Yamaha K-350 Testbericht

Yamaha-k-350
ab 124,19
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
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Summe aller Bewertungen
  • Ausstattung:  schlecht
  • Klangqualität:  gut
  • Aufnahmequalität:  gut
  • Bedienung:  durchschnittlich
  • Verarbeitung:  durchschnittlich
  • Support & Service:  sehr schlecht

Erfahrungsbericht von mg1970

Spartanische Ausstattung, heute aber meist wieder ausreichend!

2
  • Ausstattung:  schlecht
  • Klangqualität:  gut
  • Aufnahmequalität:  gut
  • Bedienung:  durchschnittlich
  • Verarbeitung:  durchschnittlich
  • Support & Service:  sehr schlecht
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein

Pro:

solide Verarbeitung (Metall), mechanische Pausentaste (präzise Schnitte)

Kontra:

sehr spartanische und veraltete Ausstattung, Hebeltasten neigen zum Abbrechen

Empfehlung:

Ja

Mit diesem Bericht geht es weiter in meiner kleiner "Vorstellungsreihe" klassischer HiFi-Kassettendecks. Wie einige vielleicht schon wissen, bin ich schon seit fast 25 Jahren HiFi-Fan und benutze auch heute noch einige hochwertige Geräte aus meiner Anfangszeit. Und manche HiFi-Geräte der 70er und 80er Jahre werden unter "Kennern" immer wieder gelobt, da sie oft moderneren Geräten überlegen sind. Somit bleiben manche Modelle nahezu zeitlos, auch wenn man sie natürlich nicht mehr neu bekommt. Aber der Gebrauchtmarkt boomt mehr denn je.


WARUM - UND WOZU - EIN GEBRAUCHTES HIFI-GERÄT?

Gerade bei Plattenspielern und Kassettendecks stellt sich immer wieder die Frage (sofern man noch darauf angewiesen ist und Bedarf an einer Neuanschaffung hat), neu oder gebraucht? Fakt ist, dass die Nachfrage beider Gerätetypen auf ein Minimum gesunken ist, seit die beiden Tonträgerformate durch neuere (CD, MD, MP3) verdrängt wurden - und somit lohnt es sich für die Hersteller nicht mehr, heute noch hochwertige Plattenspieler oder Kassettendecks zu produzieren. Die paar Geräte, die man heute noch bekommt, sind zu einem großen Teil dürftigst verarbeitet und klingen bei weitem nicht mehr so gut wie frühere Modelle. Deswegen ist die Alternative des Gebrauchtkaufs immer wieder sehr populär, schaut nur bei eBay, da gehen bestimmte HiFi-Veteranen weg wie warme Semmeln.


DAS KASSETTENDECK "YAMAHA K-350"

Ein Gerät, das man durchaus öfter mal bei eBay findet, ist das Yamaha Kassettendeck K-350. Dieses wurde von 1980 bis 1981 hergestellt und war seinerzeit das Einstiegsmodell bei den HiFi-Kassettendecks. Ich habe 1982 (Auslaufmodell) für dieses Gerät 398,- DM bezahlt, ein damals typischer Preis für Tapedecks der Einstiegsklasse. Erhältlich war es, wie damals üblich, wahlweise in schwarz oder silbern. Eine Fernbedienung hatten die Geräte damals natürlich noch nicht. Es handelt sich um ein Einzel-Kassettendeck, denn Doppel-Kassettendecks gab es damals auch noch keine.

Das K-350 war übrigens mein erstes "wirklich eigenes" HiFi-Deck (das hier schon vorgestellte und noch früher gekaufte K-560 gehörte in den ersten Jahren meinen Eltern). Zeitraum des Besitzes/der Nutzung: zwischen 1982 und 1991, die ersten beiden Jahre als einziges Deck, die Zeit danach als Drittgerät und ganz zum Schluss auch im mobilen Einsatz (Mitnahme auf größere Partys, Anschluss an Computer zwecks Aufnahme von Spiele-Melodien).


