Tipps & Tricks zu Absinth Testbericht

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Erfahrungsbericht von schweitzman

WERMUTKIFFEN - Bis die "Grüne Fee" kommt

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

°°°ABSINTH - MAGIE EINES MYTHOS

Wer wünscht sich nicht Kylie Minogue als knapp bekleidete „Grüne Fee“ im seeligen Absinthrausch zu begegnen? Kreativitätsorgien zu halluzinieren und auf einer Stufe mit Oscar Wilde, Ernest Hemingway, Charles Baudelaire und den Großen der Boheme über das Leben zu diskutieren...? Den Reiz des so lange verbotenen, von Mythen und Legenden umwobenen Extrakt der Intellektuellen zu kosten? Seit kurzer Zeit ist der Absinth wieder in Deutschland erlaubt und feiert einen grandiose Wiedergeburt. Ich habe hier Versucht viele Fakten und Informationen zusammenzutragen um den Mythos Absinth etwas transparenter zu gestalten. Natürlich wächst das nicht alles auf meinen Mist, viele Informationen stammen aus Artikeln in chemischen Publikationen wie Nature oder älterer Literatur aus der Universitätsbibliothek der Universität des Saarlandes. Ich habe diese zusammengetragen und versucht die Essenz herauszufiltern. Dieser Artikel war als Stoffsammlung für einen Vortrag konzipiert und enthält entsprechend viele Fachausdrücke und chemische Details, er wurde für die Veröffentlichung hier gekürzt und teilweise umformuliert um vielen Lesern, die keinen Zugang zu solcher Literatur haben einen Einblick in die Thematik zu geben. So ich hoffe ihr findet ein paar neue Infos über das Kultgebräu...bei Fragen einfach Kommentar hinerlassen oder bei mir im Gästebuch melden...

°°°WIEDERGEBURT EINER LEGENDE

In Bram Stoker´s Dracula feierte das Kultgetränk der Boheme seine Wiedergeburt auf der Leinwand, in „Moulin Rouge“ erlag Ewan McGregor der „Grünen Fee“ und seit einiger Zeit ist der sagenumwobene Wermutschnapps wieder in Deutschland erhältlich, wenn auch in entschärfter Form. Rosige Aussichten auf erweiterte Horizonte? Der Absinth-Rausch soll bei van Gogh immerhin die gelbe Phase verursacht haben (ob das gut war?), Picasso malte den Absinth-Trinker und der Kosename Grüne Fee wird Oskar Wilde zugeschrieben. Auch die Schriftsteller und Poeten Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud, Alfred Jarry, Guillaume Apollinaire und Paul Verlaine sollen zumindest einen Teil ihrer Kreativität dem Absinth verdankt haben. Der englische Dichter Ernest Dowson rühmte den Absinth als Aphrodisiakum. Auch Oscar Wilde verherrlichte das Absinth-Trinken.

°°°CHEMICAL FACTS

Absinth ist ein alkoholisches Getränk, zu dessen Herstellung u.a. ein Extrakt aus dem Wermutkraut verwendet wird. Aufgrund der Herstellungsweise müsste es trotz seines ungewöhnlich hohen Ethanolgehaltes zu den Likören gezählt werden. Üblicherweise handelt es sich um ein Produkt von smaragd-grüner Farbe mit ausgesprochen bitterem Geschmack. Absinth enthielt und enthält über 50 Volumenprozent Ethanol. Schon aus diesem Grund wird es in der Regel verdünnt und mit Zuckerbeimengung konsumiert, die in einer ritualisierten Art und Weise zelbriert wird. Der Absinth wird in einem speziellen Absinthglas „vorgelegt“ ein Stüch Würfelzucker mit dem Absinthlöffel mit dem Wermutschnaps getränkt und über as Glas gelegt. Man entzündet den getränkten Zucker, der in der Flamme zu karamellisieren beginnt. Nun „löscht“ man den brennenden Würfel im Absinth und genießt am Besten noch warm...Bei der Verdünnung mit Wasser kommt es zu einer opaleszierenden Weißfärbung, die ja auch von anderen Getränken wie Pernod, Pastis oder Ouzo bekannt ist. Ursache hierfür ist die fehlende bzw. sehr schlechte Wasserlöslichkeit der enthaltenen etherischen Öle; diese „fallen“ bei der Verdünnung aus der alkoholischen Lösung aus und trüben die entstandene Emulsion.
Dieser Farbwechsel (Louche-Effekt) ist sicherlich ein Grund für nahezu zelebrierte Trinkrituale; der entscheidendere Grund liegt aber wohl am Hauptinhaltsstoff, den Essenzen des Wermutkrauts, welche sich, zumindest zum Teil, auch für das Bitteraroma verantwortlich erweisen.

