloubergstrand, Campsbay und die übrige Kaphalbinsel. Bei guter Sicht kann man sogar Cape Point erspähen.

Ein finaler Tipp für den Aufenthalt auf dem Plateau. Eine Jacke oder ein Pullover sollte auf jeden Fall im Gepäck dabei sein. Hier oben herrschen manchmal recht starke Winde, die die Temperaturen nicht selten auf unter 10°C sinken lassen.

Als abschließendes Fazit sollte man anmerken, dass ein Besuch des Tafelbergs ein absolutes Muss für jeden Touristen in Kapstadt darstellt. Auch wenn ich sagen muss dass das eigentlich Interessante für die meisten Besucher nicht der Berg selbst ist, sondern vielmehr die sagenhafte Aussicht die man von hier aus hat. Die Einheimischen hingegen nehmen den Berg oft gar nicht mehr richtig wahr. Es soll sogar viele Kapstädter geben, die zwar seit vielen Jahren in der Stadt leben, aber noch nie auf dem Gipfel des Tafelbergs gewesen sind. Na gut, es gibt sicherlich auch Kölner die noch nie den Dom von innen gesehen haben. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Ich hoffe der Bericht ist mir einigermaßen gelungen und dient dem einen oder anderen als kleine Anregung für den nächsten Urlaub. Bis zum nächsten Mal.

42 Bewertungen, 3 Kommentare

  • plötzlichpapa

    21.07.2005, 14:44 Uhr von plötzlichpapa
    Bewertung: sehr hilfreich

    intensiver über Südafrika informiert. Ich finde die Geschichte überaus interessant. Angefangen mit der Einwanderung der Buren, über deren Leben, die Anpassungen, die Entstehung der Sprache "Afrikans", die Weinberge (Stellenbos

  • waltraud.d

    05.07.2005, 16:27 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    Traumhaft! Da möchte ich unbedingt einmal hin.

  • moddy

    01.07.2005, 19:03 Uhr von moddy
    Bewertung: sehr hilfreich

    noch dazu sehr ausführlich und gut gegliedert ! Ein paar mehr Absätze könnten das ganze noch ein wenig optisch auflockern , ansonsten aber perfekt :) Gruß Moddy