Big Jake (DVD) Testbericht

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ab 4,88
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Erfahrungsbericht von larshermanns

Rachewestern Anno 1909

Pro:

erstklassiger Spätwestern mit John \"The Duke\" Wayne | Kombination aus knallhartem Rachewestern und witzigen Szenen | \"Familientreffen\" der Waynes (John, Patrick und John Ethan als Darsteller, Michael als Produzent) | tolle Naturkulisse

Kontra:

nur 11 Kapitel anwählbar | langweiliges Menü | deutsche Tonspur nur Mono | keinerlei DVD-Extras

Empfehlung:

Ja

Liebe Leserinnen und Leser,

mit meinem heutigen Bericht möchte ich einen Western-Klassiker der besonderen Art vorstellen. Es handelt sich um BIG JAKE, einem Western aus dem Jahre 1971, der im Jahre 1909 spielen soll. Dadurch ergeben sich natürlich einige Möglichkeiten, die bei einem Western im Jahre 1868 o.ä. nicht möglich wären. Viel Spaß daher nun mit meiner Rezension eines John Wayne Westerns, wie er nicht alltäglich ist.



●●●●● DER KAUF ●●●●●

Als ich mir diese DVD gekauft habe, musste ich noch stolze € 14,99 bezahlen. Heute gibt es den Film bereits für € 9,99 bei amazon.de.



●●●●● QUICKFACTS ●●●●●

Originaltitel: Big Jake
Land/Jahr: USA 1971
Regie: George Sherman
Darsteller: John Wayne, Richard Boone, Patrick Wayne, Christopher Mitchum, Bruce Cabot, Maureen O’Hara, ...
Genre: Western
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 105 Minuten
Kapitel: 11
Regionalcode: 2 [PAL]
ASIN: B0001FM1LK
Extras: DVD-Inlay



●●●●● DER INHALT ●●●●●

Eine Gruppe Banditen überfällt in Südtexas die Farm der Familie McCandles, tötet eiskalt die meisten der Angestellten und entführt den Enkel Jake (John Ethan Wayne). Martha Wayne (Maureen O’Hara „Der Glöckner von Notre Dame“), die das Massaker mit ansehen musste, erhält vom Anführer der Bande, John Fain (Richard Boone), einen Zettel mit Anweisungen, wie die eine Million Dollar Lösegeld zu übergeben sei. Nach Rücksprache mit den Rangers und der Army beschließt sie jedoch, diesen Auftrag einem harten und unangenehmen Mann zu übergeben, der dieser harten und unangenehmen Aufgabe gewachsen sei: ihrem Mann Jakob McCandles (John Wayne „El Dorado“). Dieser macht sich nach seiner Benachrichtigung sogleich mit Pferd und Maultier auf die Suche nach seinem Enkel, widerwillig unterstützt durch seine beiden Söhne James (Patrick Wayne) und Michael (Christopher Mitchum „Rio Lobo“), die ihrerseits die Rangers per Auto und Motorrad begleiten und die Vorhut bilden. Als diese jedoch in einen Hinterhalt der Banditen gerät, schließen sich James und Michael letztlich doch ihrem Vater und dessen Freund Sam (Bruce Cabot „Chisum“), einem Indianer, an, die den Banditen auf die altmodische Art und Weise nach Mexiko folgen. In einem kleinen Dorf kommt es schließlich zum blutigen Showdown.



●●●●● DIE DVD ●●●●●


· Bildformat:

2.35:1 | anamorph Widescreen | 16:9


· Sprachen:

Englisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch (jeweils Mono)


· Untertitel:

Englisch für Hörgeschädigte, Englisch, Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Holländisch, Isländisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Serbisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch.