DIE VERARBEITUNG

Wie damals noch üblich, waren das Gerätegehäuse und auch die Frontplatte noch aus Metall, nicht aus Kunststoff. Das gleiche galt für die Regler. Lediglich die Tasten waren schon aus Kunststoff. Und das war ein sehr großer Nachteil. Es handelt sich noch um ein Deck einer frühen Generation, und zwar wurde es mit mechanischen Hebeltasten bedient und noch nicht mit den heute üblichen elektronischen Tipptasten. Diese Tasten stehen sehr weit vor, was ich optisch nicht für gelungen halte. Irgendwann passierte es: die ohnehin recht schwergängige Start-/Play-Taste brach ab. Das war das Ende dieses Gerätes!
Ich weiß nicht mehr, wie schwer das Gerät war, jedoch war es schwerer als z.B. die schon wesentlich üppiger ausgestattete Nachfolger K-300 und K-320.

Sehr positiv fiel mir auf, dass in der Regel auch schwergängige Kassetten gut abgespielt werden können. Oft geht der Bandtransport weiter, während manches modernere Deck hier die Arbeit verweigert.


DAS KASSETTENFACH

Dieses Gerät hat noch dieses "veraltete" Kassettenfach, also ein "offenes" Fach ohne Deckel, in das die Kassette von unten nach oben eingeführt wird. Dadurch ist natürlich die ganze Kassette auch während des Abspielens sichtbar. Damals hatten die Kassettenmodelle noch ein schönes Design bzw. Layout (vielleicht erinnern sich noch einige an die schrillen 70er-Jahre-Farben bei AGFA und BASF, oder an die gold-glänzenden Maxell der 80er) und sahen nicht so "langweilig" aus wie aktuelle Modelle (neue Kassettendecks verdecken sowieso mehr von der Kassette als sichtbar ist), somit hatte das Auge auch noch etwas. Nachteil ist nur, dass die Kassette nun mehr Staub abbekommen kann, da ja der Kassettenfachdeckel fehlt. Im Gegensatz zu den höheren Modellen ist das Kassettenfach nicht beleuchtet.


ANZEIGEN

Die Aussteuerungsanzeige fand noch in Form dieser VU-Meter, auch gern "Zappelmänner" genannt, statt. Diese VU-Meter, eine Leuchtdiode für die Aufnahme und das analoge Zählwerk (3 Stellen) befinden sich hinter einer länglichen Scheibe aus durchsichtigem Kunststoff. Dieses gesamte "Display" wird auch noch dezent von oben mit kleinen Glühbirnchen beleuchtet, und zwar im typischen "Yamaha-Grün" (siehe auch andere Receiver, Tuner und Kassettendecks aus dieser Zeit).
Ach ja, die Power-Taste ist bei diesem Gerät auch noch beleuchtet. Die höheren Modelle hatten das nicht, dafür hatten die das beleuchtete Kassettenfach.


DIE BEDIENUNGSELEMENTE

Wie schon erwähnt, handelt es sich hierbei hauptsächlich um die sechs mechanischen Hebeltasten:
Schneller Rücklauf.
Wiedergabe (Play).
Schneller Vorlauf.
Aufnahme (Record). Muss mit der Play-Taste gleichzeitig gedrückt werden. Während einer Aufnahme(bereitschaft) leuchtet eine rote LED.
Stop. Wenn man diese Taste drückt, beendet man Wiedergabe, Aufnahme, Vor- oder Rücklauf, und dabei wird die zuletzt gedrückte Taste mechanisch wieder in Ruheposition gebracht.
Pause. Diese Art von Taste ist heute ganz ausgestorben. Sie unterscheidet sich von der Stopptaste insofern, dass lediglich die Andruckrolle zurückgezogen wird, die Köpfe bleiben mit dem Band in Berührung. Die Wiedergabe/Aufnahme hält jedoch an und beginnt EXAKT (!!!) wieder dort, wo sie aufgehört hat, wenn man die Pausetaste wieder deaktiviert. Somit konnte man noch sehr präzise Schnitte machen, z.B. wenn man einen eigenen Mix (Aneinanderreihung zueinander passender verschiedener Musikfragmente) erstellen will - mit so etwas experimentierte ich nämlich mal als Jugendlicher gewisse Zeit. Außerdem sollte man die Pausetaste immer bei Aufnahmen verwenden - das ist/war die berühmte "Aufnahmebereitschaft". Was waren das noch Zeiten, mit dem Finger auf der Pausentaste vor dem Radio, als "Mal Sondock's Hitparade", die "Schlagerrallye" oder Ferry Maat's "Bond van Doorstarters"-Mix gesendet wurden.