°°°DAS WERMUTKRAUT

Die bitterste bekannte Pflanze soll zwar die Weinraute sein, das Wermutkraut soll aber direkt darauf folgen. Die Hauptwirkstoffe sind Absinthin, Anabsinthin und ein etherisches Öl, welches sich in allen Anteilen der Pflanze findet. Wermutöl, also die Essenz des Wermutkrauts, enthält 40 bis 70 Prozent Thujon, daneben Thujalkohol, Absinthin, Phellandren, Cadinen, Pinen, Azulen, Cineol und Salicylsäure (Römpp Chemie Lexikon). Bittermacher ist der Inhaltsstoff Absinthin, der noch in einer Verdünnung von 1 zu 70.000. wahrgenommen werden soll (1 Gramm in 70 Litern Wasser). Nach Gessner rufen die Nervengifte Thujon und Phellandren Krämpfe hervor und können zu schweren Degenerationserscheinungen am zentralen Nervensystem führen. Im Tierversuch sollen kleine Gaben von Wermutöl zu leichten Muskelzuckungen, größere Gaben zu Krämpfen führen.

°°°DER WIRKSTOFF THUJON

Da der Absinth fast ein Jahrhundert in fast ganz Europa verboten war, sind die vorhandenen Publikationen mit Vorsicht zu interpretieren, da sie größtenteils sehr alt sind und teilweise auch die wissenschaftliche Objektivität vermissen lassen. Sicherlich ist als Hauptwirkstoff des Absinths der Alkoholgehalt zu sehen: immerhin 50 bis 70 Volumenprozent (teilweise bis zu über 80 Volumenprozent). Die besondere Rolle des Absinths unter den alkoholischen Getränken liegt aber in der Verwendung des Wermutkrauts bzw. des Wermutöls bei der Herstellung.
Bereits oben wurde das Monoterpen Thujol als Hauptwirkstoff genannt. In erster Linie ist hier das Isomer alpha-Thujol als aktiver Bestandteil zu sehen, wobei das beta-Thujol meist in höherer Konzentration vorliegt. Doch Warum sollte aber eine Droge, die krampferregend und toxisch ist, begehrenswerte Eigenschaften haben, wie sie sich in den Beschreibungen über den Absinth finden?

°°°WERMUTKIFFER?

Die angebliche, halluzinogene Wirkung der früheren Absinth-Produkte mit hohem Thujon-Gehalt wurde zeitweise auf die chemische Strukturähnlichkeit zwischen Thujon und Tetrahydrocannabiol, dem Wirkstoff des Marihuana zurückgeführt. Thujon, der Hauptbestandteil des Wermutöls zeigt chemisch tatsächlich eine gewisse Strukturähnlichkeit mit Tetrahydrocannabiol, dem Hauptwirkstoff des Marihuanas. Del-Castillo et al. vermuteteten daher in einem Letter an Nature (1976) für beide Substanzen einen gemeinsamen Angriffspunkt (Rezeptor) im zentralen Nervensystem. In weiter Übereinstimmung mit diesen Autoren fanden Rice und Wilson, dass Thujon antinoceptive Eigenschaften habe und dass (-)-Thujone 10fach stärkere Wirkung habe als das (+)-Thujone-Isomer. Auch sie vermuteten einen spezifischen Rezeptor. Nach der Entdeckung des CB1-Cannabinoid-Rezeptors konnten diese Thesen überprüft werden. Cannabinoid-Anagonisten müssen Cannabinoide am Rezeptor verdrängen. Ähnliches gilt für den CB2-Rezeptor. Meschler und Howlett führten dies 1999 im Ratten-Experiment durch. In der Tat bestätigten sie einen Einfluss auf die Cannabinoid-Rezeptoren, allerdings nur in sehr hohen Dosierungen. Solche Dosierungen - einmal ganz abgesehen von der möglichen Speicherung hoher Konzentrationen im Fettgewebe (wg. hoher Lipoidlöslichkeit) und von möglichen first-pass-Effekten (schneller Abbau) in der Leber - dürften solche Blut-Thujon-Konzentrationen nur bei massiver Vergiftung auftreten. Beim Absinth-Trinker dürfte nach diesen Ergebnissen die Aktivierung von Cannabinoid-Rezeptoren keine Rolle spielen. Das Verhalten der Tiere zeigte im Experiment im Übrigen keine cannabinoid-relevanten Veränderungen wie Schmerzdämpfung und Hypomobilität (Meschler und Howlett, 1999).
Im Gegensatz zu den Cannabinoiden wirkt Thujol ja wie Picrotoxin erregend. Eine solche Substanz könnte stimmungshebend und antidepressiv wirken (Olsen, 2000). Nach der Meinung des Autors könnten die angstauslösenden und möglicherweise aktivierenden Eigenschaften der GABA-Antagonisten den angstlösenden, sedativen aber auch amnestischen Effekten von Drogen wie Benzodiazepinen und Alkohol entgegenstehen.
Es bestünde also die Möglichkeit, dass im Absinth eine gewisse Balance zwischen Wirkungen des Thujols und des Alkohols besteht, wobei einige Wirkungen abgeschwächt oder aufgehoben werden.
Diese Theorie würde die angeblich einzigartige, da zu den übrigen Spirituosen unterschiedliche, Wirkung des Absinths zumindest teilweise erklären.