· DVD-Specials

- simples Menü ohne Animation
- Kapitelanwahl



●●●●● MEINE MEINUNG ●●●●●

Bei Big Jake handelt es sich um einen meiner Lieblingswestern mit John Wayne. Dies liegt zum einen an der Tatsache, dass dieser Western in einer Zeit spielt, in der der Wilde Westen sichtlich am Abnehmen ist; zum anderen aber auch an der Tatsache, dass John Wayne einen sichtlich gealterten Helden spielt. Gleich zu Beginn rügt er sich selbst, dass er zu alt sei. Ständig hört er überall, dass man ihn für schon längstens verstorben hält. Und zum Lesen bedarf es seit einiger Zeit einer Brille und zum Schießen einer Schrotflinte, da die Augen nicht mehr die schärfsten sind. Erinnern wir uns dann an Klassiker wie „El Dorado“, „Rio Bravo“ oder „Rio Lobo“, in denen er stets flott mit dem Peacemaker war, so kann man diesen Spätwestern beinah schon als Selbstironie bezeichnen.

Im deutschen Fernsehen wird Big Jake oftmals gekürzt ausgestrahlt, da gerade der Überfall zu Beginn des Films ziemlich brutal verläuft. Wehrlose Menschen werden erschossen und mit der Machete abgeschlachtet, nur um die Entschlossenheit der Entführer zu demonstrieren. Doch ist eben diese Brutalität zu Beginn wichtig, um die daraus resultierende Gnadenlosigkeit der McCandles zu erklären. Und diese Gnadenlosigkeit trifft auf alle Mitglieder der Familie zu. Doch zunächst gilt es, die Familie nach beinah 10 Jahren der Entfremdung wieder zusammen zu führen. Jakob McCandles hat all die Jahre in der Wildnis verbracht, während seine Frau Martha die Ranch leitete. Nun soll er mit seinen erwachsenen Söhnen auf die Jagd nach den Entführern seines Enkels gehen, von dem er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste. Dass dadurch gewisse – teils amüsante – Situationen entstehen, versteht sich von selbst.

JOHN WAYNE spielt den gnadenlosen, knallharten Jakob „Big Jake“ McCandles, der von allen respektiert und gefürchtet wird. Er mimt einmal mehr den zähen Einzelgänger, dessen beste Freunde ein alter Indianer und ein Hund sind. Einen Mann, der die Indianerkriege mitgemacht hat und nach wie vor auf Pferd und Maultier setzt. Nun darf John Wayne zudem einen alternden Helden spielen, der es nicht nur mit skrupellosen Banditen zu tun bekommt, sondern der sich auch mit seinen nun erwachsenen Söhnen auseinander setzen darf. Und gerade diese Situationen mit seinen Söhnen sind es, die diesen Film so besonders amüsant machen.

MAUREEN O’HARA spielt zum fünften Mal an der Seite John Waynes und ist in der Rolle der harten Geschäftsfrau Martha McCandles zu sehen, die sich nahezu wehrlos den Banditen ausgeliefert sieht und miterleben muss, wie ihr Sohn Jeff (Bobby Vinton), Jakes Vater, bei dem Überall schwer verwundet wird. Sie weiß um die Risiken bei einer Entführung, sie weiß aber auch, dass sie sich auf ihren Mann Jakob verlassen kann. Ihr Auftritt ist nur recht kurz (sie ist nur in den ersten drei Kapiteln zu sehen), doch wirkt sich ihre Rolle bis zum Ende des Films aus. Eine tolle Besetzung, da man sich noch sehr gut vorstellen kann, wie hübsch sie als junge Frau gewesen sein muss. Und wie sehr Jakob McCandles seine Frau immer noch liebt, ist im Film deutlich zu sehen.

RICHARD BOONE spielt den Anführer der Bande, John Fain, und ist wirklich die ideale Besetzung. Er spielt zwar einen skrupellosen Killer, doch mimt er ihn nicht auf eine Art, wie man es von solch einem Verbrecher erwarten würde, sondern er verleiht ihm fast so etwas wie eine freundschaftliche Ader. So klingt er eigentlich sehr nett und entgegen kommend, ehe er den Colt zieht und zum eiskalten Killer mutiert. Seine Stimme – vor allem in der deutschen Synchronisation – wirkt sehr freundlich und warm, sodass man ihm den Killer nicht immer abnehmen möchte. Doch blickt man ihm in die Augen, dann sieht man dort die ganze Härte ausstrahlen. Boone spielt einen sehr ehrgeizigen und intelligenten Charakter, der sich von den üblichen Bösewichten absetzt. Den unmittelbaren Vergleich hat man mit den übrigen acht Mann seiner Bande, die schon her in das Schema des typischen Banditen und Revolvermannes passen. Eine sehr überzeugende Darbietung, die bei so mancher Szene nicht zu ersetzen gewesen wäre.