Unter dem "Display" finden wir aber noch vier mechanische kleine Drucktasten. Die ersten drei dienen zur manuellen Bandsortenwahl. Früher musste man nämlich die Bandsorte (Normal, Chromdioxid oder Reineisen) noch von Hand einstellen. Modernere Geräte machen das automatisch. Hier kann immer nur eine der drei Tasten gedrückt werden. Schaltet man von Normal auf Chrom, springt die "Normal"-Taste heraus, wie bei alten Röhrenradios (daher kommt auch der Name "Radio-Button" im EDV-Bereich, z.B. bei Abstimmungen auf Webseiten).
Das war schon eine Neuheit bei diesem Modell: eigentlich war man es bei Geräten aus dieser Zeit und in diesem Design noch gewohnt, dass es tauglich für Ferrochrom-Kassetten ist. Dieses Gerät ist es schon nicht mehr, dafür kann man schon die moderneren Reineisenkassetten verwenden.

Es gibt hier noch eine vierte, gleich aussehende Taste, mit dieser man die Dolby-Rauschunterdrückung ein- und ausschalten kann. Dieses Gerät hat nur Dolby B. Dolby C gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber man vermisst das auch nicht unbedingt. Dazu gleich noch.

Rechts unter dem Display findet man zwei Regler für die Aufnahme-Aussteuerung, separat für den linken und rechten Kanal. Das war meiner Meinung nach nicht so gut gelöst, da es schwierig ist, beide Kanäle gleichzeitig zu regulieren, z.B. wenn man eine Aufnahme ausblenden will. Es kommt leicht zu Lautstärkeschwankungen. Besser wäre ein einzelner Regler mit separatem Balance-Regler gewesen, so wie heute allgemein üblich.

Dann finden wir an der Gerätefront noch drei 6,3mm-Klinkenbuchsen. Einmal für einen Kopfhörer (ohne Lautstärkeregler), dann rechts unter dem Display für zwei Mikrofone. Modernere Decks haben solche Mikrofonbuchsen erst gar nicht mehr, "denn mit einem HiFi-Gerät macht man nicht solch klanglich schwache Mikrofonaufnahmen".


QUALITÄT DER AUFNAHMEN

Ich erwähnte gerade, dass ich Dolby C nicht unbedingt vermisste. Hierzu muss ich sagen, dass ich zwei Vergleichsstücke aus dieser Zeit (frühe 80er) hatte. Einmal das K-560, das eine Klasse höher war und bis heute alle Kassettendecks, die ich jemals hatte, in Sachen Aufnahmequalität in die Ecke stellte - und das K-320, welches einer der Nachfolger des 350 ist, dieses hatte schon Dolby C, aber die Aufnahmequalität ließ bei diesem Modell zu wünschen übrig. Die Aufnahmequalität des K-350 ordne ich mal irgendwo in der Mitte zwischen den beiden anderen Modellen ein: gutes Mittelfeld.
Mit Dolby HX-Pro-Aufnahmen modernerer Kassettendecks kann das K-350 natürlich nicht ganz mithalten.