°°°HERSTELLUNG UND URSPRUNG

Der Ursprung der Herstellung des Absinths lag offensichtlich in der französischen Schweiz, es ranken sich allerdings eine Reihe von unterschiedlichen Geschichten um die wahre Urheberschaft. Fest scheint lediglich zu stehen, dass ein Major Dubied, dessen Sohn Marcelin und sein Schwiegersohn Pernod 1797 eine Absinth-Brennerei gründeten.
Der Aufstieg des Absinths hing vielleicht damit zusammen, dass im 18. Jahrhundert die Weinpreise anzogen, der Preis für Absinth hingegen - letzteres vermutlich aufgrund der mittlerweile erfolgten Massenherstellung - sank. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten aber sicherlich die noch anzusprechenden Bohemes, die den Absinth zum Kultgetränk werden ließen, wie auch im Film „Moulin Rouge“ eindrucksvoll gezeigt wird. (Kylie Minogue als „Die Grüne Fee“)
Neben dem Absinth von Pernod waren Fritz Duval Dubied Pére & Fils, A. Vichet, La Cressonnée, Terminus, A. Junod, Cousin Jeune, Herbsaint, Oxygénée und L. Lemercier & Duval klassische Absinth-Marken.

°°°DER FALL

Bereits um 1850 kam der Absinth in Verruf. Bei chronischer Aufnahme wurde ein Syndrom beschrieben, praktischerweise Absinthismus genannt. Als Leitsymptome galten Sucht, Übererregbarkeit und Halluzinationen. Die Diskussion wurde offensichtlich durch die damals noch weit verbreitete Lamarck\'sche Vererbungs- und Evolutionstheorie angefacht. Einige Gegner glaubten, dass der Absinthismus genetisch manifest und damit vererbbar würde. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Absinth fast in allen europäischen Ländern verboten wurde, stellte Pernod die Rezeptur um, schloss sich mit Jules Pernod, einem anderen lokalen Hersteller zusammen, und kreierte das Getränk, was uns heute noch als Pernod bekannt ist. Getränke, die hier als Konkurrenzprodukte nachfolgten, sind auch heute noch bekannt: Pastis, Anisette, Herbe de Sante und Sambuca.

°°°SELBSTVERSUCH (Update)

Der Versuch am eigenen Leib verlief unter streng wissenschaftlichen Vorkehrungen mit einem guten Freund nach Wahl... Also das teure grüne Teufelszeug in ein Glas, Würfelzucker damit tränken, ***wusch*** Feuer dran und nach wenigen Sekunden im Absinth versenken... Der eindeutige Wermutgeruch vermengt mit der süssen Zuckernote erreicht meine Nase. Na denn, hinein. Ich setze das Glas an, der Geruch fein verdampften Ethanols steigt mir ins Riechorgan bevor der grüne Saft meine Lippen erreicht, ein kleiner Schluck für einen Menschen, eine großer Schluck für die Menschheit. Ernüchterung. Also Geschmackstechnisch sollte das Zeug eher in den Apothekerschrank, doch für mich als alten Anisfan durchaus angenehm mit dezenten \"brennen\" im Abgang. Holla, das Zeugs ist heftig...nach zwei weiteren waren beide Probanden ziemlich fertig mit sich selbst und der Welt...Der Monsterkater am \"Day after\" schiebe ich aber auf die etlichen \"Billigbiere\" mit denen wir uns \"warmgetrunken\" haben...

°°°FAZIT

Bei kritischer Betrachtung bleibt der Verdacht, dass tatsächlich neben all den primär gesundheitsschädlichen Folgen des Absinthmissbrauchs gewisse halluzinogene Wirkungen nicht abgestritten werden können. Der Hauptwirkstoff Thujol hat krampferregende, cerebrale Wirkungen, wie auch das ebenfalls im Wermutöl enthaltene Phellandren.
Sicherlich mögen viele der beschriebenen Symptome des Absinthismus durch den Alkoholmissbrauchs allein erklärt werden können. Aufgrund der neueren Untersuchungen über den zentralen Angriffspunkt des Thujols könnten sich aber bei simultaner Aufnahme von Ethanol und Thujol einige einander abschwächende Effekte ergeben. Hieraus könnte in der Tat ein von der reinen Ethanolintoxikation etwas abweichender Rauschzustand erreicht werden. Die Abbauprodukte des Thujols konnten im Tierversuch im Gehirn nachgewiesen werden. Welchem Abbauprodukt nun die hauptsächliche, zentrale Wirkung zukommt, ist letztendlich noch ungeklärt..
Von einer genüsslich zelebrierten \"grünen Stunde\" muss somit nicht generell abgeraten werden, sie sollte aber nicht täglich sein. Zu warnen ist natürlich vor der durchaus realisierbaren Möglichkeit, sich Wermutöl als Homöopathikum zu beschaffen und den alten Absinth in Eigenregie nachzukreieren.

Als denn,

schweitzman et al. 2002

Kommentare gern gesehen.

33 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Manica

    26.04.2006, 15:09 Uhr von Manica
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH- Der Absith, den man hier in Deutschland legal erhält ist nur 70%iger Alkohol und hat keine hallozigene Wirkung. Wenn du also keinen illegalen gekauft hast, ist die Wirkung einleuchtend! Liebe Grüße Manica