PATRICK WAYNE ist in Wirklichkeit einer von John Waynes Söhnen und ist in Big Jake nun ebenfalls als einer seiner Söhne zu sehen. Er spielt James, der sich anfänglich immer wieder mit seinem Vater Jakob anlegt, da dieser sich all die Jahre nicht hat blicken lassen. Aufständisch und beleidigend („Opa!“), muss er sich zunächst erst einmal von seinem Vater versohlen lassen und einsehen, dass dieser auf die Beleidigung mit „Opa“ allergisch reagiert. James ist mit den modernen Errungenschaften des frühen zwanzigsten Jahrhunderts aufgewachsen und schwört zunächst auf die Automobile, mit denen sich die Rangers auf die Suche nach den Banditen machen. Doch während des Films ist sehr schön mit anzusehen, wie sein Verständnis für seinen alten Herrn von Mal zu Mal zunimmt und der sich ihm aber auch immer mehr als ein ebenbürtiger Nachfolger beweisen kann. Vor allem im Umgang mit der Pistole (einer achtschüssigen Halbautomatik, an deren Entwicklung die McCandles beteiligt seien).

CHRISTOPHER MITCHUM ist der Sohn von Robert Mitchum („El Dorado“) und hat bereits in „Rio Lobo“ mit John Wayne zusammen gespielt. Nun sieht man ihn in der Rolle des Michael McCandles, der die Gegend mit einem Motorrad unsicher macht, ehe auch er mit in den Hinterhalt der Banditen gerät. Michael bewundert vom ersten Moment an seinen Vater und hat daher auch nicht ganz so die Schwierigkeiten, wie sie James hat. Dennoch muss auch Michael sehr früh schon erkennen, dass sein Vater eine ziemliche Kelle austeilen kann. Doch auch Michael kann seinem Vater sehr bald zeigen (nach einem anfänglichen – äußerst amüsantem - Missverständnis), was in ihm steckt. Während James nämlich sehr gut im Umgang mit Revolver und Pistole ist, hat sich Michael auf das Schießen mit einem Gewehr spezialisiert. Mit aufgesetztem Zielfernrohr verfehlt er sein Ziel nicht und spielt daher beim Showdown eine tragende Rolle. Seine Rolle ist mit Christopher Mitchum erstklassig besetzt, da dieser zum einen den jugendlichen Charme mit einbringt, zum anderen aber auch gleichzeitig hart und berechnend sein kann.

BRUCE CABOT ist mir vor allem noch als verräterischer Sheriff aus „Chisum“ in Erinnerung. Nun spielt er Jakob McCandles’ indianischen Freund Sam, der ihn bei dieser Menschenjagd begleitet. Bruce spielt dabei eine ernste und zugleich auch amüsante Rolle. Sam ist nämlich – wie auch Jakob McCandles – im Laufe der Jahre nicht jünger geworden. Dennoch bringt er die Eigenschaften eines Indianers mit, wie man sie aus zahlreichen Western kennt. So wirkt es fast ein wenig befremdlich, wenn der alte Mann erklärt, dass er Verfolger ganz leicht umbringen könne. Und dies muss er auch das eine oder andere Mal tatsächlich tun. Dabei wird einmal mehr deutlich, wie skrupellos auch Jakob McCandles ist, wenn er Sam nur kurz anweist „Leg sie um“. Eine knallharte Rolle... aber amüsant zugleich, wenn er den beiden McCandles Söhnen erklärt, wieso sie auf ihren Vater hören sollen (und sich dann wundert, dass er noch nie soviel auf einmal gesagt habe).

Allein schon bei der kurzen Charakterisierung der wichtigsten Darsteller wird klar, dass man es bei Big Jake nicht mit einem 08/15 Western zu tun hat. Die Themen sind ein bisschen moderner, die Waffen und Fahrzeuge lassen zudem deutlich spüren, dass der Wilde Westen nicht mehr allzu lange Bestand haben wird. Dazu trägt auch die kurze Einleitung des Films bei, die nämlich die Entwicklung im Osten und Westen kurz und amüsant gegenüber stellt. Aber sie zeigt auch kurz, wie die moderne Technik nach und nach Einzug erhält und somit einen erheblichen Einfluss auf die Kolonialisierung im Westen nimmt.