QUALITÄT DER WIEDERGABE

Bei jedem Gerät, das nicht über eine Höhenoptimierung wie "Play Trim" verfügt, besteht die Problematik, dass zu alte und/oder fremdbespielte Kassetten schlecht klingen können. Diese Problematik hielt sich noch in Grenzen, jedoch ist es empfohlen, bei fremdbespielten Bändern das Dolby-System auszuschalten. Die Wiedergabe würde ich insgesamt auch als gutes Mittelfeld einstufen.


SONSTIGE ERFAHRUNGEN

9 Jahre hat das Gerät bei mir gehalten, bis jene Play-Taste abbrach und ich eine Reparatur für unwirtschaftlich hielt. Dazwischen war das Gerät dreimal defekt. 1984 und 1988 war jeweils das gleiche elektronische Teil defekt: es war keine Aufnahme mehr möglich auf einem Kanal, statt dessen ein sehr lautes Brummen. 1986 war das Deck auch noch mal defekt, jedoch konnte ich hier den Fehler selbst beheben. Während der Wiedergabe erfolgte ein sehr starkes Prasseln in den Boxen. Dieses verstärkte sich noch, wenn ich das Netzkabel bewegte. Durch den Austausch des Netzkabels war das Problem behoben.

Was mir an dem Gerät nicht so gut gefällt ist, dass die beiden Cinch-Kabel fest mit dem Gerät verbunden sind. So ist ein eventueller Austausch schon sehr umständlich. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, musste ich damals mindestens einen der Cinch-Stecker mal erneuern.


FAZIT

Viele denken nun, dass so ein Gerät nichts taugt, denn wo ist Dolby C/HX-Pro? Warum muss die Bandsorte von Hand eingestellt werden? Warum kein Titelsuchlauf und kein Autoreverse? Warum blinken keine LEDs? Warum mechanische Tasten?
Aber mal ehrlich, die meisten machen ohnehin nicht mehr viel mit Kassetten, denn die Kassette ist eigentlich ausgestorben. Der Trend geht in Richtung CD-R, MD und MP3.
Wer heute noch (aus welchen Gründen auch immer) noch ein Kassettendeck sucht, bekommt im Laden meistens einen Plastikbomber. Ich habe sogar schon gesehen, dass bei einigen Neugeräten das Dolby HX-Pro schon wieder "eingespart" wurde. Für die Hersteller lohnt es sich heute meist nicht mehr, technisch voll ausgereifte und hochwertige Kassettendecks (bei Plattenspielern ist es ähnlich) herzustellen, mangels Nachfrage.
So ist ein Gebrauchtgerät heute oft eine gute Alternative. Wenn man davon ausgeht, dass die meisten Interessenten wohl nur noch ein Deck brauchen, um mal gelegentlich eine alte Kassette anzuhören, ist das K-350 trotz seiner spartanischen Ausstattung doch mehr als ausreichend, oder?
Auf jeden Fall ist es wesentlich besser verarbeitet als die ganzen Plastikgeräte von heute. Und billiger. Für ca. 15 Euro (ohne Versandkosten) könnte man mit etwas Glück schon so ein K-350 bekommen (z.B. bei eBay).

Meine Gesamtbewertung fällt deswegen nur mittelmäßig aus, weil viele heute übliche Funktionen fehlen (HX-Pro, elektronische Steuerung, automatische Bandsortenwahl, LED-Pegelanzeige, digitales Zählwerk, Suchlauf…), aber ein knappes "empfehlenswert" gebe ich doch noch, da es zum einen sehr günstig zu bekommen ist (gebraucht natürlich) und zum anderen im Gegensatz zum K-320 die Aufnahmequalität hier noch im grünen Bereich ist.

Ebenfalls von mir bei Ciao und MyMeinung veröffentlicht.

4 Bewertungen, 1 Kommentar

  • marti22

    05.12.2005, 12:47 Uhr von marti22
    Bewertung: sehr hilfreich

    schön... LG Tina