Die Filmmusik ist diesmal den jeweiligen Situationen angepasst und klingt zum einen typisch nach „Western“ (die eigentliche Filmmelodie)... andererseits gibt es aber immer wieder kurz eine poppiger wirkende Melodie zu hören, die ein wenig nach Zirkusmusik klingt (wenn Michael mit dem Motorrad rumfährt). Die Landschaftsaufnahmen sind natürlich, wie bei Western typisch, faszinierend und bilden eine eindrucksvolle Kulisse. In den Städten hingegen, sieht man immer wieder Kleinigkeiten, die den Einzug der Moderne aufzeigen (und seien es nur die „neumodischen“ Duschkabinen).

Der Showdown ist dann zwar einerseits wieder typisch für einen Western, aber andererseits fast schon wieder atypisch, da es sich nicht um klassische Duelle handelt. Hierbei kommt vielmehr zum Tragen, dass beide Seiten über Scharfschützen verfügen und dass beiden Seiten klar ist, dass sie keine Gnaden zu erwarten haben würden. Jeder Einzelne ist bei diesem Showdown auf seine Art gefordert. So kommt es auch zum klassischen Revolverduell, wenn James auf den Revolvermann O’Brien (Glenn Corbett „Chisum“) trifft.

Bild- und Tonqualität sind bei dieser DVD ausgezeichnet. Bedauerlicherweise wird Dolby Digital 5.1 nur auf der amerikanischen Tonspur geboten, doch kommt die deutsche Sprachausgabe bei Mono dennoch sehr gut rüber. Die Qualität reicht hierbei beinah schon an den guten, alten Stereosound ran. Der Genuss der Originalfassung ist dann natürlich ein wahrer Leckerbissen (vor allem beim Showdown), da man nämlich auch die Originalstimme von John „The Duke“ Wayne zu hören bekommt.
Das Menü enthält lediglich das Bild des DVD-Covers als Hintergrund und bietet nur die Möglichkeit, die Sprache oder ein Kapitel auszuwählen, oder eben den Film zu starten.
Die Unterteilung in nur 11 Kapitel ist bei der Gesamtspieldauer natürlich ziemlich schwach, da somit jedes Kapitel auf fast 10 Minuten kommt. Hier hätte ich es für deutlich besser gehalten, doch zumindest 25 Kapitel anzubieten. So wird das Heraussuchen bestimmter Szenen nämlich wirklich fast zu einem Akt der Grausamkeit.

Apropos Kapitelanwahl: Beim DVD-Inlay ist die Kapitelübersicht zu sehen. Und diese enthält einen gravierenden Fehler! Kapitel 1 heißt hier nämlich „Verführung“! Man sollte den Übersetzern bei Gelegenheit doch mal den Unterschied zwischen einer „Verführung“ und einer „Entführung“ erklären!!!



●●●●● FAZIT ●●●●●

Der Film ist ein wahrer Leckerbissen für alle Western-Fans. Hier kann man wirklich nur von einem „sehr gut“ sprechen. Die Qualität der DVD hingegen lässt an manchen Stellen zu wünschen übrig. Bild und Ton sind zwar für die jeweiligen Formate als „sehr gut“ zu bezeichnen, doch hätte man zum einen das Menü etwas liebevoller gestalten können (statt nur das DVD-Cover als Hintergrundbild zu nehmen), und zum anderen hätte man auch die anderen Tonspuren in Dolby Digital 5.1 umsetzen können. Die nicht vorhandenen Extras sind dann ein weiteres Manko, das mich bei dieser DVD ein bisschen enttäuscht hat. Dies hat zur Folge, dass ich dieser DVD als Gesamtnote nur ein „gut“ zuteil kommen lasse, wenn auch mit einer uneingeschränkten Empfehlung.



© 2005 Lars Hermanns

20 Bewertungen